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Im Gespräch mit Grit Richter

Es scheinen schlechte Zeiten zu sein für Phantastikverlage. Arcanum wird von Scratch übernommen, Otherworld und PAN gleich ganz eingestellt – doch während die etablierten Verlage weniger werden, schießen immer mal wieder auch neue Kleinverlage hervor. Der wohl Jüngste dieser Art dürfte der von der Grafik-Designerin Grit Richter geführte Art Skript Phantastik Verlag sein, der erst im Januar das Licht der Bücherwelt erblickte. Der Schwerpunkt liegt auf den Bereichen der Dark und Urban Fantasy und neben dem schriftlichen Inhalt soll auch die künstlerische (Cover-) Gestaltung besondere Beachtung erfahren – daher auch der Name. So sind denn neben Autoren auch Illustratoren zur Bewerbung eingeladen.

Das Programm für 2012 steht aber schon. Zwar gibt es noch keine festen Erscheinungstermine, aber die inhaltlichen Informationen für die vier zu erscheinenden Werke deuten auf ein sehr düsteres Jahr hin. Zunächst wird sich Michael Zandt in Das schwarze Kollektiv wie schon in seinem beim Candela-Verlag erschienen Roman Hapu – Teufel im Leib auf die Teufelsnachfahren Asartu konzentrieren, ehe Christina Fischer in Dämonenbraut eine Agentin übersinnliche Übeltäter jagen lässt und Fay Winterberg mit Wien – Stadt der Vampire den Leser in eine von Werwölfen und Vampiren bevölkerte Zukunft entführt. Für die Anthologie Vampire Cocktail ist eine Ausschreibung geplant.

Anlässlich dessen, dass der Verlag nun an Fahrt gewinnt, einige Fragen an die Gründerin Grit Richter.


Geisterspiegel: Einige Verlage setzen anfangs erstmal auf Anthologien, du bringst dagegen (zumindest auch) erst einmal drei Romane raus. Warum hast du dich für diesen Weg entschieden?

Grit Richter: Anthologien haben einen … nun ja nicht so guten Ruf. Sie gelten bei vielen Lesern als kurz überflogene Projekte, die dem Verlag mit wenig Aufwand schnell Geld reinbringen sollen. Ich möchte den Lesern mit den drei Romanen erst zeigen, dass ich hochwertige Bücher verlege und dass auch die Anthologie professionell lektoriert und gestaltet wird. Ich hoffe, dass dieses Vorgehen auch die Zweifler unter den Autoren überzeugen wird.

Geisterspiegel: Vor nicht einmal einem Jahr ist dir über die illustratorische Mitarbeit an Michael Zandts Hapu die Idee gekommen, einen Verlag zu gründen, nun steht bereits das Jahresprogramm. Wie konntest du den Autor dafür gewinnen, sein zweites Asartu-Werk bei dir zu veröffentlichen? Und wann kamen die ersten »Fremdmanuskripte«?

Grit Richter: Die Idee, einen Verlag zu gründen, hat sich in meinem Kopf unglaublich schnell entwickelt, und da ich Michaels Schreibstil liebe und bewundere und seine Ideen einfach fantastisch sind, habe ich ihn eines Nachmittags einfach gefragt, ob er für mich schreiben will und er hat Ja gesagt. Ich musste ihn also gar nicht groß locken, bin aber sehr stolz darauf, dass er mir vertraut.

Die erste Anfrage für ein Fremdmanuskript kam bereits am 03. Januar also drei Tage nach Gründung des Verlages. Es war Dämonenbraut von Christina Fischer, das mir gleich so gut gefallen hat, dass ich es noch mit ins Programm 2012 reingenommen habe. Danach kamen vereinzelt noch Exposés und Anfragen, alle von Frauen. Darum habe ich kürzlich auch mal einen Aufruf an die Männer der Schöpfung geschrieben. Dark und Urban Fantasy ist auf jeden Fall auch was für Kerle!

Geisterspiegel: Bislang trittst du vor allem durch Facebook und einen Blog mit dem Verlag in Erscheinung, wobei du dich auch verlagsferneren Themen widmest. Zudem sprichst du neben Autoren und Illustratoren auf dem Blog auch explizit Blogger an. Liegt im Web 2.0 die Zukunft des (Klein-)Verlags? Und macht das die Kommunikation zu potenziellen Lesern persönlicher?

Grit Richter: An der Stelle möchte ich gerne ein Zitat von Michael Zandt einbringen, dass er in einem Interview zu seinem Buch Hapu – Teufel im Leib mit dem Blog Read and be yourself gegeben hat.

