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Captain Concho – Band 7

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 7
Durchbruch nach Fort Brack

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage vom 22.01.2013, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Extras: keine

Kurzinhalt:

Fort Brack – letzte Bastion des Südens gegen die Yankees, die am Rio Grande entlang nach Süden vorstoßen. Die Lage der Besatzung von Fort Brack ist verzweifelt. Proviant und Munition gehen zur Neige. Lange werden sie sich nicht mehr gegen die Übermacht des Feindes behaupten können. Aber Captain Concho und seine Reiter sind bereits unterwegs, um das Fort zu befreien. Fünfzehn Mann hat Captain Concho, und mit ihnen wagt er einen tollkühnen Durchbruch.

Leseprobe:

Das Kanonenboot mit der Fahne der Union am Heck dampfte den Mississippi aufwärts. In einem langen Schleier wehte der schwarze Kohlenrauch nach Süden zurück.

Aber das war es nicht, was Captain Concho beunruhigte.

Er und der lange Lieutenant beobachteten mit den Feldstechern die Yankeepatrouille, die am Fluss entlang direkt auf sie zugeritten kam. Das Kanonenboot musste die sechs Reiter abgesetzt haben.

Es handelte sich um die U.S.S. CAIRO. Das Schiff war gepanzert und besaß vier 22-cm-Geschütze mit gezogenen Läufen in drehbaren Türmen. Ferner befanden sich noch hundert Kavalleristen mit ihren Pferden an Bord. Hinzu kam, dass die U.S.S. CAIRO nicht das einzige Yankeeschiff war, das den Mississippi auf und ab patrouillierte. Und gefährlicher als die neuen weitreichenden Geschütze waren die an Bord befindlichen Kavalleristen. Jedenfalls für Captain Concho, der mit vier schwer beladenen Frachtwagen zum anderen Ufer hinüber musste.

Die Fähre hatten sie gefunden – zusammengeschossen.

Die Yankees beherrschten den Fluss! Das war Captain Concho sofort klar geworden.

»Wir können die Yankees nicht vorbeireiten lassen, Sir«, sagte der lange Lieutenant. »Sie werden die gefällten Bäume und das halb fertige Floß entdecken, und damit wäre unsere Mission schon hier beendet.«

Sam Concho sah sich kurz um. Wagen und Pferde standen gut getarnt in den Büschen. Seine Männer – die Schwadron Concho, vor der mörderischen Schlacht am Antietam dreihundert Reiter stark, hatte dieser höllische und menschenunwürdige Krieg inzwischen auf fünfzehn Mann reduziert – lagen verteilt im Knieholz unter den hohen Bäumen. Sie hatten Sägen und Äxte mit den Karabinern und Kavalleriesäbeln getauscht und warteten auf seine Befehle.

Schnell kamen die sechs Reiter näher.

»Karabiner durchladen und entsichern«, befahl Captain Concho mit raunender Stimme. »Geschossen wird erst, wenn ich das befehle. Nicht einer darf uns entkommen, sonst haben wir noch heute Abend die hundert Kavalleristen der CAIRO am Hals.«

Das metallische Knacken der Schlösser und Sicherungsflügel drang aus dem Gehölz.

Concho ließ den Feldstecher, den er am Riemen um den Nacken trug, auf die Brust fallen, zog blank und griff nach dem Revolver.

Die Entfernung betrug noch zweihundert Yards. Captain Concho und Lieutenant Benson duckten sich tiefer, um nicht zu früh entdeckt zu werden.

Ein altgedienter Lieutenant führte die Patrouille an. Captain Concho blickte in ein hageres Gesicht mit tief liegenden schwarzen Augen – Falkenaugen waren das.

Da ruckte er auch schon am Zügel! Er hatte die gefällten Bäume und das halb fertige Floß entdeckt.

Captain Concho sprang auf und richtete den Revolver auf ihn. »Ergebt euch, ihr sitzt in der Falle!«

Der Lieutenant starrte ihn an, das hagere Gesicht von Spannung beherrscht. Wild peitschte er das Pferd vorwärts, riss es hoch auf die Hacken und warf es Captain Concho entgegen, und dabei zog er den Säbel.

Conchos Revolver krachte.

Aber er traf nicht den Offizier, sondern das Pferd, das vom Gegner so vehement hochgerissen wurde.

Während das Tier getroffen zusammenbrach, dröhnten hinter Captain Concho die Karabiner. Der Lieutenant wurde getroffen, während er sich aus dem Sattel warf, und landete tot im Gras. Noch ein Reiter stürzte sterbend vom Pferd.

Die anderen vier aber rissen die Pferde herum und jagten die steile Uferböschung hinab.

