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Im Original Oskar Waechter

Femegerichte und Hexenprozesse in Deutschland – Teil 2

Oskar Wächter
Femegerichte und Hexenprozesse in Deutschland
Stuttgart, Verlag von W. Spemann, 1882

Erster Abschnitt
Zwei Erzählungen1

I. Auf roter Erde

Die üppigen Kornfelder reiften der Ernte ent­gegen. Auf den stattlichen Bauerhöfen, unter dem Schatten der Eichen und Linden entfaltete sich reges Leben. Es war zu Anfang Juli im Jahr 1425. Die hellstrahlende Morgensonne hatte schon den Tau von den Wiesen genommen, die Lerchen jubelten unter dem blauen Himmel.

Zwei Wanderer gingen raschen Schrittes auf der Landstraße zwischen Soest und Unna. Der Ältere, Hermann Grote, ein stattlicher Bauer, etwa sechzig Jahre alt, der Jüngere, Gerhard Struckman, Doktor der Rechte zu Soest, beide in eifrigem Ge­spräch.
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Femegerichte und Hexenprozesse in Deutschland – Teil 1

Oskar Wächter
Femegerichte und Hexenprozesse in Deutschland
Stuttgart, Verlag von W. Spemann, 1882

Vorwort

Femegerichte und Hexenprozesse gehören einer längst entschwundenen Zeit an. Aber, von weittragen­der Bedeutung für ganz Deutschland, werfen sie Licht und Schatten über vier Jahrhunderte unserer Ge­schichte. Und sind sie nicht heute noch von allgemei­nem Interesse? Wer hätte nicht schon von Feme und von Hexen gehört und gelesen? In Romanen und Dramen, in allerlei Erzählungen der Fremden­führer, in Sagen und Beschreibungen tauchen sie immer wieder auf. Und in der Tat haben diese mittelalterlichen Erscheinungen etwas ungemein Fesseln­des bei aller unheimlichen Macht, welche sie auf das Gemüt des Hörers üben. Aber die Wenigsten wissen, wie es damit wirklich sich verhielt. Unkenntnis und Mangel an historischem Sinn ließen ein Gestrüpp irriger Vorstellungen aufwuchern, durch welche der wahre Sachverhalt vielfach entstellt und getrübt wurde.

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