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Captain Concho – Band 10

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 10
Matamoros brennt

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage vom 12.02.2013, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Extras: Karte mit Kurzinformationen über die Situation in Mexiko, nachdem Napoleon III. den österreichischen Erzherzog Maximilian zum Kaiser von Mexiko ernannt hat

Kurzinhalt:
Hundert Geschütze lagern im Bauch der britischen PERSIA, die im Hafen von Matamoros vor Anker liegt. Sie sind für die Armee des Südens bestimmt. Mit ihnen soll eine Wende in einer hoffnungslos scheinenden Schlacht erzielt werden. Aber mit aller Macht wollen die Yankees verhindern, dass die Konföderierten diese Schiffsladung übernehmen können. Und auch die Mexikaner wollen in den Besitz dieser Waffen kommen.

Captain Concho und seine Männer wagen einen tollkühnen Handstreich, um das Unmögliche doch noch zu schaffen!

Leseprobe:

Es regnete, und über Matamoros, der mexikanischen Hafenstadt, entlud sich ein schweres Gewitter. Die Nacht war pechschwarz. Grell durchzuckten Blitze die düsteren Wolken über der Stadt.

Captain Concho stand mit seinen Männern auf texanischem Boden an der Furt. Keiner interessierte sich für das Naturschauspiel. Die Blicke der Männer folgten den vier Reitern, die sich bereits mitten im Fluss befanden. Sie sollten das Ufer da drüben für den Übergang sichern.

Die vier Reiter waren nur noch schemenhaft zu erkennen. Das Glitzern und Rauschen des Wassers, das den Pferden an den tiefsten Stellen gerade bis an die Brust reichte jedoch verriet sie.

Mit den Karabinern in den Fäusten standen die Männer in einer Linie am Ufer und verfolgten gebannt den Weg der vier Kameraden. Mit jeder Pferdelänge, der sie sich dem anderen Ufer näherten, wuchs die Spannung.

Captain Concho nahm noch einmal kurz den Feldstecher an die Augen. Aber da drüben schien die Nacht noch schwärzer zu sein.

Die zehn Männer hoben rein instinktiv die Gewehre, als sie hörten, dass die Kameraden das Wasser verließen und sich die Pferde die Uferböschung hinauf kämpften.

Dann war von ihnen nichts mehr zu sehen oder zu hören. Das leise Gurgeln und Plätschern der schwachen Wellen am Ufer waren die einzigen Geräusche, die freilich vom fernen Donnergrollen überlagert wurden.

Es dauerte zehn Minuten, bis da drüben ein Streichholz aufflammte. Die Spannung löste sich, und die Erleichterung der Männer war spürbar.

»An die Pferde und aufsitzen!«, rief Captain Concho mit raunender Stimme.

Sie gingen die wenigen Schritte zurück und schwangen sich in die Sättel. Concho ritt sofort an. »Folgen!«

Er führte die Männer zum Wasser und trieb den Braunen hinein. Die Männer folgten in Doppelreihe, wachsam und gespannt.

Das Wasser rauschte und gischtete. Der Fluss war an dieser Stelle keine Viertelmeile breit. Sandbänke ragten aus dem Wasser, die in der Dunkelheit wie lange Rücken lauernder Krokodile wirkten.

Der lange Lieutenant empfing die Männer am Ufer.

Captain Concho zog das Pferd zur Seite. »Oben halten, Dandry!«, rief er halblaut und saß ab. »Besonderheiten?«

»Hörst du es jetzt nicht, Sam?«, fragte Ben Benson.

Captain Concho suchte seinen Blick und senkte die Lider. Über der mexikanischen Hafenstadt tobte kein Gewitter.

Artilleriefeuer war das! Nun, auf mexikanischem Territorium, war das harte Knallen der Abschüsse und das Dröhnen der Einschläge deutlich zu unterscheiden.

»Artilleriefeuer!«, sagte Captain Concho betroffen. »Aber zum Teufel . .

»In Matamoros sitzen die Kaiserlichen«, erwiderte Lieutenant Benson. »Also müssen es die Juaristas sein, die die Stadt beschießen.«

Nicht nur in der Union der Vereinigten Staaten wütete ein entsetzlicher Krieg, wo die Nordstaaten gegen den Süden kämpften.

Auch in Mexiko herrschte Krieg! Benito Juarez, der ehemalige Präsident von Mexiko war aus der Opposition zum Aufstand gegen den neuen fremdländischen Kaiser übergegangen. Er hatte seine Anhänger im Norden des Landes um sich geschart und sie zu einer schlagkräftigen Armee geformt.

Aus den Kriegsgebieten Mexikos drangen wenige Nachrichten über die Grenze. Captain Concho war deshalb überrascht und völlig perplex, dass die Truppen von Benito Juarez schon so weit vorgestoßen sein sollten.

»Ganze Batterien sind das!«, sagte er betroffen, weil er dabei an den Auftrag und Befehl denken musste, den er mit seinen Männern erhalten und durchzuführen hatte.

Der Hafen von Brownsville in Texas und die mexikanische Hafenstadt Matamoros am Rio Grande lagen dicht beieinander. Ein Frachtschiff aus England, beladen mit hundert modernsten Geschützen und dazugehöriger Munition für den hart bedrängten Süden, hatte die Einfahrt nach Brownsville verfehlt und war nach Matamoros hineingelaufen. Dort lag das Schiff nun mit der für den Süden so kriegswichtigen Ladung an der Kette, und die mexikanischen Behörden hielten es fest.

