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IGL- Investigadors internacionals i Guardià de la Llei

Ab September startet Amanda McGrey, Mitautorin der Serie Paraforce, eine neue Online-Serie. Diese ist in Empuriabrava, Katalonien angesiedelt.
Von dem Örtchen Empuriabrava (Golf von Roses, nahe Figueras) ermittelt eine gegründete Sondereinheit von Sheila Cargador/Sir John (Foreign Office) und Capitano Rojo (Mossos d’Esquadra) bei Dingen, die schwerpunktmäßig Katalonien betreffen, vor allem in einem geschichtsträchtigen Bereich der ehemaligen Katharer und Templer. Es bleibt viel Raum für kirchliche und archäologische Umtriebe in Verbindung mit Mystik und eventuell »alten« alchemistischen Techniken wie beispielsweise die sprechenden ehernen Köpfe des Albertus Magnus.
Die Serie wird von der Deutsch-Katalanischen Zeitung ARENA  unterstützt.

Falls jemand Lust hat, mitzuschreiben, der kann sich gerne unter kontakt@geisterspiegel.de melden. Wir leiten die Nachrichten dann umgehend an Amanda McGrey weiter.


IGL

Investigadors internacionals i Guardià de la Llei

Sitz:
Ein palastähnliches Gebäude in dem spanischen (katalanischen) Ort Empuriabrava – Requesens 62A – 63A, getarnt als ATPG Immobiliària.

Das Emblem der Organisation – Übersetzt: Internationale Ermittler und Wächter des Rechts

Organisation (Struktur und Aufgaben)

Gründer:

  • Sir John Forbs, britischer Foreign Office, Geheimdienst-Koordinator
  • Sir Elwood Blackstone, UNO, Paraforce
  • Capitano Alonso Rojo, Mossos d’ Esquadra, Catalunia

mit einbezogen: Sheila Cargador, Leiterin des SCT in London

Leitung:

  • Olivia Metaxa, SCT, Mexikanerin, mehrere Doktorgrade, kann ein Raumshuttle fliegen
  • Maureen O’ Haviland, SCT, Britin, Dr. der Historik und Archäologie, Sabotageexpertin
  • Nirina Verdera, Mossos d’ Esquadra, Katalanin

Wichtige Mitarbeiter:

  • Samanta de Castillo, Mossos d’ Esquadra, Astro-Antriebsingeneurin, Katalanin
  • Esclamonde de Monserat, Centro Nacional de Inteligencia (CNI), Juristin, Französisch-Katalanin
  • Lucia de Foix, Büroleitung, kommt von der Guardia Civil
  • Susette Grenoble, Dr. phil, Französin aus La Rochelle, wurde in Las Vegas ein Star der Illusion, Hypnotiseurin (DGSE Direction Générale de la Sécurité Extérieure)
  • Makamba Amrane, Dr. der Biologie und Astrophysik, früher absolut schwindelfreie Hochseilartistin, Marokkanerin
  • Santiago, Schwarzafrikaner, der absolute Computerexperte

Spezial-Flugzeugbesatzung – das eigentliche »Auge Einsteins«

  • Captain Norton McNamara
  • Helen Sögerson, Co-Captain,
  • Juan de Varga, Navigator
  • Sylvia Bernau, Diplom-Astronomin und Doktor der Physik, Sudbury Neutrino Observatory
  • Dr. Tanja Berg, Spezialistin für Radio-Astronomie
  • Dr. Cecil Crown, Greenwich Observatory

Diese sechs Personen wurden in einem strengen Auswahlverfahren der ESA ausgewählt.

Der AIRBUS A-380/T

Diesen gibt es offiziell nicht, sondern wurde eigens für die Serie erfunden. Er bietet Wohntrakte, Konferenzraum und Spezial-Observatorium. Das Flugzeug ist beinahe ständig in der Luft.

Anlage des Hauptquartiers:

  • Doppel-Palazzo (siehe Foto)
  • Attentatssichere Eingänge und Computeranlage
  • Hochgesicherte Tiefgarage
  • Bürotrakt
  • Wohntrakt (Haus 2 – durch Mittelbau verbunden)
  • Unterirdische Turbobahn zum Aeroporto Empuriabrava und zum Jachthafen (Im Jachthafen liegt ein speziell entwickeltes U-Boot.)

