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Captain Concho – Band 32

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 32
Eine Fuhre Yankee-Gold

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Kurzinhalt:
Das Gold, das die Union am Sacramento zusammengekauft hat, ist greifbar nahe für Captain Concho und seine verwegenen Reiter und dennoch wie tausend Meilen entfernt. Denn die Yankees mit ihren Union Repeating Guns und der verräterische Colonel Cheyenne mit seiner Bande von Banditen und Freischärlern machen gleichermaßen Jagd auf sie. Captain Concho und seine Männer brauchen außer Tapferkeit und Forscreeks Spezialgranaten schon eine gehörige Portion List und Schlitzohrigkeit, um dem Yankee das für den Süden so wichtige Gold zu entreißen …

Leseprobe:

Überraschend schnell waren die Yankees mit dem Gold aufgebrochen, das sie in den Goldgräberlagern am Oberlauf des Sacramento River zusammengekauft hatten.

Nun befand sich der Transport auf dem Marsch nach Süden. Den zweiten Tag bereits. Das Ziel war unklar. Nichts deutete darauf hin, ob der Transport im Süden zum Colorado River hin einschwenken, oder ob die Yankees zur Küste marschieren würden, um das Gold mit einem Dampfer über die Meere in ihre Hauptstadt nach Washington zu bringen.

Captain Concho und seine Männer wussten nur, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb.

Conchos Reiter waren vierzehn Mann. Der Transport, die beiden mit Gold beladenen Murphy-Frachtwagen, wurde von einer Schwadron US-Kavallerie begleitet.

Captain Concho hatte anfangs mit bedeutend stärkerer Bedeckung gerechnet und seine Aufgabe als nahezu unlösbar betrachtet.

Aber immerhin war diese Schwadron auf neunzig Mann aufgefüllt worden, und vor und hinter den schweren Transportwagen rollte aufgeprotzt je eine Union Repeating Gun. Maschinenwaffen waren das. Ein halbwegs geübter Schütze war imstande, glatt hundertfünfzig Schuss in einer Minute hinauszujagen.

Concho hatte die Möglichkeiten eines Angriffs in Gedanken mehrmals durchgespielt. Doch fünfzehn Männer waren und blieben fünfzehn, und dieser Nachteil war mit Opfermut, Kühnheit und Tapferkeit nicht aufzuwiegen. Jedenfalls nicht allein.

Der Captain hatte sich mit seinen Männern besprochen, und sie alle waren der Auffassung gewesen, dass sie außer Mut und Tapferkeit vor allem Fantasie, List und Schläue benötigten, wenn sie eine Chance haben wollten, dem Yankee dieses für den Süden noch viel wichtigere Gold zu entreißen.

Die Vorbereitungen dazu waren im Gang. Jeder Mann kannte seine Aufgabe.

Lieutenant Benson schritt durch das Biwak, die Hände auf dem Rücken verschränkt.

Der kleine Oscura stieß Finnewacker den Ellenbogen in die Rippen.

»Da kommt der lange Lulatsch angelatscht!«, raunte er.

Forscreek, bei dem sie saßen, mit dem sie sich unterhielten und dem sie zusahen, schaute sich kurz um.

Finnewacker und Oscura griffen flink zu. Finnewacker nahm eine leere Konservendose zur Hand und langte mit der Hand ins Pulver, um sie damit zu füllen. Oscura nahm die letzten Reißzünder in die Hände und begann sie laut zählend vor sich hinzulegen.

»Was ist denn mit euch los?«, fragte Forscreek verwundert. »Mensch, da gehören auch Kiesel rein, Finnewacker.«

Der Lieutenant trat heran. Die drei hantierten abseits mit gefährlichen Sachen.

»Weitermachen!«, sagte er deshalb, ehe sie in die Höhe schnellen konnten und dabei vielleicht etwas fallen ließen, das beim Aufschlag explodierte.

Die drei kannten die Angst des Lieutenants. Besonders Forscreek kannte sie. Er hob eines der schweren Sprengstoffpakete hoch, die er schon fertiggestellt hatte.

»Prüfen Sie mal das Gewicht, Lieutenant!«, forderte er ihn auf.

»Wozu?«, fragte der Lange und betrachtete die Ladung argwöhnisch.»Legen Sie das wieder hin und hantieren Sie damit nicht leichtfertig herum. Haut mal hin, dass ihr fertig werdet. In einer Stunde rücken wir ab.«

»Wir schaffen das schon!«, krähte der kleine Oscura.

Benson ging weiter, und Finnewacker und Oscura legten alles wieder aus den Händen. Beide feixten, und Finnewacker wischte die Hände sauber.

»Erzähl weiter von der Alten in Camp Lowell!«, forderte er den kleinen Oscura auf.

