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Im Gespräch mit Michael Peinkofer

Geisterspiegel: Hallo Michael, ich freue mich, dass wir wieder einmal die Gelegenheit für ein Interview mit dir bekommen. Grund hierfür ist dein neuer Roman Das Buch von Ascalon, der zur diesjährigen Frankfurter Buchmesse erschien. Mit diesem Buch legst du wieder einen in sich abgeschlossenen historischen Roman vor, wie vor einigen Jahren schon Die Bruderschaft der Runen. Viele Leser kennen dich aber aus dem Bereich der Fantasy, wo du dir vor allem mit den Orks und den Zauberern einen Namen gemacht hast. Woher rührt nun immer wieder deine Vorliebe für historische Themen?

Michael Peinkofer: Die war ja die ganze Zeit über nicht verschwunden. Alternierend zu meinen Fantasy-Romanen habe ich dazwischen immer wieder historische Romane geschrieben, zuletzt die Tetralogie um die Archäologin Sarah Kincaid. Nur ist mein Bekanntheitsgrad als Fantasy-Autor einfach größer. Tatsächlich mag ich aber beide Genres, die m. E. auch viel gemeinsam haben.

Geisterspiegel: Das Buch von Ascalon spielt zur Zeit des 1. Kreuzzugs. Zu diesem Thema wurde schon viel geschrieben, warum hast du diese Zeit als Kulisse für deinen Roman gewählt?

Michael Peinkofer: Ich denke nicht, dass es darum geht, ob über eine Epoche viel oder wenig geschrieben wurde, sondern ob man eine interessante Geschichte zu erzählen hat. Außerdem ist es eine Epoche, deren politische Nachwirkungen wir bis heute spüren, das finde ich schon sehr spannend.

Geisterspiegel: Und wie genau sah die Recherchearbeit aus? Inwieweit konntest du historische Personen nachempfinden und Informationen über sie zusammentragen?

Michael Peinkofer: Wenn es ans Recherchieren geht, habe ich meine ganz eigenen Techniken – meist fange ich ganz allgemein an und beiße mich dann an einem Thema fest. Der Reiz an historischen Romanen besteht für mich darin, die Grenzen zwischen realer Geschichte und Fiktion zu verwischen. Das gilt auch für die handelnden Personen. Der Leser soll nicht mehr auf den ersten Blick erkennen, welche von ihnen real ist und welche fiktiv. Das war bei Die Bruderschaft der Runen so und ist auch so bei Das Buch von Ascalon.

Geisterspiegel: Reichten die geschichtlichen Quellen aus, um die Figuren glaubhaft charakterisieren zu können oder hast du dich da mehr auf dein Gefühl verlassen müssen?

Michael Peinkofer: Letztlich wissen wir natürlich nicht, wie historische Persönlichkeiten tatsächlich gewesen sind, und innerhalb eines Romans werden sie natürlich auch zu Funktionsträgern, d.h., sie werden im Sinn der Geschichte beschrieben, die man erzählen will. Es ist mir aber wichtig, der Überlieferung insgesamt gerecht zu werden – von historischer Wahrheit spreche ich lieber erst gar nicht. Ich weiß nicht einmal, ob es die gibt.

Geisterspiegel: Im Roman geht es um den jungen Dieb Conwulf, dessen Geschichte erzählt wird. Sein Werdegang beinhaltet neben einigen Schicksalsschlägen viele positive Wendungen. Es gibt immer jemanden, der Conn rettet, fördert und vorantreibt. Gibt es für Conn ein historisches Vorbild oder ist diese Figur rein fiktiv?

Michael Peinkofer: Die Figur selbst ist rein fiktiv – hinter Conns Abenteuer jedoch verbirgt sich, wenn man es so nennen will, eine mythologische Wahrheit, denn seine Reise ist trotz des historischen Rahmens eine klassische Heldenfahrt. Wie schon gesagt – so unterschiedlich sind die Genres nicht.

Geisterspiegel: Woher rührt dein Wissen für die Beschreibung der Schwertkämpfe? Hast du da selbst Erfahrungen gesammelt?

