Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Entera – Thrash Metal aus Nürnberg seit 1990

Entera – Thrash Metal aus Nürnberg seit 1990

Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist die deutsche Thrash Metal Band Entera, um Gründer und Mastermind Carsten Lutter, aktiv. Fünf Tonträger und hunderte von Gigs zeugen vom Können und der Qualität dieser Formation. Fronter und Basser Carsten erzählt im Interview von der wechselvollen Bandgeschichte, seinen musikalischen Vorlieben und gibt einen Ausblick auf die Zukunft Enteras.  


Stefan Bellack: Hallo Carsten, Entera haben seit ihrer Gründung im Jahr 1990 eine sehr wechselhafte und teils von tragischen Ereignissen geprägte Geschichte hinter sich. Als Gründer der Band bist du aber dem Konzept von Entera treu geblieben und kannst inzwischen auf 23 Jahre Bandbestehen zurückblicken. Welche sind deine persönlichen Highlights aus mehr als zwei Jahrzehnten musikalischen Schaffens?


Carsten Lutter: Für mich sind die Veröffentlichungen immer was Besonderes. Da steckt sehr viel Zeit und Arbeit darin, und wenn man dann endlich die CD aus dem Presswerk bekommt, ist das immer wieder ein besonderer Moment. Es gibt auch einige Gigs, die besonders gut waren, wie z.B. die Gigs mit Debauchery und Master. Das Abschiedskonzert im Saarland, bevor ich nach Nürnberg gezogen bin, und natürlich das erste Entera-Konzert 1993.


Stefan Bellack: Gab es in dieser langen Historie auch mal Momente, in denen du an Aufgabe, an ein Ende von Entera gedacht hast?


Carsten Lutter: Daran denkt man schon hin und wieder. Es gibt Zeiten, da laufen Gigs nicht so gut oder man hat es mit nervigen Veranstaltern und Bands zu tun. Auch wenn ein Musiker aussteigt, ist das manchmal nicht so einfach. Aber das ist normal und mit den Jahren kann man damit umgehen, und vieles geht einfach zu einem Ohr rein und zum anderen wieder raus. Das schlimmste Ereignis war eigentlich der Tod unseres Gitarristen Jürgen (1994). Da waren wir schon kurz davor, die Band aufzulösen. Jürgen und ich spielten nicht nur bei Entera, wir hatten noch eine zweite Band. Außerdem sah ich Jürgen zu der Zeit 5-6 x pro Woche. Wir haben uns im Proberaum mit beiden Bands getroffen und lange darüber geredet und sind aber dann zu dem Entschluss gekommen, mit beiden Bands weiterzumachen. Der Tod von Holger (Anm. der Red.: Gitarrist ab 1999) war auch sehr schlimm. Er war zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr bei Entera, aber wir hatten immer noch Kontakt und wir spielten zusammen mit seiner neuen Band Gigs. Wie lange es Entera noch geben wird, kann ich nicht sagen. Das hängt von so vielen Sachen ab. Wir haben bald unser 25 jähriges Bandjubiläum und vielleicht schaffen wir die 30 auch noch!


Stefan Bellack: Stellst du uns bitte einmal das aktuelle Line-Up der Band vor? Im Moment seid ihr auf der Suche nach einem Gitarristen, habe ich auf eurer Homepage gelesen. Ist bei Erfolg mit einer Erweiterung der Bandstärke zu rechnen bzw. was ist der Hintergrund?


Carsten Lutter: Die aktuelle Besetzung besteht aus mir (Carsten, Gesang und Bass), Marc (Drummer) und Nino (Gitarre und Gesang). Nino ist momentan Aushilfsgitarrist. Er ist für 6 Monate in Nürnberg und zieht danach wieder weg. Da wir nicht wissen, ob das mit der Entfernung auf Dauer machbar ist, suchen wir schon mal einen neuen Gitarristen. Entera werden aber auf jeden Fall ein Trio bleiben. Wir haben es schon mehrmals mit einem zweiten Gitarristen versucht, aber das passt einfach nicht zu uns. In der Trio-Besetzung hat jeder von uns mehr »Luft«. Ich kann mich bei den Gitarrensolos im Hintergrund austoben und der Gitarrist muss seine Solos nicht mit einem anderen Gitarristen teilen. Wir achten beim Schreiben der Songs schon drauf, dass keine Soundlöcher entstehen und experimentieren oft mit dem Bass. Einige Stellen klingen mit verzerrtem Bass besser oder ich benutze wie z.B. beim Solo Part von You Pull Me Down einen Chorus, damit der Rhythmuspart voller klingt. Das versuchen wir gemeinsam in der Probe, bis es jedem von uns gefällt.


