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Liar Game 1

Shinobu Kaitani
Liar Game 1
Originaltitel: Liar Game 1, Shueisha, Tokio, 2005

Manga Taschenbuch, s/w, 4 Farbseiten, Egmont Manga & Anime (EMA), Köln, April 2013, 224 Seiten, 7,50 Euro, aus dem Japanischen von Claudia Peter

www.manganet.de

Die naive und grundehrliche Nao Kanzaki erhält eines Tages unvermittelt ein Paket mit 100 Millionen Yen (etwa 1 Million Euro) und der Nachricht, dass sie nun Teilnehmer des »Liar Game« ist. Die Regeln des Spiels sind denkbar einfach: Gelingt es ihr, das Geld 30 Tage lang zu behalten und nach dieser Frist einem Mitarbeiter des Spiels komplett auszuhändigen, ist alles gut. Jeder Fehlbetrag muss erstattet werden. Es gibt einen direkten Gegenspieler, für den die gleichen Regeln gelten. Gelingt es einem von beiden, das Geld des Gegners in Besitz zu bringen, dürfen sie es behalten. Am Ende der 30 Tage kann man also 100 Millionen Yen reicher sein oder den gleichen Betrag an Schulden haben. Nao wird über ihren Gegenspieler informiert, der zufälligerweise (?) ein ehemaliger Lehrer Naos, namens Kazuo Fujisawa, ist. Dieser überredet sie auch gleich, ihm das Geld zur sicheren Aufbewahrung zu überlassen. Erst als sie anschließend ein Gespräch belauscht, erkennt sie ihre Dummheit. Sie erinnert sich an den Ratschlag eines Anwalts: »Wenn es um Betrug geht, fragt man am besten einen Betrüger.« So wendet sich Nao Hilfe suchend an den Trickdieb Shinichi Akiyama, der gerade wegen Betrugs historischer Größenordnung im Gefängnis sitzt.
Nachdem Shinichi erst einmal eingewilligt hat, Nao zu helfen, wenden die Beiden verschiedene psychologische Tricks an, um Naos Geld von Fujisawa wieder zu beschaffen. Hier schleicht sich ein leichter Wiederholungseffekt ein, bis es kurz vor Spielende tatsächlich gelingt, das Geld wieder zu beschaffen. Positiv zu bemerken ist, dass Fujisawa im Lauf der Geschichte mit einer Hintergrundgeschichte versehen wird, die ihn vom anfänglichen eindimensionalen »Bösewicht« zu einem durchaus tragischen Charakter macht. Ganz im Gegensatz zu Nao, die am Ende der Geschichte noch genau so schmerzlich naiv ist, wie zu Beginn. In einem Heft für die angestrebte Altersgruppe wäre das erstens gar nicht notwendig gewesen und wirkt zweitens on Naos Lernunfähigkeit unrealistisch.
Was das Liar Game angeht, so deutet sich in einigen Szenen an, dass die Teilnehmer des Spiels mitnichten zufällig ausgewählt wurden – sowohl Nao, wie Fujusawa verfügen über keine nennenswerten menschlichen Bindungen und kein soziales Netz -. Auch die Aktionen der Kandidaten werden offenbar von den Veranstaltern zu einem gewissen Grad manipuliert. Der »Sieg« über Fujisawa bedeutet schließlich für Nao keineswegs das Ende des Spiels sondern den Beginn von Runde 2 (Liar Game 2).
Shinobu Kaitani erzählt seine Geschichte mit einem sehr einfachen Strich und einer ebenso schmucklosen »Kolorierung«. Schatten werden z. B. lediglich durch die Tuschung angedeutet. Die Mimik ist teilweise stark überzeichnet, was zu gewollten unsympathischen Darstellungen vor allem von Naos und Shinichis Antagonisten führt.

Fazit:
In Liar Game 1 trifft mathematische Logik auf menschliche Psychologie. Ein genial einfaches Konzept mit viel Spielraum, das jedoch grafisch sehr simpel umgesetzt wurde.

(eh)