Die Anlage wurde ursprünglich von der spanischen Terrorabwehr erbaut, kurz nach Vollendung durch die geänderte politische Lage nicht benötigt.

Aufgaben der Organisation

In Zusammenarbeit mit den Spezialeinheiten der Gründer Verbrechen zu vereiteln, die in direktem oder indirektem Zusammenhang mit astrophysikalischen und Weltraum-Vorkommnissen oder Meeresgeheimnissen zu tun haben.Gleichfalls auch Zusammenhänge des Genannten mit Archäologie- oder Mythenbasen zu erkennen und zu erkunden.Weiter Klärung oder Vereitelung von Geheimexperimenten, die Bezug zu Vorkommnissen zu Vorgenanntem haben können.

Ergeben sich im Ermittlungsvorfeld andere Aspekte, wird der Fall an eine der genannten Gründerorganisationen abgegeben.

Die Serie wird von mehreren Autoren geschrieben und ähnlich aufgebaut sein wie die Online-Serie Paraforce. Jedem Autor bietet sich eine Menge Spielraum für den Aufbau der Handlung, denn vom unterseeischen Zeittunnelexperiment bis zum Genlabor unter der Kathedrale ist alles ist möglich.


Leseprobe aus Band 1

EinsteinsEinsteins Auge

Auge

von Amanda McGrey

Strand von Empuriabrava, Katalonien, nahe der Muga-Mündung

17. April

Ein scharfer Wind peitschte von See her in die Bucht von Roses.

Juan Peres hatte nahe der Mündung des Flusses Muga seine Angel ausgeworfen. Bedingt durch eine Sandbank hatte sich hier eine Art Becken gebildet. Fische aus dem Meer, die von den Wellen hierher gespült wurden, stellten ein wahres Paradies für Angler dar. Der Fünfzigjährige Spanier war von Sevilla hierhergezogen. Er besaß ein kleines Häuschen in einer Berg-Urbanisation jenseits des Airoporto von Empuriabrava. Es hatte lange gedauert, bis seine katalanischen Nachbarn ihn, den »Südländer«, akzeptierten. Aber er liebte diese Gegend und seine Großmutter war Katalanin gewesen.

»Zurück zu den Wurzeln«, hatte er damals seinen Freunden gesagt.

Nach dem Tod seiner Frau hatte er den Entschluss gefasst, hierher zu ziehen.

Er betrieb einen kleinen Hausmeisterservice in der Nähe der Marina von Empuriabrava und kam – vor allem in den Sommerzeiten – gut über die Runden.

Jetzt, an diesem trüben Nachmittag, genoss er es einfach, mal die Angel auszuwerfen. In zwei Wochen würde der Rummel hier im Ort los gehen. Feriengäste aus dem Ausland und Leute aus den Städten würden ihre Ferien genießen und mit Einheimischen und Rentnern hier gemeinsam leben. Häuser und Pools mussten gereinigt werden und vieles mehr.

Peres ließ den Blick über die Gischtkronen zum Horizont gleiten. Der Sommer ließ dieses Jahr etwas auf sich warten.

Weit draußen zog eine weiße Jacht vorbei.

Eine der Kisten, die im Monatsunterhalt das verschlungen, was nicht mal das Jahresgehalt eines gehobenen Beamten würde aufbringen können.

 

Plötzlich zogen sich seine Augen zusammen.

Schwamm da nicht etwas? Nur knapp dreißig Meter vom Ufer entfernt?

Es sah aus wie ein Hut.

Na, dachte Peres. Wird wohl jemandem vom Kopf geflogen sein.

Doch wie er diesem Gedanken noch nachhing, tauchte unter dem Hut ein Kopf auf.

Kurz darauf ein Oberkörper … dann ein ganzer Mensch. Er trug einen dunklen Geschäftsanzug, dazu diesen dunklen steifen Hut.

Was Peres aus der Fassung brachte, war: Der Mann aus dem Meer war nicht nass.

Peres schloss und öffnete die Augen. Das Bild blieb.

