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Im Original Johannes Wilhelm Wolf

Deutsche Märchen und Sagen 177

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

234. Die Kaboutermännchen zu Linden

Zu Linden bei Löwen liegt ein Meierhof, der auf dem Fundament eines alten Gebäudes aufgebaut ist. Noch nicht einer von all den Pächtern, die ihn bewohnten, hatte da Glück gehabt. Das Folgende erzählte unter anderen ein Landmann aus der Umgegend von dem Hof.

Wo er nun steht, da erhob sich ehedem ein schönes, großes Schloss, auf dem Kaboutermännchen hausten. Diese Kaboutermännchen sind so kleine Geschöpfchen, dass das größte kaum drei Fuß hoch ist. Für ein wenig Essen verrichten sie Geschäfte aller Art. Auch waren es so Weiterlesen

Deutsche Märchen und Sagen 176

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

233. Der Perückenmacher und die Kaboutermännchen

In Brügge wohnte vor langer Zeit einmal ein Perückenmacher, der mit vielen Gesellen arbeitete. Zu dem kam eines Morgens ein Herr, der wollte eine neue Perücke für den folgenden Tag haben, wo er dem Leichendienst eines Verwandten beiwohnen musste. Der Perückenmacher sprach aber, das wäre eine ganz unmögliche Sache, denn um eine gute und schöne Perücke zu machen, brauche er wenigstens zwei volle Tage. Der Herr bat und bat, aber der Perückenmacher blieb dabei, es wäre unmöglich. Eben wollte der Herr wieder fortgehen, als einer der Gesellen sich erhob und sprach: »Meister, ich nehme es auf mich, die Perücke bis morgen fertig zu machen.«

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Deutsche Märchen und Sagen 175

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

231. Der Geist zu Bingen

Nicht weit von der Stadt Bingen, da wo das Flüsschen Naas in den Rhein mündet, liegt ein Dorf, welches Camon heißt.

Da war im Jahre 858 ein Geist, welcher den Einwohnern viel schlimme Streiche spielte. Zuerst fing er an, unsichtbar die Leute mit Steinen zu werfen und ihnen an die Türen zu pochen. Bald danach gab er unter menschlichen Gestalten Antworten, verriet Diebstähle und stiftete Zwietracht und Uneinigkeit. Dann begann er Scheunen und Häuser anzuzünden und zu verbrennen.

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Deutsche Märchen und Sagen 174

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

229. Trappler zu Coolscamp

Zu Coolscamp bei Lichtervelde liegt eine weite Haide, Stuifoen genannt. Durch dieselbe führt ein Weg, der nun sehr viel gebraucht ist, vor etwa fünfzig Jahren aber so sehr gescheut wurde, dass kein Mensch es wagte, denselben gegen Abend und noch weniger nachts zu betreten, und dies darum, weil sich dort ein Nachtspuk aufhielt. Nie oder selten nahm der Geist eine Gestalt an, man hörte ihn nur, und zwar trappelte er stets in der Nähe herum, wovon er auch den Namen der Trappler erhielt. Seit undenklichen Zeiten trug er den schon, aber noch keiner hatte den Spuk gesehen. Das war einem betrunkenen Bauern aufbehalten, der eines Nachts, des erwähnten Weges Weiterlesen

Deutsche Märchen und Sagen 173

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

228. Geist verfolgt

In Konstanz wohnte ein Buchdrucker und in dessen Haus war es nicht geheuer. Zu einer Zeit hörte man in einer Ecke der Druckerei wie schwere Seufzer. Die Druckergesellen lachten darüber, aber nicht für lange, denn es blieb bald nicht mehr bei dem Seufzen. Sie hörten wiederholt starke Schläge an die Mauer jener Ecke. Gesellen und Lehrburschen erhielten Ohrfeigen von unsichtbarer Hand und ihre Mützen und Hüte wurden zur Erde geworfen. Der Herr des Hauses ging endlich zu den Kapuzinern und die kamen und beschworen den Geist, der auch drei Tage lang sich ruhig verhielt. Am vierten begann er aber sein Treiben noch ärger denn früher, er warf selbst die Weiterlesen

Deutsche Märchen und Sagen 172

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

227. Kind im Keller

Am 11. Juli des Jahres 1646 fiel ein dreijähriges Kind zu Freiburg durch ein Kellerloch in den Keller des Stadtgefängnisses. Mit sehr großer Betrübnis suchten die Eltern drei Tage lang, doch nirgends war das Kind zu finden; kein Mensch hatte es gesehen. Am 15. endlich wurde ein Soldat, der sich gegen die Hauptwache zur Wehr gesetzt und dabei einen Offizier verwundet hatte, zum Gefängnis gebracht. Die, welche ihn bewachten, hörten des Nachts die Stimme eines Kindes, nicht weinen oder klagen, sondern nur »Vater!« rufen und um etwas zu trinken bitten. Zur Stunde öffnete man den Keller, aus dem die Stimme drang und der seit langer Zeit zugemauert war. Man fand das Weiterlesen