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Captain Concho – Band 47

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 47
Die Forscreek-Brüder

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertugrul Edirne / Becker-Illustrators

Kurzinhalt:
Der Yankee schlägt unerbittlich zu! Mit allen Mitteln will die Union die Bahnlinie zur Hafenstadt Mobile zerstören, den Transport von Baumwolle verhindern und den Hafen zurückerobern. Über Captain Concho und seine Männer bricht abermals die Hölle herein. Verzweifelt kämpfen sie gegen die Übermacht des Feindes. Die Zahl der Verluste ist groß, doch dank Sergeant Forscreek, des genialen Bastlers von Sprengkörpern, wird den feindlichen Truppen so eingeheizt, dass ihnen nur noch der Rückzug bleibt. Aber Sergeant Forscreek kann sich nicht recht darüber freuen. Denn auf der Seite der Yankees kämpft sein jüngerer Bruder …

Leseprobe:

Die Yankees kamen mit dem Tag, und sie griffen sofort von allen Seiten an. Geschrei und eine ohrenbetäubende Detonation rissen Captain Concho aus dem Schlaf. Die Druckwelle drohte das Zelt davonzublasen.

Mit einem Satz war Concho auf den Beinen und stürzte ins Freie, das Koppel mit der Revolvertasche und dem Säbelgehänge in der Faust.

Er sah nur Staub und darüber den kupferfarbenen Himmel. »Alle Mann in die Alarmstellungen!«, tönte Lieutenant Bensons aufgeregte Stimme.

Gestalten rannten durch die Staubglocken an Captain Concho vorbei, und als er die Geschosse pfeifen hörte, stürzten drei der Männer getroffen zu Boden.

Concho ließ sich fallen und nahm den Revolver in die Faust. Im gleichen Augenblick hörte er den hämmernden Hufschlag. Er sah die Schwadron, die über den Bahndamm hinweg Attacke ritt, um den Vorposten zu überrennen. In Keilformation brachen die Yankees in die Stellung ein und befanden sich einen Lidschlag später schon mittendrin.

Captain Concho feuerte mit dem Revolver.

Geschrei und Schüsse erfüllten die Luft. Er rollte sich zur Seite, um nicht überritten zu werden.

Überall schienen die Yankees zu sein. Das erdbraune Zelt krachte zusammen und bedeckte ihn fast völlig.

Die ersten Forscreekschen Handgranaten barsten. Die Detonationen ließen den Boden unter Concho vibrieren.

Mit dem Säbel und dem Revolver in den Fäusten kam er auf die Beine und trat den Yankees in den Weg, die da in dichtem Pulk auf ihn zu jagten. Er schoss zwei Reiter aus den Sätteln und holte einen dritten mit dem Säbel herunter. Dabei flog etwas von der Seite her durch die Luft und landete genau vor seinen Füßen:

Eine Konservendose war das, eine von den Handgranaten, die Sergeant Forscreek fabrizierte, die mit einem Reißzünder versehen waren und nach genau drei Sekunden explodierten, sobald man sie abgezogen hatte.

Mit der linken Stiefelspitze fuhr Concho darunter und kickte sie hoch und den Reitern entgegen, die säbelschwingend und weit nach vorn geneigt herangaloppierten, um ihn zusammenzuhauen.

Die Handgranate explodierte in Brusthöhe der Reiter, und dieser Feuerball warf Männer und Pferde zurück und zu Boden.

Captain Concho hatte sich geistesgegenwärtig auf den Rücken fallen lassen. Die Druckwelle fegte über ihn hinweg, während er sich auf den Bauch rollte.

Er war sofort wieder auf den Beinen.

Auch von der anderen Seite her kamen ihm Yankees entgegengeritten. Voran ein Offizier, der ihn erblickte und das Pferd auf ihn zutrieb, dicht gefolgt von einem Mann, der das Sternenbanner der Union an einer Lanze im Bügelschuh trug.

