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Petra Hammesfahr – Der Frauenjäger

Im Prolog schreibt die Autorin den inneren Monolog eines Serienmörders nieder, der als Junge mitbekommen hat, wie seine Mutter von seinem Vater verwöhnt wurde, ihn aber nach Strich und Faden betrog. Der Vater schuftete für seine Frau, hatte das Gemüt eines Schafs, bekam mit achtundfünfzig Jahren im Auto auf der Fahrt zur Arbeit einen Herzinfarkt und starb an einem Genickbruch infolge des verursachten Unfalls. Die Mutter kassierte Unfall- und Witwenrente, weil er nicht an seinem Herzinfarkt starb, und hatte fortan keine finanziellen Sorgen mehr.

Von dieser Zeit an ist es der Wunsch des Sohnes, sie und auch andere Frauen, die sich auf Kosten ihrer Männer einen schönen Lenz machen und noch dazu fremdgehen, aus der Welt zu schaffen. Im weiteren Verlauf des Prologs wird dann beschrieben, wie er darüber nachdenkt, dass er vier Frauen, die er einfach mit Nummern benennt, umgebracht hat, ohne dass die Polizei ihre Leichen fand, sodass die Frauen nur als vermisst galten. Seiner Meinung nach ermöglichte er ihren Männern ein besseres Leben mit einer anderen Frau, die es wert war, was er bei langer Beobachtung der Männer nach dem Verschwinden ihrer Partnerinnen festzustellen glaubte.

Dann aber denkt der Täter an sein Opfer Nummer fünf, dessen Geschichte ein Kapitel für sich ist, äußerst ärgerlich für ihn, was ihn aber nicht davon abhält, weiterzumachen.

Damit enden die Gedanken des Mörders und die eigentliche Geschichte beginnt mit der Beschreibung des Befindens des gerade in völligem Dunkel aus einer tiefen Betäubung erwachenden Opfers Nummer neun, das den Namen Marlene Weißkirchen trägt.

In den nun folgenden Kapiteln wird einerseits beschrieben, wie Opfer Nummer neun sein geräumiges unterirdisches Gefängnis erkundet, das finster wie die Nacht ist und versucht, sich in diesem Gefängnis mithilfe von wenigen Streichhölzern zu orientieren. Tatsächlich findet Marlene auch Wasser gegen ihren furchtbaren Durst und entdeckt später, dass sich am selben Ort die Leichen anderer Frauen befinden. Ein besonders perfides Folterinstrument des Täters ist ein Schlager, der ihr ohne Unterlass immer wieder vorgespielt wird.

Im Wechsel mit diesen mit „Nummer neun“ überschriebenen Kapiteln beschreibt die Autorin das Leben der Marlene Weißkirchen mit ihrer Familie und ihren Freunden, deren Beziehungen und die letzten Wochen vor ihrer Gefangenschaft. Dabei wird auch erläutert, was es mit Opfer Nummer fünf auf sich hatte, der Schwester der Autorin Heidrun Merz namens Mona Thalmann, die über ihr Leben Tagebuch geführt hatte, das die Autorin dann zu einem Buch umschrieb, aus welchem sie Lesungen hält, auch in der Buchhandlung von Marlenes Freundin Annette. Heidrun Merz hofft noch immer, auf diesem Weg ihre Schwester zu finden oder zumindest das Verbrechen aufzuklären, das ihr wiederfuhr. Um diese Lesung von Heidrun Merz entwickelt sich nun Petra Hammesfahrs Geschichte, die zur Entführung Marlenes führt.

Petra Hammesfahr beschreibt ausgesprochen spannend die Leiden der Marlene Weißkirchen in ihrem kalten und dunklen unterirdischen Gefängnis. Jederzeit erwartet der Leser, dass der Mörder bei ihr auftaucht und sie durch einen aktiven Eingriff tötet, was aber zunächst nicht geschieht.

Nebenher erzählt die Autorin die Geschichte Marlenes und ihrer drei Freundinnen, die vier Männer heirateten, die ebenfalls miteinander befreundet waren. Marlene, die offensichtlich den besten dieser Männer abbekommen hat, findet ihr Leben sinnlos, lebt im goldenen Käfig und hat auch schon an Selbstmord gedacht. Sie ist ein ähnlicher Mensch wie Mona Thalmann, Opfer Nummer fünf, und der Täter wird auch auf sie aufmerksam.

All diese Ereignisse beschreibt die Autorin ausgesprochen glaubhaft, mit einer gehörigen Portion psychologischer Kenntnis von Frauen dieser Gesellschaftsschicht, aber auch von deren Männern. Auch die Seele des Täters wird glaubhaft beschrieben und seine Taten ergeben sich logisch aus seiner persönlichen Geschichte.

Einziger kleiner Minuspunkt des Romans bleibt für mich, dass man bereits früh vermuten kann, wer der Täter ist, auch wenn Frau Hammesfahr natürlich versucht, seine Identität bis zum Schluss der Geschichte geheim zu halten, indem sie andere als verdächtig darstellt. Dennoch kann ich diesen Roman nur empfehlen, denn er ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend erzählt, ein Thriller, der diesen Namen verdient.

Die Autorin:
Petra Hammesfahr wurde im Mai 1951 geboren. Sie schrieb im Alter von siebzehn Jahren ihren ersten Roman. Da aber ihre Bücher zunächst sehr oft von Verlagen abgelehnt wurden, machte sie zunächst eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau und schrieb nebenbei. Erst 1991, mit vierzig Jahren, hatte sie Erfolg und machte ihr Hobby zum Beruf. Dem ersten Thriller ließ sie in rascher Folge weitere folgen, die oft zu Bestsellern wurden. Ab Mitte der 90er Jahre arbeitete sie auch für das Fernsehen. So schrieb sie u.a. zwei Episoden für die Serie Der Fahnder und das Drehbuch zur Verfilmung ihres Romans Der Stille Herr Genardy. Heute ist sie in zweiter Ehe verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Kerpen.

Text- und Bildquellen:

  • Petra Hammesfahr, Der Frauenjäger, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2. Auflage, 2012.
  • www.krimi-couch.de
  • www.wikipedia.de
  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Taschenbuch Verlags.
  • Foto von Petra Hammesfahr. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Taschenbuch Verlags.

Copyright © 2013 by Wolfgang Wiekert

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