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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die Geister des Axtmörder-Hauses

Villisca liegt in einer abgeschiedenen Ecke von Iowa, weit abseits der modernen Highways und ein gutes Stück von der nächstgelegenen Stadt entfernt, die eine Bevölkerung von mehr als ein paar Tausend Seelen haben könnte. Das Städtchen ist ein isolierter Ort, erreichbar nur über einen alten zweispurigen Highway. Man kann es glauben oder auch nicht: Die Gemeinde steht im krassen Gegensatz zu dem, was in den frühen 1900er Jahren passierte. In jenen Tagen war Villisca, was schöne Aussicht bedeutet, eine boomende Stadt mit mehr als 2.500 Einwohnern. Entlang der Straßen reihten sich florierende Geschäfte, Dutzende Züge brachten Massen an Besuchern in die Stadt. Villisca entwickelte sich in jener Zeit zu einem beliebten Ort im Montgomery County und bot den Einwohnern und Gästen nicht nur Läden und Geschäfte unterschiedlichster Art, sondern auch Restaurants und ein Theater.

Villisca war in jenen Tagen eine eng zusammengehörige Gemeinschaft, bis diese Ruhe am 10. Juni 1912 mit der Entdeckung von acht blutüberströmten Leichen in einem der Häuser ein jähes Ende fand. Die Familie des J.B. Moore, rechtschaffende Mitglieder der Gemeinde, sowie zwei Gäste, welche im Haus übernachteten, lagen ermordet in ihren Betten. Und bis heute, fast 101 Jahren später, sind diese Verbrechen immer noch nicht gelöst.

Was geschah in jener dunklen Nacht in Villisca? Und was hindert die Geister der Ermordeten bis zum heutigen Tag daran, ihre Ruhe zu finden?

Blutige Morde

Es war ein warmer Abend im Südwesten von Iowa. Die Stadt Villisca versank sanft im Licht der untergehenden Sonne. Die Zeit des Abendessens war längst verstrichen, und viele Einwohner flohen nach der Hitze des Tages in den kühlen Schatten der Veranda. Die Geschäfte waren bereits geschlossen. Durch die Fenster einiger Häuser drang bereits Licht in die dunklen Gassen der Stadt. Aus der presbyterischen Kirche sickerte Musik auf die Straße, gepaart mit Lachen und Applaus. Es war gegen 21:30 Uhr, als sich nach dem Ende des Programms die Gemeindemitglieder auf die Straße strömten und sich auf den Heimweg machten. Unter ihnen befand sich Sarah Moore, welche das Kinderprogramm geleitet hatte. Sie stand vor der Kirche und wartete auf ihren Ehemann Josiah, in der Stadt besser unter dem Namenskürzel J.B. bekannt, sowie auf ihre Kinder Herman, Catherine, Boyd und Paul. Lena und Ina Stillinger, Freunde der Moore-Kinder, welche auch am Kinderprogramm teilgenommen hatten, wollten die Nacht bei den Moore’s verbringen.

Am Morgen des 10. Juni ging Mary Peckham, Nachbarin der Familie Moore, hinter ihr Haus, um Wäsche aufzuhängen. Während sie ihre Arbeit verrichtete, stellte Mary fest, dass bei ihren Nachbarn noch nichts zu hören und zu sehen war. Normalerweise verließ J.B. Moore täglich sehr früh das Anwesen, um zur Arbeit zu gehen. Auch von Sarah, welche üblicherweise schon bei Tagesanbruch auf den Beinen war, um das Frühstück herzurichten und ihrem Tagwerk nachzugehen, war nichts zu vernehmen. Auch kein fröhliches Lachen der Kinder. Waren die Moore krank? Mary wartete ein paar Minuten, um sich aus Besorgnis und Neugier zugleich einen Augenblick später dem Haus zu nähern und nachsehen konnte. Sie klopfte an die Tür, doch nichts rührte sich im Haus. Es schien ihr unheimlich im Innern des Hauses zu sein. Sie wartete einen Moment und klopfte erneut. Einmal mehr gab es keine Antwort, und so versuchte sie, die Tür zu öffnen, um nach Sarah rufen zu können. Mary drückte den Türgriff nach unten und musste feststellen, dass die Tür von innen verschlossen war. Mary ging zum kleinen Stall, welcher sich hinter dem Haus der Familie Moore befand, und ließ die Hühner auf den Hof. Sie empfand innerlich, dass dies das Mindeste war, was sie tun konnte, um Sarah ein wenig unter die Arme zu greifen. Mary war davon überzeugt, dass die Familie unter dem Wetter litt. Nachdem sie die Hühner herausgelassen hatte, ging Mary zurück zu ihrem Haus. Je mehr sie über die Ruhe im Nachbarhaus nachdachte, um so besorgter wurde sie. Als Mary es nicht mehr aushielt, rief sie schließlich den Bruder von J.B. Moore an. Ross Moore versprach zu kommen, sobald er konnte. Wie es sich später herausstellen sollte, war dies der erste Schritt eines total verpfuschten Kriminalfalles in der amerikanischen Geschichte.

