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Paraforce Band 38

Amanda McGrey
Paraforce 38
CODE: LUNA FIRE

Der Sturm tobte um das alte Landhaus in den Yorkshire Dales.

Die Arme um die angezogenen Knie gelegt, blickte die große, schwarzhaarige Frau auf den PC-Bildschirm.

Das Bildtelefonat mit der Paraforce-Zentrale war gerade beendet.

Blackstones Gesicht flimmerte noch eine Sekunde nach. Wie ein Schatten aus einer anderen Welt.

Unter der Führung von Paraforce waren die Invasoren aus dem sogenannten Y-Sektor enttarnt und unschädlich gemacht worden. Die Transmitter-Stationen waren zerstört. Das Loch im stellaren Raumgefüge war geschlossen.

»Dort, wo noch die technischen Voraussetzungen untersucht werden, bleibt militärisches Sperrgebiet. Wie das ominöse Hotel Roses in Katalonien. Es schmerzt mich sehr, Miss Harris, aber von Lady Coventree gibt es keine Spur.«

Der bedauernde Ton vom Leiter der Paraforce-Spezialabteilung klang in den Ohren der Agentin nach.

Von den Vorkommnissen hatte die allgemeine Menschheit nichts erfahren. Die ausgelösten Naturphänomene wurden mit Wetterkapriolen, unkontrollierten Sonneneruptionen oder Verschiebungen in der Erdkruste erklärt.

Nun ja, überlegte Amanda Harris, dem Volk kann man alles erklären. Je höher die angebliche Bildung, umso besser wird’s geschluckt.

Ruckartig erhob sie sich.

Sie musste Joyce finden. An den Tod des echten Körpers glaubte sie nicht. Die fremden Eindringlinge hatten nur im Astral-Gastkörper überleben können, wenn der Originalkörper gleichfalls lebte.

Sie erinnerte sich an die Szene in dem Lokal, als sei es erst Minuten her. Sie durchlebte das Drama noch einmal.

Durch die satte Farbe des Weines sah Amanda Joyce’ Antlitz.

Da zogen sich Amandas Augen zusammen.

Ehe ihr Gegenüber den Stecher der Glock durchziehen konnte, blaffte der Schuss aus Amandas Waffe.

Joyce Coventree wurde samt des Stuhles zurückgeschleudert.

Grünlicher, übel riechender Nebel trat aus dem zerfetzten Kopf. Der Körper zerfiel und grüne Schuppenhaut wurde sichtbar, die langsam in sich zusammenfiel.

Amanda Harris schüttelte sich, als sie über das Ereignis nachdachte. (vgl. Paraforce Nr. 35: Invasion aus dem Y-Sektor)

Zwölf Wochen waren vergangen.

Die Paraforce-Agentin trat an das große Panoramafenster und starrte in den fetten Landregen.

»Joyce«, hauchte sie, »wo ist deine Seele … und dein richtiger Körper?«

»Haben Sie einen Wunsch, Mylady?«, erklang da eine sanfte, leise Stimme in ihrem Rücken.

Langsam, wie in Trance, wandte sich Amanda um. Hinter ihr stand Jessica, ihre neue Hausdame.

Sir Miles hatte sie von seinem Stab beinahe sezieren lassen, nach den unangenehmen Erfahrungen der letzten Zeit.

»Ein hochanständiges Mädchen«, hatte er in seinem Dossier erklärt. »Judomeisterin von York und Jurastudentin. Muss sich ihr Studiengeld verdienen.«

»Hat sie einen Freund?«, hatte Amanda zurückgefragt.

Sir Miles hatte das verneint.

Nun sah Amanda die junge Frau lange an. Seit einer Woche arbeitete diese für sie.

»Einen Sherry, den könnte ich vertragen.«

Wenig später hielt sie das Glas in der Hand.

Nach ein paar Schlucken bemerkte sie zu Jessica: »Weshalb studierst du Jura?«

Jessica lächelte etwas schüchtern. »Manche Leute rutschen im Rechtssystem mal ab und denen möchte ich zu einer Chance verhelfen.«

Amanda hob die Augenbrauen. »Das ist ehrbar. Aber manchen Leuten ist nicht zu helfen.«

Die junge Frau nickte. »Vielleicht werde ich im Laufe der Zeit meine Illusionen abspecken müssen.«

Die Paraforce-Agentin ließ den Blick über die schlanke Gestalt gleiten. In dem adretten schwarzen Rock und der weißen Bluse sah sie allerliebst aus.

Sie wirkte noch etwas verklemmt. Und noch etwas anderes war Amanda aufgefallen.

Sie fasste einen Entschluss.

Zum Fenster sehend, stellte sie fest, dass der Regen nachgelassen hatte.

»Angst vor schlechtem Wetter?«

In der Spiegelung der Scheibe sah Amanda, dass Jessica überrascht zusammenzuckte.

»Nein«, kam es gedehnt.

Amanda wandte sich wieder um. »All right. Zieh dich entsprechend an. In zehn Minuten machen wir einen Spaziergang.«

Sie trafen sich in der Eingangshalle des Landhauses.

Jessica trug Regencape und feste Schuhe. Sie sah ihre Arbeitgeberin etwas verunsichert an. Die lächelte nur.

