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Captain Concho – Band 46

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 46
Fort Morgan muss fallen!

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertugrul Edirne / Becker-Illustrators

Kurzinhalt:
»Stürmt die Zitadelle!« So lautet der neueste Marschbefehl für Captain Concho und seine Männer. Fort Morgan muss noch genommen werden, damit der Hafen von Mobile für die Konföderation frei ist. Mutig wie immer ziehen sie los, und sie heizen dem Yankee ein, dass ihm Hören und Sehen vergeht. Doch dann gelingt demYankee-Colonel Mason die Flucht aus der Gefangenschaft. Und er hat einen teuflischen Schachzug vor. Um Captain Concho in eine Falle zu locken und ihn gefangen zu nehmen, bringt er dessen Geliebte, die schöne Bellinda Concidine, in seine Gewalt …

Leseprobe:

Bellinda Concidine verharrte auf der Schwelle ihres Hotelzimmers, als sie Colonel Mason am Tisch sitzen sah. Sein Anblick verschlug ihr glatt die Sprache. Wie sah der Yankee-Offizier aus!

Der Colonel erhob sich. Er war ein großer, schlanker, gut aussehender Mann. Doch wie stand er jetzt vor ihr! Das Haar wirr und strähnig in der Stirn, die blaue Uniform völlig verschmutzt und aus der Fasson. Er trug kein Koppel und keinen Säbel. Barfuß stand er vor ihr.

Mason lächelte schlaff. »Sie sehen es richtig, Bellinda! Ich brauche Ihre Hilfe.«

»Meine Hilfe?« Bellinda war noch immer überrascht. Sie hatte an Masons Stelle eher Captain Concho erwartet, denn seinetwegen, hielt sie sich in der Hafenstadt Mobile auf.

Die junge Frau betrat das Zimmer und schloss die Tür.

»Ich bin auf der Flucht, Bellinda!«

»Vor Captain Concho?«, fragte sie beklommen.

Er nickte. »Concho hat mit seinen Männern Fort Gaines genommen!« »Sind Sie von dort geflohen?« Mason nickte erneut.

Nun wusste sie, weshalb er so heruntergekommen aussah.

Fort Gaines und Fort Morgan befanden sich auf vorgelagerten Inseln, die seit Monaten von Yankeetruppen besetzt gehalten wurden. Dadurch wurde die Zufahrt in den Hafen von Mobile blockiert.

Kein Schiff konnte seitdem mehr aus- oder einlaufen.

Mobile war jedoch lebenswichtig für die Südstaaten. Schiffe, die Baumwolle ausführen wollten, damit die Konföderation in Europa Kriegsmaterial aufkaufen konnte, lagen im Hafen fest. Und Schiffe, die aus Europa kamen, um Waffen und Kriegsgerät in Mobile zu löschen, wurden von den Yankee-Batterien schon draußen auf dem Meer zur Umkehr gezwungen oder versenkt.

Captain Concho hatte den Befehl erhalten, mit seinen Männern die Hafenstadt freizukämpfen. Es war ihm also gelungen, Fort Gaines zu erobern, stellte Bellinda erfreut fest.

»Sam Concho sucht Sie?«

Der Colonel nickte abermals.

»Wenn Sam nach Mobile kommt, wird er mich besuchen«, sagte sie und trat ans Fenster. »Ich kann Sie unmöglich verstecken. Das müssen Sie verstehen.«

»Beschaffen Sie mir ein Pferd, Bellinda. Mehr erwarte ich gar nicht.«

»Sie scheinen sich nicht darüber im Klaren zu sein, was Sie da von mir verlangen, Colonel!«

»Aber Sie waren doch mal auf unserer Seite, Bellinda!«, rief Mason beschwörend.

»Das war in einem anderen Leben!«, antwortete sie herb.

»Nur ein Pferd, Bellinda. Mehr will ich nicht.«

Sie sah ihm in die Augen. »Ich bin nicht Captain Conchos Spionin, Colonel. Ich bin seine Geliebte!«

Mason wies auf seine zerlumpte Uniform. »Ich kann mich so nicht auf die Straße trauen. Die Reb … die Leute würden doch über mich herfallen.«

»Stimmt! Sie sind hier schließlich in Feindesland.«

»Bellinda, ich bitte Sie!«

Sie dachte darüber nach. Er sah es ihr an, trat auf sie zu und lächelte betörend.

Wenn sie ihm half, würde sie Captain Concho nicht nur schaden. Das konnte, nein das musste für Concho und seine Männer das Ende sein.

Fort Morgan und Fort Gaines lagen auf verschiedenen Inseln. Die Meerenge, die sie trennte, war nur vierhundertvierzig Meter breit. Trotzdem hatten die Yankees in Fort Morgan noch keinen blassen Schimmer davon, dass die Rebellen Fort Gaines genommen hatten und sich nun anschickten, auch Fort Morgan zu stürmen.

Mason musste den Commander dieser Festung warnen! Fort Morgan lag auf einer Halbinsel und war von Land her zu erreichen. Mit einem Pferd würde er am anderen Morgen dort sein. Der Commander konnte dann Kriegsschiffe herbeisignalisieren, die draußen auf dem Meer patrouillierten. Mit den schweren Schiffsgeschützen und den Kanonen von Fort Morgan konnten sie Fort Gaines und das Rebellenpack dort in Grund und Boden schießen.

Bellinda Concidine war der einzige Mensch, den er in Mobile kannte und der ihm zu helfen vermochte. Mason wusste, dass die Einwohner der Stadt die Yankees hassten, seit der Hafen von ihren Truppen blockiert wurde. Wie eine Hundemeute würden die Leute sich auf ihn stürzen.

Bellinda hatte nicht die geringste Ahnung davon, dass er um jeden Preis Fort Morgan erreichen musste. Sie wusste auch nicht, dass es aus dem gleichen Grund für Captain Concho so ungeheuer bedeutsam war, Mason wieder in die Hände zu bekommen.

»Besorgen Sie mir wenigstens einen Anzug, Bellinda!«, bettelte er förmlich.

»Meine Pferde stehen im Stall des Hotels. Gehen Sie und nehmen Sie sich eins. Sie kennen die Tiere ja.«

Dem Colonel fiel ein Stein vom Herzen. Aber Mason machte sich auch Vorwürfe, dass er nicht von selbst darauf gekommen war, sich eines ihrer Pferde zu nehmen: Über zwei Stunden hatte er in diesem Zimmer auf sie gewartet. Es war seine Schuld, dass er diese kostbare Zeit verloren hatte.

Mason trat zu ihr hin, ergriff ihre Hand und küsste ihre Fingerspitzen. »Ich danke Ihnen, Bellinda. Niemals in meinem Leben werde ich das vergessen.«

Bellinda lächelte und streichelte seine Wange. – Ja, sie hatte ihn damals geliebt. Und sie wäre jetzt gewiss seine Geliebte, wenn es Captain Concho nicht gäbe.

»Aber Sie versprechen mir, zu behaupten, dass Sie das Pferd gestohlen haben«, verlangte Bellinda.

»Ich schwöre es!«

Schnell schritt er zur Tür, öffnete sie einen Spalt und spähte nach draußen: Dann wandte er sich ihr noch einmal zu, hob lächelnd die Hand und glitt hinaus. Leise schnappte die Tür ins Schloss.

Mit beiden Händen bedeckte Bellinda das Gesicht.

Sie verließ das Zimmer, ging zum Treppenschacht und blickte durch das Fenster auf den Hof hinab. Mason schien schon im Stall zu sein. Das Tor stand offen.

Es dauerte nur Augenblicke, bis der Colonel auf den Hof ritt. Er hatte sich einen Sattel gestohlen!

Mit harter Hand warf er das Tier herum und peitschte es brutal voran, setzte über den Zaun und war einen Moment später schon verschwunden.

Bellinda wollte gerade ins Zimmer zurückkehren, als ihr plötzlich jemand die Hände vor die Augen legte. Sie erschrak fast zu Tode.

»Sam!«, stieß sie hervor, wandte sich um und ging in die Knie.

Captain Concho fing sie betroffen auf. »Bellinda!«

»Mein Gott, hast du mich erschreckt!«, hauchte sie mit geschlossenen Augen. Ihr Puls flatterte. Schweißperlen glänzten auf ihrem hübschen Gesicht, das wachsbleich geworden war.

»Entschuldige!«, stammelte Concho verwirrt. Er nahm Bellinda in die Arme, trug sie zu ihrem Zimmer und legte sie aufs Bett. Die junge Frau lächelte. »Verzeih mir, ich bin so schreckhaft.«

»Ich habe mich wie ein Idiot benommen!«

»Nein!« Sie griff nach seiner Hand und hielt sie fest. »Ich bin so froh, dass du da bist, Sam! Du warst so lange fort. Bleibst du bei mir? Heute Nacht, meine ich.«

»Ich wollte nur vorbeischauen«, sagte Concho.« Aber wenn es sich machen lässt, komme ich am Abend wieder. Bellinda wir haben Fort Gaines genommen!«

»Fort Gaines?«

»Ja, Fort Gaines! Eine angeblich uneinnehmbare Festung, stell dir vor! Im Handstreich! Ich habe dabei nicht einen Mann verloren. Und es kommt dazu, dass die Yankees nebenan in Fort Morgan das noch gar nicht mitgekriegt haben, weil ihnen eine Panne passiert ist. Wir haben zweihundertundfünfzig von ihnen gefangen genommen. Darunter ein Admiral!«

»Ein Admiral?«

Captain Concho nickte. »Wie er leibt und lebt. Der macht uns keinen Kummer, aber einer der Offiziere ist abgehauen. Du kennst ihn. Colonel Mason.«

Sie starrte ihn an. »Colonel …« Concho nickte wieder. »Mason!«

Und er wird jetzt alles dransetzen, nach Fort Morgan zu gelangen,, um die Yankees dort zu informieren. Gelingt es ihm, könnte das schlimm für uns ausgehen. Aber er hat kaum eine Chance. Ich habe einen Beritt zur Halbinsel geschickt, auf der Fort Morgan liegt. Ich bin zuversichtlich, dass ihn die Männer abfangen werden.«

»Oh, mein Gott!«, stöhnte Bellinda. Ganz plötzlich wurde ihr schlecht.

»Soll ich dir ein Glas Wasser bringen?«, fragte Concho besorgt und stand auf.

»Nein, danke«, hauchte sie. Captain Concho setzte sich wieder. »Soll ich einen Arzt rufen?«

Sie hielt ihn fest. »Nein! Wozu?« »Du siehst krank aus.«

»Ich bin nicht krank, Sam.«

Concho küsste sie. »Zu dumm von mir, dass ich dich so erschreckt habe.«

»Es ist nichts. Es ist gar nichts«, sagte Bellinda und versuchte, ein freundliches Gesicht zu machen.

»Ich muss wieder gehen.« Concho erhob sich. »Es ist ungeheuer wichtig, dass wir Mason wieder in unsere Gewalt kriegen. Sonst könnte das für uns übel enden. – Soll ich wirklich keinen Arzt rufen?«

»Nein! Ich danke dir! Ich brauche keine Hilfe. Geh nur, wenn dich die Pflicht ruft.«

»Fühlst du dich wirklich besser?«, fragte Concho zweifelnd und musterte sie besorgt.

Bellinda lächelte und nickte ihm zu. Concho küsste sie sanft. »Dann bis später!«

»Bis später!«

Captain Concho verließ den Raum und schloss lautlos die Tür.

Bellinda schlug das Herz bis zum Hals. Sie richtete sich jäh auf. Warum hatte sie nicht den Mut gehabt, Sam die Wahrheit zu sagen? Vor allen Dingen, nachdem er ihr mitgeteilt hatte, wie wichtig es war, dass Mason nicht nach Fort Morgan gelangte.

Aber wie hatte sie das wissen können?

Mit keinem Wort hatte Mason etwas davon erwähnt.

Sie hatte geglaubt, dass der Colonel sich zu den Unionstruppen im Mississippi-Gebiet durchschlagen wollte.

Bellinda erhob sich und schritt rasch zum Fenster. Sam Concho war schon weggeritten.

Die junge Frau brach in Tränen aus. Plötzlich kam sie sich schlecht und verräterisch vor. Sie hätte es Sam sagen müssen! Aber aus Furcht, ihn zu verlieren, hatte sie geschwiegen.

(wb)