Der mysteriöse Fremde schien den Angler nicht bemerkt zu haben.

Während Juan Peres noch an seinem Wahrnehmungssinn zweifelte, tauchte ein weiterer Mann auf. Gleich gekleidet und … ebenfalls trocken.

Jedenfalls machte es den Eindruck.

Der Beobachter schüttelte den Kopf und erhob sich von seinem Anglerstuhl. Er blickte sich um, aber außer ihm gab es keinen Zeugen.

Er musste trocken schlucken.

Er blickte den Männern hinterher, die den Strand entlang gingen, als handele es sich um einen der Boulevards von Barcelona.

Irgendwann schwenkten sie auf den Bretterdamm ab, der zur Straße nach Empuriabrava führte.

 

Als Peres den Vorfall seinem griechischen Freund Stavros einige Stunden später in seiner Stammkneipe erzählte, schaute der ihn an, als habe er einen Drogenkonsumenten vor sich.

»Ich schwöre bei der Madonna von Castello – es war so!«, rief Peres und schlug mit der flachen Hand auf den Tresen.

José, der Inhaber der Kneipe, kam langsam heran. Er beugte sich über die Theke zu den beiden und raunte: »Diese Geschichte habe ich schon einmal gehört. Vor zwei Wochen.«

Juan Peres und Stavros machten große Augen. »Was?«, fragte der Grieche heiser.

Der Wirt nickte. »Ein Deutscher, der hier seit vier Jahren wohnt. Peter … Graumann heißt er.«

Peres kniff ein Auge zusammen. »Du zögerst so.«

José richtete sich auf und griff fahrig nach einem leeren Glas. »Seitdem ist er verschwunden. Keiner hat ihn mehr gesehen.«

»Abgereist meinst du?«

José schüttelte den Kopf. »Er ist verschwunden. Seine Frau stellte eine Vermisstenanzeige bei den Mossos. Er wurde nicht gefunden.«

Der Grieche kratzte sich an seinem grauen Schopf. »Vielleicht war er besoffen.«

Peres schnaubte. »Bin ich besoffen?«

Der Wirt zuckte die Achseln. »Vergesst es einfach.«

Aber Juan Peres ließ der Vorfall keine Ruhe. Nach zwei Bier verabschiedete er sich. Er machte sich jedoch nicht auf den Heimweg, sondern marschierte zum Strand zurück. Der Wind hatte zugenommen. Gischt spritzte nun weit über den breiten Strand.

Sinnend stand er neben dem Holzsteg, der weiter zum Wasser führte. Da sah er etwas im Sand. Er bückte sich.

In diesem Moment traf ihn der mörderische Hieb.

Als ein Strandläufer die Leiche am nächsten Morgen fand, sah der Körper aus, als habe ein Hai ihn mehrfach ausgespuckt.

 

Park Lane 22 in London

23. Juli

Sheila Cargador blickte von den grausigen Tatortfotos hoch und richtete die Augen durch das von außen verspiegelte Panoramafenster in den Regen.

Ein Sturm schien sich zu entfachen.

Die Lady seufzte und griff zu ihrem gläsernen Telefon. Sie tippte eine Kurzwahl ein.

Nur wenig später meldete sich eine melodische Stimme.

»ATPG Immobiliària.«

Die Lady lachte leise. »Du weißt doch, wer dran ist, Schätzchen. Wie ist es unter des Südens Sonne?«

Das kehlige Lachen der rassigen Mexikanerin Olivia Metaxa drang durch den Hörer.

»Wollte dich nur testen, Verehrteste.«

Olivia war seit einem Monat die Leiterin der neuen Ermittlungsgruppe Investigadors internacionals i Guardià de la Llei. Kurz auch IGL genannt.

Diese Spezialtruppe verbarg sich hinter der offiziellen Bezeichnung ATPG Immobiliària.

Eine der absolut modernsten Ermittlertruppen der Welt.

Gegründet von Sheila Cargador, Sir John Forbs vom Britischen Foreign Office sowie Capitano Alonso Roja von der catalanischen Mossos d’ Esquadra und Sir Elwood Blackstone von der Paraforce.

