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Captain Concho – Band 23

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 23
Missouri-Hölle

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Kurzinhalt:
Immer noch jagt Captain Concho zusammen mit seiner Schwadron die gefürchteten und gehassten Red Legs vom Missouri. Besonders in Kansas zittert die Bevölkerung unter dem grausamen Terror dieser beutegierigen Horde. Zahllose Ranches, Farmen und sogar ganze Städte sind den tollwütigen Guerillas schon zum Opfer gefallen.

Wie soll das alles noch enden? Wenn nicht bald etwas Entscheidendes geschieht, wird sich das ganze Land am Missouri in ein flammendes Inferno verwandeln. Und da ist der Grund, warum Captain Concho dieses höllische Geheimkommando übernommen hat. Mit fünfzehn Mann ist der Captain losgezogen, und keiner von diesen unverzagten Männern weiß, ob er die Heimat jemals, wiedersehen wird …

Leseprobe:

Grau dämmerte der Morgen herauf und hob Bäume, Büsche, Felsen und das Lager der Red Legs aus der schwindenden Nacht.

Captain Concho und Lieutenant Benson sahen sich an und nickten sich zu.

»Fertigmachen zum Angriff!«, rief der Lieutenant raunend, und dieser Befehl ging verhalten rund um die Senke von Mann zu Mann.

Hinter Büschen und Felsleisten lag die kleine Abteilung konföderierter Kavalleristen verteilt. Hier und dort war nun Bewegung wahrzunehmen, drang das metallische Knacken bis zu den Nebenleuten, als die Männer die Sicherungsflügel umlegten und die Karabiner durchluden.

Spannung beherrschte die kleine Schar. Den Männern pulste das Blut schneller durch die Adern, und manchen wurde der Hals trocken.

Nun ließ keiner mehr einen Blick von dem Lager dort unten, an das sie sich in den letzten Nachtstunden herangepirscht hatten.

Eine blutige Fährte hatte der berüchtigte Doc Jennison mit seinem Red Leg Corps gezogen. Quer durch Kansas. Das gefürchtete Reiterkorps, das aufseiten der Nordstaaten kämpfte, aber in Wirklichkeit tief im Hinterland im Windschatten des Krieges raubte, plünderte und mordete, hatte Städte wie Elmdale, Council Grove, Junction City und Blaine heimgesucht und darin gewütet.

In einem weiten Bogen zogen die Rotbeine – so genannt wegen ihrer roten Hosen – in Gruppen durch Nordkansas zum Missouri zurück.

Wochenlang war Captain Concho mit seiner fünfzehn Mann starken Abteilung nun schon dieser grausigen Zickzack-Fährte gefolgt. In endlosen harten Ritten, vorbei an überfallenen Ranches und Farmen, durch verwüstete Städte und niedergebrannte Siedlungen, ständig das Grauen vor Augen, das die Red Legs hinterlassen hatten.

Diese Bande von knapp vierzig roten Teufeln dort unten war die erste Einheit von Doc Jennisons Reiterkorps, die Concho und seine Männer auf ihrem harten Verfolgungsritt durch Kansas zu Gesicht bekommen hatten. Captain Concho hatte von General Beauregard den Befehl erhalten, dieser Bande das Handwerk zu legen. Er sollte das Corps der Rotbeine zerschlagen und Doc Charles Jennison gefangen nehmen und nach Richmond bringen, damit er dort vor Gericht gestellt werden konnte.

Der General hatte dabei freilich ignoriert, dass Captain Conchos Einheit längst keine Doppelschwadron mehr war. Seit der mörderischen Schlacht am Antietam nicht mehr. Mit vierhundert Männern war er dort in der Bergkette vor dem kleinen Fluss in Stellung gegangen, und über dreihundert Kameraden waren in dieser Schlacht gefallen. Ein ganzes Regiment war dort von der Artillerie der Yankees zusammengeschossen worden, und das nur, weil ein unfähiger Commander sich weder zum Angriff noch zum Rückzug hatte entschließen können.

Captain Concho führte noch einen Offizier und vierzehn Männer. Doc Jennisons Reiterkorps dagegen war zeitweise fünfhundert Mann stark.

Eine schier unlösbare Aufgabe, die da Sam Concho und seinen Männern zugeteilt geworden war. Doch das focht den Captain und seine Männer nicht an.»Fertig?«, fragte Concho.

Lieutenant Benson nickte.

Der Captain erhob sich und zog blank.

Der lange Lieutenant schnellte ebenfalls auf die Füße und riss den Säbel aus der Scheide.

»Handgranaten – werfen!«, brüllte er mit sich überschlagender Stimme.

Handgranaten! Das waren Lederbeutel mit Sand, Pulver und Steinen gefüllt und mit einem Reißzünder versehen, die der inzwischen zum Sergeant avancierte Forscreek für sie alle bastelte.

Von allen Seiten flogen nun diese forscreekschen Handgranaten in die Senke hinab. Mitten in das Camp der Red Legs hinein. Und eine Kette von krachenden Explosionen zerfetzte die morgendliche Stille.

Mitten im Lager des Feindes zuckten die Feuerpilze und Fontänen aus Erde und Rauch empor. Und dieses hämmernde Dröhnen nahm kein Ende.

Captain Concho reckte den Säbel empor.

»Vorwärts – Marsch, marsch! Ran an den Feind!«

Mit Hurrageschrei stürmten die Männer die Hänge hinab, und ihre Karabiner blitzten und krachten.

