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Captain Concho – Band 27

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 27
Die Brücke am Colorado

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Kurzinhalt:
Der Feind rückt unaufhaltsam vor. Vier Regimenter Unions-Kavallerie stoßen von Kalifornien aus auf den Colorado zu. Captain Concho und seine verwegenen Reiter entdecken auf Patrouille die Yankees, die eine Brücke über den Colorado River bauen, um Nachschub für eine gewaltige Streitmacht heranzuschaffen. Sam Concho hat keinen Befehl, die Brücke zu nehmen. Doch eine solch günstige Gelegenheit hat er sich noch nie entgehen lassen. Er trifft eine Entscheidung, die nicht nur ihn und seine tollkühnen Männer in ein flammendes Inferno führt, sondern auch die Yankees einen Blick in die Hölle werfen lässt …

Leseprobe:

Die drei konföderierten Kavalleristen beobachteten die Felsformation eine ganze Weile, bevor sie es wagten, hintereinander zu der Wasserstelle hinunterzureiten.

Sie hielten vor der Zisterne und saßen ab.

Lieutenant Benson warf Sergeant Miller die Zügel zu und trat zur Seite. Dabei drehte er sich und spähte in die Runde, den Karabiner schussbereit.

»Los, Sergeant!«, sagte er. »Sie und Finnewacker und die Pferde zuerst.«

Der lange Lieutenant traute dem Frieden nicht. Mit den beiden Männern hatte er im Morgengrauen den Colorado River überquert, und inzwischen befanden sie sich mehr als zwanzig Meilen tief in kalifornischem Gebiet.

Von den Yankees, die sich angeblich in dieser Gegend befinden und auf den Grenzfluss vorstoßen sollten, um in das Territorium von New Mexico einzufallen, hatten sie bislang nicht einen Hufabdruck gesichtet.

Captain Concho hatte drei Patrouillen über den Fluss geschickt, um den Gegner aufzuspüren und dessen Stärke festzustellen.

Vielleicht hatten die anderen Patrouillen mehr Glück.

Der Lieutenant und die beiden Männer hatten bislang nur Rote zu Gesicht bekommen.

Die Pferde soffen in langen Zügen, und die Männer stillten ihren Durst. Dann füllten sie die Feldflaschen und wuschen sich Schweiß und Staub aus Gesicht und Nacken.

Benson kniff die Lider zusammen. Die Sonne, die genau über den Felsen stand, blendete ihn.

Sergeant Miller kam zu ihm. Inder Rechten hielt er den Karabiner, und mit der anderen Hand wischte er sich das Wasser vom Gesicht.

»Gehen Sie, Lieutenant, damit wir hier wegkommen«, sagte Miller voller Unbehagen und blickte sich spähend um. »Wasserstellen sollen in dieser Gegend die unsichersten Orte sein.«

»Ja!«, versetzte der lange Lieutenant. »Halten Sie die Augen offen. Wir reiten sofort weiter.«

Miller nahm seinen Platz ein, und er schritt zur Zisterne, legte das Gewehr aus der Hand und nahm den Hut ab.

Finnewacker stand bei den Pferden und hängte die Feldflaschen an die Sattelhörner. Auch er fühlte sich augenscheinlich nicht wohl in seiner Haut. Argwöhnisch äugte er in die Runde.

Benson trank und wusch sich. Das Wasser war frisch und sehr kalt.

»Sir!«, zischte Finnewacker plötzlich.

»Achtung! Rote!«, rief der Sergeant fast im gleichen Moment.

Der Lieutenant ruckte hoch und verharrte einen Augenblick.

Drüben vor den Felsen standen auf einmal über ein Dutzend Krieger.

Fluchend stülpte er sich den Hut auf den Schopf und griff nach dem Gewehr.

Er hatte sich also doch nicht getäuscht, als er kurz zuvor dort in den Felsen eine Bewegung zu sehen geglaubt hatte.

»Sergeant, hierher!«

Miller war mit zwei Schritten bei ihnen, und alle drei duckten sich an der Ummauerung der Zisterne.

Die Roten rührten sich nicht. Verteilt standen sie da reglos zwischen den Felsen tief im Schatten. Sie hielten Kriegsbogen und Wurflanzen in den Fäusten. Nur drei Krieger besaßen Gewehre.

»Ob die von uns auch wirklich etwas wollen?«, fragte Finnewacker mit krächzender Stimme. »Die warten vielleicht nur darauf, dass wir abschwirren.«

»Das wollen wir mal probieren«, sagte Benson. Er richtete sich auf und schritt zu den Pferden. »Aber vorsichtig, Leute!«

Auch Finnewacker und Miller reckten sich. Doch als sie sich in Bewegung setzten, legten die Krieger Pfeile und Gewehre auf sie an, und Krieger mit den Lanzen holten mit drohender Gebärde zum Wurf aus.