Abgesegnet von der britischen und spanischen Regierung, wie auch den Vereinten Nationen.

Und auch nur den drei Gründungspersonen war die Organisation verantwortlich.

Die IGL arbeitete staatsübergreifend mit allen Kompetenzen. Das Hauptoperationsgebiet lag allerdings im Raum Katalonien.

Durch die besondere Siedlungspräsenz von ehemaligen KGB- und FSB-Mitgliedern, wie auch Marokkanern und früheren Stasi-Größen, gab es hier einige besondere Probleme, die Ermittlungen erschwerten. Vor allem vom spanischen Staat her. Diese Gruppen wurden von bestimmten Gremien geschützt. Sie brachten Geld ins Land. Viel Geld!

Des Weiteren schotteten sich diese Leute ab. Bestimmte Kriminelle wurden aussortiert – was immer man auch darunter zu verstehen hatte. Denn niemand von den »Schwarz- und Geheimgeldleuten« war an einer zufälligen Razzia interessiert.

Während die Lady dem Bericht der Freundin lauschte, kehrten ihre Gedanken zurück zu dem denkwürdigen Abend im schottischen Hochland …

 

Iverness, Schottland

8 Wochen vorher

Es regnete nicht – es goss!

Wie eine Sintflut prasselte es auf das Dach und die Windschutzscheibe des weinroten Rolls-Royce Cabrio. Nur mühsam durchbrachen die Scheinwerfer Wassermassen und Finsternis.

Sheila Cargador fluchte wie ein Bostoner Bierkutscher und drosselte das Tempo weiter. Lebensgefährlich zogen sich die Kurven der Schotterstraße hier im schottischen Hochland.

Weshalb ihr geheimnisvoller Kontaktmann des Foreign Office ausgerechnet in dieser von Gott verlassenen Gegend ein Treffen angesetzt hatte, blieb ihr vorerst ein Rätsel.

Vor zehn Stunden war die Depesche von Sir John in der Park Lane eingetroffen.

23 Uhr treffen in Iverness – Butcher Cottage – Alles liegen lassen – Größte Priorität.

»Was soll denn das?«, hatte Sandra Collins, die kleine rothaarige Irin gefragt, als sie die Mitteilung in Sheilas Büro sah.

Die Lady hatte sich in ihrem Bürosessel zurückgelehnt, die Füße auf der gläsernen Tischplatte platziert und nur die Arme gehoben. »Ich weiß nicht mehr als du. Vermutlich brennt das Empire wieder mal.«

Sandra hatte den Kopf geschüttelt. »Aber weshalb in solcher Gegend … weißt du, wie weit das ist?«

Sheila hatte auf die Uhr gesehen. »Sir John macht das nicht zum Spaß. Ich muss los.«

Aus ihrer Wohnung in der 1. Etage der SCT-Detektei holte sie ein paar unentbehrliche Dinge, die man zu solcher Tour mit Übernachtung benötigte.

»Nimm jemanden mit«, sagte Sandra, als die Lady aus dem Fahrstuhl stieg.

Diese schüttelte den Kopf. »Ihr habt hier genug zu tun. Maureen soll sich um die Diamantensache aus Amsterdam kümmern.«

Wenig später sah die Büroleiterin über ihren Monitor den Rolls-Royce aus der Tiefgarage fahren.

Jetzt wünschte sich die Lady, sie hätte auf Sandra gehört.

Sheila Cargador, die Tochter einer Engländerin und eines spanischen Granden, mochte man wohl als die ungewöhnlichste Frau des Britischen Empire bezeichnen. Von der vornehmen Londoner Park Lane aus leitete sie die schlagfertigste Detektei Europas. Sogar Regierungen nahmen ihre Dienste in Anspruch. Immer dann, wenn normale Ermittlungsarbeit die Polizei überforderte oder diplomatische Verwicklungen zu erwarten waren.

Nur eine Marotte zeichnete Sheila aus. Sie hasste Schuhe und Strümpfe. Und da sie zu allen passenden wie auch unpassenden Gelegenheiten oft barfuß auftauchte, nannte man sie im Freundeskreis nur »die barfüßige Lady«.

