Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Im Augenblick der Angst

Der harmlos erscheinende John Pressmann (Michael Lerner) ist ein Serienmörder, der es auf die Augen seiner Opfer abgesehen hat. Ausgelöst und forciert wird dieser Trieb von seiner dominanten Mutter Alice (Zelda Rubinstein), die John regelmäßig einer Hypnose unterzieht und auf Mordtour schickt. Schließlich landet John in einem Kino, in dem er im Schutz der Dunkelheit nach und nach die Zuschauer tötet und verstümmelt.
Doch das Geschehen um John Pressmann ist nur ein Film mit dem Titel The Mommy, den sich Linda und Caroline im Kino ansehen. Doch auch hier dringt plötzlich ein Mörder in das Kino ein, der The Mommy so oft gesehen hat, dass er selbst glaubt, hypnotisiert zu sein. Und so beginnt das Morden auch in der Realität.

Sunfilm legt hier in Kooperation mit dem österreichischen Label Illusions einen heiß erwarteten Horror-Klassiker der 1980er-Jahre vor. Regisseur Bigas Luna – eigentlich Spezialist für softerotisches Schwulstkino – legt hier im Grunde einen Slasher vor, die seinerzeit wie am Fließband produziert wurden, der allerdings geschickt mit einem doppelten Boden arbeitet und den Zuschauer ruckartig in das Geschehen hinein zieht.

Mit der Film-im-Film – oder besser Kino-im-Kino-Idee – schafft Bigas Luna nicht nur zwei Handlungsebenen, sondern gleich drei, da der echte Zuschauer sich nach der wirkungsvollen Enthüllung nun sofort mit Linda und Caroline im Kinosaal (der filmischen Realität) identifiziert. Dadurch, dass Luna die Realitätsebene des Films an den gleichen Ort verlegt, wo sich der Zuschauer gerade befindet, nämlich in einem Kinosaal, bindet Im Augenblick der Angst den Zuschauer derart stark ein, dass der Film eine nur selten erreichte Intensität erlangt. Wohl niemand, der den Film seinerzeit im Kino gesehen hat, dürfte sich nicht beklommen nach seinen Sitznachbarn umgeschaut haben.
Die Umsetzung erfolgt nach dem gängigen, eher nüchternen Slashermuster, wird aber durch einige herrlich skurrile Momente der »Filmhandlung« (z. B. Johns Hypnosesitzungen bei seiner Mutter) – einhergehend mit einem rauschhaften Farbspiel – derart grandios konterkariert, dass es schon fast an ironische Brechung grenzt.
Die verschiedenen Handlungsebenen sind ebenfalls durch eine durchdachte Farbgebung (die Filmhandlung eher rot, die Handlung in der »Realität« eher kühl-blau) recht gut auseinanderzuhalten.
Im Finale »verschmelzen« dann doch beide Handlungen derart, dass der Kinomörder glaubt, seine Anweisungen von Alice Pressmann von der großen Leinwand herunter zu erhalten.

Für die DVD-Special wurde unter anderem ein neues Interview mit Bigas Luna geführt, der trotz aller Einsilbigkeit der Fragestellerin frei von der Leber weg und mit sichtbarer Begeisterung über den Film und die Dreharbeiten spricht.

Fazit:
Grandioses und clever konstruiertes Slasher-Verwirrspiel, das den Geist der 1980er Jahre atmet.

Copyright © 2012 by Elmar Huber

? Zurück zur Übersicht

Im Augenblick der Angst
Originaltitel: Anguish
Regie: Bigas Luna
Drehbuch: Bigas Luna,
Michael Berlin
Produktion: Pepon Coromina
Darsteller: Zelda Rubinstein,
Michael Lerner, Talia Paul,
Angel Jove, Clara Pastor,
Isabel Garcia Lorca
Spanien 1985
Laufzeit: 81 Minuten
FSK 16