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Im Gespräch mit Gunter Arentzen

Geisterspiegel: Im Jahr 2005 erschien mit Geister-Schocker Band 28 der erste Roman mit Christoph Schwarz. Wie kam es damals zum Einstieg in die Serie Geister-Schocker und wer ist eigentlich Christoph Schwarz?

Gunter Arentzen: Die Idee stammte von Joachim Otto. Er plante eine Horror-Serie, die in Deutschland spielt und sich mit Sagen und Legenden befassen sollte. Bei der Gestaltung der Figur hatte ich freie Hand. Ich entschied mich, einen Polizisten zu nehmen, der durch einen Zwischenfall mit dem Übersinnlichen konfrontiert wird. Dies wirft ihn derart aus der Bahn, dass er diesen Phänomenen auf den Grund gehen will.
So entstand Christoph Schwarz, Hauptkommissar der Kripo Landau. Ich wählte die Gegend, weil ich dort wohne und sie sehr reizvoll ist. Zudem ist es praktisch, einen wichtigen Bezugspunkt quasi vor der Haustür zu haben.

Geisterspiegel: Und was war der Grund, dass der junge Polizist dann eine eigene Serie bekam?

Gunter Arentzen: Die Planung besagte von Anfang an, eine eigene Serie zu veröffentlichen. Ich hatte bereits Band 1 geschrieben, als Joachim Otto auf die Idee kam, den Pilot-Roman innerhalb der Geister-Schocker-Serie zu bringen. Ich schrieb Band 28 und passte Band 1 der eigentlichen Serie an.
Die Idee war gut, denn so bekamen bereits Kunden der Romantruhe einen ersten Eindruck von Christoph Schwarz, ohne eine neue Serie kaufen zu müssen.

Geisterspiegel: Im ersten Roman Der Zombie von Landau wird Christoph Schwarz mit dem Übersinnlichen konfrontiert. War dies auch deine erste Konfrontation mit diesem Thema und wie bist du die Arbeit mit paranormalen Themen angegangen?

Gunter Arentzen: Bevor ich Christoph Schwarz schrieb, hatte ich bereits Jaqueline Berger geschrieben – eine Horror-Serie, die bei vph als eBooks erschien. Der Umgang mit paranormalen Wesen war mir vertraut.
Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass mein Einstieg in diese Welten als Leser mit Larry Brent begann. Nach dessen Ende stieg ich auf John Sinclair um und blieb der Serie viele Jahre lang treu. Das Paranormale und vor allem der pure Horror faszinierten mich schon früh; lange, bevor ich eigentlich alt genug dafür war, kam ich dank meines leider viel zu früh verstorbenen Onkels in den Genuss harter Horror-Filme. Ich fühlte mich in dieser Themenwelt zuhause.
Gleichzeitig wollte ich jedoch nicht in das bei Heftserien immer wiederkehrende Schema von Gut und Böse verfallen, von Himmel und Hölle. Ich legte beide Serien – Jaqueline Berger und später Christoph Schwarz – so an, dass es dieses Schema nicht gibt. Auch habe ich nicht auf christliche Mythologien in dem Sinne zurückgegriffen, dass Engel gegen Dämonen kämpfen. Ich habe diese Themen umgedeutet, mit fremden Welten und Wesen aus anderen Dimensionen gearbeitet.

Geisterspiegel: In den folgenden Bänden der Serie Christoph Schwarz lässt du Sagen- und Legendenfiguren zum Leben erwachen und verarbeitest ihre Geschichten in deinen Abenteuern. Worin liegt für dich der Reiz in der Kombination aus »Volksmund« und »Grusel«?

Gunter Arentzen: Die meisten Legenden bergen ein Körnchen Wahrheit. Auch wenn wir heute wissen, dass der Volksglaube und Unwissenheit oft zu Legendbildung führte, muss doch etwas vorgefallen sein, das letztlich den Ausschlag gab. In der Serie arbeite ich dies heraus und deute es im Sinne einer Horror-Serie um. Es ist spannend, die Gedankengänge von einst nachzuvollziehen und dabei zu bedenken, was die Menschen einst glaubten, wussten oder zu wissen glaubten.

Geisterspiegel: Bereits in Band 2 der Serie Das Keltengrab von Kirn taucht eine Figur auf, der du bereits eine eigene Serie gewidmet hattest – Jaqueline Berger. Wie kam es zu dieser Verflechtung beider Serien?