Sheila verlangsamte vor einer Kurve das Tempo erneut. Schroffe Felsformationen türmten sich an der rechten Seite der Straße auf. Sturzbäche von Regenwasser ergossen sich von ihnen auf die Fahrbahn, die man kaum noch als solche bezeichnen konnte.

Die Lady betätigte einen Knopf neben dem Lenkrad. Sogleich fuhr ein kleiner Monitor aus der Mahagoni-Konsole aus. Gleichzeitig erfasste die Spezial-Scanner-Camera in der Emily auf dem Kühler die Umgebung. Fast dreidimensional sah Sheila nun Straße und Landschaft vor sich. Mikrowellentaster warnten vor Gefahrenpunkten.

Die Lady schaute auf ihre Cartieruhr. Bald musste sie ihr Ziel erreichen. Die digitale Anzeige des von NASA-Satelliten gesteuerten Navigationsgerätes wies als Ankunftszeitraum noch zwanzig Minuten aus.

In etwa 280 Metern musste sich eine Abzweigung zum Cottage befinden.

Da blendeten vor ihr zwei gewaltige Scheinwerfer auf. Für einen Moment schloss die Lady die Augen. Die Frontscheibe dunkelte innerhalb von zwei Sekunden ab.

Nun sah man die wippenden Lichter wie zwei Monde auf den Rolls-Royce zukommen.

Sheila trat auf die Bremse.

Leicht schlingernd kam der schwere Wagen zum Stehen.

Auch die beiden Scheinwerfer draußen bewegten sich nun nicht mehr.

Die Lady sah gebeugt einen Schatten auf ihren Wagen zu eilen. Ihre rechte Hand tastete in der Seitenablage der Tür zur 38er.

Es klopfte an die linke Scheibe der Beifahrertür. Sheila, die Waffe einsatzbereit haltend, ließ das Fenster abwärts gleiten. Sogleich schlug Regen in das Wageninnere. Das bärtige Gesicht blickte freundlich. Die Lady erkannte den Kragenspiegel einer Marine-Uniform.

»Miss Cargador? Ich bin Captain Greenshore. Der Weg zum Cottage ist abgesackt. Sir John hat mich beauftragt, Ihnen eine andere Zufahrt zu zeigen. Bitte folgen Sie dem Jeep.«

Damit lief er zurück zu seinem Wagen. Wenig später erkannte die Lady auf dem Monitor, wie der Militärwagen zurücksetzte. Durch die Frontscheibe erkannte sie nur Schemen.

Sie folgte dem Fahrzeug, dessen Heck sie durch die Spezialkamera deutlich sah.

Die Fahrt verlief noch einen Kilometer über die Schotterstraße, dann bog der Wagen vor ihr in eine Waldschneise ein.

Es wurde matschig und holprig.

Die Lady war auf der Hut und hielt die 38er während des Fahrens in der Hand.

Doch dann tauchte aus dem Dunst das beleuchtete Cottage auf.

Regenwasser quoll aus den Fugen des Wegpflasters und reflektierte im Schein der beiden Außenleuchten des Hauses. Ein Butler öffnete.

»Guten Abend, Madam. Der Sir erwartet Sie bereits. Wir befanden uns in Sorge und haben deshalb eine … Eskorte geschickt.«

Nun lachte Sheila glockenhell auf. »Danke Hutchinson – das war sehr hilfreich.«

Sie kannte den Mann und wusste, dass es der Butler von Sir John war. Er begleitete den Mann vom Foreign Office manchmal.

Der Butler führte die Lady durch einen langen Flur, der mit kostbaren Teppichen und Gemälden mit Jagdszenen ausgestattet war, in einen Salon.

Der gewaltige Kamin, in dem ein loderndes Feuer flackerte, beherrschte den Raum. Der Blick der Lady glitt durch das Halbdunkel in die Runde. Vier Männer saßen dort. Unter anderem der Premierminister. Aber um so mehr staunte Sheila über die Anwesenheit ihres spanischen Freundes Capitano Rojo.

Sir John erhob sich aus dem schweren Ledersessel und kam auf die Lady zu.

