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Poirot: Rendezvous mit einer Leiche

Kurz vor seinem Tod hat der ehemalige Gefängnisdirektor Emille Boyton sein ursprüngliches Testament geändert, nach dem sein Vermögen einzig seiner Witwe zufallen soll. Das neue Testament bedenkt in gleicher Weise Witwe Emily und seine (Stief-)Kinder. Emily Boyton jedoch erpresst den Testamentsverwalter Jefferson Cope, der das zweite Testament vernichtet. Im Anschluss an die Testamentsverlesung ordnet die herrische Witwe Boyton eine Europareise für die gesamte Familie an, um sich von dem empfindlichen Verlust des Ehemannes und Vaters zu erholen. Auf der Reise stoßen die adlige Lady Westholme, der Anwalt Jefferson Cope, der ein Verhältnis mit Schwiegertochter Nadine Boyton unterhält, Dr. Sarah King und der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot zu den Boytons.
Alle werden Zeuge, die Emily Boyton ihre Familie und ihre Umgebung tyrannisiert, verletzt und bloßstellt.
Während eines Aufenthalts an der Ausgrabungsstädte Qumran wird Emily Boyton schließlich ermordet. Hercule Poirot nimmt sich des Falles an.

Auch wenn die Filmrolle des belgischen Meisterdetektivs Hercule Poirot eigentlich untrennbar mit Peter Ustinov verknüpft ist, ist dies der erst dritte und letzte Spielfilmeinsatz von Ustinov als Poirot. 1985 und 1986 spielte Ustinov Agatha Christies Detektiv allerdings noch in drei Fernsehfilmen, insgesamt also sechs Mal.
Alle denen bereits die ersten beiden Spielfilmeinsätze (Tod auf dem Nil 1978, Das Böse unter der Sonne 1982) von Peter Ustinov als Hercule Poirot gefallen haben, werden auch an Rendezvous mit einer Leiche ihre Freude haben, auch wenn dieser im direkten Vergleich, besonders mit dem elegant inszenierten Das Böse unter der Sonne (vom vierfachen James-Bond-Regisseur Guy Hamilton), merklich abfällt.
Inhaltlich folgt Rendezvous mit einer Leiche der bekannten Formel der Poirot-Filme: Der Beginn bietet, während die Haupthandlung gemächlich in Gang kommt, eine ausführliche Personenvorstellung, die hier auch gleich einige mögliche Mordmotive anklingen lässt. Der Entdeckung der Leiche folgen Poirots minutiöse Befragung der Verdächtigen und der finale Erklärungsmonolog des Detektivs.
Leider bietet der Fall an sich für den Zuschauer keine Möglichkeit zum Mitraten, denn der Casus Knacktus, die entscheidende Szene auf die sich das Mordmotiv gründet, wird zunächst nur unvollständig gezeigt.

Das Ganze spielt sich vor einer hinreichend urlaubshaften Kulisse ab, sodass Regisseur Michael Winner und Kameramann David Gurfinkel Gelegenheit gehabt hätten, einige exotische Bilder einzufangen, von der sie leider nur spärlich Gebrauch machen. Überhaupt ist die Inszenierung sehr bieder geraten und das letztendliche Gelingen des Films ist in erster Linie der Vorlage und den Schauspielern zu verdanken.
Wie auch die vorangegangenen Poirot-Filme vereint Rendezvous mit einer Leiche eine Reihe kleinerer und größerer Gaststars, die Peter Ustinovs tapsige Darstellung treffend ergänzen: Piper Laurie ist schon seit einem halben Jahrhundert im Filmgeschäft aktiv. Ihre erfolgreichsten Rollen waren die der Sarah Packard an der Seite von Paul Newman in Haie der Großstadt und die Rolle der Margaret White in Brian De Palmas Carrie – Des Satans jüngste Tochter. Die Rolle der hassenswerten Emily Boyton war die perfekte Vorbereitung für ihre Twin Peaks-Perfomance zwei Jahre später als Catherine Martell. Goldenen Hollywoodglanz verströmt auch ihre Kollegin Lauren Bacall, die sich zu der Zeit (nach dem Tod ihres Ehemannes Humphrey Bogart) weitestgehend aus dem Filmgeschäft zurückgezogen hatte und durch die Mitwirkung von Peter Ustinov zu ihrer Beteiligung überredet werden konnte. Bis heute ist Lauren Bacall allerdings noch regelmäßig als Schauspielerin aktiv. In einer ihrer seltenen Filmrollen ist Carrie Fisher (Star Wars) als Nadine Boyton zu sehen. Eigentlich schade, dass sie nach Star Wars nie so recht als Schauspielerin Fuß fassen konnte, denn Fr. Fisher legt hier als fremdgehende Ehefrau eine sehr souveräne und überzeugende Leistung an den Tag, die die tugendhafte Prinzessin vergessen macht.
Auch die weniger bekannten Darsteller machen sich gut in den 30er-Jahre-Kostümen und liefern durch die Bank ordentliche und überzeugende Leistungen ab.

Rendezvous mit einer Leiche erschien auf DVD bereits von MGM. Koch Media bringt den Film nun unter dem leicht modifizierten Titel Poirot: Rendezvous mit einer Leiche als Wiederveröffentlichung ohne nennenswertes Bonusmaterial auf den Markt. Die Covergestaltung unter Verwendung eines Plakatmotivs weiß – wie bei Koch Media üblich – zu überzeugen und lässt das lieblose MGM-Cover blass aussehen.

Fazit:
Behäbiger und leicht angestaubter Detektivfilm mit Peter Ustinov in seiner Paraderolle.

Copyright © 2012 by Elmar Huber

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Poirot
Rendezvous mit einer Leiche
Appointment with death
USA, 1988
Koch Media, München, 2012
1 DVD, Krimi, Thriller, Drama
EAN: 4020628923372
Laufzeit. ca. 98 Minuten
FSK 12
Regie: Michael Winner
Drehbuch: Agatha Christie,
Anthony Shaffer, Peter Buckman,
Michael Winner
Darsteller: John Gielgud,
Piper Laurie, Peter Ustinov,
Lauren Bacall, Carrie Fisher,
Nicholas Guest, David Soul,
Douglas Sheldon, Michael Craig
Musik: Pino Donaggio