Amanda hatte ihre Armee-Parka angezogen.

Sie traten durch die Haustür und die Agentin sicherte das Haus mit der Spezial-Fernbedienung.

Sie gingen zur Giebelseite des Landhauses und nahmen dann den Pfad an der Steilküste entlang. Hier wehte eine starke Brise. Leichter Sprühregen benetzte die Gesichter der Frauen.

»Weshalb hast du dich bei mir beworben?«, fragte Amanda in festem Ton.

Die junge Frau an ihrer Seite verhielt im Schritt. »Ich bin bei einer Agentur eingeschrieben. Ich muss Geld für mein Studium verdienen. Meine Eltern sind beide tot. Sie können mich also nicht unterstützen. Also muss ich arbeiten. Als mich die Agentur anrief, habe ich mich etwas kundig gemacht. Dann sah ich ein Foto von Ihnen in der Yorkshire News. Sie hatten einen Vortrag über archäologische Funde hier in den Dales gehalten.« Die junge Frau blickte Amanda etwas unsicher an.

»Weiter!«, forderte Amanda.

Die junge Frau zuckte die Achseln. »Als ich das Bild sah, da waren Sie mir sofort sympathisch.«

Sie setzten den Weg fort.

Urplötzlich blieb Amanda stehen. »Was fanden Sie an dem Bild, was Ihre Sympathie weckte?«

Nun sah die junge Frau die Sprecherin perplex an. »Wie … was … meinen Sie?«

Die Agentin sah ihr Gegenüber fest an. »Wenn ich jemandem vertrauen soll, muss ich genau Bescheid wissen. Das ist für das Verhältnis zwischen uns wichtig. Sie sind nicht nur eine Art weiblicher Butler, sondern auch automatisch eine Vertraute. Das ergibt sich einfach.«

Jessica nickte langsam.

»Gut!«, bemerkte die Agentin. »Ich habe Sie beobachtet. Wenn Sie mir also etwas zu sagen haben«, ihr Ton wurde weicher, »dann tun Sie es heute Abend. Wir werden gemeinsam essen.«

Die junge Frau schluckte nervös.

»Die Köchin ist instruiert«, kam es knapp. Amanda lenkte den Schritt zu einem Plateau an den Klippen.

Sie spürte Jessicas innere Unschlüssigkeit. Welchen wunden Punkt hatte sie getroffen? Sie vertraute Sir Miles zwar, aber die Vergangenheit hatte sie gelehrt, dass sich selbst die Recherchen von Paraforce als nicht blickdicht erweisen konnten. Aber es musste klare Fronten geben. Amanda ahnte mehr, dass es in Bezug auf Jessica noch ein Geheimnis gab. Doch die Erkenntnis erwies sich noch als nebelartig.

Der Schuss kam völlig unerwartet!

Während sie sich lang auf den Boden warf, spürte sie noch den Luftzug der Kugel knapp am rechten Ohr.

Verflucht!, durchfuhr es sie. Sie hatte keine Waffe mitgenommen.

Erneut knallte es.

Die Agentin hatte das Aufblitzen hinter der Schafsmauer gesehen. Etwa fünfundzwanzig Meter entfernt.

Es blaffte neben ihr zweimal auf.

Der Kopf der Agentin ruckte nach links.

Jessica lag flach auf dem Bauch und hielt die Waffe vor sich wie auf dem Übungsgelände.

Zwei volle Minuten vergingen. Kein weiterer Schuss fiel drüben.

Jessica sprang auf und lief geduckt im Zickzack – einzelne Büsche als Deckung nutzend – auf den Standort des Schützen zu.

Amanda folgte.

Sie hatten die Mauer fast erreicht, als die Agentin ein angewinkeltes Bein erkannte.

Da sprang Jessica bereits über die Einfassung, ihre 38er schussbereit.

Aber der Täter würde nie mehr auf jemanden schießen.

Amanda sprang über die etwa sechzig Zentimeter hohe Bruchsteinmauer. Der Attentäter lag leicht verrenkt auf dem Rücken. Das Präzisionsgewehr noch mit einer Hand umkrallt.

Genau über der Nasenwurzel sah man den tödlichen Einschuss.

Amanda holte tief Atem und bemerkte dann trocken: »Jura-Studentin … alles klar!«

Jessica steckte mit verlegenem Gesichtsausdruck die Waffe unter das Cape zurück.

Die Paraforce-Agentin begann mit der Durchsuchung der Taschen des Schützen.

Wie zu erwarten war, gab es keine Identitätspapiere. Es handelte sich um einen Profi. Den Gesichtszügen nach, aus dem arabischen Raum.

Da fiel Amanda ein kleiner weißer Zipfel in der Brusttasche des Tweed-Sakkos auf. Vorsichtig zog sie daran und hielt alsbald eine Quittung eines Schnellrestaurants in der Hand.

Leeds Bradford Airport.

»Na, das ist doch schon etwas. Der Bursche wurde eingeflogen.«

Jessica sah Amanda an. »Was jetzt?«

Amanda zückte ihr Mobiltelefon und machte von dem Toten ein Foto.

»Im Moment nichts. Komm, wir gehen zurück.«


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