»Gut, dass Sie da sind, Miss Cargador.«

Er deutete zu den anderen Sesseln. »Sie kennen sich ja.« Er hielt inne und deutete dann auf den schlanken, großen Mann im Tweedanzug. »Sir Elwood Blackstone von der Paraforce

Sheila lächelte. »Wir hatten schon miteinander zu tun … wenn wir uns auch nicht persönlich gesehen haben.«

Sir John nickte und wandte den Blick direkt auf die Lady. »Dieses Treffen ist so geheim, dass nur die hier Anwesenden davon wissen. Die Sicherheitskräfte wissen nur, dass ein Gespräch unter Freunden zum Wochenende stattfindet. Bitte nehmen Sie Platz. Whiskey? Was frage ich!«

Er schenkte aus einer handgeschliffenen Karaffe ein Glas ein, gab Eis dazu und reichte es Sheila. Diese nahm es dankend und blickte dann zu dem Spanier – besser gesagt – dem Katalanen.

»Capitano – würden Sie mir Ihre Anwesenheit hier in Schottland erklären?«

Ehe dieser antworten konnte, nahm Sir John in der Runde wieder Platz und sagte: »Es geht um den ersten Staatssekretär des Verteidigungsministeriums.«

Die Lady runzelte die Stirn. »Soviel ich aus der Presse weiß, befindet er sich seit einer Woche in einer Kur.«

Sir John räusperte sich. »Die offizielle Version. Er reiste in einer dringenden Angelegenheit nach Spanien.«

Sheila sah den Mann des Foreign Office fragend an.

»Sir Antonny Hardrock ist tot. Er wurde vor zwei Tagen in seinem Hotelzimmer aufgefunden. Der Notarzt dokumentierte Herzschlag.«

Nun beugte sich Rojo vor. »Es geschah im Xones Park in Empuriabrava.«

Sheila dämmerte etwas.

»Was ist faul an der Geschichte?«

Der Sturm rüttelte an den Fensterläden und ließ das Kaminfeuer auffauchen.

»Es wird eine unruhige Nacht«, brummelte Sir John. Dann angelte er einen roten Pappordner von dem runden Beistelltisch neben sich.

»Im Verlauf der letzten acht Monate sind sechs Journalisten und vier Politiker verschiedener Staaten auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Sie alle unternahmen sehr plötzlich eine Reise nach Spanien. Nach Katalonien. Genauer gesagt …«, er griff zu einer Landkarte, faltete sie auseinander und wies auf einen Punkt, »… hier hin.«

Die Lady fixierte den Bereich der Karte, die Sir John hochhielt.

»Castello … Roses …«

Sheila angelte sich aus ihrem Silberetui eine Benson & Hedges. Während sie diese anzündete, wollte sie wissen: »Wann ereignete sich der erste … Vorfall?«

»Am 21. Oktober letzten Jahres. Der belgische Journalist Herkules Dumont wurde tot aufgefunden. Mit durchgeschnittener Kehle. Im Hotel Xones Park«, erklärte Rojo.

»Weshalb befand er sich dort?«, wollte die Lady wissen und nahm dann einen Schluck irischen Whiskeys.

Der Beamte der Mossos d’ Esquadra zuckte mit den Achseln. »Das wissen wir nicht. Wie auch bei den anderen Todesfällen.«

Sheila legte den Kopf leicht schief. »Die Todesursache ist unterschiedlich?«

Sir John bestätigte das. »Mal Herzstillstand, mal erschossen oder – wie hier – die Kehle durchgeschnitten.«

»Alles im selben Hotel?«

Rojo schüttelte heftig den Kopf. »Alle wohnten zwar dort, aber die Leichen von Pierre de Bault und Frederik Anderson fand man am Strand. Sie wirkten, als habe ein Hai sie zerfetzt und ausgespien.«

Die Lady stellte das Glas ab und holte tief Atem. »Wer ist … war Frederik de Bault?«

Sir John reichte ihr die Akte. »Wissenschaftsdozent an der Universität Paris und stellvertretender Wissenschaftsminister der französischen Regierung.«

Rojo beugte sich wieder etwas vor. »Interessant sind zwei Dinge. Alle befassten sich mit wissenschaftlichen Gebieten oder berichteten darüber. In der Presse wie auch im Television.«

Erstmalig meldete sich der Premierminister zu Wort. Er blickte Sheila fest an.