Stefan Bellack: Kommt euer Name Entera eigentlich aus dem Spanischen (entera = zahlen, informieren) oder hat er eine ganz andere Bedeutung?


Carsten Lutter: Wir haben den Namen aus einem Medizinbuch. Es ist Latein und bedeutet so viel wie »Innereien« oder »Aus dem Inneren«.


Stefan Bellack: 1 EP und 4 CDs weist euer digitalisierter musikalischer Output inzwischen auf. Sind alle bisherigen Tonträger in Eigenproduktion entstanden? Wenn ja, hat bis dato nie ein professionelles Label bei Entera angeklopft oder behaltet ihr grundsätzlich den gesamten Produktionsprozess lieber in eigener Hand, um so die größtmögliche künstlerische Freiheit zu haben?


Carsten Lutter: Bisher sind alle Produktionen in Eigenregie entstanden. Interesse gab es schon, aber da war noch kein Angebot dabei, das zu uns passen würde. Wir möchten auf jeden Fall die volle Kontrolle über unsere Veröffentlichungen haben. Wir möchten entscheiden, welche und wie viele Songs auf der CD landen, wie das Cover auszusehen hat und was im Booklet steht. Es sollen auch keine 10 verschiedenen Versionen der gleichen CD rauskommen. Ich finde, damit werden die Fans nur verarscht. Auch alle anderen Sachen wie Shirts, Aufnäher, Aufkleber usw. möchten wir alleine entscheiden.
Wir haben bisher jede CD selbst aufgenommen, bei den letzten beiden waren wir aber zum Mischen und Mastern in einem Studio. Es ist aber sehr schwer, einem Außenstehenden zu erklären, wie unser Sound klingen soll, da wir nicht einen Standardsound haben möchten. Es gibt auch oft kleine Stellen in einem Song, bei dem wir auf Kleinigkeiten sehr viel Wert legen. Das ist manchmal nur ein Schlag auf ein Becken, bei dem wir uns aber einen bestimmten Klang vorstellen. Deswegen werde ich bei der nächsten CD das Mischen zu einem Teil wieder selbst machen und dann im Studio den Rest machen lassen.


Stefan Bellack: Ihr spielt einen sehr ursprünglichen Thrash in klassischer Besetzung (Gitarre, Bass, Schlagzeug). Stand diese musikalische Ausrichtung von Beginn an fest oder gab es zwischendurch auch mal stilistische Veränderungen oder sind solche geplant?


Carsten Lutter: Die grobe Richtung war von Anfang an klar. Anfangs waren wir noch zu fünft, aber haben dann relativ schnell als Trio weitergemacht. Natürlich gibt es durch die Besetzungswechsel auch immer eine kleine Veränderung. Das stört mich aber nicht weiter, solange das Grundgerüst Thrash Metal bleibt. Die letzte CD war die bisher härteste von uns, wir wollen aber auf der nächsten Veröffentlichung noch einen Tick schneller und härter werden.


Stefan Bellack: Wer zeichnet bei Entera für die Texte und für die Kompositionen verantwortlich? In diesem Zusammenhang vielleicht ein paar grundsätzliche Anmerkungen zum Prozess des Songwritings bei Entera?


Carsten Lutter: Die Texte stammen alle von mir. Ich zeige die fertigen Texte den anderen, und wenn die mit dem Text nicht einverstanden sind, dann wird er auch nicht verwendet. Beim Songschreiben läuft es ähnlich. Wir schreiben die Songs/Riffs gemeinsam im Proberaum, wenn aber einem Musiker ein Riff nicht gefällt, dann fliegt es raus. Ich finde es wichtig, dass jeder in der Band zu 100% hinter dem Song steht und auch seine Ideen mit einbringen kann.


Stefan Bellack: Die Inhalte eurer Songs sind oft kritisch orientiert, worauf schon Titel hindeuten wie Human Of Glas und Old And Useless (beide aus The War Goes On). Verfolgt ihr ein bestimmtes Anliegen mit den Texten eurer Songs? Welche Inhalte sind dir wichtig?


