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Seelenfresser

Sie erhob sich und reckte sich, ihr schlanker Körper war in dem Dämmerlicht einfach großartig. Für Trey sah sie aus wie eine mystische Kriegsgöttin, die ihren Körper im Blut des Schlachtfelds gebadet hatte, aber er wusste, dass die Wahrheit längst nicht so romantisch war. Eine Kriegsgöttin oder auch jede andere Gestalt mit nennenswerter Macht würde in Myras Gegenwart vor Entsetzen bibbern.

Auf Bitten seiner Mutter kehrt Jake McAllister nach zehn Jahren in seine Heimatstadt Rockville zurück. Sein Bruder Trey, der trotz seiner White Trash-Herkunft ein netter Junge und guter Schüler ist, hat sich verändert, seit er mit der Punkbitch Myra liiert ist. Doch nicht nur Trey legt seltsame Verhaltensweisen an den Tag. Der ganze Ort scheint unter dem Einfluss von etwas Bösem zu stehen, oder genauer gesagt, die Frauen des Ortes. Eine Lamia bereitet in Rockville eine Seelenernte vor und Myra ist eine ihrer Auserwählten, die ihr den Weg ebnen und das Töten erledigen. Zusehends verwandelt sich Rockville in einen Hexenkessel, denn einige Bewohner versuchen, die Lamia und ihre Brut mit allen Mitteln aufzuhalten.

Lamia hat schon vor langer Zeit diese Stadt zum Schauplatz für die nächste Ernte bestimmt. Und seither sind alle Frauen, die in Rockville geboren wurden, von Geburt an Mitglieder ihres inneren Zirkels, auch wenn sie es nicht wissen.

Bereits in den ersten Szenen gewinnt man den Eindruck, dass Rockville auch ohne die Lamia schon ein ziemlich veritabler Sündenpfuhl ist. Im Wechsel mit der obligatorischen Personenvorstellung baut Bryan Smith schon einige schöne, schräge Szenen hier ein. Dazu gelingt es dem Autor bereits hier, sein Publikum mit einigen geschickt aufgebauten Twists zu überraschen.

Die Erwartungshaltung, die dieser fintenreiche Beginn weckt, wird mit fortschreitendem Verlauf allerdings immer mehr enttäuscht. Im weiteren Verlauf gehen diese Qualitäten mehr und mehr verloren und Seelenfresser funktioniert irgendwann höchstens noch als Hommage an die schlampig heruntergeschriebenen Massenhorrorromane der 1980er Jahre. Dazu fehlt jedoch die ironische Brechung und es liegt näher, dass der Autor seinen Roman durchaus ernst meint.
Dafür bietet Bryan Smith unterm Strich dann doch zu wenig. Ein schlampiger Handlungsverlauf, unzureichend entwickelte Charaktere, nicht abgeschlossene Handlungsstränge, eine austauschbare Bedrohung und als Krönung ein Cowboyfinale machen Seelenfresser zu einem der wenigen enttäuschenden Beiträge in Festas Horror Taschenbuchreihe. Um seinem Ruf als »Slasher-König« gerecht zu werden, baut Bryan Smith noch einige unmotivierte Splatterszenen ein, die größtenteils absolut überflüssig sind. Auch von der Lamia selbst ist mehr zu erwarten. Immerhin schafft Bryan Smith damit eine originell gemeinte Figur, die aber im Endeffekt unmotiviert verheizt wird.

Die Aufmachung ist dagegen jenseits aller Kritik: Gute Verarbeitung, sauberer Satz und das bearbeitete Stockphoto als Coverbild im einheitlichen Bryan Smith-Layout überzeugen. Dazu die Coververarbeitung in der exklusiven Festa-Lederoptik.

Fazit:
Unmotivierter Splatter-Horror, dem nach einem guten Beginn schnell die Luft ausgeht.

Copyright © 2012 by Elmar Huber

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Bryan Smith
Seelenfresser
Horror Taschenbuch 41
Soultaker, USA, 2009
Festa-Verlag, Leipzig
April 2012
TB, Horror, Thriller
352 Seiten, 13,95 Euro
ISBN: 9783865521415
Aus dem Amerikanischen
von Manfred Sanders
Titelbild: shutterstock.com

www.festa-verlag.de
thehorrorofbryansmith
www.shutterstock.com