»Das ist doch alles Mist, was Oscura da zusammenspinnt!«, warf Forscreek ein, während er emsig weiterhantierte. »Hirngespinste sind das! Jede Puppe, die er mal angesehen hat, hat er auch gleich aufs Kreuz gelegt. Nachts im Traum vielleicht.«

Finnewacker grinste breit.

Der kleine Oscura lief dunkel an. »Du, ich habe wirklich Schlag bei Frauen. Und ich habe überall immer die schönste Puppe gehabt. Finnewacker, da bist du doch mein Zeuge. Du hast die Blonde doch gesehen. War die eine Wucht oder nicht?«

Finnewacker nickte. »Das war sie!«

Forscreek musterte ihn feixend.

»Und du bist auch dabei gewesen, als er sie über den Zaun gebogen hat, was?«

»Habe ich das behauptet?«, fragte Finnewacker amüsiert.

»Du nicht, aber Oscura. Er hat dich als Zeugen benannt.«

»Du hast vielleicht einen Knall!«, sagte Oscura entrüstet. »Dazu nimmt man doch niemanden mit.«

»Eben!«, versetzte Forscreek trocken. »Deshalb lügst du uns ja hier in aller Seelenruhe die Hucke voll. Jedes Weib gestemmt! Du kriegst doch die meisten nicht einmal über den Zaun gehoben, du halbe Portion!«

»Das hat er auch nicht behauptet!«, sagte Finnewacker feixend. »Er hat nur vom Biegen gesprochen.«

»Genau!«, sagte Oscura. »Vom Biegen und vom Pudern reden wir hier. Von nichts anderem. Und ich habe die Blonde . .

»Was ist denn hier los?«

Die drei sahen auf. Sergeant Dandry stand breitbeinig vor ihnen und betrachtete sie mit ernster Miene.

»Hier ist nichts los«, erwiderte Forscreek trocken. »Ich füge hier gerade alles zusammen.«

»Das sehe ich, dass du etwas fügst!«, brummte Sergeant Dandry. »Aber ihr Buntspechte! Was treibt ihr? Habt ihr nichts anderes zu tun, als euch zu unterhalten?«

»Wir unterhalten uns nicht!«, sagte Oscura. »Wir halten Forscreek das Pulver trocken.«

Dandry lief dunkel an. »Du willst mich wohl verarschen, Mann! – Steh gefälligst auf, wenn ich mit dir rede! Du auch, Finnewacker!«

Die beiden schnellten hoch und nahmen Haltung an.

»Macht nicht so viel Wind, sonst fliegt mir das Pulver weg«, sagte Forscreek und feixte schadenfroh.

»Mach du weiter!«, schnarrte Sergeant Dandry und fixierte den kleinen Oscura. »Was zum Teufel treibst du hier? Wozu bist du eingeteilt?«

Oscura bekam einen roten Kopf und suchte nach Worten.

Dandrys Blick stach in Finnewackers Augen.

Finnewacker reckte sich. »Ich habe Forscreek die Konservendosen gebracht, habe sie noch ein bisschen gesäubert, damit er das nicht machen muss, und hole jetzt die nächsten.«

Forscreek blieb der Mund offen stehen. Er hatte alle Dosen beisammen, und gesäubert hatte er sie auch allein.

»Dann hau ab, Mensch!«, knurrte Sergeant Dandry.

Finnewacker ließ sich das nicht zweimal sagen, machte kehrt und trabte davon.

Sergeant Dandrys Blick glich einem Bannstrahl, als er sich Oscura wieder zuwandte.

»Drückebergerei also! Na, das habe ich gerne. Alles werkelt und schuftet, und der Mister unterhält sich und sitzt faul auf dem Arsch.«

»Ich habe Finnewacker geholfen, die Dosen zu säubern!«, behauptete der Kleine.

»Etwas Gescheiteres fällt Ihnen wohl nicht ein, Corporal!« Sergeant Dandry wurde nun betont förmlich. »Ich bringe Sie gleich auf Vordermann.«

»Ich habe nicht genug Steine!«, warf da Forscreek ein.

Dandry schnappte nach Luft. Er war mit seiner Standpauke ja noch nicht zu Ende. »Was ist los?«

»Ich brauche Steine!«, sagte er und wies auf die leeren Konservendosen. »Kieselsteine!«

»Ab Oscura! Los, Kieselsteine ran! Und dann meldest du dich bei mir!«, bellte Dandry.

Der Kleine flitzte davon wie ein Karnickel.

Sergeant Dandry senkte den Blick, zog die Nase hoch und sah Forscreek noch einen Moment lang zu. Dann ging er weiter.

(wb)