Die Männer sprangen auf, um die vier Fliehenden wieder ins Blickfeld zu bekommen. Doch als die Karabiner abermals blitzten und krachten, befanden sich die Yankees bereits hinter dem Buschgürtel und galoppierten durch das flache Wasser flussaufwärts.

Captain Concho fluchte. Er schoss mit dem Revolver, aber die Kerle waren schon zu weit weg. Bis weit über das Ufer ragten Gestrüpp und Bäume, deshalb hatte er diese Stelle ja gewählt. Freilich hatte er dabei an so etwas nicht gedacht.

Er schob den schweren Dienstrevolver in die Koppeltasche und rannte zu den Pferden. »Ihr macht hier weiter, Benson! Sergeant Dandry! Reiter Finnewacker!«

Die beiden Männer liefen sofort los. Die Reitpferde standen gesattelt im Gebüsch. Captain Concho warf sich auf seinen Braunen und spornte ihn an, schlug ihm mit der flachen Seite des Säbels fest auf die Kruppe und befand sich nach zwei Pferdelängen im gestreckten Galopp. Sergeant Dandry und Finnewacker kamen hinter ihm her. Wie Rennreiter standen sie in den Bügeln und peitschten die Pferde vorwärts, um den Offizier einzuholen.

Captain Concho hielt sich vom Ufer fern. Die Yankees konnten sie nicht sehen, sie die vier Unions-Kavalleristen aber auch nicht. Doch sie wussten, wo die sich befanden – hinter dem breiten Gestrüppgürtel im flachen Wasser.

Weit würden die Yankees nicht galoppieren, wenn sie glaubten, dass sie nicht verfolgt wurden.

Captain Concho zog das Pferd noch weiter zur Seite und brachte einen lang- gestreckten Hügel zwischen sich und dem Fluss.

Hintereinander galoppierten die drei Konföderierten am Fuße des kahlen Hügels entlang nach Norden, um die Yankees zu überholen und abzufangen.

Am Ende des Hügels hielt Sam Concho an, jagte aber sofort weiter, als er es auf gleicher Höhe hinter dem breiten Gestrüppgürtel krachen und platschen hörte. Die vier Yankees galoppierten über steinigen Grund und hetzten im Wasser weiter.

Auch Captain Concho und seine Begleiter peitschten die Pferde vorwärts, ehe sie abermals anhielten und lauschten.

Da war von Hufschlag nichts mehr zu hören.

Concho zog den Braunen herum, entdeckte eine Schneise im Gestrüpp und ritt darauf zu. Der Sergeant und Finnewacker folgten ihm. Alle drei blickten auf den schwarzen Rauchschleier über dem Fluss, dem sie bedrohlich nahe gekommen waren. Aber die U.S.S. CAIRO dampfte ja weiter nach Norden.

Noch ehe der Captain den Braunen in das Gestrüpp trieb, stieß Finnewacker einen heiseren Warnschrei aus. Concho und Sergeant Dandry ruckten herum.

Da kamen die vier Yankees angeprescht. Sie hatte den Fluss verlassen und befanden sich vor dem Gestrüpp.

Sie stoppten nur kurz, denn sie sahen sofort, dass es sich nur um drei Konföderierte handelte. Hart spornten sie die Pferde an und stießen wilde Schreie aus, die Säbel in den Fäusten.

Captain Concho, Sergeant Dandry und Finnewacker warfen die Gäule herum und keilten sie den Yankees entgegen, die Säbel und die Revolver in den Fäusten.

Die Waffen krachten. Dann prallten die Männer schon aufeinander. Captain Concho schoss einen Yankee vom Pferd und traf den zweiten mit dem Säbel, sodass er blutend nach vorn sank und eine Pferdelänge weiter aus dem Sattel glitt.

Die beiden anderen waren von Dandry und Finnewacker erledigt worden.

Concho sprang ab und stapfte schnell von einem zum anderen. Dandry folgte ihm, während Finnewacker die Yankeepferde einfing.

»Wir bringen die Männer hier unter die Erde!«, befahl Captain Concho und griff selbst mit zu. Er nahm sich einen Yankeespaten, klappte ihn auf und schuftete mit. Sie begruben die Männer und strichen den Boden über dem Grabglatt.

Das war der Krieg Das Grab durfte nicht gefunden werden, wenn sie selbst am Leben bleiben wollten, um ihren Auftrag ausführen zu können.

Sie traten vor dem Grab in Linie an und salutierten, machten kehrt und schritten zu den Pferden. Schnell ritten sie zurück. Finnewacker führte die vier Yankeepferde an der Leine.

 

Die Männer sahen nur kurz von der Arbeit auf, als Captain Concho, Sergeant Dandry und Finnewacker zurückkehrten. Wie der Kampf ausgegangen war, erkannte jeder an den vier erbeuteten Pferden.