Die Pferde der Red Legs gerieten von einem Augenblick zum anderen in Panik, brachen aus dem Seilkorral aus und hetzten in gestrecktem Galopp einzeln und in Rudeln die Hänge hinauf. Vorbei an den Männern, die ihnen entgegenrannten, flohen sie aus der Mulde, in der ihr schrilles Wiehern das Krachen und Bersten übertönte.

Jennisons Horde stellte sich, und ein Kampf Mann gegen Mann entbrannte.

Captain Concho streckte einen der Red Legs mit dem Revolver nieder, ehe der sein Gewehr auf ihn anlegen konnte, und schlug einen zweiten Mann mit dem Säbel zu Boden. Dann war er mitten im Lager.

Hinter einem Wagen lagen vier Rotbeine in Deckung und feuerten auf die Männer, die von Süden her angriffen.

Erst im letzten Augenblick gewahrten sie den feindlichen Offizier. Captain Concho feuerte mit dem Revolver und machte den letzten Mann mit der Klinge nieder.

Er selbst würde nur von einer Kugel gestreift, die ihm den linken Jackenärmel aufschlitzte.

Geduckt wirbelte er herum, in der Rechten den Säbel und in der anderen den Revolver.

Benson, Finnewacker und Latimer schlugen hinter der Feuerstelle zwei Rotbeine zusammen. Sergeant Dandry rannte mit drei Männern nach Feinden suchend durch den Rauch und Staubschleier, der den Kampfplatz verhüllte.

Ein paar Schüsse krachten noch. Dann herrschte Still. Der Kampf war vorüber.

Sergeant Dandry tauchte vor Captain Concho wieder auf. »Wir haben gesiegt!«, schrie er. Sein hageres Gesicht war dreck- und blutverschmiert.

»Sammeln!«, rief Concho. »Alles her zu mir.«

Von allen Seiten stapften die Männer herbei. Sergeant Miller, Hunter und der kleine Oscura trieben sechs gefangene Banditen vor sich her.

Auch Benson und Latimer hatten einen Red Leg gefangen genommen.

Und das war ein Red Leg, den Captain Concho kannte. Danner hieß der Mann. Er gehörte zu Doc Jennisons engsten Vertrauten und war eine Art Unterführer oder sogar Doc Jennisons Stellvertreter.

Dandry schritt heran. Er hatte die Männer zusammentreten lassen.

Captain Concho aber sah Danner entgegen und wies mit dem Säbel in die Runde. »Alles noch einmal durchkämmen, Sergeant!«, rief er.

Dandry machte auf der Stelle kehrt und brüllte mit heiserer Stimme Befehle.

Selbstverständlich erkannte ihn auch Danner sofort wieder.

Benson salutierte grinsend. »Doc Jennisons linke Hand, Captain!«

Captain Concho ließ Säbel und Revolver sinken. »Ich suche Doc Jennison, Danner, und Sie werden mir sagen, wo ich ihn finde!«

Es war ein wilder Blick, der Sam Concho traf. Und es sah aus, als wollte Danner sich auf ihn stürzen. Doch Latimer hielt ihn fest und hatte den Karabiner auf ihn angelegt.

Concho blickte sich um. Die Männer kamen bereits wieder zurück.

»Stell die eigenen Verluste fest, Ben!«, befahl er dem Lieutenant, der knapp salutierte und abtrat.

»Sie haben keine Chance, Concho!«, zischte Danner, ein breit gebauter, untersetzter Mann. »Der Doc wird euch Rebellen jagen, bis er euch hat.«

»Danner, das wollte ich nicht wissen!«, erwiderte Captain Concho gelassen und sah sich kurz nach seinen Männern um. Benson ließ vor der Feuerstelle antreten. »Ich habe Sie gefragt, wo ich den Doc finde.«

»Das weiß ich nicht! Aber wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen sagen, damit Sie Ihr Ende etwas schneller erleben.«unterwegs gewesen? Welche Befehle haben Sie?«

Danner antwortete nicht. Er spuckte Captain Concho ins Gesicht.

»Abführen!«, sagte Concho und trat zur Seite.

Latimer schob den Red Leg schnell weiter.

Concho sah den beiden nach und wischte sich das Gesicht mit dem Jackenärmel sauber. Als er den Revolver wegstreckte und den Säbel in die Scheide schob, trat Benson heran und nahm Haltung an.

»Dreißig tote Red Legs, Sir! Vier schwer verwundete und sechs leicht verletzte Männer gefangen genommen. Eigene Verluste – keine!« Captain Concho nickte lächelnd und boxte dem Kameraden vor die Brust.

»Schick vier Männer nach den Pferden! Lass die Wagen und das Gepäck der Red Legs durchsuchen. Allen Proviant und sämtliche Munition nehmen wir mit.«

»Und was wird mit den Gefangenen, Sam?«

Das war für den Captain kein leichter Entschluss. »Wir lassen die Kerle hier zurück. Unser Zeichen haben wir ohnehin gesetzt.« Er wies in die Runde. »Dann wissen sie, dass wir hier sind. Wir nehmen nur Danner mit.«

Benson machte kehrt und erteilte den Männern die entsprechenden Befehle.

Vier Männer verließen die Mulde, um die Pferde der Abteilung aus dem Wald im Süden zu holen. Vier Männer bewachten die Gefangenen, und alle anderen durchsuchten die beiden Wagen und die Packsäcke der Red Legs.

Lärm entstand plötzlich bei den Wagen, und da kam auch Benson schon angerannt.

(wb)