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Tony Tanner – Agent der Weißen Väter – 8.22

Das Komplott der Eisernen – Teil 22

»Ihr Freund sagt die Wahrheit«, bestätigte Mister Moon, als Tony Tanner nur ungläubig auf Pillbury schaute, der seiner ungetrübten Lebensfreude jetzt durch vermehrtes Strampeln mit den Beinen Ausdruck gab.

»In unserem Besitz ist ein heimlich aufgenommenes Videoband, auf dem sich Ihr Intimfeind, Herr Heathercroft, als höherer Angestellter der königlichen Reiseagentur vollkommen unmöglich macht. Dieser Mensch dürfte keine Sekunde länger in dieser ehrwürdigen Institution angestellt sein.«

Tony versuchte, in dem letzten Satz Ironie zu entdecken, aber Mister Moon hatte ihn offensichtlich genau so gemeint, wie er ihn formuliert hatte.

Tony wagte es, einen Versuchsballon steigen zu lassen. »Wie viel soll das Videoband kosten?«

Als Antwort bekam er nur ein hustendes Krächzen, das er inzwischen als das Lachen von Mister Moon identifiziert hatte. Es klang ebenso unerfreulich und gefährlich, als sei es der Kampfschrei einer Tierart, die eigentlich seit Jahrmillionen ausgestorben sein sollte. Und damit passte es perfekt zu diesem Mann.

Das Krächzen ging in ein schrilles Fiepen über. Wieder schüttelte sich Mister Moon, schien die Form verlieren zu wollen und kämpfte sich keuchend zu seiner alten Gestalt zurück.

»Ich müsste Sie völlig falsch eingeschätzt haben, Herr Tanner, wenn Sie diese Frage ernst gemeint haben sollten. Geld regiert die Welt, wie es so schön heißt. Aber Sie und ich wissen, dass die wirkliche Welt nicht die Welt ist, die man an der Börse handelt. Die wirkliche Welt, die Sie und ich kennen, ähnelt der käuflichen Welt genauso, wie eine Drei-Dollar-Nutte der Frau Ihres Lebens.«

 

Von der Seite kam ein Schatten herangehuscht. Eine zwergenhafte Gestalt wackelte steifbeinig heran, kletterte auf den Hocker, auf dem immer noch Pillburys strampelnde Füße lagen, und starrte Tony an.

Der wusste nicht, ob in diesem Anstarren Bosheit oder nur Neugier lag. Und er erinnerte sich, diesem Zwerg schon einmal begegnet zu sein. Ja, er war sich dessen sicher, aber in seinem Gedächtnis klaffte eine Lücke, die er nicht füllen konnte. Etwas war da, aber wenn er danach greifen wollte, fuhr seine Hand ins Leere.

Seine lange Rede schien Mister Moon angestrengt zu haben. Röchelnd schnappte er nach Luft, bevor er fortfuhr: »In der wirklichen Welt geht es nicht um Geld. Geld ist jämmerlich, Geld ist Gesprächsthema für verkrüppelte Seelen. Nein, ich kenne die wirkliche Welt. Ich bin in sie hineingeboren worden. Und Sie, Herr Tanner, haben die wirkliche Welt auch schon betreten – ich weiß das, und darum bin ich mir sicher, dass ich Sie hier empfangen kann, ohne dass daraus Schwierigkeiten erwachsen. Sie erforschen die wirkliche Welt zwar noch, aber Sie sind schon weiter als die allermeisten anderen Menschen jemals kommen werden. Und darum wissen wir beide, welche Währung wirklich zählt: Liebe und Hass, der weiße und der schwarze Engel, der Tag und die Nacht der Seele. Alles andere sind nichts als Varianten – Loyalität und Begierde, Treue und Verrat, die Verschmelzung der Liebenden bis zur göttergleichen Wonne und die kristallharte Abgrenzung der Hassenden und Streitenden, bis ihre Form so klar und eindeutig ist wie die des dunklen Herrschers. Sie sehen, es gibt noch viel zu lernen, Herr Tanner. Die Welt ist Leidenschaft!«

»Nach allem was ich bisher gelernt habe, war diese Lektion also gratis«, antwortete Tony knochentrocken.

Der Zwerg kicherte und Mister Moon stieß sein Husten aus.

»Also«, fuhr Tony Tanner fort, »Loyalität ist das, was mich in diese Sache verstrickt. Liebe ist das, wonach ich mich sehne, was ich aber nicht bekomme, weil ich loyal sein muss. Verteufelt kompliziert, die wirkliche Welt, finde ich. Was ist demnach meine Gegenleistung?«

»Eine Jagd!«

»Eine Jagd?« Tony war völlig verblüfft.

»Eine Jagd auf Menschen – wenn es denn Menschen sind.«

Vom Zwerg her kam ein boshaftes Fauchen, als wolle er die Aussage des Mister Moon bestätigen und verstärken.