Wieder flogen Handgranaten, und Captain Concho warf sich zu Boden, um nicht von den eigenen Waffen getötet zu werden. Wie Donnerschläge dröhnten die Explosionen. Nur von der verdammten Union Repeating Gun war nichts zu hören.

Reiterlose Pferde jagten an ihm vorbei, als er sich wieder aufraffte. Direkt vor ihm lag das Sternenbanner im Staub, und er schritt darüber hinweg. Seine Sporen fetzten das Tuch auf.

Da endlich begann die Union Gun zu krachen!

Captain Concho lief an gefallenen Männern und Pferdekadavern vorbei und den Sandsackbarrikaden am Bahndamm. Ein Dutzend seiner Männer schloss sich ihm an. Gewehrfeuer schlug ihnen entgegen. Schreiend und schießend stürmten sie weiter, und in der Stellung am Bahndamm entbrannte ein Kampf Mann gegen Mann.

Captain Concho schlug einem Yankee mit dem Säbel den Karabiner aus den Fäusten und warf ihn über die Barrikade hinweg aus der Stellung und entging dabei einem Bajonettstich nur um Haaresbreite. Die Klinge bohrte sich neben ihm in den Sandsack, und er schlug den Yankee einen Lidschlag später mit einem Drehschlag des Säbels zu Boden.

Das metallische Krachen der Union Repeating Gun und die Detonationen der Handgranaten übertönten alle anderen Geräusche.

Über den Bahndamm hinweg flohen die Yankees aus der Stellung und rannten zu ihren Pferden. Die Karabiner von Captain Conchos Männern blitzten und dröhnten.

Bahndamm und Gleis waren von Gestalten in blauen Uniformen übersät.

Sergeant Hines kniete neben Concho. Er richtete sich auf und schlug dem Sergeant auf die Schulter. »Übernehmen Sie hier das Kommando!«, rief er und rannte zur Nordseite, wo der Kampf noch in vollem Gang war.

Benson focht dort mit zwanzig Männern gegen die Yankees, die ihre Wachen getötet oder aus der Stellung geworfen und sich darin festgesetzt hatten.

Da schlugen die Garben der Union Gun dort ein.

»Zurück und volle Deckung!«, rief der lange Lieutenant mit schriller Stimme, um der Schnellfeuerkanone das Schussfeld zu überlassen.

Sand und Staub fegten unter den Einschlägen der schweren Geschosse empor. Die Maschinenwaffe blitzte und krachte, und ihre Garben räumten auch die Stellung im Norden frei.

»Sprung auf – marsch, marsch!«, rief Captain Concho, als die Union Repeating Gun verstummte.

Aus der Hüfte feuernd und mit Hurra-Geschrei stürmte er mit den Männern in die Stellung hinein.

Die Schlacht war geschlagen, der Feind zurück und in die Flucht getrieben.

Pulverrauch wogte in Schwaden über die Sandsackbarrikaden hinweg. Einzeln und in kleinen und großen Gruppen galoppierten die Yankees davon, verfolgt von den Garben der Union Gun, die blechern hämmernd immer wieder einsetzte, und dem Karabinerfeuer der Männer.

»Feuer einstellen!«, rief Captain Concho. »Ben! Eigene Verluste feststellen!« Sergeant Major – Ihr Zug räumt die gefallenen Yankees aus der Stellung! Sergeant Hines! Die verwundeten Männer vor das Lazarettzelt. Übernehmen Sie das mit Ihren Leuten.«

Die Männer bestätigten die Befehle und riefen ihre Soldaten zusammen, um die Befehle auszuführen.

Captain Concho schritt durch das Camp zur Stellung der Union Repeating Gun.

Forscreek und Finnewacker standen an der Maschinenwaffe und schauten den fliehenden Yankees nach. Captain Concho wollte von den Männern wissen, weshalb die Union Gun so spät eingesetzt worden war. Doch da war jede Frage überflüssig. Rings um die Maschinenwaffe lagen tote und verwundete Männer in grauen und blauen Uniformen. Um die Schnellfeuerkanone war erst einmal gekämpft worden, und seine Männer hatten die Oberhand behalten. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, hätten die Yankees sich hier behaupten können.