Als Ross Moore am Haus seines Bruders ankam, traf er auf Mary Peckham, welche weiterhin Anstrengungen unternommen hatte, um sich Zugang zum Nachbarhaus zu verschaffen. Ross versuchte selbst, die Tür zu öffnen, jedoch ohne Erfolg. Er beugte sich nach vorn und schaute durch das Schlafzimmerfenster. Doch es war zu dunkel, um etwas sehen zu können. Er kehrte zur Tür zurück, hämmerte mit den Fäusten dagegen, rief nach seinem Bruder und seiner Schwägerin, erhielt jedoch keine Antwort. Ross nahm seinen Schlüsselbund und suchte nach dem Zweitschlüssel, der sich darauf befinden musste. Er schloss die Tür auf und ging von Mary Peckham gefolgt in das Wohnzimmer. Moore blickte sich überall um, auch in der Küche war niemand zu sehen. Er rief erneut nach seinem Bruder und erhielt wieder keine Antwort. An der gegenüberliegenden Seite des Wohnzimmers befand sich eine Tür, welche in eines der Kinderzimmer führte. Ross öffnete vorsichtig die Tür und schaute in den Raum. Er schrie laut auf, als er zwei blutige Körper auf dem Bett und dunkle Flecken auf den Betttüchern sah. Moore rannte zurück auf die Veranda und rief nach Mary Peckham, damit diese den Sheriff verständigen sollte. Jemand sei ermordet worden!

Der City Marshall, Hank Horton, kam kurze Zeit später und durchsuchte das Haus. Bei den zwei Toten im Kinderzimmer des Erdgeschosses handelte es sich um die 12-jährige Lena Stillinger und um ihre 8-jährige Schwester Ina. In den Schlafzimmern des Obergeschosses fand der Marshall die Leichen der Familie Moore – Josiah Moore, 43 Jahre; Sarah Montgomery Moore, 44 Jahre; Herman, 11 Jahre; Catherine, 10 Jahre; Boyd, 7 Jahre; Paul, 5 Jahre. Alle aufgefundenen Personen wurden brutal ermordet, indem ihre Schädel mithilfe einer Axt zertrümmert worden waren.

Fast so schnell, wie die Morde entdeckt wurden, verbreitete sich in Villisca die Nachricht vom Massaker wie ein Lauffeuer. Viele Freunde, Nachbarn und Neugierige liefen durch das Haus. Die kleine Polizeitruppe der Stadt verlor aufgrund der Massen die Kontrolle zur Sicherung des Tatortes. Hunderte Menschen starrten in die Schlafräume, berührten alles und schreckten nicht zurück, Gegenstände als Souvenir mitzunehmen. Erst als am Mittag die Nationalgarde anrückte und den Tatort absperrte, konnten die Ermittler mit der Aufklärung der Morde beginnen. Doch an eine aussagekräftige Spurensicherung war nicht mehr zu denken. Man könnte nun behaupten, dass es ein Fehler der Polizei gewesen war. Doch aus der heutigen Sicht war es im Jahr 1912 schier unmöglich, noch brauchbare Spuren am Tatort sichern zu können. Die praktische Anwendung der Daktyloskopie befand sich noch in den Kinderschuhen, Fotos vom Tatort wurden recht selten gemacht und an DNA-Tests war in jenen Jahren beim besten Willen noch nicht zu denken.

Es kommt noch erschwerend hinzu, dass den Polizeibeamten in solchen abgelegenen Gegenden einfach die Erfahrung fehlte, um Verbrechen in dieser Größenordnung aufzuklären. Es wurden zwar einige Aufzeichnungen gemacht, doch reichten diese nicht aus, um das Verbrechen auflösen zu können.

Hatten sie Blut an ihren Händen?

Obwohl niemand der Morde überführt werden konnte, gab es jederzeit viele Verdachtsmomente in diesem Fall. Unmittelbar nach den Morden gab es mindestens 4 Verdächtige, die in jeder Ausgabe der Zeitung erwähnt wurden. Jedoch waren die Hinweise gegen sie schnell erschöpft. Die vorgebrachten Alibis konnten durch die Ermittler nicht zerschlagen werden. Die örtliche Polizei, Ermittlungsbeamte, Privatdetektive, welche hinzugezogen wurden, sowie durch das Kopfgeld angelockte Amateurdetektive gingen in der Stadt und Umgebung jedem Hinweis nach. Man verfolgte Dutzende Theorien, aber jedes Mal, wenn man glaubte, auf der richtigen Spur zu sein, war man auf dem falschen Dampfer. Im Laufe der Zeit verblasste das Interesse an der Lösung des Falls, und die wenigen Spuren verliefen sich im Sand. Heute haben die Historiker ihre eigenen Vorstellungen über die Morde. Viele nehmen an, dass der Mörder aus der Gegend stammte, während andere wiederum einen irren Prediger, einen Wanderarbeiter oder einen gefährlichen Serienmörder für die Tat verantwortlich machen.

Die am meisten Verdächtigen waren:

Frank F. Jones, ein prominenter Bürger der Stadt Villisca und Senator.

J.B. Moore arbeitete mehrere Jahre für Jones, bis er seine eigene Firma 1908 gründete. Viele Einwohner konnten bestätigen, dass sich Jones sehr darüber aufregte, weil Moore es geschafft hatte, das sehr lukrative John-Deere-Franchise mitzunehmen. Jones war während dieser Zeit zweifellos der mächtigste Mann in der Stadt, und es ist wahrscheinlich, dass er dadurch eine »Niederlage« einstecken musste. Aber wäre das genug, um einen Mord an Moore und seiner Familie zu begehen? Die Annahme, dass J.B. Moore in einer Affäre mit Jones Schwiegertochter Dona verwickelt war, verschlimmerte noch den Verdacht. Obwohl keine tatsächlichen Beweise für eine Affäre existierten, grassierte das Gerücht zum Zeitpunkt der Morde. Dies musste auch Jones Sohn Albert empört haben.

William Mansfield war vermutlich der Mann, welcher im Auftrag von Frank F. Jones die Morde ausgeführt haben soll. Laut der Burns Detective Agency aus Kansas City war er in einen anderen Fall verwickelt. Detective James Newton Wilkerson war mit der Untersuchung beauftragt worden und überzeugt davon, dass Jones etwas mit den Morden zu tun hatte. Er beschuldigte offen Frank und Albert Jones der Einstellung von William Mansfield für die Durchführung des Verbrechens. Er ging davon aus, dass J.B. Moore das einzige Opfer sein sollte, doch Mansfield tötete jeden im Haus. Keiner der Jones wurde jemals verhaftet und beide bestritten vehement, eine Verbindung zu den Morden zu haben.

Mansfield kam aus Blue Island, Illinois. Wilkerson glaubte, dass Mansfield, der auch unter den Namen George Worley und Jack Turnbaugh agierte, ein Kokainteufel und ein Killer war, der auch für andere Morde zu verantworten sei. Seine Untersuchungen ergaben, dass alle diese Morde in genau der gleichen Weise wie im Hause der Familie Moore ausgeübt worden waren. Wilkerson schaffte es 1916, ein Geschworenengericht zu überzeugen, ein Ermittlungsverfahren zu eröffnen. Mansfield wurde verhaftet und in das Montgomery County von Kansas City gebracht. Allerdings gelang es dem Angeklagten, Gehaltsabrechnungen vorzuweisen, die bezeugten, dass er zum Zeitpunkt der Villisca-Morde in Illinois war. Darauf hin wurde Mansfield freigesprochen.

Reverend Lyn George Jacklin Kelly, ein Wanderprediger, war ein weiterer Hauptverdächtiger. Kelly beschrieb man als einen dürren kleinen Mann mit abstehenden Ohren, einer vorstehenden Nase, einer hohen Stirn und einem breiten Mund mit großen Lippen. Wenn man ihn auf den Kopf stellen würde, schien es so, als ob er lächeln würde. Einige erinnerten sich an seine dunklen Augen und waren durch seine Angewohnheiten verunsichert. Er war leicht erregbar, wetterte oft und sprach so schnell, dass es manchmal unmöglich war, ihn zu verstehen. Es wurde auch gesagt, dass er übermäßig viel sabberte und Spucke auf diejenigen sprühte, die in seiner unmittelbaren Nähe standen.

Kelly und seine Frau ließen sich 1912 in Macedonia, Iowa, nachdem sie mehrere Jahre im gesamten Mittleren Westen predigen, nieder. Er nahm die Tätigkeit als Wanderprediger wieder auf und war beim Kinderprogramm in der presbyterischen Kirche in jener Nacht der Morde. Seine dortige Anwesenheit und seine plötzliche Abreise aus der Stadt in den frühen Morgenstunden des 10. Juni machten ihn zu einem Hauptverdächtigen für die Morde. Es wurde auch gesagt, dass der Pfarrer das Verbrechen im Zug zurück nach Macedonia gestand. Er hatte eine Vision, die ihm sagte: »Erwürget beide, Alte, Jünglinge, Jungfrauen, Kinder und Weiber, alles tot …« (Ezekiel 9:6)

Vor seinem Geständnis schrieb Kelly in Briefen etwas zu den Moore/Stillinger-Todesfällen an die Behörden. Es schien so, als ob er regelrecht von den Morden besessen war, da Kelly Dinge preisgab, die nur der Täter wissen konnte. Im Zug machte er gegenüber einigen Reisenden ebenfalls Andeutungen zu den Morden.

1914 wurde Kelly verhaftet, jedoch nicht für die Morde. Er wurde in South Dakota dabei überführt, als er obszönes Material per Post verschickte und dafür eine Gefängnisstrafe erhielt, die er jedoch nicht antreten musste. Stattdessen landete Kelly in einer psychiatrischen Anstalt in Washington D.C. 1917 erhärtete sich der Verdacht, dass Kelly doch etwas mit den Morden in Villisca zu tun haben musste. Er gab ein umfassendes Geständnis ab, widerrief dies jedoch kurz vor dem Gerichtstermin. Im ersten Gerichtsverfahren wurde er zum Tod durch den Strang verurteilt, in zweiter Instanz sprachen ihn die Geschworenen und der Richter frei.

Ungeachtet dessen, was einige für eindeutige Beweise hielten, konnten die Kriminalbeamten ähnliche Morde, welche im Mittleren Westen ungefähr zur gleichen Zeit wie die Morde in Villisca aufgetauten, nicht einfach ignorieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei um einen Serienmörder handeln könnte, lag sehr hoch. Obwohl jeder Wanderarbeiter, welcher sich zur Tatzeit in der Gegend von Villisca aufhielt, als möglicher Täter in Betracht kam, stachen einige aus der Masse hervor. Einer von ihnen war Andy Sawyer. Auch wenn gegen ihn keine eindeutigen Beweise für das Verbrechen vorlagen, fiel während der Ermittlungen häufig sein Name. Sein Chef eines Eisenbahntrupps verpfiff ihn und behauptete, dass Sawyer mehr Informationen über die Morde zu haben schien, als er haben sollte. Darüber hinaus schlief und sprach er mit seiner Axt. Daraufhin wurde Sawyer verhaftet und verhört. Es stellte sich heraus, dass er nicht der Mörder sein konnte, da er in besagter Nacht in Osceola, Iowa polizeilich aktenkundig wurde. Der zuständige Sheriff verhaftete ihn wegen Landstreicherei, verwies ihn aus der Stadt und setzte ihn am 09. Juni in einen Zug, welcher gegen 23:00 Uhr abfuhr. Ob es Sawyer noch bis Villisca geschafft hatte, um die Morde zu begehen, ist ihm nicht nachgewiesen worden. Sein Chef und die aufgeregten Männer des Trupps glaubten, dass dies zeitlich möglich gewesen wäre. Da jedoch eindeutige Beweise fehlten, wurde Sawyer freigelassen und geriet in Vergessenheit.

Henry Moore, nicht mit der ermordeten Familie verwandt, kam am ehesten als Verdächtiger in der Kategorie Tunichtgut in Betracht. Obwohl einige wie zum Beispiel William Mansfield der gleichen Verbrechen beschuldigt worden waren, befand man Moore kurz nach den Ereignissen in Villisca für schuldig. Einige glaubten, dass er für eine blutige Serie von Morden verantwortlich war, die ein verheerendes Chaos über den Mittleren Westen anrichtete, die Morde an der Moore-Familie und den Stillinger-Mädchen in Iowa einbezogen. Moore wurde im Dezember 1912 für den Mord an seiner Mutter und Großmutter mütterlicherseits in Columbia, Missouri, angeklagt. Er hatte seine beiden Opfer mit einer Axt erschlagen. Auch wenn diese Tat schrecklich genug war, beendete sie nur ein blutiges Herumwüten, welches sich über 18 Monate, fünf Bundesstaaten und über mehr als 20 Morde erstreckt haben soll. Es wird vermutet, dass es die Villisca-Morde waren, die die Bundesbehörden endlich auf Moores Spuren geführt hatten.

Die Entdeckung der Amokläufe wäre möglicherweise nie realisiert worden, wenn die Behörden in Villisca keine staatliche Unterstützung bei der Lösung ihres lokalen Massakers im Juni 1912 angefordert hätten. Die Polizei fand zwar die verstümmelten Leichen der Moores und der Stillinger-Mädchen, hatte aber keine Hinweise, in welche Richtung ihre Ermittlungen gehen sollten. Dem Bundesbeamten M.W. McClaughry wurde der Fall zugewiesen und seine Untersuchungen ergaben, dass die Villisca-Morde nicht einzigartig waren. Neun Monate zuvor hatte im September 1911 ein ähnliches Massaker in Colorado Springs stattgefunden, was das Leben von H.C. Wayne, seiner Frau, seines Kindes sowie der Frau A.J. Burnham und das ihrer beiden Kinder auslöschte. Einen Monat später, im Oktober, fand ein weiteres Massaker statt und nahm der Familie Dewson aus Monmouth, Illinois das Leben. Ein wenig mehr als eine Woche später fand man fünf Mitglieder der Familie Showman aus Ellsworth, Kansas ermordet in ihren Betten. In jedem Fall suchten die Killer ihre Opfer spät in der Nacht auf und töteten sie mit einer Axt.

Am 5. Juni 1912, nur wenige Tage vor dem Blutbad in Villisca, fand man Rollin Hudson und seine Frau in Paola, Kansas ermordet in ihrem Haus auf. Der Mord an ihnen wurde in der gleichen Art und Weise wie die Verbrechen zuvor durchgeführt. McClaughry war davon überzeugt, dass ein Geisteskranker für all die Morde verantwortlich war. Durch Zufall stieß der Officer auf Henry Moore. McClaughrys Vater war Wärter im Staatsgefängnis in Leavenworth und ein Mann mit vielen Kontakten innerhalb des Gefängnissystems. Als er etwas über den Fall Henry Moore hörte, der eine lebenslange Haftstrafe in Missouri aufgrund des im Dezember 1912 begangenen Mordes an seiner Mutter und Großmutter verbüßte, unterrichtete er seinen Sohn. Nach einem Vergleich der Beweise und der geführten Vernehmungsprotokolle aller Fälle entschloss sich McClaughry am 9. Mai 1913, die Ermittlungen einzustellen. Leider nahm niemand seine Ergebnisse ernst. Die meisten waren froh darüber, dass der wahre Mörder Reverend George Kelly seine Tat gestanden hatte, aber durch das Geschworenengericht aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurde. Trotz allem blieb McClaughry davon überzeugt, dass Moore der eigentliche Täter war. Offiziell blieb jedoch der Fall bis zum heutigen Tag offen.