Die drei Kavalleristen verharrten auf der Stelle.

»Scheibenkleister! Sie wollen uns nicht Leine ziehen lassen«, sagte Benson und bewegte sich vorsichtig zur Zisterne zurück.

Die Roten senkten die Waffen wieder. Einer trat zwei Schritte nach vorn, zeigte auf die Pferde, dann auf sich und danach deutete er auf sie und wies nach Osten, von wo sie gekommen waren.

»Was will der Kerl?«, fragte Sergeant Miller mit krächzender Stimme. »Was hat das zu bedeuten?«

»Na, das war doch eindeutig«, erwiderte der lange Lieutenant gereizt. »Die Hurensöhne wollen unsere Pferde. Wir sollen dorthin verschwinden, von wo wir gekommen sind. Selbstverständlich zu Fuß. – Machen Sie eine Handgranate klar!«

»Besser Sie, Lieutenant! Soweit kann ich nicht werfen.«

Mit der Linken knöpfte Benson die Bluse auf und holte eine der Handgranaten hervor, die einer der Männer aus Captain Conchos Abteilung selbst fabrizierte. Dazu verwendete er mal Dosen, alte Schuhe oder Ledersäckchen. Je nachdem, was ihm gerade zur Verfügung stand. Stets natürlich Pulver und die neusten Reißzünder. Die brauchte man nur abziehen und … einundzwanzig, zweiundzwanzig – krach!

Dieses Mal hatte dieser findige Bursche leere Konservendosen verwendet.

Der lange Lieutenant wollte den Zünder mit den Zähnen abziehen, überlegte es sich aber und wog die schwere Dose in der Faust. »Haut lieber ab! Verzieht euch besser wieder, sonst reißen wir euch den Arsch auf!«, schrie er laut.

Die Roten rührten sich nicht. Bensons Blick wanderte. »Hat das keiner von euch verstanden?«

Der Anführer der Roten hob langsam Pfeil und Bogen und legte auf Benson an.

Die drei duckten sich hinter die Zisterne und die Roten – lachten.

Benson stellte den Karabiner an die Mauer, zog den Zünder ab, zählte, schnellte hoch und warf die Dose mit aller Kraft zu den Felsen hinüber.

Ein halbes Dutzend Pfeile schossen die Roten auf ihn ab. Zwei schwere Wurflanzen flogen hinterher.

Der lange Lieutenant hockte jedoch schon wieder hinter der Mauer.

Die Explosion schien die Felsen zu erschüttern. Unter den Stiefeln der Männer vibrierte der Boden.

Mit den Karabinern im Anschlag richteten sie sich auf.

Schwarzer Rauch hing vor den Felsen in der Luft. Fünf tote Krieger lagen in seltsam verrenkter Haltung auf den Quadern. Die anderen sahen sie gerade noch zwischen den Felsschultern verschwinden.

»Armleuchter!«, knirschte Benson. »Geht uns aus dem Weg, wenn Weiße untereinander etwas abzumachen haben! – Los, auf die Pferde!«

Sie rannten zu den Pferden, schwangen sich in die Sättel und hetzten die Tiere aus der Mulde. Das Dröhnen der Detonation hallte noch in ihren Ohren.

In gestrecktem Galopp jagten sie nach Norden in die weite sandige Ebene hinaus. Sie schauten sich immer wieder um. Die Sonne war untergegangen. Die rotbraunen Felsen sahen fast schwarz aus. Von den Roten war nichts zu sehen.

Nach einer Meile ließen sie die Pferde in Schritt fallen. Kurz darauf entdeckten sie voraus einen einzelnen Reiter.

Benson hielt sofort an und nahm den Feldstecher an die Augen, den er an einem Riemen um den Nacken trug.

»Einer von uns!«, rief er, als er die graue Uniform und die gelben Aufschläge erkannte.

Sie trieben di Pferde wieder an, ließen sie traben und winkten.

Der Reiter bemerkte sie, änderte die Richtung und kam auf sie zugeritten.

»Das ist Hunter!«, rief Finnewacker.

Es war tatsächlich Reiter Hunter. Sergeant Dandry führte die Patrouille, mit der er ausgeritten war.

»Eine Meldung für Captain Concho hat Hunter aber nicht in der Tasche«, bemerkte Sergeant Miller. »Da reitet er in die verkehrte Richtung.«

Benson verzog das Gesicht. Wie sah Hunter aus! Völlig verdreckt und verschwitzt. Sein linker Ärmel war blutdurchtränkt. Auch das Pferd befand sich in einem miserablen Zustand.

Sie hielten und stiegen ab.

«Habt ihr noch Wasser?«, rief Hunter krächzend.

Finnewacker griff nach seiner Feldflasche,

Hunter stoppte vor ihnen und glitt aus dem Sattel. Benson und Miller traten schnell auf ihn zu und stützten ihn. Erging trotzdem in die Knie, und sie legten ihn behutsam nieder.

»Was ist denn passiert?«, wollte Benson wissen.

Mit zitternden Händen griff der Reiter nach der Feldflasche und trank in langen und gierigen Zügen.

»Langsam!«, sagte Benson mahnend, Hunter ließ die Feldflasche auf den Leib sinken. »Yankees!«, krächzte er. »Im Norden hinter den Bergen.«

Die drei sahen auf und schauten auf das gewaltige Felsmassiv, von dem sie knapp fünf Meilen entfernt waren.

»Zwei Regimenter feindliche Kavallerie«, berichtete Hunter mühsam. »Wir sind der Vorhut direkt in die Arme geritten.«

Die drei starrten ihn bestürzt an. »Wo sind die anderen? Tot?«, stöhnte Benson.

»Die sind geschnappt worden!«

»Dandry und Oscura? Beide?«

»Forscreek und seine Männer auch«, sagte Hunter schwer atmend. »Seht euch mal meinen Arm an. Was ist damit los?«

Sie richteten ihn auf und zogen ihm vorsichtig die Jacke herunter.

Ein Streifschuss nur. Aber die Wunde sah übel aus. Er musste viel Blut verloren haben. Miller holte Verbandszeug.

»Wir hatten die Patrouille Forscreek gerade getroffen«, berichtete Hunter stockend. »Er und seine Männer hatten keinen Yankee gesehen, und wir auch keinen Einzigen. Pustekuchen! Plötzlich waren sie da. Bestimmt hundert Mann. Es ging alles so schnell. Ich stand gerade bei den Pferden. Sonst wäre ich ebenfalls nicht weggekommen.«

Miller kam mit dem Verbandszeug, säuberte Hunter die Wunde und legte ihm einen Pressverband an.

»Jemand verletzt oder gefallen?«, fragte Benson besorgt.

Hunter schüttelte den Kopf. »Geschossen haben die Schweine nur auf mich. Die anderen hatten gar keine Chance. Vierzig Yankees waren hinter mir her.« Er lächelte gezwungen. »Aber ich und mein Brauner, wir haben denen etwas vorgeritten! Ihr kennt mich doch.«

Das Lächeln erlosch sofort wieder. Bleich und elend sah der Soldat aus.

»Von einer Höhe aus habe ich dann die Hauptstreitmacht gesehen. Eine lange Kolonne in Viererreihen. Die ganze Ebene dahinten war voller Staub. Und jede Menge Bagagewagen haben die dabei. Sie ziehen zum Colorado River. Zwei Regimenter!«

Benson und Miller sahen sich an.

»So eine verdammte Pleite!«, meinte Miller. »Zwei Regimenter! Und wir sollen die aufhalten! Dabei befindet sich unsere halbe Armee bereits in Gefangenschaft.«

Benson richtete sich auf. »Lassen Sie den Sarkasmus, Sergeant! Wir reiten zum Fort. Sind Sie halbwegs in Ordnung, Hunter?«

»Es wird schon gehen!«

Die drei Männer hoben ihn auf und setzten ihn aufs Pferd.

»Sagen Sie Bescheid, wenn Sie nicht mehr können!«, rief der lange Lieutenant, als er sich in den Sattel schwang.

»Aye, Sir!«

Finnewacker und Miller nahmen Hunter in die Mitte. Der Lieutenant ritt voraus. Nach Osten zum Colorado River. Doch weit kamen sie nicht mehr.

Im letzten Schein des Tageslichtes Horde Roter vor ihnen auf.

Benson fluchte zum Steinerweichen und sah sich nach einem Fleck um, an dem sie sich verteidigen konnten.

Es handelte sich um dreißig berittene Krieger. In dichtem Pulk kamen sie aus einer Mulde geritten und hielten genau auf sie zu.

Die Entfernung betrug noch eine Meile.

Benson wich nach Süden aus, wo Quader und Felsleisten aus dem Sand ragten. Dort hielten sie und stiegen ab, halfen Hunter vom Pferd und legten die Karabiner und die Handgranaten bereit.

»Was wollen die von uns?«, zischte Miller.

Finnewacker griente säuerlich. »Die Yankees sind denen zu viele.«

»Quatscht nicht blöde herum!«, knurrte Benson gereizt. »Bindet die Pferde fest. Wenn wir die verlieren, ist Feierabend.«

Finnewacker und Miller erhoben sich wieder.

Benson spähte durch den Feldstecher. Die Krieger hatten gehalten und schienen sich zu beraten.

»Bleibt lieber weg, Leute!«, murmelte sich Benson in den tagealten Bart. »Hier gibt es nur Saures!«

(wb)