Gunter Arentzen: Jaqueline Berger war als eBook-Serie erfolgreich. Der Grundgedanke war, diese Leser auch zu Christoph Schwarz zu führen – und umgekehrt.
Zudem hielt ich es für eine gute Idee, beide Welten zu verschmelzen. Denn dies gab mir die Möglichkeit, etwas wirklich Großes zu schaffen.
Schaut man heute auf die verschiedenen Serien, dann bilden sie zusammen einen riesigen Kosmos, in dem sich der Leser doch stets zurechtfindet. Gleichzeitig werden ganz unterschiedliche Themen behandelt. Neben Horror und Fantasy ist auch Abenteuer in diesem Kosmos zu finden, denn Jaqueline Berger ist auch Die Schatzjägerin – die ebenfalls bei Romantruhe erscheint.

Geisterspiegel: Nach und nach kamen immer mehr Protagonisten hinzu, andere schieden aus, die Themenvielfalt wurde immer umfangreicher. Wie behältst du da den Überblick?

Gunter Arentzen: Die kurze Antwort lautet: Evernote.
Dieses Tool, welches für diverse Systeme verfügbar ist, hilft mir, den Überblick zu behalten. Außerdem hilft es, dass die Ereignisse und Personen alle in einer Welt angesiedelt sind. Schreibe ich Die Schatzjägerin und anschließend Christoph Schwarz, bewege ich mich in ein und demselben Kosmos, ich bleibe also »drin«, wenn man so will. Das hilft ungemein.

Geisterspiegel: Bei der Vielfalt an Personen und Themen trat der Namensgeber der Serie irgendwann in den Hintergrund der Handlung und wurde zu einem von vielen. Was war dann der Auslöser, dass du das Konzept der Serie im Jahr 2010 überarbeitet hast?

Gunter Arentzen: Die Serie wirkte ein wenig zerfasert. Wir wollten sie wieder straffen und dabei Dinge ausbügeln, die sich eingeschlichen hatten.
Horrorserien haben in der Regel gewisse Schwachpunkte, und davon waren natürlich auch wir betroffen. So muss man als Autor zwar mit mächtigen Wesen agieren, gleichzeitig aber erklären, warum sie besiegt werden können – oder den Helden nicht einfach mit einem kurzen Zauber in ein Häufchen Asche verwandeln.
Als Beispiel nehme ich mal John Sinclairs Kreuz – ein mächtiges Werkzeug, dessen Einsatz eigentlich jeden Fall binnen Sekunden beenden würde. Dennoch schafft es Jason Dark, die Geschichten so anzulegen, dass dies nicht geschieht.
Asmodis hingegen ist ein mächtiger Gegner, der John Sinclair binnen weniger Augenblicke töten könnte.
Tut er aber nicht.
Meine Serie wies ebenfalls solche Gegner und Waffen auf. Es wurde Zeit, das Grundgerüst so aufzustellen, dass diese Schwächen abgemildert oder gar ausgemerzt werden.

Geisterspiegel: Und was genau hast du verändert?

Gunter Arentzen: Viel.
Christoph Schwarz wandelte sich im Laufe der Serie vom Polizisten zum Detektiv und vom Detektiv zum Dunkelalb. Das begann bereits in Band 2 der Serie und setzte sich fort.
Damit, dass er ein Dunkelalb wurde, gewann er an Macht und das führte zu dem bereits angesprochenen Problem.
Daher ließ ich ihn in einer anderen Welt verschwinden – und dort ist er seiner Macht größtenteils beraubt. Zudem lebt er nun in einer Welt, in der das Paranormale normal ist, Vampire neben Menschen leben und Magier eine Gilde gegründet haben. Die Gegner sind ihm gewachsen, er verfügt nicht mehr über die Allmacht, die er in dieser Welt genießen würde und so können spannende Geschichten erzählt werden. Zumal diese Welt der unsrigen entspricht – jedoch 50 Jahre zurückhinkt. Keine Computer, keine Handys, TV am Anfang …
Auch die Figur von Carmen Aiello wurde überarbeitet und gewann an Konturen, das Team wurde konzentriert und aus den Detektiven wurden Sonderermittler der Bundesregierung – womit ich zurückkehrte zu den Anfängen von Jaqueline Berger.
Zudem wurde die Art der Romane geändert. Ich schreibe heute Romane, in denen einzelne Sagen und Legenden zu einer großen Rahmenhandlung führen. Ausgenommen davon sind die reinen Christoph Schwarz-Romane. Dort bekommen die Leser eine große Geschichte erzählt. Beide Formen wechseln sich ab.

Geisterspiegel: Seit der Veröffentlichung von Horror am Teufelstisch im Juli 2011 wurde es um Christoph Schwarz in puncto Hörspiel relativ ruhig. Woran lag dies?