»Miss Cargador – Sie sind die erfolgreichste Detektivin, die mir bekannt ist, und Sir John animierte dieses Treffen. Wenn es auch im Moment wie eine Anhäufung mysteriöser Todesfälle aussieht, steckt eine besondere Brisanz dahinter.«

Die Lady wippte den rechten Schuh über die Ferse und schaute abwartend.

Sir John räusperte sich. »Also – zum einen: Alle Morde – ich bezeichne das einfach so – fanden auf spanischem Gebiet statt. Zum anderen …« Er zögerte.

»Zum anderen?«, kam es leise von Sheila.

Rojo ergriff das Wort. »Alle führten ein gewisses Buch mit sich. Das gibt uns Rätsel auf. Egyptische Geheimnisse von Albertus Magnus. Ein Nachdruck von 1907.«

Eine Augenbraue der Lady zuckte nach oben.

Genau in diesem Moment schlug das Telefon auf dem altmodischen Schreibtisch an.

Alle Augen ruckten herum. Über Elwood Blackstones Nase bildete sich eine tiefe Falte.

»Wer weiß etwas von unserer Anwesenheit?«

»Keine Menschenseele. Die Sicherheitskräfte sind besonders vereidigt worden.« Der Mann vom Foreign Office erhob sich und nahm den Hörer ab. »Ja …«, sagte er nur kurz.

Dann langes Schweigen. Endlich: »Ich habe verstanden. Wir werden das nun doch tun müssen.«

Damit legte er langsam, wie in Trance auf. Alle sahen in erwartungsvoll an.

Sir John lehnte sich an den Schreibtisch. »Das war unser Verbindungsmann bei der UNO. Der Stabschef des White House hat sich vor zwei Stunden in einem Hotel in Castello erschossen.«

Eine Bombe hätte kaum eine größere Wirkung auslösen können.

Die Lady fasste sich zuerst. Ihr Verstand arbeitete wie ein Computer. »Was hatte er dort zu suchen?«

Sir John schnaubte durch die Nase. »Angeblich ein geheimes Treffen mit jemandem, der ein besonderes Geheimnis preisgeben wollte. Mehr ist nicht bekannt.«

Der Premierminister griff in seine Sakkotasche und zog ein Mobiltelefon hervor. Es handelte um ein besonderes Satellitentelefon.

Er wählte eine codierte Nummer.

»Code Zwölf Uhr«, sprach er in das Gerät. Es dauerte zehn Sekunden, dann hatte er seinen Gesprächspartner in der Leitung. Das Telefonat hielt sich kurz. Dann steckte er es weg und erklärte: »Der absolute Geheimanschluss des amerikanischen Präsidenten. Davon weiß nicht mal die NSA. Er stimmt zu.«

Sir John nickte nur. »Dann darf ich Sie alle in den Vorführraum nach nebenan bitten.«

Alle folgten ihm in den Kinosaal mit zahlreichen bequemen Ledersesseln. Hier gab es kein offenes Feuer. Trotzdem erwies es sich als angenehm warm. Vom Sturm draußen vernahm man hier nichts.

Nachdem die Tür sorgsam verschlossen war, betätigte der Mann vom Foreign Office an einem Pult einen Knopf. Das sanfte Deckenlicht erlosch. Dafür leuchtete an einer weißen Wand ein Emblem auf.

Ein Wappen – integriert in die katalanische Flagge.

Über dem Wappen stand IGL.

Darunter: Investigadors internacionals i Guardià de la Llei.

Danach projizierten sich zwei nebeneinanderstehende palastartige Gebäude – verbunden mit einem Zwischentrakt.

Was dann kam, verschlug selbst der überraschungsgewohnten Sheila Cargador die Sprache …

Vortrag und Animation dauerten wohl fünfzig Minuten.

»… diese Anlage wurde ursprünglich von der spanischen Regierung im Kampf gegen die ETA konzipiert, als man davon ausgehen musste, dass es Verbindungen zum internationalen Terrorismus geben könnte. Nach Fertigstellung vor vier Jahren wurde sie nicht genutzt. Wir – beziehungsweise ein geheimes Konsortium – haben alles erworben«, schloss Sir John.

