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Noir

Nino Sokorin muss als Fünfjähriger miterleben, wie seine Eltern bei einem Autounfall sterben. Seitdem ist für Nino nichts mehr, wie es war. Nicht nur, dass er jetzt Vollwaise ist und bei seiner Halbschwester lebt, nein, er hat auch seit dem Unfall die Gabe, den Tod vorherzusehen. Er kann neben dem Tod von anderen Menschen auch seinen eigenen sehen. Er weiß, dass er mit 24 Jahren sterben wird – mehr wird ihm nicht offenbart. Und bis zu seinem 24. Geburtstag sind es nur noch wenige Wochen. Nino versucht daher mit allen Mitteln, seinem Schicksal zu entfliehen und trifft dabei auf den undurchschaubaren Monsieur Samedi. Mit Hilfe von Gläser-Rücken wollen sie zusammen die Geister im Jenseits befragen und so das Schicksal überlisten. Doch Monsieur Samedi verfolgt ganz eigene Pläne. Und bei dem Versuch, sein Leben zu retten, trifft Nino auf die Liebe seines Lebens – Noir. Doch auch Noir ist kein normales Mädchen. Oder warum können sie die meisten Menschen gar nicht sehen? Nino versucht, um seine Liebe zu kämpfen und wird immer mehr in den Strudel aus Macht, Drogen, Okkultem und der Frage nach dem eigenen Schicksal hineingezogen.

Dieses Buch hat leider meinen Geschmack nicht wirklich treffen können. Es war mir definitiv zu düster und deprimierend. Es dreht sich meiner Meinung nach zu viel um Drogen, Selbstmord und Okkultismus, sodass dieses Buch in meinen Augen nicht für Jugendliche unter 16 Jahren geeignet ist, da Drogen und Gläser-Rücken als »normal« dargestellt werden. Auch ist die Geschichte teilweise so verwirrend und skurril – besonders zum Ende hin -, dass ich schon beinahe nicht mehr hinterher gekommen bin. Daher bin ich mir auch nicht sicher, was die Autorin uns mit diesem Buch sagen will. Ich gehe mal davon aus, dass das auch alles der Grund war, warum mir dieses Buch nicht gefallen hat. Die Geschichte und die Thematik haben mich nicht angesprochen bzw. bin ich eher davor zurückgeschreckt, sodass ich in die Geschichte nicht wirklich eintauchen konnte. Aufgrund dessen konnte ich auch nicht mit den Charakteren mitfühlen oder mich in sie hineinversetzen, da sie ganz andere Ansichten zu den oben genannten Dingen haben als ich.
Auch die Liebe zwischen Nino und Noir konnte die Geschichte nicht aus ihrer Dunkelheit herausholen. Ich will jetzt nicht zu viel verraten, aber es handelt sich nicht um eine »normale« Liebe, wie vielleicht in anderen Büchern beschrieben. Die Beziehung zwischen den Beiden ist wirklich ziemlich schwierig und vermittelt dem Leser, dass das zwischen den Beiden auf Dauer irgendwie nicht klappen kann, weil beide auf ihre eigene Art zu extrem sind.

Die Geschichte selbst wird aus zwei Zeitfenstern erzählt. Zu Beginn eines jeden Abschnittes wird die Geschichte zur jetzigen Zeit erzählt, also was gerade jetzt passiert, und dies auch nur über ein, zwei Seiten. Danach kommen die normal langen Kapitel, die ein paar Tage bzw. Wochen in der Vergangenheit spielen. Ich bin mir nicht sicher, was die Autorin damit bezwecken wollte. Mich hat das ganze Hin und Her total durcheinander gemacht. Die kurzen Abschnitte in der Jetzt-Zeit versteht man wirklich erst, wenn man am Schluss angelangt ist, da dort die normalen Kapitel aus der Vergangenheit mit den Abschnitten der Jetzt-Zeit zusammenfließen. Vorher versteht man wirklich nichts davon. Was natürlich auch etwas störend ist. Auch konnte ich nach dem Lesen des Buches keinen Sinn dahinter erkennen. Wenn man die Jetzt-Zeit-Passagen weggelassen hätte, wäre es meiner Meinung nach kein Nachteil für die Geschichte gewesen.

Wenn man dieses Buch lesen will, sollte man sich wirklich richtig darauf einlassen, weil es definitiv kein Buch für zwischendurch ist. Der Schreibstil der Autorin bzw. die Art, wie sie gewisse Dinge ausdrückt oder umschreibt, ist nicht immer einfach verständlich, sodass man sich wirklich auf das Buch konzentrieren muss. Dabei kommt auch nicht wirklich Spannung auf. Die Geschichte tröpfelt einfach so vor sich hin. Gut, die letzten 50, 60 Seiten zieht das Tempo ein wenig an, aber das kann leider nicht über den Rest des Buches hinwegtrösten.
Auch lässt die Autorin die Leser etwas im Ungewissen, was die Charaktere angeht. Man weiß eigentlich nicht wirklich, was Nino denkt oder fühlt, genauso bei Noir oder den anderen Charakteren. Ich hatte ein wenig das Gefühl, dass die Autorin es dem Leser überlässt, wie man den Charakter einschätzen sollte. Klar, ein bisschen kann man immer offen lassen. Aber hier war es meiner Meinung nach zu viel.
Dieses Buch ist das erste Buch der Autorin, was ich bisher gelesen habe, und ich bin mir echt nicht sicher, ob ich noch ein weiteres Buch von ihr lesen werde, da mir ihre Art zu schreiben einfach nicht zusagt.

Fazit:
Ein ziemlich düsteres Buch – wirklich nur etwas für Freunde des Okkulten oder für Menschen, die sich gerne mit dem Schicksal oder dem Jenseits beschäftigen.

Copyright © 2012 by Kristin Göder

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Jenny-Mai Nuyen
Noir
broschiert
Rowohlt Polaris, Reinbek
Oktober 2012
384 Seiten, 14,95 Euro
ISBN: 9783862520282