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Marshal Crown – Band 6

Marshal Crown – Der Colt ist das Gesetz

Als die Siedler damit begannen, ihre Felder mit Stacheldraht zu begrenzen, konnte nur noch einer den drohenden Zaunschneidekrieg mit den Rinderzüchtern verhindern: Town Marshal Jim Crown. Aber dann gab es den ersten Toten …

Als die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte, verließ der einspännige Farmwagen den Karrenweg, der entlang am Red River schlangengleich durch das Land führte.

Der Kutscher war ein junger, drahtig wirkender Mann mit einem schmalen Gesicht und langen, weizenblonden Haaren, die ihm unter dem Hut hervor bis auf den Hemdkragen fielen. Er trug die typische Kleidung eines Farmers: kariertes Wollhemd, eine zerschlissene Drillichhose aus Leinen und an den Füßen ein Paar ausgetretene Schnürstiefel.

Vergnügt pfiff Charly Duff vor sich hin, während er den Wagen zielsicher auf eine östlich vom Fluss gelegene Anhöhe lenkte.

Er ahnte in diesem Moment noch nicht, dass er nur noch wenige Minuten zu leben hatte.

Als er die Hügelkuppe erreichte, kam unvermittelt Hufschlag auf.

Mit einem Ruck an den Zügeln brachte er das Gespann zum Stehen, drehte den Kopf und blieb abwartend auf dem Wagenbock sitzen.

Wenig später tauchten drei Reiter hinter ihm aus einer Bodenwelle auf.

Als die Männer ihre Pferde im Halbkreis vor seinem Wagen zügelten, hob Duff die Hand zum Gruß und nickte ihnen entgegen. Er hatte in einem der Reiter Jack Taylor, den Vormann der Hackmesser-Ranch ausgemacht. Ein bulliger, harter Mann, dem man nachsagte, dass er sein ganzes Leben und Wirken bedingungslos in den Dienst der Ranch gestellt hatte. Die beiden anderen waren ihm lediglich vom Sehen her bekannt.

»Hallo Jack, lange nicht mehr gesehen. Was treibt dich denn durch die Gegend?«

In dem maskenhaft starren Gesicht des Angesprochenen zeigte sich keine Regung und auch seine beiden Begleiter machten keinerlei Anstalten, den freundlichen Gruß zu erwidern.

Nervös glitten die Blicke des blonden Kutschers über die Gesichter der Reiter.

Er kannte die Männer zur Genüge, irgendetwas war scheinbar nicht in Ordnung.

»Was mich hierher führt?«, entgegnete Jack kühl. »Kannst du dir das nicht denken?«

Duff wusste nicht, auf was der bullige Vormann hinaus wollte, auch dann noch nicht, als dieser aus dem Sattel glitt, um den Wagen herum ging und beinahe anklagend auf die beiden Stacheldrahtrollen zeigte, die sich auf der Ladefläche seines Farmwagens befanden.

»Du zäunst das Land ein, warum?«

»So würde ich das nicht nennen, ich ziehe lediglich einen Zaun um unser Land.«

»Das sehe ich selber, aber damit hast du meine Frage nicht beantwortet«, erwiderte Jack mit einer Stimme, die wie gesprungenes Glas klang.

»Eigentlich geht dich das ja nichts an, ich kann auf unserem Land schließlich machen, was ich will«, sagte Charly etwas ungehalten. »Aber wenn ich damit deine Neugierde befriedige, bitteschön. Wir besitzen zwar auch einige Rinder, aber wie du weißt, lebt meine Familie hauptsächlich von dem, was das Land hergibt. Wenn aber bald jede Woche eine driftende Viehherde unsere Felder überquert und dabei die Aussaat  zertrampelt, bleibt für uns zur Ernte kaum noch etwas übrig. Das war letztes Jahr so und wird dieses Jahr wahrscheinlich auch nicht anders sein. Da wir nicht genügend Leute sind, um ständig unsere Felder zu bewachen oder unser Vieh, das sich immer wieder mit den fremden Tieren vermischt, auszusortieren, zäunen wir unsere Felder jetzt ein, so einfach ist das.«

»So einfach ist das eben nicht, du verdammter Krautbauer«, sagte einer der Reiter, während er sich mit dem Zeigefinger seinen breitkrempigen Hut aus der Stirn schob.

»Ihr könnt hier nicht einfach Stacheldraht verlegen, wie es euch gefällt. Hinter euren Feldern liegt nämlich die einzige brauchbare Wasserstelle auf dreißig Meilen in der Runde. Der Fluss ist hier in der Gegend voller Treibsand und das Wasser durch den roten Ton für die Tiere ungenießbar.«

Charly Duff zuckte mit den Schultern.

»Pa hat gesagt, dass ihr euer Vieh dann in Zukunft eben um die Felder herumtreiben müsst.«

Ungläubig musterte Jack den jungen Mann auf dem Wagenbock.

»Seid ihr von allen guten Geistern verlassen? Das würde uns jedes Mal zwei bis drei Tage kosten. Wie stellt ihr euch das vor, im Hochsommer reicht bereits ein Tag aus, um das Vieh verdursten zu lassen.«

»Das ist euer Problem, der Zaun jedenfalls bleibt. Wir hungern nicht noch einmal das ganze Jahr hindurch.«

Mit einer nervösen Handbewegung wischte sich Charly über die Stirn und starrte in die Gesichter der Männer, die er alle kannte.

»Verdammt, Jungs, was ist denn plötzlich in euch gefahren, ich denke wir sind Nachbarn?«

»Von wegen, wir sind die längste Zeit Nachbarn gewesen«, sagte Taylor gehässig. »Ihr verdammten Schollenbrecher seid doch alle gleich. Erst macht ihr euch auf unserem Land breit, dann wühlt ihr den Boden auf, sodass die Rinder kaum noch Gras zum Fressen finden, und jetzt versperrt ihr auch noch mit Stacheldraht die Wege zum Wasser. Ich möchte nur wissen, wer euch hier im Rinderland dieses Dreckszeug verkauft hat! Aber damit ist jetzt Schluss. Du wirst diesen Zaun sofort wieder abbauen oder es passiert was, verstanden?«

Duff wurde rot im Gesicht und richtete sich auf.

»Hier wird gar nichts passieren. Wenn ihr den Zaun auch nur anrührt, hetzt euch mein Pa den Sheriff auf den Hals!«

Der Vormann der Hackmesser-Ranch hakte die Daumen hinter seinen Revolvergürtel.

Seine eisblauen Augen musterten den Farmersohn ernst.

»Bevor du weiter wie ein junger Wolf den Mond anbellst, ist es, glaube ich, besser, wenn du jetzt wieder nach Hause fährst.«

»Soll das eine Drohung sein?«, zischte Charly, und ehe er wusste, was er tat, hielt er das Gewehr, das neben ihm am Wagenbock in einem Lederhalfter steckte, in der Hand und richtete es auf die Männer.

»Mach dich nicht unglücklich, Junge. Leg sofort die Waffe weg!«, sagte einer der anderen Reiter schrill.

Als Antwort spannte Duff knackend den Abzug.

Im nächsten Moment blitzte es an der Hüfte von Jack Taylor auf.

Charly Duff zuckte zusammen, öffnete den Mund zu einem lautlosen Schrei und fiel vom Wagenbock. Der Donner des Schusses rollte über das Land und die Gespannpferde tänzelten  nervöse zur Seite.

»Verdammt und was machen wir jetzt?«, fluchte einer der Reiter.

»Leert ihm die Taschen, dass es wie ein Raubüberfall aussieht und dann lasst uns von hier verschwinden«, sagte Jack Taylor und spuckte zu Boden.

»Die Duffs sind hier in der Gegend aber ziemlich bekannt«, gab einer der Reiter zu bedenken.

Taylor musterte ihn ärgerlich.

»Hätte ich mich vielleicht erschießen lassen sollen? Es hat doch keiner geahnt, dass dieser Idiot gleich zur Waffe greifen würde.«


Die vollständige Story steht als PDF, EPUB und MOBI zur Verfügung.

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