Heftroman der

Woche

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Fatale 1 – Den Tod im Nacken

Ed Brubaker
Fatale 1
Den Tod im Nacken

Fatale Vol. 1: Death Chases Me (Fatale 1-5), Image, USA 2012

Krimi, Comic, Paperback mit Klappbroschur, Panini Comics, Stuttgart, Februar 2013, 140 Seiten, 16,95 Euro, ISBN: 9783862014057, aus dem Amerikanischen von Claudia Fliege, Titelillustration und Zeichnungen von Sean Phillips, Farben von Dave Stewart, Extras: Cover-Galerie
www.paninicomics.de
www.imagecomics.com

2011: Auf der Beerdigung des Journalisten und Schriftstellers Dominic »Hank« Raines trifft Nicolas Lash, der als Sohn von Raines bestem und einzigem Freund als Nachlassverwalter bestimmt wurde, die geheimnisvolle Josephine. Angeblich stand ihre Großmutter in inniger Verbindung zu Raines. In Raines Haus findet Lash schließlich ein Manuskript – augenscheinlich dessen erster Roman, der nie veröffentlicht wurde – bevor er plötzlich überfallen und von Josephine gerettet wird.
Lash beginnt, Nachforschungen über Raines anzustellen und begreift, dass das gefundene Manuskript autobiografisch ist.
1956: Dominic Raines trifft sich mit Josephine, die ihm Informationen über korrupte Polizisten liefern soll. Schließlich schläft sie mit einem von ihnen, Walter Booker. Auch Raines und Josephine kommen sich näher und beginnen eine Affäre, während Walter Booker mit seinem Partner eine Reihe Ritualmorde untersucht. Booker ist prädestiniert dafür, denn er hatte nicht nur bereits im Krieg im Europa Berührung mit dem Okkulten, sondern er verfügt von klein auf über die Gabe, Monster zu sehen.

Irgendwie scheint die Mischung aus Krimi-Noir und Horror (besonders lovecraftscher Horror) gut zu harmonieren, teilen sich doch beide Genres oftmals die gleichen Dekors, manchmal sogar Handlungselemente. Auch Lovecraft baute seine Geschichten oft wie Detektivgeschichten auf, um dann Schritt für Schritt die Rationalität zu verlassen. Obwohl die Verknüpfung im Vorwort als originell verkauft wird, gab es doch schon einige Beispiele einer solchen Liaison, etwa Kim Newmans Kurzgeschichte Der große Fisch (nach Raymond Chandlers Der große Schlaf, erschienen z. B. in Frank Festa (Hrsg.) Die Saat des Cthulhu, Festa Verlag) oder Martin Campbells Frühwerk Hexenjagd in L.A. (mit Dennis Hopper als H.P. Lovecraft!). Fatale spielt zwar in San Francisco, doch an der grundsätzlichen lakonischen Noir-Stimmung ändert das nichts.
Die titelgebende Fatale Josephine, eine Frau, die sich nahezu unverändert durch die Jahrzehnte bewegt und der die Männer vorbehaltlos verfallen, ist hier ebenso ein Opfer wie die Männer, die ihrerseits Josephines Opfer werden. Ohne es zu wollen, zieht sie diese im unfreiwilligen Dienst eines okkulten Zirkels in eine verhängnisvolle Abhängigkeit.

Die Geschichte entwickelt sich dabei auf zwei Zeitebenen, beginnt im Jahre 2011 mit der Beerdigung von Hank Raines und springt dann zu den 1956er Ereignissen, die Nicolas Lash 2011 nach und nach aufdeckt. Ein bewährtes Vorgehen, sowohl im Krimi- wie im Horrorbereich, um einer Geschichte puzzleartige Spannung zu verleihen. So folgen der Leser – parallel zu Nicholas Lashs Recherchen – Dominic Raines Weg in innere und äußere Abgründe, die schließlich ins Phantastische führen.
Dabei fügen sich nicht alle vorhandenen Puzzleteile am Ende logisch in das Gesamtbild ein, doch einige Fragen müssen schließlich noch für den weiteren Serienverlauf offenbleiben.

Ed Brubaker gehört seit seinen Anfängen im Independentbereich zu den renommiertesten Comicautoren, der seine Vorliebe für Krimis z. B. in der Serie Gotham City ausleben durfte. Mit Fatale-Zeichnerkollege Sean Phillips (u.a. Judge Dredd, Hellblazer) hat er außerdem bereits Criminal und Incognito geschaffen. Phillips verleiht Fatale gemeinsam mit Kolorist Dave Stewart einen schönen schmutzigen und schattenreichen Noir-Stil.

Fazit:
Düstere Melange aus Noir-Krimi und Horror. Souverän beackert das gelobte Dream-Team Ed Brubaker und Sean Philips bekannte Pfade. Weniger originell als beabsichtigt, doch durchaus kurzweilig.

(eh)