Michael Peinkofer: Ich war tatsächlich eine Zeitlang aktiver Fechter, aber das hat damit wenig zu tun. Letztlich bemühe ich mich, Actionszenen hautnah und packend zu beschreiben, dazu gehört auch ein gewisses Staging, fast wie beim Film.

Geisterspiegel: Eine der für mich interessantesten Charaktere im Roman war Bahram, der Christ. Anhand von Bahram, aber auch mittels der Liebesgeschichte im Roman appellierst du ganz offen, dass der Glaube nicht mit dem Tun und Denken der Menschen gleichgesetzt werden darf. Der Bezug zur heutigen Zeit ist mehr als offensichtlich. Wie stehst du zu diesem Thema?

Michael Peinkofer: Es ist eines der Themen, die mich an diesem Roman – und an dieser Epoche – besonders gereizt haben, zumal es, wie du richtig sagst, noch immer aktuell ist. Religion – ganz egal welche – gibt den Menschen Ideale vor, die diese oft nicht erfüllen können. Die Schuld daran wird jedoch nicht bei den Menschen gesucht, sondern bei der Religion. Im Neuen Testament steht ja nicht: »Geht nach Palästina und schlagt den Leuten dort die Schädel ein« – das war eine teils machtpolitisch, teils aus einem falsch verstandenen Heilsversprechen heraus entstandene Bewegung. Wir täten meiner Ansicht nach auch heute gut daran, zwischen Glauben und Handeln zu unterscheiden.

Geisterspiegel: Von der Idee bis zum Erscheinen des Buches sind über 8 Jahre vergangen. Würdest du uns bitte einmal schildern, warum manche Ideen einfach eine solche Zeitspanne brauchen, um zu reifen und zur Vollendung zu gelangen?

Michael Peinkofer: Die Gründe können ganz unterschiedlicher Natur sein – manchmal ist es so, dass man ein paar Bilder im Kopf hat, sie aber noch nicht in einen Zusammenhang bringen kann. Das passiert dann ganz von allein, manchmal über Jahre hinweg, oder eben gar nicht. Im konkreten Fall jedoch war es so, dass ich die Grundzüge der Geschichte schon seit Jahren im Kopf hatte, jedoch keine Möglichkeit fand, sie zu realisieren. Eigentlich wollte ich Das Buch von Ascalon damals anstelle von Die Bruderschaft der Runen schreiben, habe mich dann aber anders entschieden – zum Glück. Es gehört ein bisschen schriftstellerische Erfahrung dazu, einen Plot dieser Art in einen Roman umzusetzen.

Geisterspiegel: Gibt es schon Ideen oder gar Pläne für weitere historische Themen, denen du dich widmen wirst?

Michael Peinkofer: Die gibt es – tatsächlich sitze ich gerade an der Entwicklung eines neuen historischen Romans, der sich mit einem der größten Rätsel des Mittelalters befassen wird. Mehr darf ich darüber aber noch nicht sagen.

Geisterspiegel: Wie eingangs erwähnt, kennen dich viele Leser eher von der Fantasy. Nach den Orks und Zauberern erscheint im März nächsten Jahres der 1. Band der Splitterwelten-Trilogie. Darin erschaffst du ein ganz neues Fantasy-Universum, die Ankündigung auf der Homepage des Piper-Verlages hört sich nach einem sehr komplexen Thema an. Kannst du uns darüber schon etwas mehr verraten?

Michael Peinkofer: Es ist in der Tat der Aufbruch in einen ganz neuen Kosmos, eine sehr abenteuerliche Welt mit Myriaden von Möglichkeiten. Ich hoffe sehr, dass die Leser sie mögen werden, denn es steckt viel Herzblut in diesem Projekt. Im Mittelpunkt steht nicht ein einzelner Held, sondern ein ganzes Ensemble von Figuren, deren Wege sich auf schicksalhafte Weise kreuzen und die ganz allmählich dem Geheimnis ihrer Welt auf die Spur kommen.

Geisterspiegel: Ich danke dir für das Interview und wünsche dir alles Gute. Bis zum nächsten Mal.

Michael Peinkofer: Gern geschehen. Bis zum nächsten Mal.


Foto: Homepage des Autors www.michael-peinkofer.de