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Die Totengruft des Dr. Jekyll

An ihrem 21. Geburtstag fährt Janet Smith mit ihrem Verlobten George Hastings zu ihrem Vormund Dr. Lomas, der in einem alten Herrenhaus in Irland lebt, umgeben von der Haushälterin Mrs. Merchant, dem Zimmermädchen Maggie und dem Diener Jacob. Eigentlich möchte Janet Dr. Lomas, der sie nach dem Tod ihres Vaters aufzog, lediglich kundtun, dass sie beabsichtige, zu heiraten und nicht mehr auf sein Geld angewiesen ist. Doch Dr. Lomas hat eine weitaus größere Überraschung für Janet parat, denn er eröffnet ihr, dass sie die Erbin des Anwesens und des enormen Vermögens ihres Vaters ist, dem das Haus einst gehörte. Was sie erst wenig später unter vier Augen erfährt, ist jedoch weit weniger erfreulich. Janet ist nämlich die Tochter von Dr. Jekyll, der als Mr. Hyde die umliegenden Dörfer in Angst und Schrecken versetzt hat, bis ein aufgebrachter Pöbel ihn schließlich zur Strecke brachte und seinem Leichnam noch zusätzlich einen Pfahl durch das Herz trieb. Janet befürchtet nun selbst mit dem Fluch des Bösen belegt zu sein und tatsächlich plagen sie fortan wirre Träume, in denen sie sich durch den Wald hetzen sieht, auf der Suche nach menschlicher Beute. Tags darauf verspätet sich das Zimmermädchen Maggie, die partout nicht im Herrenhaus schlafen wollte und beharrlich darauf drängte, vor Aufgang des Mondes wieder im Dorf zu sein. Der Diener Jacob findet schließlich die Leiche des armen Mädchens, dem die Kehle zerbissen wurde. Nun argwöhnt auch ihr Verlobter George, dass es im Herrenhaus und vor allem in der Totengruft des Dr. Jekyll nicht mit rechten Dingen zugeht. In der Zwischenzeit wiegelt Jacob die Männer des Dorfes gegen Janet auf. Sie sind der festen Überzeugung, dass auch Janet ein Werwolf ist, und wollen nicht eher ruhen, bis ein Pfahl ihr Herz durchbohrt …