Das Bild erlosch auf der Leinwand und die gedämpfte Raumbeleuchtung schaltete sich ein.

»Die neugegründete Organisation verfügt über 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zehn übernehmen die Führungslinie und wohnen zum Teil in dem Gebäudekomplex. Die Investigadors internacionals i Guardià de la Llei – Internationale Ermittler und Wächter des Rechts – werden von dem kleinen Ort Empuriabrava aus operieren.«

Sheila Cargador sog tief die Luft durch die Nase. »Wann ist diese Organisation gegründet worden?«

»Gerade eben«, kam es vom Premierminister. »Wir möchten Ihnen, Miss Cargador, mit Ihrem Team die Leitung übertragen. Sie handeln unabhängig und nicht weisungsgebunden.«

Zum erneuten Mal blieb der Lady die Luft weg.

»Gerade … gegründet … ich soll …«, sie schüttelte die blonde Löwenmähne. »Moment, Sir …« Sie sprang auf. »So geht das nicht. Ich …«

Elwood Blackstone erhob sich und kam gemessenen Schrittes auf die Lady zu.

»Das war der Grund dieses geheimen Treffens. Weit von den Metropolen. Abhörsicher!«

Er blickte Sheila fest an. »Sie sind die Beste für den Job. Wir brauchen Sie!«

Sir John trat hinzu. »Nirina Verdera wird Ihnen zur Seite stehen. Eine junge Frau, aber mit viel Erfahrung in einer Sonderabteilung der Mossos d’ Esquadra.«

Das Rauchverbot ignorierend, zündete sich die Lady eine Benson & Hedges an. Sie inhalierte tief und blickte dann von einem der Anwesenden zum anderen.

Endlich sagte sie: »Wie mir bekannt, ist Paraforce eine sehr schlagkräftige Organisation. Mit jeglichen Privilegien und bester Ausrüstung. Weshalb noch eine Organisation?«

Blackstone wippte leicht auf den Fußballen. »Unsere Truppe befasst sich mit Dingen, die an die Grenzwissenschaften heranreichen. Die neue Organisation soll bei globalen Vergehen, besonders in eigenmächtigen Geheimdienstkreisen aktiv sein. Und möglicherweise auch …«, er zögerte. Sheilas Augen verengten sich wieder.

»… in eventuellen kosmischen Ereignissen.«

Die Lady lachte leise, aber hart auf. »Wir sollen uns mit Extreterresten herumschlagen … das meinen Sie doch … oder?«

Sir John winkte heftig ab. »Blödsinn! Hm … ja … wenn es mal dazu kommen sollte. Aber bisher glauben wir, dass es so was nicht gibt!«

Blackstone lächelte. »Sollten sich Dinge überschneiden, so werden unsere Ermittler zusammenarbeiten. Aber Sir John hat recht. Es geht hier um politische und wahrscheinlich Geheimdienst-Angelegenheiten. Dafür ist die IGL da.«

»Weshalb Spanien?«

»Das Hauptquartier ist da und das Parlament muss bei den momentanen politischen Spannungen im Lande den Leuten nicht erklären, weshalb 230 Millionen Euro verbraten worden sind für etwas, was das Land durch die veränderte Situation nicht mehr braucht.«

Die Lady hielt ihren mobilen Aschenbecher in der Hand, den sie zwischenzeitlich aus ihrer Designer-Handtasche geangelt hatte, und drückte die Zigarette aus.

»Bueno!«, erklärte sie dann. »Mit einer Einschränkung.«

Blackstone hob die Augenbrauen. »Welche?«

»Das SCT ist voll ausgelastet. Das weiß Sir John. Meine Freundin und Kollegin Olivia Metaxa wird die IGL leiten.«

Die Männer blickten sich an. Blackstone nickte dann. »Ich habe Miss Metaxa kennengelernt. Sie ist Mexikanerin und wird sich mit Senorita Verdera ausgezeichnet ergänzen und verstehen.«

(ab)

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