Blogger sind das, was Guerilla-Literaten anstelle eines Werbeetats haben. Hapu stapelt sich weder im Münchner Hugendubel noch schmückt das Cover Litfaßsäulen. Rezensionen in Blogs wie dem Deinen sind für die Autoren kleinerer Verlage eine der wenigen Möglichkeiten ihren Büchern eine Öffentlichkeit zu geben.

Und genau das ist die Wahrheit! Ich habe 92 Likes auf Facebook und 22 feste Leser auf dem Blog aber das genügt nicht, die Bücher müssen noch viel mehr Leute erreichen und da kommen die Blogger ins Spiel. Das Internet mag viele Fehler haben, aber es war noch nie so einfach wie heute in kurzer Zeit so viele Menschen anzusprechen, durch Facebook, durch den Blog und durch die Website (die zurzeit noch in Arbeit ist). Wer sich als Verlag dem Web 2.0 verschließt, wird es sicherlich schwerer haben. Aber es genügt auch nicht einfach nur eine Facebook-Seite und einen Blog zu haben, man muss diese auch pflegen und täglich mit ein paar Posts füttern. Gerade durch die Präsenz bei Facebook habe ich das Gefühl, die Leute fühlen sich unterhalten. Wenn jemand einer Facebook-Seite beitritt erhofft er sich einen gewissen Vorteil, in meinem Fall möchten die Leute als Erstes erfahren, wann und wo es Leseproben gibt, wie die Cover aussehen, wann die Bücher rauskommen und so weiter. Genau das macht die Kommunikation über Facebook persönlich und das soll sie sein, denn die Leser entwickeln dadurch von Anfang an ein Interesse für ein Buch, später kaufen sie es und sagen »Dieses Buch fand ich von Anfang an gut, jetzt halte ich es endlich in den Händen«.

Geisterspiegel: Du hast den Schwerpunkt Dark/Urban Fantasy gewählt, außerdem beschäftigst du dich auf Blog und Facebook mit Trendthemen wie zuletzt etwa Steampunk. Entspricht das deinen persönlichen Vorlieben? Gibt es hier Werke, die dich besonders fasziniert oder sogar geprägt haben?

Grit Richter: Ich liebe diese ganze Steampunk-Bewegung, es gibt Conventions, auf denen die Leute mit selbst gemachten Kleidern und Maschinen auftreten, sie bauen ihre iPods und Computer zu Kunstwerken um, kurz sie sind ein unglaublich kreatives Volk. Das fasziniert mich. Es ist aber nicht meine persönliche Vorliebe. Ich liebe düstere Geschichten wie die von Poe und Lovecraft, Dracula von Bram Stoker oder Die Chronik der Vampire von Anne Rice. Darum hat der Verlag auch diese Schwerpunkte, die sich aber sehr gut mit Steampunk kombinieren lassen. Außerdem plane ich schon eine kleine Erweiterung der Genres, der Verlag bleibt im Fantasy-Bereich, aber es werden noch ein paar spannende Fantasy-Sub-Genres dazukommen. Die Trendthemen und Ideen, die ich auf dem Blog präsentiere, sollen ein kleiner Ideenpool für Autoren sein, sie sollen zeigen, was für Möglichkeiten es gibt und in welche Richtungen sie gehen können. Tu was du willst steht auf der Rückseite des Auryn, dem Amulett der kindlichen Kaiserin aus Michael Endes Die unendliche Geschichte. Im Fantasy-Genre gibt es keine Grenzen, das sollten die Autoren sich klar machen. Sie können alles schreiben von Parallelen-Welten, in denen Vampire existieren über Weltuntergangs-Szenarien bis hin zu futuristischen Steampunk-Welten.

Geisterspiegel: Du hast erwähnt, der männliche Anteil derer, die Manuskripte einsenden, liege bei 0.01%, den Grund dafür siehst du im Genreschwerpunkt. Warum meinst du, schreckt dieser die männliche Schreiberzunft ab? Die Liste der hier vertretenen bekannten Autoren ist ja eigentlich recht lang, man denke nur an einige Hohlbeinbücher oder die uralte Metropole-Reihe von Christoph Marzi.

Grit Richter: Die Männerquote beträgt gefühlte 0,01% zumindest, was meinen Verlag angeht und auf der Facebook-Seite sieht es nicht anders aus, da sind es acht männliche Leser. Ich bekomme sehr gute und spannende Exposés/Manuskripte von Frauen, aber bisher ist Michael Zandt praktisch der Hahn im Verlagskorb.