Gunter Arentzen: Diese Frage kann nur Joachim Otto beantworten. Ich bin in die Produktion der Hörspiele kaum eingebunden. Anders als andere Autoren überlasse ich dies jenen, die sich damit auskennen. Ich selbst möchte weder eine Rolle sprechen, noch arbeite ich an den Skripten mit. Ich schreibe die Romane – andere machen daraus Hörspiele.

Geisterspiegel: Wie auf der Webseite von Romantruhe zu lesen ist, erscheint Christoph Schwarz nun in der Hörspielreihe Geister-Schocker. Worin liegen aus deiner Sicht die Ursachen, dass die eigenständige Serie eingestellt wurde?

Gunter Arentzen: Auch dies kann Joachim Otto beantworten, ich könnte nur spekulieren.

Geisterspiegel: Im vorliegenden Hörspiel diente der Roman Der Schatz der Nibelungen als Vorlage. Der Roman bekam damals sehr positive Rezensionen, die Leser waren eindeutig begeistert. Sind die Nibelungen auch heute noch ein Thema für dich?

Gunter Arentzen: Meine Mutter stammt aus Worms, ich wurde nach dem Nibelungen-König benannt. Das Thema ist also durchaus interessant für mich.
Das Nibelungenlied – wobei es kein Lied ist, denn das Wort hatte einst eine andere Bedeutung als heute – interessierte mich schon lange. Ich wollte es verarbeiten, dabei aber auch die historischen Grundlagen beachten. Auch wenn der Verfasser der Sage verschiedene Ereignisse und Einflüsse verarbeitete, so ist doch klar, wer die Nibelungen waren und was mit ihnen geschah. Letztlich geht es in der Sage um den Untergang der Burgunden, die sich gegen Rom auflehnten und dies bitter bereuten. Etzel, der das Ende der Nibelungen besiegelt, wird heute wahlweise mit Atilla oder Flavius Aetius gleichgesetzt, wobei dies Nuancen sind, denn am Ende waren es die Hunnen, die den Burgunden den Garaus machten.
Darum findet man in dem Zweiteiler, der sich mit den Nibelungen befasst, auch wenig aus der Sage und viel aus der tatsächlichen Geschichte.
Ob ich das Thema noch einmal aufgreife, weiß ich aber nicht.

Geisterspiegel: Nehmen wir an, es gäbe den Schatz tatsächlich und er wäre wirklich verflucht. Im Roman hast du eine Lösung parat, die nicht ganz frei von Mystik ist, aber doch auch realistisch. Wie würde deine Interpretation eines wahren Fluchs aussehen?

Gunter Arentzen: Ich würde auf eine antike biologische Waffe tippen. Etwas, das freigesetzt wird, wenn jemand die Schatzkammer öffnet. Viren vielleicht, die mit einer kurzen Inkubationszeit versehen und über die Luft verbreitet zum Tode führen. Eine Art antikes Marburg-Virus vielleicht …

Geisterspiegel: Ja, deiner Fantasie sind in der Tat keine Grenzen gesetzt. Die Serie Christoph Schwarz ist trotz aller übersinnlichen, mystischen und phantastischen Themen immer auch aktuell am Zeitgeschehen dran. Momentan sind es Parallelwelt und Kelten. Wie kamst du auf die Idee, die Handlung um Chris in eine andere Zeitebene bzw. Welt zu verlagern, die sich unterdessen zu einem eigenen Universum entwickelt hat?

Gunter Arentzen: Wenn man ohne Himmel und Hölle auskommt, muss man erklären, woher verschiedene paranormale Wesen kommen.
Also griff ich auf verschiedene Welten zurück; das erste Mal in Band 17. Es gibt in der Quantenphysik ohnehin die Annahme, dass wir in einem Multiversum leben und verschiedene Welten wie Blasen nebeneinander existieren. Dort, wo sich die Welten berühren, könnten Übergänge bestehen.
Die Welten können sich ähnlich oder völlig anders entwickelt haben und ganz verschiedene physikalische Besonderheiten aufweisen.
Magie, und auch das beschreibe ich in der Serie, ist ohnehin eine physikalische Kraft, die man messen kann, die aber für uns in unserer Welt noch unerklärlich ist. Wenn also Wesen aus anderen Welten diese Kräfte beherrschen können, wären sie für uns echte Magier.
Die Idee, mit anderen Welten zu arbeiten, ergab sich aus der Frage, woher Wesen wie Abaddon oder Carey Dunkelelfe kommen. Himmel und Hölle könnte man ebenfalls als fremde Welt betrachten, und so kam es, dass dieses Thema bestimmend wurde für die Serie. Daraus ergibt sich auch, dass es kein Gut und Böse gibt. Eher Wesen, die der Versuchung erliegen, ihre Macht auszunutzen. Und das ist leider auch nur allzu menschlich. Die Intentionen der Gegner und Freunde von Chris Schwarz sind alle vor diesem Hintergrund angesiedelt.
Aktuelles baue ich ein, wie es sich ergibt. So kam ich bei dem Band, der im September 2001 spielt, nicht darum, den 11. September einzubauen. Das sind Dinge, die in unserer Welt geschehen und Autoren waren zu allen Zeiten Chronisten der Ereignisse. Wie auch beim Nibelungenlied …