Tony rieb sich die Schläfen. Die Luft in dieser verhängten Grotte machte ihm das Denken schwer. Sie hatte etwas von einem alten Rotwein, duftend und betäubend.

»Eines nach dem anderen«, setzte Tony neu an. »Warum haben Sie ein Videoband, das Heathercroft bloßstellt? Warum haben Sie ihn beobachten lassen«

»Nun, es ist so, dass sich unsere Interessensphären teilweise überdecken. Jedenfalls soweit es darum geht, dass Sie Ihre Arbeitskraft für die Angehörigen der königlichen Familie einsetzen. Ich tue das auch, natürlich in gewissem Sinne.«

Jetzt war es an Tony, zu lachen. Ein erneutes wütendes Fauchen seitens des Zwerges war der einzige Kommentar.

»Tut mir leid, wenn meine Heiterkeit deplatziert wirken sollte«, entschuldigte sich Tony, »aber das war nun wirklich allzu putzig.«

Er hob die Hände von den Lehnen und deutete auf den Saal – auf die Ledertapeten, die Teppiche, die Gobelins, die alten Waffen, auf all die düstere Pracht, die wirkte, als hätte ein allzu eifriger Bühnenbildner seine Fieberfantasien ausgelebt.

»Das Fundament des Königreiches und die Helfer des Hauses Windsor hätte ich mir anders vorgestellt.«

»Vielleicht geht es hier nicht um Ihre Vorstellungen, sondern um unsere Realitäten?«

»Sie behaupten also, dass zu Ihren sicherlich vielfältigen Geschäften auch manche sind, die das Königshaus betreffen?«

Mister Moon blieb die Antwort schuldig. Er verharrte eine Weile reglos. Dann streckte sich plötzlich seine massige Gestalt und er stand schwankend auf.

 

Der Zwerg hüpfte wimmernd von seinem Platz und watschelte zwischen Tony und der aufrechten Gestalt von Mister Moon hin und her.

Tony hatte sich Mister Moon als körperlichen Riesen vorgestellt, nun erkannte er, dass der geheimnisvolle Mann kaum durchschnittliche Größe hatte, dafür aber völlig unproportional breit gebaut war.

Und noch etwas erkannte Tony. Mister Moon saugte das Licht ein. Denn in der dunklen Ecke, in der er gesessen hatte und die er mit schweren Schritten verließ, hatte die ganze Zeit eine Lampe gebrannt, die den Barocksessel jetzt in helles Licht warf. Dafür schien die andere Beleuchtung an Kraft zu verlieren, während Mister Moon langsam vorwärtsschritt und Tonys Platz hinter sich ließ.

»Kommen Sie«, befahl Mister Moon.

Langsam folgte Tony Mister Moon. Der Zwerg watschelte ihnen um die Beine wie ein aufgeregter Jagdhund. Ihr Weg führte durch den Gang, an dessen Ende Tony ein vergittertes Fenster erkannt hatte.

»Leise bitte!«, sagte Mister Moon. »Es wäre katastrophal, wenn er uns bemerken würde.«

 

Sie hielten vor einer massiven eisernen Tür. Nun erkannte Tony, dass das vergitterte Fenster auf der Innenseite mit einer Scheibe abgedeckt war. Dass diese von außen durchsichtige Scheibe von innen verspiegelt und undurchsichtig war, nahm Tony als selbstverständlich an.

Mister Moon rückte ein wenig zur Seite, um Tony den Blick durch das Fenster freizugeben. Der Zwerg baute sich vor Tony auf, starrte ihn misstrauisch an und machte Anstalten, ihm einen Tritt vors Schienbein zu versetzen, falls sein Benehmen dazu Anlass geben sollte.

Aber Tony, der vor das Fenster trat, war wie vom Donner gerührt und konnte nur stumm auf das unbegreiflich Seltsame schauen, das sich seinen Augen nun darbot.

Auf den ersten Blick erschien der Raum wie ein Diorama in einem Museum – eine Darstellung der Wohn- und Lebensweise längst vergangener Zeiten, präsentiert mit Mobiliar und entsprechend präparierten Puppen. Es gab dort eine Puppe. Aber diese Puppe bewegte sich.

Tony holte tief Luft und schaute noch einmal durch das vergitterte Fenster. Er sah einen kleinen, behaglich eingerichteten Raum mit Bett, Waschgelegenheit, Sitzgruppe, Schreibtisch und einigen Schränken. An der gegenüberliegenden Wand prasselte ein Feuer im Kamin, an der Wand darüber hing ein großes Ölgemälde, auf dem eine schöne blonde Frau ein Einhorn umarmte und zugleich den Betrachter mit sehnsuchtsvoller Geste näher winkte.

Aber nicht dieser Kamin schien der Mittelpunkt des Raumes zu sein. In der getäfelten Querwand befand sich ein Gefach, das mit schimmernder Seide ausgeschlagen war, in die Symbole wie Flammen eingewebt waren, die im Widerschein des flackernden Feuers zu tanzen schienen. Auf der Seide prangte ein schimmerndes Schwert. Tony Tanner hatte ein solches Schwert mit dem charakteristischen Heft bereits gesehen. Ein solches Claymore-Schwert gab es auch im Büro seines Chefs.