Carsten Lutter: Ich lege sehr viel Wert auf die Texte. Human Of Glas handelt davon, dass die  Menschen in Deutschland schon lange nicht mehr frei leben können. Da werden Mails überwacht, Kameras hängen überall, Konten werden überprüft und noch einiges mehr. Die Demokratie, die wir eigentlich sein sollten oder sein wollen, ist auch nur noch ein Luftschloss. Monopolisten wie die GEMA oder die GEZ treiben ihr Unwesen. Die Bürger werden zu Sachen gezwungen, die sie überhaupt nicht wollen, das ist keine Demokratie, wie ich sie mir vorstelle. In Old And Useless geht es darum, dass Menschen auf der Arbeit ausgenutzt werden, und wenn sie alt sind und mal krank werden, können sie sich gleich einen neuen Job suchen. Das habe ich selbst schon in einer Firma mitbekommen. Viele sagen aus Angst nichts, weil sie in ihrem Alter keinen Job mehr bekommen und machen das alles mit.
Wenn wir mit dem einen oder anderen Text ein paar Leute zum Nachdenken bewegen können, wäre das schon ein Erfolg. Die meisten Texte sind sozialkritisch, es gibt aber auch den ein oder anderen lustigen Text und wir haben vor Jahren mal beschlossen, einen Text zu schreiben, der in die Richtung Manowar gehen sollte. Daraus ist eine Geschichte über einen Drachen und eine Stadt geworden, die sich bekämpfen. Auf der aktuellen CD ist jetzt der dritte Teil der Story.


Stefan Bellack: In Anlehnung an die Rubrik eines bekannten Musikmagazins, würde ich dir, Carsten, gerne die Frage nach dem »Soundtrack Deines Lebens« stellen. Welches sind die für dich persönlich bedeutendsten oder auch prägendsten Alben/CDs in deinem Plattenregal?


Carsten Lutter: Das ist schwer, da meine Sammlung schon sehr groß ist. Eine der ersten Platten, die ich hatte, war von Venom die Black Metal. Auch wenn es nicht die technisch anspruchsvollsten Songs sind, aber der Gesang von Cronos und der hohe Wiedererkennungswert der Songs gefallen mir heute noch. Von Annihilator finde ich bis heute die Alice in Hell am besten. Die Kombination von melodischen mit technisch anspruchsvollen Parts gefällt mir gut und dass sie öfters von dem Standard-Songaufbau abweichen. Das versuchen wir mit Entera ebenfalls. Ich denke, Annihilator haben den größten Einfluss auf Entera, wobei wir aber nicht versuchen, sie zu kopieren. In der Death Metal-Richtung fand ich die erste Obituary Slowly We Rot und Morbid Angel Abominatons of Desolation am besten. Da ich auch noch Grind Core höre, muss die Fear of God-Single noch erwähnt werden.


Stefan Bellack: Ein Schwerpunkt bei Entera sind auf jeden Fall auch die Live-Gigs. Was meinst du, Carsten, wie viele Konzerte hast du in deinem Musiker-Leben schon gespielt? Was wären außerdem noch Wunschbands von dir, mit denen du gerne einmal die Bühne teilen würdest?


Carsten Lutter: Da kommen einige zusammen. Mit Entera sind es jetzt über 200. Mit allen Bands habe ich es bisher auf ca. 450 Gigs gebracht. Neben Entera spiele ich mit meiner Death Metal Band Andabata die meisten Gigs. Da kommen wir auch schon auf ca. 80 Gigs. Es gibt viele Bands, mit denen ich gerne mal spielen würde. Da wären Slayer, Exodus, Dark Angel, Holy Moses, Annihilator, Morbid Angel, Macabre, Venom, Vader, Autopsy usw. Die bekanntesten Bands, mit denen wir schon gespielt haben: Master, Malevolent Creation, Sabaton, Hämatom und Fleshless.


Stefan Bellack: Euer letztes Album The War Goes On erschien vor ziemlich genau einem Jahr. Gibt es schon Pläne für einen Nachfolger bzw. was steht in den nächsten Monaten bei Entera an?


Carsten Lutter: Wir haben sechs Songs bereits fertiggestellt, sind uns aber noch nicht sicher, was wir als Nächstes angehen. Eigentlich ist schon seit Längerem eine DVD geplant mit einem Live Gig und ein paar Videos. Da hat sich aber bis heute noch keine passende Location gefunden, um das zu filmen. Dann sind wir am Überlegen, ob wir nach 20 Jahren mal wieder eine 7“ machen sollten. Die Songs dafür hätten wir zusammen, sodass dies wahrscheinlich das Nächste wird. Es soll eine EP mit 3 – 4 Songs geben und die Aufmachung sollte etwas ausgefallener werden. Nebenbei müssen wir unseren neuen Gitarristen Nino noch komplett einarbeiten. Ein paar Songs fehlen ihm noch. Gigs stehen ebenfalls noch ein paar an und wir sind im Moment dabei, ein neues Shirt zu machen, das hoffentlich vor den Gigs im November noch fertig wird.


Stefan Bellack: Vielen Dank fürs Interview und fürs Zeitnehmen! Die letzten Worte gehören wie immer dem Künstler:


Carsten Lutter: Vielen Dank für das Interview. Gruß an alle Leser und schaut hin und wieder auf unserer Homepage http://www.entera.org/ vorbei.


(sb)