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Captain Concho – Band 11

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 11
Unternehmen Todesstoß

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage vom 19.02.2013, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Extras: Karte mit Kurzinformationen über ein Landeunternehmen des Nordens, um den Hafen Corpus Christi in die Hand zu bekommen

Kurzinhalt:
Die große Invasion der Nordstaaten steht kurz bevor. Der Hafen der texanischen Küstenstadt Corpus Christi soll eingenommen werden. Nur noch wenige tapfere Männer des Südens sind da, um die große Offensive des Feindes abwehren zu können.

»Unternehmen Todesstoß« – das ist die allerletzte Chance für die Konföderierten! Die Kriegsschiffe des Nordens müssen versenkt und die Hafenausfahrt von Galveston muss blockiert werden. Im Grunde genommen ist dies ein Ding der Unmöglichkeit. Aber Captain Concho ist der Mann für eigentlich unmögliche Aufträge, und auch hier setzt er wieder alles auf eine Karte …

Leseprobe:

Es regnete in Strömen, und obwohl es Tag war, betrug die Sichtweite keine drei Pferdelängen.

In Doppelreihe trabte Captain Conchos Kommando nach Corpus Christi hinein. Die Männer hatten einen langen und harten Ritt hinter sich. Sie waren unrasiert, durchgeweicht bis auf die Knochen, hungrig und hundemüde.

Vor dem großen weiß getünchten Haus, über dem die Fahne der Konföderation schlaff am Mast hing, ließ Captain Sam Concho halten und absitzen.

Posten standen vor dem Gebäude – in Schilderhäuschen, wie vor dem Palast der englischen Königin.

Concho zog die gelben Stulpenhandschuhe herunter und sah sich suchend um. Das Regenwasser tropfte ihm vom Hutrand.

»Benson, Unterschlupf suchen und Pferde trocken reiben lassen«, sagte er mit spröde klingender Stimme.

Der lange Lieutenant salutierte knapp. »Aye, Sir!«

Captain Concho schritt auf das Portal zu, zog den Hut herunter und schlug das Regenwasser ab. Als er ihn wieder aufsetzte, salutierten die Posten.

Concho grüßte exakt und betrat das große Gebäude. Ein junger Lieutenant trat ihm entgegen und schlug die Sporen aneinander.

Captain Concho dankte mit einer knappen Ehrenbezeigung. »Concho! Führen Sie mich zum Commander.«

»Sie werden schon seit Tagen erwartet, Captain!«, erklärte ihm der junge Offizier und wies zur Treppe. »Wenn Sie mir folgen wollen, Sir!«

»Will ich!« Concho lächelte und schritt neben ihm die breite Treppe empor. »Wer ist denn der Chef in diesem Laden?«

Der Lieutenant musterte ihn. »Generallieutenant Lauterdale, Sir!«

Der Captain blieb überrascht stehen. Der Lieutenant hielt eine Stufe später inne.

»Generallieutenant«, sagte Captain Concho. »Na, das ist dann wohl ein anderer.« Er ging mit dem jungen Lieutenant rasch weiter.

Er hatte in Stuardville einen Lauterdale kennengelernt. Ihm fiel nicht ein, wann das gewesen war, aber lange konnte das noch nicht her sein. Dieser Lauterdale war Major gewesen, war kurz darauf zum Colonel avanciert und hatte das ruhmreiche Siebte Infanterie-Regiment übernommen.

Konnte man in dieser Armee innerhalb eines knappen Jahres vom Major zum Generallieutenant aufsteigen?

»Ihr seid doch nicht das Siebte?«, fragte er den Lieutenant.

»Wir sind die 18. Kavalleriedivision, Sir!« Der junge Offizier lächelte. »Obwohl wir gerade über ein Dutzend Pferde verfügen. Bis jetzt! Aber wir sind noch im Aufbau.«

Also doch nicht dieser Lauterdale. »Aber den Stamm der Division bilden Teile des Siebten.«

Captain Concho wollte abermals innehalten. Aber da hatten sie die Tür schon erreicht. Der Lieutenant klopfte und musterte Sam Concho grinsend, öffnete sofort die Tür und trat ein, salutierte schneidig und rief mit lauter, wenn auch jungenhafter Stimme: »Captain Concho ist soeben eingetroffen, Exzellenz!«

»Sofort reinkommen!«

Das war Lauterdales Stimme, jenes Lauterdale, den Sam Concho in Stuardville noch als Major kennengelernt hatte. Nur ein paar Monate war das her, wie er sich jetzt erinnerte.

Captain Concho schritt über die Schwelle. Da kam ihm Lauterdale schon entgegen. In einer prächtigen und tadellos sitzenden Uniform. Gesund sah er aus, keine Spur älter war er geworden. Nur ein bisschen fülliger.

Concho salutierte. »Captain Concho meldet sich zur Stelle, Exzellenz!«

Der General trat strahlend lächelnd auf ihn zu und streckte die Hände vor. »Concho! Mein lieber Concho! Doch nicht so förmlich! Wir sind doch alte Bekannte.«

Er ergriff ihn an den Händen, »Wie geht es Ihnen, Concho?« Väterlich lächelnd musterte er ihn von oben bis unten. »Sind Sie bei diesem Regen hier angekommen? Gab es unterwegs keine Untersteilmöglichkeit?«

Captain Concho lächelte. »Leider nein, Exzellenz«, sagte er. »Darf ich Sie zu Ihrem Rang beglückwünschen, Exzellenz?«

Mit beiden Händen griff der General noch mal zu und drückte Captain Conchos Rechte. Richtig glücklich sah er plötzlich aus. »Sie dürfen, Concho! Sie dürfen! Danke! Danke! Aber lassen wir mal diese Förmlichkeiten. Ich gestatte Ihnen, die Exzellenz fortzulassen.«

»Ich danke, Sir!«

Lauterdale ergriff ihn an der Schulter. »Kommen Sie, Concho! Ich möchte sie den Gentlemen meines Stabes vorstellen.«

Fast ein Dutzend Offiziere waren anwesend, die Front gemacht hatten und Captain Concho gespannt musterten.