In Brownsville lagen drei Kriegsschiffe der Konföderation. Doch der Admiral scheute sich, damit nach Matamoros zu dampfen und die Ausfahrt des britischen Schiffes gewaltsam zu erzwingen. Er befürchtete diplomatische Verwicklungen mit dem kaiserlichen Mexiko, auf dessen Sympathie der Süden angewiesen war, um nicht einen Zweifrontenkrieg führen zu müssen. Hinzu kam, dass die Staaten in Europa den amerikanischen Bürgerkrieg kritisch beobachteten und bei der geringsten Neutralitätsverletzung sofort Partei für die andere Seite ergreifen würden.

Und der Süden, die Konföderation, war auf Unterstützung in Form von Waren- und Waffenlieferungen auf die Länder Europas angewiesen, da er selbst, außer Baumwolle, kaum etwas produzierte. Der Schwerpunkt der Industrie hatte sich bei Ausbruch de Krieges im Norden der Union befunden.

Captain Concho und seine Männer trugen keine Uniform. Sie waren ah Farmer, Rancharbeiter und Cowboy verkleidet, und Sam Concho hatte seinen fünfzehn Männern den Eid abnehmen müssen, dass sie unter keinen Umständen, nicht einmal am Halseisen oder unter dem Galgen ihre Identität als Angehörige der Konföderierten-Armee preisgeben würden.

Damit standen Captain Concho und seine Reiter weder vor der Front noch dahinter, sondern genau zwischen der, Fronten, und sie waren völlig auf sich allein gestellt.

Ein Himmelfahrtskommando war das – ein Todeskommando, aber nicht ihr erstes.

»Hoffentlich haben die Juarista nicht bereits die ganze Stadt umstellt«, sagte Benson bekümmert. »Durch eine Front kann man sich schon mal mogeln aber gleich durch zwei …«

»Dann halten wir uns mal ran, eh die Kaiserlichen auf den Gedanken kommen, unsere Geschütze von Bord des Briten zu holen, um sie gegen die Juaristas einzusetzen.«

»Auf diesen Bolzen sind die vielleicht schon gekommen«, erwidert Benson.

Captain Concho setzte sich in Bewegung und führte das Pferd die Böschung hinauf zu den Männern. Benson blieb an seiner Seite.

Dandry hatte die Männer absitzen lassen.

»Alles da, Dandry?«, fragte Concho. »Den Verein mal durchgezählt?«

»Aye, Sir!«, meldete der Sergeant. »Wir sind komplett!«

»Habt ihr das schon mitgekriegt, Männer?«, wandte sich Sam Concho an alle. »Das ist kein erfrischendes Sommergewitter. Wahrscheinlich beschießen Juaristas die Stadt.«

»Zwei Batterien Haubitzen und vier schwere Mörsergeschütze!«‚ meldete sich Finnewacker aus dem Dunkel.

»Sechs Mörser!«, ließ sich Corporal Forscreek vernehmen.

»Dann wollen wir sie mal zählen«, sagte Captain Concho. »Aufsitzen – und im Sauhaufen folgen!«

Die Männer schwangen sich in die Sättel und schlossen sich hinter Captain Concho und Lieutenant Benson zum dichten Pulk zusammen.

Das Buschland stieg an. Sie benötigten eine halbe Stunde, bis sie den Kamm erreichten, von dem aus bei Tag Stadt und Hafen zu übersehen waren.

Concho hielt an, und die Männer rückten auf. Im Osten lag die Stadt, die bereits an mehreren Stellen brannte. Auch im Hafen loderte ein Feuer. Einer der großen Lagerschuppen war getroffen worden.

Die Batterien der Juaristas waren im Süden und im Westen aufgefahren. Es blitzte und krachte und dröhnte, und das Donnerwetter hallte vom Meer wider.

Die nicht sehr weit reichenden Mörser waren vor den Hügeln in Stellung gegangen, eine knappe Meile von den ersten Hütten und Buden entfernt. Die Haubitzenbatterien waren auf den Hügeln postiert.

»In der Stadt liegen sechshundert Kaiserliche«, sagte Captain Concho. »Genügend Leute, um die Artilleriestellungen zu stürmen. Also werden die Juaristas ausreichend Infanterie herangezogen haben.«

»Wir müssen damit rechnen, dass der Belagerungsring vom Rio Grande im Norden um die ganze Stadt bis zum Meer reicht«, meinte Benson. »Und wenn das so ist, werden die Juaristas nicht mal mehr eine Maus in die Stadt lassen. Folglich haben wir nur in der Dunkelheit eine Chance.«

Captain Concho sah das nicht anders. Er hatte inzwischen erkannt, dass nicht nur zwei Hauhitzenbatterien die Stadt beschossen, sondern dass es sich auch bei den Mörsern um zwei Batterien handelte. Zu einer Batterie gehörten vier Geschütze.

»Mörser gezählt, Finnewacker?«, fragte er über die Schulter.

»Acht, Sir!«, erwiderte Finnewacker kleinlaut.

»Forscreek, stimmen Sie jetzt mit ihm überein?«

»Aye, Sir!«

»Dann wäre ja die Einigkeit in der Truppe wiederhergestellt!«, spöttelte Benson.

 (wb)