Geisterspiegel: Woher beziehst du eigentlich dein Wissen über die hochmoderne Technik, die deinen Protagonisten zur Verfügung steht?

Gunter Arentzen: Ich bin sehr technophil. Ich wuchs mit Computern auf, meine Frau ist Webprogrammiererin. Wir haben neue Technik zu Hause, lesen entsprechende Webseiten und Magazine. Zudem können wir aufgrund dessen, was es heute gibt, ableiten, wohin die Reise geht. Liest man heute, was ich Jaqueline Berger vor 10 Jahren an Geräten gab, so meint man, ich sei damals kurz in die Zukunft gereist und habe das iPhone gesehen.
Tatsächlich kam das aber, weil ich als Trainer für einen Mobilfunkanbieter arbeitete und wusste, wohin die Reise mit 3G gehen wird. Wir hatten das erste WAP-Handy und ich kannte die Pläne, was mit UMTS möglich sein soll und mit Sat möglich ist …

Geisterspiegel: Und war es manchmal schwierig, auf all die technischen Errungenschaften verzichten zu müssen in der Welt, in der Chris sich derzeit aufhält? Summerville erinnert doch eher an die Fünfziger oder Sechziger Jahre …

Gunter Arentzen: Ich finde es sehr reizvoll, diese Romane zu schreiben und meine Protagonisten über die fehlende Technik stöhnen zu lassen. Es zwingt mich zur Rückbesinnung auf eine Zeit, als nicht jeder ein Handy hatte. Es macht Spaß, die Romane zu schreiben, Chris nach einem Telefon fragen und ihn mit einer Straßenkarte hantieren zu lassen.
Ich habe für den Geister Schocker einen Roman geschrieben, der Ende des 19. Jahrhunderts spielt und im Stile von Holmes gehalten ist. Ich kann in Romanen auf Technik verzichten, aber nicht im realen Leben.

Geisterspiegel: Inwieweit kannst du deinen Einfluss auf den Inhalt der Drehbücher und die Sprecherauswahl geltend machen?

Gunter Arentzen: Ich bat darum, Jaqueline Berger in Folge 2 mit der gleichen Sprecherin zu besetzen wie in der Serie Die Schatzjägerin.
Außerdem möchte ich, dass die Handlungen soweit wie möglich unverändert bleiben. Ansonsten nehme ich keinen Einfluss.

Geisterspiegel: Seit Folge 4 Das Richtschwert des Henkers zeichnen sich WinterZeit Tonstudios für die Produktion verantwortlich. Was hat sich gegenüber den vorher erschienenen Folgen verändert?

Gunter Arentzen: Ich war mit dem Ergebnis beider Studios sehr zufrieden. Da ich mich aus der Sache raushalte, hat sich für mich nichts geändert. Am Ende muss eine CD stehen, mit der wir zufrieden sind. Und das sind wir, ich finde die bisherigen Folgen gut.

Geisterspiegel: Du magst Hörspiele. Was macht für dich den Reiz an diesem Medium aus? Wie schätzt du die zukünftige Entwicklung des Hörspielmarktes ein?