Dieser Gruselschinken aus dem Jahr 1957 hatte bis zu seiner Fertigstellung einige Irrwege hinter sich. So hieß das Drehbuch des Produzenten Jack Pollexfen zunächst „Son of Dr. Jekyll“ bis es für die vorliegende Produktion umgeschrieben wurde. Der Regisseur Edgar G. Ulmer („The Black Cat“) hatte für die Verwirklichung des Streifens nur ein geringes Budget zur Verfügung, sodass der Film nicht nur mit einer Minimalbesetzung auskommen musste (sechs Darsteller, ein paar Komparsen und jede Menge Statisten), sondern auch mit einer kleinen Handvoll Sets (ein paar Räume im Herrenhaus, dessen Modell nur verschwommen in der Totalen zu sehen ist, sowie die Totengruft des Dr. Jekyll und ein kleines Waldstück, in dem Janet auf Jagd geht). Um eine entsprechende Gruselatmosphäre zu erzeugen, wurde massenweise künstlicher Nebel verwendet, der oft mit der verspielt-schaurigen Musik von Melvyn Lehnhard interagierte, der ein einziges Stück für die unterschiedlichen Szenen leicht variierte. „Die Totengruft des Dr. Jekyll“ verquickt die bekannte Novelle von Robert Louis Stevenson mit dem Werwolf- und Vampir-Mythos. Auffallend ist, dass der Werwolf im Film wie ein Vampir getötet werden muss, mit dem obligatorischen Pfahl durchs Herz und der Enthauptung, die sicherstellen soll, dass der Unhold auch im Grabe bleibt. Allerdings dürfte der Film selbst zu der Zeit seiner Erstaufführung im Jahr 1957 die Zuschauer kaum in Angst und Schrecken versetzt haben. Die Geschichte ist leicht durchschaubar und trotz der guten Darstellung von Arthur Shields ist seine Rolle als zwielichtiger Dr. Lomas viel zu offensichtlich. Sein „Monster“-Make-up, wenn man es so nennen will, sieht keineswegs gruselig aus. Shields wirkt unter der Maske eher wie ein verwahrloster Lustmolch, mit angeklebtem Backenbart, der dringend einen Zahnarztbesuch nötig hat. So sind die Szenen, in denen er auf Mädchenjagd geht, auch dementsprechend unfreiwillig komisch. Vor allem als die blonde Komparsin, die sich im züchtigen Negligé ihre Stümpfe anzieht und einen Anruf der Telefonzentrale erhält, vor Entsetzen die Augen weit aufreißt, als der bucklige „Werwolf” in ihr Zimmer eindringt. Jede normale Frau hätte vermutlich schon geschrien, wenn sie das Monster gesehen hätte, wenn es denn so schaurig gewesen wäre, wie im Film beschrieben. Doch die Komparsin scheint sich nicht sicher zu sein, ob sie lachen oder weinen soll, ehe sie in ein hysterisches Geschrei verfällt. Auch Shields scheint seine Rolle nicht ganz ernst zu nehmen, anders sind nämlich weder der alberne Prolog noch der Epilog zu erklären, in denen Shields in seinem verwahrlosten Monster-Make-up in die Kamera kichert. Diese sind übrigens nur auf Englisch mit deutschen Untertiteln zu sehen.
Die markante Gloria Talbott spielt ihre Rolle als Janet Smith sehr überzeugend und ist einer der wenigen Lichtblicke des Films, ebenso wie Arthur Shields, wenn er nicht gerade als streunender Lustmolch umherziehen muss, was glücklicherweise nicht allzu oft der Fall ist. Selbst Glorias Auftritte als mordende Furie sind sehenswert. Eher lustlos und unmotiviert ist dagegen John Agars Darstellung von Janets Verlobten George Hastings. Ob das an der Rolle, dem Drehbuch oder dem schauderhaft gestreiften Jackett liegt, das wie eine Pyjama-Jacke aussieht, sei einmal dahingestellt. Viel Spaß scheint der „Tarantula“-Star jedenfalls nicht gehabt zu haben.
Die Tonqualität des Films ist schwankend. Von dumpf bis klar und laut knisternd ist alles dabei, passend zu den verschwommenen Außenaufnahmen des Herrenhauses und der titelgebenden Totengruft. Tragisch daran ist nur, dass man nicht genau weiß, ob das ein technischer Fehler oder volle Absicht ist, um die schlechten Attrappen zu kaschieren. Fakt ist jedoch, dass der Film wirklich nur für Komplettisten und eingefleischte Trashfans empfehlenswert ist, vor allem wenn man bedenkt, dass die DVD über zwanzig Euro kosten soll.

An der Ausstattung der DVD ist nichts auszusetzen. Wie alle Beiträge zu „Die Rückkehr der Galerie des Grauens“ ist auch dieser Silberling prall gefüllt mit Extras: deutsche Kinofassung, Audiokommentare, Trailer, Bildergalerien, ein von Joe Dante kommentierter Trailer und natürlich das abgelichtete Filmprogramm. Der DVD beiliegend ist auch ein umfangreiches Booklet mit jeder Menge Hintergrundinformationen und Bildmaterial, sensationell recherchiert und verfasst von Ingo Strecker (www.monstrula.de). Sehr lieblos ist dagegen das Covermotiv der DVD, dessen größter Blickfang noch der Titelschriftzug ist.

Fazit:
Einfach gestrickter Gruselstreifen, dem man das geringe Budget deutlich ansieht. Selbst für damalige Verhältnisse ein unfreiwillig komischer Film, der nur in wenigen Fällen eine unheimliche Atmosphäre aufbaut. Die ist vor allem dem künstlichen Nebel und der schauspielerischen Leistung von Gloria Talbott geschuldet. Interessant ist die sorgsam aufbereitete DVD-Veröffentlichung von Anolis Entertainment vor allem für Sammler, Film- und Trashfans.

Copyright © 2012 by Florian Hilleberg

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Die Rückkehr der Galerie des
Grauens, Nr. 6
Die Totengruft des Dr. Jekyll
Daughter of Dr. Jekyll, USA 1957
Anolis Entertainment, Haibach
21. August 2012
1 DVD, Horror, 74 Minuten
EAN-Nummer 4041036310301
Extras: Booklet, Audiokommentar
von Mick Garris,
Deutsche Kinofassung, Trailer,
Bildergalerie
FSK 16
Regie: Edgar G. Ulmer
Produzent: Jack Pollexfen
Darsteller: Gloria Talbott,
John Agar, Arthur Shields, John Dierkes,
Martha Wentworth, Molly McCard
Musik: Melvyn Lenhard

www.anolis-film.de