Es kommt mir so vor als sei die Fantasy-Welt im Groben so aufgeteilt, dass sich die Männer in der klassischen Fantasy mit Drachen, Rittern, Orks und Elben austoben und die Frauen für die sexy Vampire, sexy Werwölfe, sexy Engel und so weiter zuständig sind. Generell besteht wohl dieses Vorurteil gegenüber der Dark/Urban Fantasy, doch so ist es natürlich nicht, da diese Sub-Genre auch Komponenten des Horror beinhalten und man es sehr vielseitig interpretieren kann. Das brachte mich schließlich zu der Frage: Wo sind die ganzen Poes und Lovecrafts und Stokers dieser Zeit?

Was ich mit dem Aufruf an sich sagen möchte, ist, dass Männer einen ganz anderen Stil haben als Frauen und bestimmte Themen anders angehen. Ich möchte meine Autorinnen auf keinen Fall missen und suche selbstverständlich weiterhin nach weiblichen Schreibern, aber ich möchte auch männlichen Lesern das Genre schmackhaft machen und das geht mit Büchern männlicher Autoren sicherlich einfacher.

Geisterspiegel: Auf dem Verlagsblog wird betont, dass es sich bei ihm um keinen DKZV oder sonstigen Bezahlverlag handelt. Kommen damit auf zukünftige Autoren und Illustratoren bei Veröffentlichung also wirklich gar keine Kosten zu, auch nicht in Form von Mindestabnahmequoten oder Ähnlichem?

Grit Richter: Ich habe das auf dem Verlagsblog so betont, da mich ein paar Interessenten gefragt hatten. Am Anfang dachte ich mir, warum sollte ich denn schreiben, was ich nicht bin? Mittlerweile ist das ganz gut, da es den potenziellen Autoren sehr wichtig ist zu wissen, woran sie sind. Es muss also auch keine Mindestabnahmequoten oder ähnliche Verpflichtungen geleistet werden. Die Autoren werden prozentual am Gewinn des Buches beteiligt und die Illustratoren werden nach Honorar bezahlt.

Das Einzige, was ich von den Autoren verlange, ist, dass sie selbst auch ein bisschen Werbung machen, natürlich nicht mit Eigenkapital, sondern auf ihrer Website, auf ihren Blogs, Facebook, Twitter usw. sie sollen für Interviews zur Verfügung stehen und präsent sein, vielleicht auch mal eine Lesung halten oder einen Clip für ihre Fans auf YouTube bereitstellen.

Der Verlag finanziert sich in der Anfangszeit durch einen Gründungszuschuss, den die Agentur für Arbeit vergibt. Um diesen Zuschuss zu erhalten, habe ich im letzten Jahr ein umfangreiches Konzept inklusive einer Zwei-Jahres-Planung geschrieben, das sowohl der Agentur für Arbeit als auch der Industrie- und Handelskammer vorgelegt und für erfolgsversprechend befunden wurde. Wie es weiter geht, nachdem ich den Zuschuss nicht mehr erhalte, kann ich nicht sagen. Ich möchte mich jedoch weiterhin von Druckkostenzuschuss- und Bezahl-Verlagen distanzieren. Sollte ich an meinem jetzigen Konzept etwas ändern, werden es die Leser des Blogs und der Facebook-Seite und natürlich auch die potenziellen Autoren auf jeden Fall erfahren.

Geisterspiegel: Ist der Art Skript Phantastik Verlag ein klassisches Ein-Frau-Unternehmen oder gibt es weitere (feste) Mitarbeiter wie Lektoren o.ä.?

Grit Richter: Der ASP Verlag (wie ich ihn ganz liebevoll nenne) ist ein klassisches Ein-Frau-Unternehmen, ich arbeite mit einer freien Lektorin und selbstständigen Illustratoren zusammen. Feste Mitarbeiter gibt es noch keine.

Geisterspiegel: Wann kann mit der ersten Veröffentlichung gerechnet werden?

Grit Richter: Momentan peile ich Juni 2012 für die ersten drei Romane an. Die Manuskripte wurden von den Autoren noch einmal bearbeitet und gehen Anfang März ins Lektorat. Danach geht es ab in die Druckerei.

Geisterspiegel: Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, die Fragen zu beantworten.

Grit Richter: Danke, es hat mir viel Spaß gemacht.


Quellen und weiterführende Infos zum Verlag: