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Captain Concho – Band 20

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 20
Ausbruch aus der Yankee-Hölle

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators
Extras: Karte mit Kurzinformationen über die Pläne der Konföderierten, Kentucky zu erobern

Kurzinhalt:
Ist wirklich alles verloren? Gibt es keine Möglichkeit mehr, aus dem streng bewachten Gefangenenlager der Yankees zu entkommen? Captain Concho und seine Männer werden gedemütigt wie noch nie. Sie müssen hungern, dursten und immer wieder Prügel von ihren sadistischen Bewachern einstecken.

Alles in Concho bäumt sich gegen die Willkür der Yankees auf. So schnell lässt er sich nicht in die Knie zwingen und seine Männer ebenfalls nicht.

Captain Concho organisiert die große Revolte in Camp Ohio. Sorgfältig wird der Ausbruch geplant, doch niemand ahnt, dass mitten unter ihnen ein Verräter ist …

Leseprobe:

Captain Concho hob den Kopf und stützte sich auf die Ellenbogen. Bis in die Baracke drang der Tumult, der irgendwo im Kriegsgefangenenlager Camp Ohio 1 der Unions-Armee losgebrochen war.

Wie eine Revolte hörte sich der Lärm an.

Captain Concho schwang die Beine von der Pritsche und setzte sich.

Die Yankees hatten die Pritschen in drei Etagen übereinander installiert. Er lag unten. Sitzen konnte er nur in vorgeneigter Haltung.

Durch die angestaubten, blinden Scheiben sah er die Männer in Scharen die breite Lagerstraße entlangrennen.

Sergeant Forscreek kam vorn zur Tür herein. Captain Concho erhob sich, trat aus der Pritschenreihe und ging ihm entgegen.

»Was ist denn los, Forscreek? Weshalb der Lärm?«

Forscreek blieb vor ihm stehen und nahm Haltung an.

»Die Ausbrecher, die vor zwei Tagen vom Außenkommando eins getürmt sind, werden zurückgebracht, und die Yankees prügeln unsere Leute vom Tor weg wie Vieh.«

Captain Concho knöpfte dem Sergeant die rechte Brusttasche zu. »Wir sind in Gefangenschaft. Aber trotzdem: Contenance! Haltung, Forscreek. Sonst gehen wir hier ein. Sie sehen doch, in welchem Zustand sich die Kameraden befinden, die seit Kriegsausbruch hier leben.«

Forscreek salutierte schneidig. »Zu Befehl, Captain!«

Concho schlug ihm auf die Schulter. »Lieutenant Benson, Sie, Dandry und Miller als Sergeants und ich müssen den Männern ein Beispiel geben. Wir müssen das hier durchstehen! Allgemein verständlich?«

»Aye, Sir!«

»Kommen Sie!«

Captain Concho schritt zur Tür, und der Sergeant schloss sich an.

Hundegebell war nun zu hören. Da waren durch die Fenster die Blauröcke schon zu sehen, die mit mannscharfen Deutschen Schäferhunden und englischen Doggen und mit Knüppel waffnet die Kriegsgefangenen konföderierten Soldaten zu Paaren trieben.

Die Trillerpfeife der bulligen Sergeants schrillte, als Concho die Tür öffnete.

»Lager – raustreten zum Zählappell!«, tönte da auch schon seine Stimme.

Der Sergeant, der Low Larsen hieß und aus Wisconsin stammte, ein Südstaatenhasser ohnegleichen war und den die Gefangenen wegen seines massigen Gesichts nur Schweinebacke nannten, fungierte als Stellvertreter des Lagerkommandanten.

Der Commander von Camp Ohio 1 war ein Captain, der sich nur selten im Lager zeigte und alles Schweinebacke überließ. Und dieser Bastard nutzte das aus und schaltete und waltete nicht nur nach Gutdünken, sondern auch nach Lust und Laune. Er schikanierte die Gefangenen, wo sich ihm nur die geringste Chance bot.

War er blau, ließen ihn die Wachen nicht ins Lager. Doch der schlimmste Hund und grausamste Leuteschinder war er, wenn er am Whisky nur mal genippt hatte.

Dann fand niemand vor seinen Augen Gnade, und dann triezte er die Gefangenen zur eigenen Belustigung.

»Zählappell!«, stöhnte Forscreek. »Jetzt wird der Hund die Leute wieder bis zum Abendessen stehen lassen. Dabei ist gerade Mittag gewesen.«

Sie traten flink zur Seite und hatten Glück, dass sie sich bereits im Freien befanden. Zwei Blaujacken, die kläffenden Hunde voraus, stürzten an Captain Concho und Forscreek vorbei in die Baracke hinein, um die Männer herauszutreiben.

»Raustreten zum Zählappell!«, brüllten sie knüppelschwingend und ließen den Kötern die Leinen lang.

Pritschen in drei Etagen übereinander standen rechts und links an den Wänden und in der Mitte, unterbrochen von zwei schmalen Gängen. Am Kopfende der Baracke befanden sich zwei Türen. Durch die bewegte sich nun das immer gleiche Karussell.

Während die beiden Yankees mit ihren Hunden zur einen Tür hineinjagten, um die Männer von den Pritschen und aus der Baracke zu treiben, kamen nebenan die Gefangenen ins Freie gestürzt, um den Bissen der verrückten Köter zu entgehen.

Mit den Knüppeln, die fast mann- lang waren, fegten die Yankees die oberen Etagen der Pritschenreihen leer.

Der Appellplatz war die breite Lagerstraße. Dort strömten nun die Gefangenen konföderierten Soldaten zusammen und formierten sich in Viererreihe. Offiziere, Chargierte und einfache Soldaten wahllos durcheinander.