Der General ging mit dem Captain auf sie zu, sie formierten sich zu einer zwanglosen Reihe, die der General mit Concho abschritt. Dabei nannte er Rang und Namen der Offiziere.

»Ja, das ist er, unser Captain Concho«, sagte er danach erfreut und reckte sich auf die Stiefelspitzen. »Und damit, Gentlemen, sind wir alle Probleme los. Nun soll der Yankee mal kommen!«

Die Offiziere musterten Captain Concho wieder. Einige lächelten freundlich, andere grinsten amüsiert, einige davon sogar ein bisschen hä misch.

»Kommen Sie, Concho!«, sagte Lauterdale und zog den Captain an die Karte, die an der Wand hing. »Ich will Sie nicht lange in Beschlag nehmen, damit Sie sich umziehen und frisch machen können. Ich möchte Sie nur kurz in Ihre Aufgabe einweisen, damit Ihre Männer Stellung beziehen können.«

Die Karte stellte die Bucht dar, an der Corpus Christi lag, die Inseln davor und dahinter das Meer.

Die Offiziere umringten sie beide. Einige blickten auf Captain Conchos Rücken, die anderen sahen auf die Karte und verfolgten Lauterdales Erklärungen.

»Corpus Christi City, der Hafen, die Bucht«, sagte Lauterdale und fuhr mit einem Zeigestock über die Karte. »Die lang gestreckten Inseln! Hier im Norden die schmale Einfahrt und hier die weit in die Bucht hineinreichende Landzunge Ingleside!« Er senkte den Stock und klopfte mit der Linken auf diese Stelle. »Wer hier sitzt, Concho, hat die Bucht und den Hafen in der Hand, und wer Bucht und Hafen von See her in die Hand bekommen möchte, muss hier in Ingleside an Land gehen.«

Er legte den Stock aus der Hand und sah Captain Concho in die Augen.

»Agentenberichten zufolge haben die Yankees genau Letzteres vor. Sie wollen in Ingleside landen, um den Hafen sperren zu können. Gelingt ihnen das, wissen Sie, was das für die Konföderation bedeutet. Corpus Christi und Brownsville, wo Sie ja gerade herkommen, sind unsere letzten Häfen. Bis Galveston herunter hat der Yankee schon alle Häfen in der Hand oder blockiert sie.«

Er wandte sich der Karte zu.

»Und nun zu Ihrer Aufgabe, Concho!« Er legte die Hand auf Ingleside. »Sie gehen mit Ihren Batterien hier in Stellung, und dann soll der Feind mal von See her kommen. Was?!«

Er hatte nicht Batterie – in der Einzahl – gesagt. Nein von Batterien hatte er gesprochen.

Captain Concho musterte ihn verblüfft.

»Sie graben sich ein, Concho! Zwischen den Geschützen …«

»Gestatten Sie, dass ich Sie unterbreche, Sir!«

»Hören Sie mir erst einmal zu, und dann nehmen Sie dazu Stellung!«, erwiderte der General. Das klang keineswegs unfreundlich. Im Gegenteil!

»Zwischen den Geschützen geht das Bataillon in Stellung!«, fuhr er fort. »Der Yankee wird mit Landungsbooten kommen, die bis ins flache Wasser fahren können, um die Truppen abzusetzen.«

Captain Concho konnte nicht mehr an sich halten. »Von welchem Bataillon sprechen Sie?«, unterbrach er den Generallieutenant.

Lauterdale verstummte und musterte ihn verwirrt. »Wie beliebt?«, krächzte er.

»Von welchem Bataillon Sie sprechen, Sir? Ich verfüge über einen Lieutenant und vierzehn Kavalleristen. Ich habe kein Bataillon und auch keine Batterien. Ich verfüge über fünfzehn Reiter und über kein einziges Geschütz, Sir!«

Schweigen herrschte. Lauterdale wechselte die Farbe. Er sah aus, als würde er im nächsten Augenblick einem Herzschlag erliegen.

Captain Concho schaute sich kurz nach den Offizieren um. Einige sahen ihn an, als hätte er sich das Bataillon und die Batterien unter den Nagel gerissen.

»Aber wir haben doch hier eine Meldung vorliegen, der zufolge über zweihundert erstklassiger englischer Geschütze in Brownsville angelandet worden sind!«, meinte einer der Offiziere.

»Hundert Geschütze!«, korrigierte Concho.

»Das sind auch genug!«, meinte der Offizier. Er bekleidete den Rang eines Colonels. »Seine Exzellenz hat achtzehn Geschütze und dreihundert Infanteristen angefordert, um diesen Hafen hier gegen das geplante Lande- unternehmen der Unions-Armee verteidigen zu können.«

»Mein Marschbefehl lautet, mich hier mit meinem Kommando zu melden«, erklärte Captain Concho.

»Und das Landeunternehmen der Yankees?«, brüllte der Generallieutenant los. »Die können in zwei Tagen schon hier sein. Die Truppentransporter befinden sich gewiss bereits auf See.«

Er lief dunkelrot an, und die Schlagadern traten ihm hervor.

Als er schwieg, war er völlig außer Atem. Gott sei Dank ging sein Blick an Captain Concho vorbei. Er war also nicht angeklagt.

(wb)