Das Mobiliar hätte jeden Antiquitätenhändler in Verzückung versetzt. Es setzte sich Stück für Stück aus kostbarsten, reich verzierten Meisterwerken der Tischlerkunst zusammen. Und jedes war mindestens zweihundert Jahre alt oder war zumindest auf geniale Weise dem Stil der damaligen Zeit nachempfunden.

Die puppenhafte Person, die in diesem Raum stand, hatte sich der Umgebung zumindest in Kleidung und Frisur perfekt angepasst. Sie trug ihr langes Haar in einem Zopf, der in seinem Nacken durch eine große Samtschleife gebunden war. Den reich mit Goldstickereien und Spitzen verzierten Rock hatte sie auf das Bett geworfen und stand nun in Kniehosen, Seidenstrümpfen, Schnallenschuhen, Hemd mit Spitzenärmeln und goldbestickter Weste, über die ein Spitzentuch hing, vor dem Kamin. Sie hielt ein Buch in der Hand, kaute überlegend an einem Finger und klappte das Buch schließlich energisch zu. Darauf ging die Person mit schnellen Schritten zu dem Schreibtisch, tunkte eine Feder in das Tintenfass und begann hastig zu schreiben. Sie war Linkshänder. Während sie schrieb, vollführte ihre freie rechte Hand heftige Bewegungen, als würde sie einen Takt angeben. So wie es aussah, brachte die männliche Person tatsächlich so etwas wie ein Gedicht zu Papier.

Dann legte sie die Feder zur Seite und schaute direkt auf Tony Tanner. Der konnte nun zum ersten Mal das Gesicht deutlich erkennen und hatte die Empfindung, der Boden würde sich unter seinen Füßen öffnen.

Nein, das konnte nicht sein. Er musste sich täuschen. Aber während durch Tonys Gedanken noch die letzten hektischen Leugnungsstrategien blitzten, wusste er schon die Wahrheit. Er täuschte sich nicht. Es war einfach zu offensichtlich. Die Züge des Mannes, eines jungen Mannes um die Mitte zwanzig, wie Tony nun erkannte, trugen allzu deutlich die Zeichen seiner Abstammung. Allein schon diese deutlich abstehenden Ohren. Und diese Nase, als er jetzt den Kopf wendete und sein Profil zeigte. Und dann die Mundpartie, die Wangen …

 

Das durfte nicht wahr sein.

Tony hielt sich eine Hand vor die Stirn. Der Zwerg kicherte befriedigt.

Mister Moon setzte sich wieder in Bewegung und Tony folgte ohne Aufforderung. Dort wo Mister Moon ging, wurde das Licht schwächer, als zöge plötzlich dichter Nebel auf. Als er sich in seinen Sessel fallen ließ, herrschte in der vorher hellen Ecke wieder Dunkelheit. Auch Tony nahm schweigend Platz.

»Sie haben eine menschliche H-Bombe in der Wäschekammer«, sagte Tony Tanner schließlich.

»In der Tat. Mein Gast könnte dem schönen Willi und seinem Bruder Harry Potty die Karriere fürchterlich vermasseln.«

»Und eine Staatskrise auslösen«, fügte Tony hinzu.

»Und eine schöne fette Staatskrise auslösen – oder sogar mehr«, bestätigte Mister Moon mit unerwartetem Enthusiasmus. »Und das in einem Staat, der immerhin Vulcan-Bomber besitzt, die Atomwaffen tragen können, um die Unterseeboote gar nicht zu erwähnen. Und die Schotten bekommen ein eigenes Parlament und die Waliser singen Unabhängigkeitslieder und in Cornwall hat sich schon eine Separatistenbewegung gebildet. Ja, da könnte sich tatsächlich was zusammenbrauen – bis hin zum unrühmlichen Ende des Commonwealth.«

»Und das weiß dieser … dieser Herr?«

»Nein, er weiß davon gar nichts.«

»Wie lautet überhaupt sein Name?«, wollte Tony wissen.

»Charles Parker Edward, genannt der Prätendent. Im Übrigen ist er katholisch getauft.«

»Charles Parker Edward«, wiederholte Tony versonnen und konnte sich angesichts der Namen ein heimliches Grinsen nicht verkneifen. Edward – das deutete auf den letzten Edward, der das Knutschen mit Wally Simpson dem Königsein in GB vorgezogen hatte. Und die beiden anderen Namen, nun, die erschlossen sich jedem, der den Prätendenten einmal gesehen hatte. Auf der anderen Seite schien diese Namensfolge auch etwas Bedrohliches zu enthalten. Sie erinnerte allzu deutlich an Charles Edward Stuart, genannt Bonnie Prince Charlie, der den letzten Aufstand der Schotten gegen die britische Krone geführt hatte. War das Zufall? Oder hatte derjenige, der dem Säugling die Namen aussuchte, genau diese Verbindungen im Sinn gehabt?

»Wie lange lebt er schon in diesem … Loch?«

»Zeit seines Lebens«, antwortete Mister Moon.

»Wie lange also?«

»Er ist einundzwanzig.«

»Er war noch nie … oben? Er hat noch nie frische Luft gespürt, noch nie eine Wiese gesehen? Eine Theatervorstellung, ein Pferderennen?«

»Nein, Herr Tanner, noch nie.«

 

Die Vorstellung eines jungen Mannes, der seit zwei Jahrzehnten in einem Verlies zubrachte, war für Tony schwindelerregend.

»Machen Sie sich keine Sorgen«, kam es plötzlich von Mister Moon. Seine furchterregende Stimme stand in seltsamem Gegensatz zu den beruhigenden Worten, die er nun sprach. »Der junge Prätendent ist glücklich. Er kennt nichts anderes. Er hat gute Freunde …« Bei diesen Worten warf sich der Zwerg, der wieder heranstolziert war, in die Brust …, »er korrespondiert mit vielen Persönlichkeiten in aller Welt. Und er hat Hoffnung.«

»Hoffnung?« Tony deutete in die Richtung des vergitterten Raumes. »Dieser Jüngling inmitten einer Maskerade hat Hoffnung? Worauf? Auf den baldigen Tod? Dass ihm der MI6 den Schädel wegpustet?«

»Sie verstehen nicht. Man hat ihm eine eigene Welt gegeben, in der das alles einen Sinn hat.«

Tony stutzte. »Wer ist man? Ich vermute, Sie waren es nicht?«

»Nein«, bestätigte Mister Moon. «Der Prätendent ist eine Beute!«

»Oh, eine Beute. Und der Besitz dieser Beute bringt Sie zugleich in den engsten Kreis der Diener des Königshauses, worauf sich Ihre Meinung gründet, wir hätten überlappende Interessen.«

Ein tiefes Grunzen bestätigte Tonys Ausführungen. »Die Tatsache, dass ich den Prätendenten unter meinem Schutz habe, gibt mir zugleich Macht und Verletzbarkeit. Es ist alles eine schwierige Balance, ein Drahtseilakt über einem Abgrund. Daher muss ich mich auch nach allen Seiten absichern. Und aus diesem Grund haben meine Lakaien den Mann Heathercroft und seine Kumpane beobachtet und aufgenommen. Im Übrigen werden wir demnächst den Medien einen Köder vorwerfen. Ich habe dafür gesorgt, dass der New York Times durch eine undichte Stelle im Buckingham-Palast eine Information über eine uneheliche Tochter des Kronprinzen zukommt, die in London bei Pflegeeltern lebt und nichts von ihrer eigentlichen Herkunft weiß. Das Mädchen ist recht ansehnlich. Einige Fotos werden die Herzen anrühren und uns für eine Weile Ruhe verschaffen.«

»Was ist mit diesem Mädchen?«

»Herr Tanner, Sie tendieren dazu, sich in diesem menschlichen Kleinkram zu verlieren. Auch das Mädchen ist eine Beute. Ich weiß nichts von ihrer Herkunft. Sie könnte ihrem Aussehen nach aber tatsächlich die Schwester des Prätendenten sein. Ich kann nur sagen, dass sie von ihrer Geburt an für genau diesen Zweck gelebt hat – um die Medien zu nasführen.«

»Auch wenn ich mal wieder in Humanitätsduselei verfalle – das kommt mir ziemlich zynisch vor.«

»Das Leben ist zynisch, nicht die Lebenden«, sagte Mister Moon. »Was ist schlimm daran, einen Säugling, der ohne Hilfe nicht zwei Tage überleben könnte, auf eine Aufgabe vorzubereiten? Ob als König, als Medientäuschung oder als Kanonenfutter, wo liegt der Unterschied? Die Größe der Aufgabe bestimmt das Maß des Opfers.«

 

»Von wem stammt das Zitat? Stalin, Heinrich Himmler, Mao Tse-tung, Pol Pot oder Kim Il Sung?«

»Ich glaube es war Papst Alexander VI., der das sagte. Aber abgesehen davon, sind Sie Gott oder die personifizierte Moral, dass Sie sicher ausschließen können, dass nicht auch aus dem Mund der von Ihnen so kundig aufgezählten Großverbrecher, denen ich noch eine Reihe aus anderen Staaten hinzufügen könnte, die Wahrheit kommt? Meinen Sie, die Wahrheit wartet, bis es einem Engel gelüstet, sie auszusprechen?«

 

In der nachfolgenden Stille hörte Tony in der Ferne einen Ventilator rauschen, und ein kühler Luftzug ging durch den Raum und ließ die Kerzen flackern.

»In was für einer Welt lebt dieser … junge Mann?«, fragte Tony.

»Er lebt im Jahre 1756. Er ist der letzte Überlebende von zwölf Söhnen des Kaisers von Europa. Er wurde auf dem Feld der letzten Schlacht geboren, gerettet und in Sicherheit gebracht. Denn auf der Welt ist die Dunkelheit ausgebrochen. Es herrscht ewige Nacht, und die Menschheit wird von Gestalten der Finsternis, von Orks und Gargoyles, Dämonen und Dschinnen, Schwarzmagiern und böse Zauberern, Nekromanten und Hexen und Trollen geknechtet. Wenn die Zeit gekommen ist, wird der Prätendent an die Oberfläche kommen, sein Heer sammeln und zum Kampf rufen. Natürlich suchen ihn die Bösen, jagen ihn die Kreaturen der Hölle Tag und Nacht und wollen seine Spur aufnehmen, um ihn zu vernichten. Darum muss er in diesem Versteck leben. Er weiß, dass sie ihm schon oft sehr nahe waren. Er kennt die Gefahr, er weiß, dass jede Stunde seine letzte sein kann, dass sein Leben in großer Gefahr ist und dass die Vernichter jeden Moment kommen können. Er hat es akzeptiert. Es macht ihm nichts aus, er hat einen starken Glauben und er weiß um die Bürde, die ihm seine Geburt auferlegt hat. Er ist der Befreier, den die Menschheit ersehnt. Dafür arbeitet er.«

»Arbeitet er? Inwiefern?«

»Er korrespondiert. Er schreibt Briefe. Er entwirft Strategien und Taktiken. Und er wartet. Jede Stunde kann er an die Oberfläche geholt werden, um den Kampf zu eröffnen. Der Prätendent ist ein ausgezeichneter Fechter und versteht sich auch im waffenlosen Kampf. Er hat sich auch schon ein Pferd ausgesucht, vielmehr ein goldenes Einhorn, aus den wenigen, die im heißen Süden noch überlebt haben und dort von nomadisierenden Stämmen neu gezüchtet werden. Er spricht auch eine Reihe von Sprachen und ist sehr gebildet. Er weiß alles über die Welt im Jahre 1756.«

Ein 21-Jähriger, der in einem fantastischen Roman lebte, in einem Rollenspiel, das für ihn die einzige Wirklichkeit war. Traurig und zugleich faszinierend und kurios. Und ein deutlicher Hinweis darauf, wie wenig ein Menschenleben zählte. Wieder hatte Tony zugleich das Gefühl in Eiswasser getaucht zu werden und in einen Abgrund zu stürzen.

»Kommen wir zum Geschäft«, sagte Tony Tanner. »Was soll das mit der Jagd. Und warum sind Sie der Meinung, ich wäre dazu überhaupt in der Lage?«

In dem Moment, in dem er diese Frage stellte, fiel Tony wieder ein, woher er den Zwerg kannte. Als sie Peak-Maude besuchten, war er zusammen mit anderen unfreundlichen Gestalten aufgetaucht. Es schien Tony angebracht, diese Kenntnis kurz anklingen zu lassen.

»Sie sollten überlegen, mit wem Sie sich abgeben«, sagte er grob und zeigte offen auf den Zwerg. Der steckte ihm frech die Zunge heraus und stolzierte dann auf seinen knielosen Beinchen von dannen.

Mister Moon hustete. »Lalle ist eine ganz außerordentliche Persönlichkeit.«

»Eine außerordentlich unerfreuliche Gestalt, würde ich sagen.«

»Vielleicht, Herr Tanner, ist Lalle ja nicht boshaft, sondern nur verbittert. Vielleicht ist er nicht schlecht, sondern enttäuscht. Vielleicht hat er seine Erfahrungen gemacht und als einer aus dem kleinen Volk feststellen müssen, dass Leute wie Sie die äußere Länge der inneren Größe vorziehen.«

Das saß. Tony fühlte sich zwar auf übelste Weise missverstanden, aber er musste dennoch schlucken, weil ein Körnchen Wahrheit in dem Vorwurf stecken mochte und vielleicht sogar mehr als nur eines.

»Lalle hat ganz außerordentliche Fähigkeiten, die ihn für mich zu einem wertvollen Mitarbeiter machen. Und er ist loyal, weil ich in ihm etwas anderes gesehen habe als eine Missgestalt. Außerdem kann ich Ihnen versichern, wenn der Prätendent Lalle als einen Freund annimmt, dann kann es um die Seele dieses kleinen Mannes nicht so schlecht bestellt sein. Denn mag der junge Prätendent auch in seiner eigenen, sehr engen Welt leben, so hat er doch ein Gespür für den Wert einer Person.«

Mit einem Mal hatte Tony das Gefühl, auf der Anklagebank zu sitzen und sich für das, was er dachte, fühlte und tat rechtfertigen zu müssen. Ihm war unbehaglich zumute. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass hier seine Psyche einer Beurteilung unterzogen werden sollte.

»Aber wir wollten zum Geschäft kommen«, fuhr Mister Moon fort. »Wie mir Ihr Freund Pillbury schon mitteilte, hat er Sie über das Auftreten gewisser Personen mit paranormalen, tele-hypnotischen Fähigkeiten in London schon informiert.«

 

Tony schaute zu Pillbury hinüber, der gerade aus einem kurzen Trunkenheitsschlaf aufgeschreckt war, aber dennoch die letzten Sätze mitbekommen hatte.

»Ich hab’s ihm erzählt, bevor wir den Wagen zerlegt haben. Aber jetzt sind zwei von den Kerlen schon ex. Leute von einem Typen namens Sbikoff haben sie gekascht.«

»Sbikoff?« Tony hatte den Namen noch nie gehört.

»Ja, diese Typen von Sbi- sbisbisbikoff müssen selbst einen ziemlichen Hammer haben. Sind so eine Art halbe Zombies, aber enorm smart und schnell«, lallte Pillbury.

Langsam klärten sich für Tony einige Dinge. Sbikoff – das war Serebriakoff, der Psychiater. Und in dessen Klinik hatte Tony, in einem dunklen Raum, einige schreckenerregende Gestalten gesehen, die offensichtlich Hirnoperationen unterzogen worden waren. Sollten das die Zombies sein?

»So ist es«, bestätigte Mister Moon. »Es ist nur noch einer übrig geblieben. Aber dieser eine ist der mächtigste von allen. Ich kann ihn nicht fassen. Er hat sich in einen magischen Nebel gehüllt. Selbst Lalle, der ein geniales Medium ist, kann ihn nicht ausfindig machen …«

»Und Sie meinen …« Tony pochte mit dem Daumen auf die eigene Brust. «Ich soll diesen Kerl ausfindig machen? Das ist lächerlich. Unmöglich.«

»Nein, nicht für Sie, Herr Tanner.«

Tony merkte, wie ihm langsam, aber sicher der Kamm schwoll. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Schwang sich hier zum Richter darüber auf, was Tony Tanner konnte oder können sollte.

»Woher wissen Sie das so genau?«, fragte Tony gereizt.

»Weil Sie mir kein Unbekannter sind. Ich beobachte Sie schon eine Weile. Sie und die Männer, mit denen Sie zusammen sind. Die Tatsache, dass Sie überhaupt noch leben, zeigt Ihre Fähigkeiten. Die würden Ihnen aber vermutlich in dieser Angelegenheit nichts nützen – hätten Sie nicht …«

»Was meinen Sie, was habe ich«, fragte Tony Tanner, aber Mr. Moon rang soeben wieder mit seiner Form und gab schmerzliche und bedauernde Töne von sich. Als er dann sprechen konnte, sagte er: »Das, Mr. Tanner, weiß ich leider nicht. Und auch Lalle kann es einfach nicht erkennen.«

Und wieder dämmerte Tony eine Erkenntnis. Nun wusste er, warum er dem Zwerg Lalle schon einmal begegnet war.

»Das waren also Ihre Leute, die uns damals umbringen wollten? Hübsch, dass wir uns jetzt auch mal persönlich kennenlernen.«

»Es waren Leute, die ich beauftragt hatte. Aber sie waren jämmerliche Versager. Heute würden Sie nicht mehr überleben, wir haben dazugelernt, Herr Tanner.«

»Das haben wir auch. Also plädiere ich dafür, dass wir dasselbe Ergebnis haben würde. Nur auf höherer Ebene.«

Von Mister Moon kam erneut das Husten-Lachen-Krächzen.

»Ich bin erfreut, dass Sie die ganze Sache nicht persönlich nehmen. Obwohl Sie das Recht dazu hätten. Schließlich ist es Ihr Leben. Aber … ich habe gelernt, dass man sich selbst nicht überschätzen sollte. Ich meine, man sollte die eigene Bedeutung für sich selbst nicht allzu hoch einschätzen. Denken Sie nur an die Liebe – man ist sich selbst nichts mehr wert, nur noch der andere zählt und trotzdem hält man sich für würdig, diese wunderbare Person für sich in Anspruch nehmen zu dürfen. Ein seltsames Paradox – zugleich König und Bettler, Liebender und Tyrann. Es ist ein weiter Weg, bis man zu zweifeln beginnt, ob man sicher weiß, wer man ist. Und ein noch weiterer, bis man sich wiederfindet. Viele Menschen erkennen sich dabei selbst nicht mehr und verfehlen sich selbst. Sie verpfuschen ihr Leben. Man muss sehr achtsam sein, jeder Schritt ist entscheidend. Sie sind der Meinung, ich könnte mir kein Urteil über Sie erlauben. Ich erlaube mir auch nur ein Urteil über einige Ihrer Fähigkeiten, die für mich zurzeit nützlich sein können.«

Tony zog die Brauen hoch. Er war wider Willen ein wenig beeindruckt. Aber, sagte er sich, hier unten, in diesem Pfuhl aus Stoff und Kerzenschein ist es leicht, einen Fremden durch wohlfeiles Seelengeschwätz zu beeindrucken. Aber dennoch fühlte er sich ganz persönlich betroffen und fragte sich, ob es nicht irgendeinen Sinn haben musste, dass er gerade jetzt diesem Mister Moon begegnete.

 

»Von hier unten«, sagte Mister Moon plötzlich und seine Stimme bekam einen neuen dröhnenden Unterton, der ihm etwas beängstigend Prophetisches gab, »hat man eine andere Perspektive. Man ist fast dort, wohin der Engel gestürzt wurde, der dem Herrn der liebste war. Ich bin sicher, dass die Sünde des Teufels nicht der Ehrgeiz oder die Machtgier war. Wie sollte ein Wesen, dass so raffinierte Fallstricke auszulegen vermag wie Satanas, so dumm sein, dass es nicht die überlegene Macht des Allschöpfers erkannte? Nein, ich bin sicher, es war Liebe zu Gott, die ihn zum Teufel werden ließ, der Wunsch so nahe bei Gott zu sein, dass kein anderer auch nur einen Funken von Gottes Liebe abbekommen sollte. Der Teufel war der erste Mystiker, Herr Tanner. Und er ist vielleicht heute noch der Einzige, der wirklich an Gott glaubt. Von hier unten sieht es aus, als seien Gott und Satan Zwillinge, die ein Spiel spielen, mit dem Menschen als Einsatz, aber jeder weiß, dass er nicht wirklich gewinnen kann, weil der Sieg über den anderen zugleich der völligen Niederlage gleichkäme …«

Die Stimme, die sich zuletzt zum Klang einer erzenen Glocke aufgeschwungen hatte, verstummte. Ihr Echo rollte durch den Raum, wurde von den Stoffbehängen verschluckt und von einem heftigen Krächzen und Japsen verjagt. Von Ferne schien ein himmlischer Gesang zu ertönen. Tony war verwirrt. Hatte Mister Moon ihn mit seiner Billigmystik so zugeschwafelt, dass er jetzt schon akustische Visionen hatte? Oder sollte wirklich … es könnte ja sein, dass es so eine Art Antwort war … ein Zeichen …

Deutlich war jetzt Gesang zu vernehmen, der Klang heller, glockenreiner Stimmen, die ein frommes Lied vortrugen.

»Warum haben Sie mir das alles erzählt«, hörte Tony nun seine eigene Stimme rau fragen.

»Um Ihnen das Geschäft zu erleichtern. Um Ihnen zu zeigen, dass wir für eine Weile und in einem bestimmten Rahmen Hand in Hand arbeiten können oder sogar müssen.«

»Ich soll also diesen geheimnisvollen Kerl aus seinem magischen Nebel holen? Wie soll ich das anstellen?«

»Wie Sie das machen, ich Ihre Aufgabe. Ich habe Ihnen nur klargemacht, dass Sie es können. Oder genauer, dass Sie meiner Einschätzung nach der Einzige sind, der es kann. Tun Sie es, hauen Sie den Kerl einfach k.o. und meine Männer werden ihn übernehmen. Dann bekommen Sie eine Kopie des Videobandes und Heathercroft ist ein erledigter Mann. Das ist mein Angebot.«

»Ich nehme Ihren Vorschlag an«, sagte Tony und klang in seinen eigenen Ohren recht großspurig, denn die stumme Ergänzung lautete: Was soll ich sonst sagen, ich will schließlich hier schnell wieder raus.

»Einer meiner Mitarbeiter wird Ihnen ein Telefon mit eingespeicherter Nummer überreichen. Damit bleiben wir in Kontakt. Wenn das Gerät eingeschaltet ist, können wir Ihre Position in kürzester Zeit feststellen. Und, das muss ich anstandshalber auch sagen, wir können Sie jederzeit abhören, selbst wenn Sie nicht telefonieren.«

»Kann ich mit dem Ding auch Fotos machen?«, fragte Tony Tanner frech. »Dann könnte ich wenigstens damit angeben.«

Mister Moon ging nicht darauf ein. Er steckte den Kopf aufmerksam in die Höhe und hob eine Hand mit kurzen Fingern. »Hören Sie? Lalle und der Prätendent singen. Wir wollen ihnen ein wenig lauschen.«

Selbst Pillbury wälzte sich auf die Seite und schaffte es nach einigen Versuchen, sich auf die unsicheren Beine zu stellen. Leise schwankend folgte er Mister Moon und Tony auf ihrem Weg zu der vergitterten Tür.

 

Der massive Eingang schien den silbernen, vollkommen schönen Klängen der beiden Stimmen keinen Widerstand entgegensetzen zu können, so deutlich und klar waren sie zu hören. Mister Moon lehnte sich an die Wand und bedeckte das Gesicht mit der Hand, an der inzwischen vier lange Finger gewachsen waren. Pillbury war stehen geblieben und hörte zu, mit blöde offenstehendem Mund und augenscheinlich schwer beeindruckt.