Der Sergeant und Finnewacker führten die Vierbeiner in Deckung. Concho schritt zu Benson, der mit zwei Männern gerade einen Baum gefällt hatte.

Der Lieutenant legte die Axt aus der Hand und wischte den Schweiß von der Stirn. »Ich habe noch einmal nachgemessen, Sam«, sagte er angestrengt. »Wir kriegen die Wagen nicht auf einmal über den Fluss.«

»Zwei Fuhren?«

»Für den vierten Wagen ist kein Platz! Die Bäume sind einfach nicht länger, und wenn wir zwei Baumlängen nehmen, haben wir noch einmal zwei Tage zu tun.«

Captain Concho fluchte.

»Die Pferde werden wir ohnehin schwimmen lassen müssen«, meinte Benson.

»Dann, zum Teufel, den vierten Wagen auch!«, sagte Captain Concho entschieden. »Wir laden alle Fracht auf das Floß und binden ihn hinten quer und fest an.«

Sporen schlugen hinter ihm aneinander. Er drehte sich um. Sergeant Miller stand hinter ihm, eine Axt bei Fuß.

»Die CAIRO, Sir! Sie kommt zurück!«, meldete er.

Da fiel Conchos Blick schon auf den schwarzen Rauchschleier am Horizont.

Die Qualmwolke näherte sich ihnen wieder.

»Die wollen ihre Patrouille aufnehmen und werden das Ufer jetzt genau beobachten«, sagte Benson knirschend.

»Bis das Kanonenboot hier ist, wird es dunkel sein«, erwiderte Captain Concho und blickte angestrengt nach Norden. Der Wind trieb die Rauchwolke vor dem Schiff einher.

»Morgen suchen sie todsicher weiter!« Benson musterte Concho besorgt. »Vor Mittag haben wir das Floß nicht fertig. Die Strömung wird uns beim Übersetzen weit abtreiben. Aber vielleicht müssen wir uns weiter treiben lassen als uns lieb sein kann, um eine geeignete Landungsstelle zu finden.«

Captain Concho hielt den Blick auf die Rauchwolke gerichtet. »Die CAIRO sucht morgen nicht mehr«, sagte er mit fester Stimme. »Corporal Forscreek!«

Der Corporal stürzte heran. Nun trug Forscreek endlich eine anständige Uniform mit Winkeln an den Ärmeln. Er hatte sich Captain Conchos Reitern im Mexiko Territorium angeschlossen, als Ranches und Farmen dort von Colonel Westrums Mordbrigade heimgesucht wurden. Wochenlang war er in Farmersachen mit Concho und seinen Männern umhergezogen. Wie weit lag das schon zurück!

Er baute sich vor dem Captain auf und salutierte. »Corporal Forscreek zur Stelle, Sir!«

Captain Concho wies mit einer Kopfbewegung auf die schwarze Rauchwolke der U.S.S. CAIRO. »Da kommen die Hurensöhne zurück.«

»Schon gesehen, Sir! Alles klar. Ich habe die Zündschnur so lang gemacht, dass sie genau zwei Stunden brennen wird. Sie wird nur glimmen, Sir, völlig lautlos. Mit der Strömung dampft die CAIRO in der Stunde fünfzehn Meilen. Wenn die Ladung hochgeht, wird sie dreißig Meilen von hier entfernt sein.«

»Hoffentlich wirft die CAIRO nicht in der Nähe Anker!«, gab Lieutenant Benson zu bedenken. »Dann hätten wir das Ufer hier voller Schiffbrüchiger.«

»Ich bin ein guter Schwimmer, Sir«, sagte der Corporal. »Und Finnewacker auch. Wir könnten bei der CAIRO bleiben. Irgendwie schlagen wir uns dann schon nach Pine Bluff durch.«

»Zum Teufel, die CAIRO hat letzte Nacht auch nicht geankert«, versetzte Captain Concho. »Die Burschen haben von uns Wind bekommen und wissen, dass wir irgendwo zwischen Memphis und Vicksburg übersetzen müssen. Und wenn ich der Kapitän der CAIRO wäre, würde ich damit rechnen, dass sich die verdammten Rebellen nur nachts auf den Fluss wagen. – An die Arbeit, damit wir das Floß fertigbringen.«

Captain Concho fasste mit an. Mit sechs Männern trug er die zurechtgeschlagenen Baumstämme zum Wasser, wo sie von Sergeant Miller und dessen Leuten ans Floß gefügt wurden, das gut getarnt unter überhängenden Bäumen im Wasser lag und von der Flussmitte her nicht gesehen werden konnte.

(wb)