Die Geister des Moore-Hauses

Sowohl in der amerikanischen Kriminalgeschichte als auch in den Annalen der Spuklegenden nimmt das kleine Holzhaus in Villisca, Iowa einen besonderen Platz ein. Im Verlaufe der Jahre beherbergte das Haus viele Eigentümer und Mieter. Im Jahr 1994 bekundete das Farmerehepaar Darwin und Martha Linn gegenüber einem Immobilienmakler ihr Kaufinteresse für das Anwesen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Linns von der Idee regelrecht besessen, ein Museum zu errichten, um die Geschichte von Villisca bewahren zu können. Aufgrund des schlechten baulichen Zustandes wäre das Haus schon längst dem Erdboden gleichgemacht worden, doch die Linns brachten alle erforderlichen materiellen und finanziellen Mittel auf, um das Haus in den Originalzustand zum Zeitpunkt der Morde im Jahr 1912 wiederherzustellen.

Unter Verwendung alter Fotografien fingen die Linns Ende 1994 mit den Renovierungsarbeiten Ende an. Die Arbeiten umfassten den Abriss der PVC-Verkleidung, das Anstreichen der ursprünglichen Holzwände, den Abbau der Brüstung auf der vorderen und hinteren Veranda, die Wiederherstellung eines Nebengebäudes und des Hühnerstalls im Hinterhof sowie den Rückbau aller Klempner- und Elektroinstallationen im Haus. Die Speisekammer, welche vor Jahren in ein Badezimmer umgewandelt worden war, konnte in den alten Zustand des Jahres 1912 wiederhergestellt werden. Selbst das Mobiliar wurde durch ähnliche Stücke ersetzt, da vieles, was den Familie Moore gehörte, in all den Jahren verschwunden war. Das Haus konnte 1998 in das National Register of Historic Places aufgenommen werden und gilt bis heute als lebendiger Zeitzeuge des Jahres 1912 mit all den Geheimnissen, welche die Wände des Hauses verborgen halten. Wer war der Mörder, der es geschafft hatte, seine dunkle Tat durchzuführen, ohne dass die Bewohner des Hauses aufwachten? Könnten die Wände sprechen, gäbe es diese Geheimnisse nicht mehr. Und neugierige Besucher würden den geheimnisvollen Ort und die sich darin befindlichen Geister nicht mehr aufsuchen.

Seitdem die Besitzer des Hauses Übernachtungen in ihr Programm aufgenommen haben, buchen Scharen von Horrorfreaks, Neugierige und eingefleischte paranormale Ermittler, um das Seltsame, das Ungewöhnliche und das Geisterhafte persönlich erleben zu können. Einige haben hier allein übernachtet und wachten mitten in der Nacht durch Kinderstimmen auf, obwohl keine Kinder anwesend waren. Andere kommen mit Tonaufzeichnungsgeräten, Camcordern und Kameras und legen sich auf die Lauer, um irgendeinen Beweis für die Existenz der Geister erhaschen zu können. Sie sprechen von flackernden Kerzen, als ob jemand an ihnen vorbeigegangen ist, von Dingen, die sich wie von Geisterhand bewegen, von hämmernden Sounds und Kinderlachen. Parapsychologen behaupten, mit den Geistern der Toten zu kommunizieren. Sind diese Ereignisse nur Produkte übertriebener Phantasie oder Wunschdenken? Oder möchte man Sie nur täuschen? Finden Sie es selbst heraus und begeben sich zurück in die damalige Zeit des historischen Spukortes. Schreiben Sie mir Ihre Erlebnisse, Beobachtungen und Empfindungen und machen Sie viele, sehr viele Fotos, wenn Sie können.

Quelle:

Copyright © 2013 by Wolfgang Brandt