So hatte Tony die Gelegenheit, an das Fenster zu treten.

 

»… scheint auch endlos die Nacht

auf, wir brechen die Macht,

mit gewaltigem Heere

dem Schöpfer zur Ehre

so wollen wir ziehn …«

 

sangen die Stimmen.

Tony sah den jungen Mann, der in der einen Hand ein Papier, von dem er den Text ablas – den er offensichtlich selbst geschrieben hatte – und in der anderen noch die Schreibfeder, mit der er den Takt angab. Der Zwerg Lalle stand auf dem Schreibtisch. Auch er hatte ein Papier, ein kleineres Papier, in der Hand.

 

»… heilig, heilig das Schwert,

das den Bösen zerstört

lasst schwarz’ Blut uns vergießen,

soll’n rot’ Rosen draus sprießen,

heilig heilig die Faust,

drin das Schwert niedersaust …«

 

sangen die Stimmen, hell und klar, mit der Süße des Glaubens und der Härte der Überzeugung. Tony schaute auf das Gesichts des Zwergs Lalle. Zuerst schien es ihm nichts als eine Posse zu sein, die diese widerwärtige Kreatur vollführte, eine schäbige Persiflage, zu mehr war diese Missgeburt doch überhaupt nicht in der Lage. Der Zwerg hatte die Augen geschlossen, hob den Kopf und breitete die Arme aus, und diese Farce, diese theatralische Schmierenkomödie mit ihren Floskeln, widerte Tony regelrecht an.

Bis er sah, dass Tränen über die Wangen des Zwergs kullerten und er sich mit einem heißen Gefühl von Scham klar wurde, dass er selbst sich verrannt hatte und er selbst es war, der nicht sehen wollte, was wirklich vor sich ging. Unirdisch reine, engelgleiche Töne kamen aus dem Mund des Zwergs und sein Gesicht, völlig versunken in der Hingabe an den Gesang, bekam einen Glanz und eine Schönheit, die Tony nun an gemalte Darstellung entrückter Heiliger erinnerte.

 

»… mit Hauen und Stechen

das Böse zu brechen …«

 

Auch der junge Mann ergab sich völlig dem Gesang. Seine rechte Hand fuhr zum Herzen und vollführte dramatische Gesten wie ein italienischer Tenor auf der Bühne. Sein Zopf hatte sich gelockert, das braune Haar fiel auf die Schultern und rahmte das Gesicht. Erst jetzt, nachdem seine blanke Neugierde abgefallen war, erkannte Tony Tanner die männliche Schönheit in den jugendlichen Zügen. Er war so gänzlich anders als alle Menschen, denen Tony bisher begegnet war, zugleich kindlich und unschuldig und im selben Moment von entschlossener Härte und brennender Hingabe. Vielleicht, fuhr es Tony durch den Kopf, können wir nie so sein, wir da oben – wir mit unseren Stereoanlagen, Handys, Computern. Wir sind nicht kindlich, sondern kindisch und wir kennen keine Hingabe, keine Leidenschaft, nur Fanatismus.

Der junge Prätendent, eingekerkert in seiner eigenen Welt, die Tony beim ersten Anschein so eng und klein und zerbrechlich erschienen war, dieser junge Prätendent hatte ein Schicksal. Mochte es schwer oder leicht, siegreich oder niederschmetternd sein, es war sein eigenes und er hielt es in der Hand, um es zu formen. Er war, das erkannte Tony nun, eher zu beneiden als zu bemitleiden.

Als er sich zu Mister Moon umblickte, sah er, dass ein Zittern die massige Gestalt durchlief.

»Gehen Sie«, flüsterte Mister Moon unwillig, als fühle er sich ertappt. »Es ist alles gesagt. Sie bekommen das Telefon beim Hinausgehen.«

Tony nickte stumm und verließ den Gang. Als er in den Saal einbiegen wollte, wurde er durch die raue Stimme Mister Moons noch einmal aufgehalten. Er drehte sich um und schaute auf die massige, von Dunkelheit umwobene Gestalt.

»Wir machen ein Geschäft«, grollte Mister Moon. »Ein Geschäft, nicht mehr. Wir sind weder Verbündete, noch etwa Freunde. Das kann nicht sein. Nicht jetzt und nie bis in alle Ewigkeit. Seinen Sie versichert, Herr Tanner, dass ich keine Sekunde zögern würde, Ihnen das Leben zu nehmen, wenn es für mich von Nutzen wäre.«

Tony machte eine kleine Verbeugung, von der selbst nicht wusste, wie viel Ironie und wie viel Ernsthaftigkeit darin enthalten war. Auf jeden Fall schien die Nähe des jungen Prätendenten auf Tony Tanner abzufärben.

»Als Freund hätten Sie keine Sympathie von mir zu erwarten, Mister Moon«, versprach Tony Tanner feierlich. »Aber als Feind werde ich Sie lieben wie einen Bruder …!«

Fortsetzung folgt …