Gunter Arentzen: Wenn die Branche nicht anfängt, professionell zu agieren, sieht es sehr düster aus. Es gibt nur wenige Label, die tatsächlich professionell agieren. Zum Glück gehört die Romantruhe dazu, denn Joachim Otto ist ein Geschäftsmann durch und durch.
Wobei mich niemand falsch verstehen soll – ich meine mit professionell nicht die Produkte. Jedes Label weiß, wie man ein tolles Hörspiel produziert. Aber kaum einer weiß, wie man es verkauft. Da wird produziert und produziert, es werden CDs gepresst und am Ende weint man, weil keiner kauft. Schlimmer noch, man weint öffentlich. Da werden dann Pausen eingelegt und umstrukturiert …
Wir haben viele Label mit Experten, die genau wissen, wie man diesen oder jenen Ton perfekt klingen lassen kann. Nur hört es kaum einer, weil man lieber das Geld in noch eine Folge steckt, statt in Werbung.
Der Markt wird sich zum Download hinbewegen, auch wenn der harte Forenkern dies ablehnt. Masse erreicht man nicht am CD-Ständer und viele Label wären gut beraten, keine CDs zu pressen. iTunes, Play Store und Amazon sowie Audible sind die Zukunft.
Außerdem glaube ich, dass Konkurrenz bei einem Nischenprodukt wie dem Hörspiel nicht das Geschäft belebt. Bislang ist es nicht gelungen, neue Märkte zu erschließen. Man grast im alten Markt und der ist eher ab- denn zunehmend. Das gilt vielleicht nicht für Kinderhörspiele wie Benjamin Blümchen, denn die hat man selbst gehört, die kauft man Kindern und Enkelkindern.
Hörspiele für Erwachsene hingegen werden kaum wahrgenommen. Konkurrenz nimmt sich nur gegenseitig die Butter vom Brot. Ohne neue Märkte wird das nichts. Macht man Vorschläge, kommen sofort Wenn’s und Aber’s, warum dies oder jenes nicht geht. Klar, wenn man sein Geld in immer neue Produkte steckt, statt in Marketing, bleibt nichts. Wie gesagt – viele Labelbetreiber sind Fans und Enthusiasten, denen der Sinn fürs Geschäft fehlt. Und jene, die ihn haben, werden als Sonderlinge dargestellt und belächelt.

Geisterspiegel: Inwieweit tangiert dich Kritik und wie gehst du mit dieser um?

Gunter Arentzen: Das kommt darauf an.
Kritik an meinen Romanen nehme ich ernst. Ich schaue mir an, was kritisiert wird und überlege, ob ich es ändere oder nicht.
Mit Kritiken wie »das ist alles Scheiße« oder »Mist« kann ich nichts anfangen, die ignoriere ich.
Kritik an Hörspielen betrifft mich meist nicht, da kann ich wenig zu sagen. Ob man einen Loop im Wald hört oder nicht, ob ein Sprecher, die Musik oder ein Effekt passen – das ist Sache des Studios.
Die Handlung in Hörspielen ist gekürzt und auf Action gebürstet. Daher kann ich Kritik daran auch nur beachten, wenn es um die essenzielle Handlung geht.
Generell muss ich jedoch sagen, dass ich kein Katholik bin und darum nicht an Unfehlbarkeit glaube; nicht bei mir und nicht bei Rezensenten oder »Kritikern«. Kritiker mögen es, wenn die Autoren die Klappe halten oder im besten Falle machen, was die Kritiker sagen.
Da haben sie bei mir Pech gehabt, denn ich setze mich mit der Kritik auseinander und hinterfrage. Allein schon, weil ich selbst Rezensent bin und auch für mich nicht in Anspruch nehme, unfehlbar zu sein.
Wer ein Hörspiel bewerten will und es nicht mindestens dreimal gehört hat, ehe er in die Tasten greift, ist ohnehin kein ernstzunehmender Kritiker. Und leider schreiben viele ihre Kritiken, damit sie kostenlos an CDs kommen. Das merkt man dann, wenn man ihnen einen Download anbietet und sie empört reagieren. Einer meinte sogar mal, er würde sich die Arbeit machen, also habe er auch eine CD verdient.
Nein, hat er nicht. Ein Rezensent hat gar nichts »verdient«, nur weil er seine Meinung mehr oder weniger ausführlich in ein Forum schreibt. Geht es ihm um die Sache, oder will er sich bedienen?
Das ist aber nicht exklusiv auf Hörspiele bezogen, solche Exemplare des gierigen Rezensenten findet man bei allen Medien. Gerade auch bei Büchern … Wehe, sie bekommen ein eBook …

Geisterspiegel: Seit einiger Zeit plagt dich dein Rücken, die Schmerzen sind manchmal unerträglich. Wie wird die Zukunft des Autors Gunter Arentzen aussehen? Was wird von dir Neues zu lesen und zu hören sein?

Gunter Arentzen: Trotz aller Schmerzen habe ich es geschafft, die Serien fortzuführen. Das verdanke ich der Pharma-Industrie und vor allem meiner Lektorin, die meine Texte bearbeitete und die medikamentös bedingten Fehler und Unklarheiten ausbügelte.
Im Moment arbeite ich am nächsten Band der Schatzjägerin, dann stehen Holmes-Geschichten an. 2098 wird ebenfalls fortgesetzt … So lange die Apotheke Nachschub liefert und meine Lektorin geduldig meine Texte bearbeitet …

Copyright © 2013 by Anke Brandt

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