Etwa tausend Gefangene befanden sich im Camp Ohio 1, und man brauchte sich die Männer nur anzusehen, um zu erkennen, wie sie in diesem Lager vegetierten. Obwohl das Lager aus zwanzig Baracken bestand, waren in einer Baracke jeweils einhundertzwanzig Männer untergebracht. Zehn Pritschen in drei Etagen links, zehn rechts und zwanzig in der Mitte.

Captain Concho war mit seinem Kommando in Baracke drei untergebracht. So waren sie wenigstens zusammengeblieben. Zunächst hatten sie recht verstreut gelegen. Aber in den vierzehn Tagen, in denen sie sich nun schon in Camp Ohio 1 befanden, hatten sie wegen der vielen Sterbefälle näher zusammenrücken können. Die Männer, vor allem jene Kameraden, die sich nun schon Jahre oder viele Monate in Gefangenschaft befanden, litten an allen möglichen Darmkrankheiten und an Unterernährung und starben.reihenweise weg.

Captain Conchos Schulterverletzung war ausgeheilt. Er hatte keine Schmerzen. Ihn erinnerte nur noch die rote Narbe daran, wenn er sich über die rechte Schulter blickte.

Silver und Sanford waren da bedeutend schlimmer dran mit ihren bei der Gefangennahme erlittenen Verwundungen. Dass sie beide noch am Leben waren, verdankten sie Forscreek und Finnewacker, die in der Lagerküche Dienst taten. Finnewacker seit dem dritten Tag. Dann war da auch Forscreek hineingerutscht. Finnewacker war inzwischen zum Hilfskoch avanciert. Forscreek war Kesselschrubber Nummer eins. Er hatte den im Lager begehrtesten Posten inne. Was er aus den Kesseln kratzte, bevor er sich mit Bürste, Scheuersand und Wasser an die Arbeit machte, das füllte Kochgeschirre. Ein volles Kochgeschirr war eine Maßeinheit im Lager.

Wie die beiden an diese Posten gekommen waren, hatte sie keiner der Kameraden gefragt. Bei ihren bekannten Talenten war das zu erwarten gewesen.

Während sich Captain Concho einreihte, trollte sich Forscreek in Richtung Küche. Dieser Vorteil kam noch hinzu. Sie brauchten bei Appellen nicht mit anzutreten und nicht stundenlang bei Regen und Wind und brüllendem Sonnenschein mit den Kameraden zu stehen. Das Küchenpersonal, dem ein Yankee als Koch vorstand, wurde dort gezählt.

Das Kriegsgefangenenlager unterstand der Unions-Armee direkt. Aber zuzüglich zu dieser Verwaltung gab es noch eine sogenannte interne Verwaltung, die von den Gefangenen selbst gestellt wurdet Der ranghöchste gefangene Offizier war ein Colonel. Er fungierte als Rebellen-Commander.

Bei ihm handelte es sich um einen Stabsoffizier, den ein kühnes Yankeekommando weit hinter der Front kassiert hatte. Er hatte in diesem Krieg nur einen einzigen scharfen Schuss gehört, wie Captain Concho schnell heraus– gefunden hatte. Das war der Schuss gewesen, den der Yankee-Sergeant vor ihm in die Luft gejagt hatte, als er ihn gefangen genommen hatte.

Zur internen Selbstverwaltung gehörte noch eine Lagerpolizei, die sich ebenfalls aus kriegsgefangenen Männern rekrutierte. Und diese Bastardos, die am linken Ärmel über der grauen konföderierten Uniform eine blaue Armbinde trugen, waren noch schlimmer als die Yankees selbst, wenn sie von denen von der Kette gelassen wurden.

Und das war jetzt der Fall.

Auch die Lagerpolizei war mit Knüppeln bewaffnet, die nur nicht so lang wie die Schlag- und Prügelstöcke der Yankees waren. Aber davon machten sie noch ausgiebiger Gebrauch als die Yankees von ihren mannlangen Stöcken.

Die Lagerpolizei war unter anderem auch dafür verantwortlich, dass die tausend Kriegsgefangenen in Viererreihen sauber ausgerichtet zum Appell antraten. Ein Sergeant aus dem tiefen Süden, der bis zum Ausbruch des Krieges auf einer großen Baumwollfarm als Sklaventreiber beschäftigt gewesen war, war der Chef dieser Lagerpolizei.

Sam Concho hatte ihm bereits ins Gewissen zu reden versucht. Aber sein Rang zählte in der Gefangenschaft nichts. Dieser Sergeant stand höher. Er hatte Captain Concho einfach stehen lassen.

Nachdem seine Männer die tausend Gefangenen in Reih und Glied geprügelt hatten, meldete er einem der Yankee-Soldaten das Lager angetreten.

Wie gewöhnlich geschah danach erst einmal nichts. Die Männer mussten stehen und warten.

Links von Concho stand der kleine Oscura. Ihm war es bei der Gefangennahme gelungen, die Konföderierten-Fahne von Captain Conchos Abteilung zu retten, und er hatte diese Fahne durch alle Filzungen und Kontrollen bis ins Lager hinein geschmuggelt. Sie lag sauber zusammengefaltet unter seinem Strohsack. Bei jeder Barackendurchsicht der Yankees hatte er deshalb seine ganz besonderen Sorgen. Aber sämtliche Männer von Captain Conchos Abteilung, den Captain eingeschlossen, waren ihm behilflich, ihre Fahne zu verbergen.

Doch Oscuras Spezialität war das Sammeln von neuesten Nachrichten, von Gerüchten und Parolen. Wichtig für diese Männer, die durch Zäune, Wachtürme, Posten und Streifenhunde von der Außenwelt total abgeschnitten lebten.

(wb)