Ein schwer verletzter Yankee-Lieutenant lag neben dem rechten Rad der Union Gun im Gras. Captain Concho befahl Finnewacker und Forscreek, ihn zum Verbandsplatz zu tragen. Er selbst half einem seiner Männer auf die Beine und führte ihn zum Sanitätszelt.

Danach begab er sich zu dem kleinen Erdbunker, in dem der Telegrafenapparat untergebracht war.

Benson kam ihm entgegen, das Gesicht schmutzig und die Uniform verdreckt.

»Wir haben zehn gefallene und siebzehn verwundete Männer!«, meldete der lange Lieutenant. »Es handelt sich meistens um recht schwere Verletzungen.«

Captain Concho starrte ihn an und stemmte die Fäuste in die Hüften. Das war fast die Hälfte seiner Männer! Er wandte sich abrupt um und stieg in den Bunker hinab.

Ein Sergeant bediente den Apparat. »Ist die Leitung in Ordnung?«, fragte Concho.

»Nur nach Mobile, Sir! Das Kabel nach Norden ist unterbrochen!«, meldete der Sergeant.

»Gehen Sie mit einem Störtrupp raus!«, sagte Captain Concho. »Aber erst melden Sie unsere Ausfälle nach Mobile.«

»Zu Befehl, Sir!«, erwiderte der Sergeant und setzte sich an die Apparatur.

Concho diktierte ihm die Meldung. Er berichtete kurz von dem Angriff des Feindes und gab die Stärke des Gegners mit zwei Schwadronen an, nannte die Verlustziffern, bat dringend um Abtransport der Gefallenen und Verletzten und forderte entsprechenden Ersatz.

Danach verließ er den Bunker und begab sich zum Sanitätszelt, um sich die verletzten Männer anzusehen.

Der lange Lieutenant hatte an der Bunkertür gewartet und begleitete ihn.

»Sollen wir den Yankees nicht eine Patrouille nachschicken, um herauszufinden, wo die Kerle hergekommen sind, Sam?«, schlug Benson vor.

»Nicht direkt, zum Teufel!«, versetzte Captain Concho. »Damit rechnen die Yankees bestimmt, und wir haben, weiß Gott, schon genug Männer verloren. Warten wir auf die Verstärkung. Ich schätze, der Zug wird in zwei Stunden hier sein. Die Verletzten und unsere Gefallenen werden sofort verladen. Die gefallenen Yankees soll der Sergeant Major jenseits des Bahndamms unter die Erde bringen lassen.«

Nachdem er sich die Verletzten betrachtet und mit den meisten ein paar Worte gewechselt hatte, schritt Concho mit Benson durch die Stellungen.

Die Yankees waren völlig überraschend aufgetaucht. Für Captain Concho gab es nicht den geringsten Zweifel, dass sie von Grants Armee stammten, von den Kriegsschauplätzen in Mississippi und Louisiana.

Er hatte mit seinen Männern vor zwei Wochen die Forts Gaines und Morgan erobert, in denen der Yankeegesessen und damit den für die Konföderation so wichtigen Hafen von Mobile blockiert hatte.

Nun rollten die Züge auf der Mobile & Ohio Bahnlinie mit Baumwolle beladen nach Süden. Im Hafen von Mobile wurde der kostbare Devisenbringer auf Schiffe umgeladen und nach Europa gebracht, wo Diplomaten und Handelsherren der Konföderation Kriegsmaterial und andere kriegswichtige Güter vom Erlös der Baumwolle einkauften.

Das musste der Union ein Dorn im Auge sein.

»Bewaffnete Aufklärung ist das gewesen«, meinte Captain Concho zu seinem Lieutenant.« Die Burschen wollten herausfinden, wie stark wir sind und was es die Unionsarmee kostet, nach Mobile vorzustoßen, um den Hafen wieder in die Hand zu bekommen.«

»Captain!«

Die Offiziere hielten ein. Der Sergeant kam aus dem Bunker, einen langen Papierstreifen in den Händen.

(wb)