Heftroman der

Woche

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Graues Land

Dar alte Harv kümmert sich liebevoll um seine sterbenskranke Frau Sarah, seiner großen Liebe des Lebens, mit der er über 40 Jahre verheiratet ist. Da verändert sich die Welt. Nicht nur jenseits der Hügel, wo er lebt, sondern auch sein bis dahin trautes Heim fällt den Veränderungen zum Opfer. Es beginnt mit Schreckensnachrichten im Fernsehen, bis der Bildschirm plötzlich dunkel bleibt, das Telefon fällt aus, es gibt kein fließendes Wasser und keinen Strom mehr. Und draußen hat sich ein trügerischer grauer Schleier über das Land gelegt, der Kreaturen birgt, die nicht nur Harvs Einbildung entspringen, wie er recht schnell feststellen muss. Das einzig Normale in Harvs Leben bleibt seine aufopferungsvolle Liebe zu Sarah. Doch die verlangt, dass Harv etwas unternehmen muss, denn auch die Lebensmittel gehen zur Neige. Da sein altes rostiges Auto noch intakt ist, fährt er los, um herauszufinden, was geschehen ist und um bei seinem Freund Murphy, der einen kleinen Laden betreibt, seine Vorräte aufzufüllen. Doch Murphy hat sich genauso verändert wie die ganze Welt …
Erschüttert kehrt Harv nach Hause zurück, um dort bald eine »Überraschung« zu erleben, die ihn Hoffnung schöpfen lässt. Denn er ist nicht der Einzige, der die Apokalypse überlebt hat …

Der Titel dieses Buches ist Programm. So grau wie das Land ist auch die Beschreibung des letzten Lebens darin. Hoffnungslosigkeit und Angst begleiten den Leser genauso wie die letzten Überlebenden. Dabei passiert eigentlich nicht viel und die wenigen Beschreibungen wiederholen sich fast wie ein Mantra. So meint man irgendwann, die eine Stufe ebenfalls knarren zu hören, den sauren Geruch von Sarah zu riechen oder Harvs Herz klopfen zu hören. Endlich geschieht dann doch etwas anderes, als Harv das Haus verlässt, um seine Vorräte aufzufüllen. Doch da ahnt man als Leser natürlich schon, wie diese Fahrt enden wird. Zwar versucht der Autor ein wenig Hoffnung in das Geschehen zu legen, was allerdings daran scheitert, dass er sehr zeitig die Ursache für das Sterben der Welt offenbart hat. So bleibt der Hoffnungsschimmer lediglich ein Gefühl Harvs, dessen Funke nicht auf mich als Leser übergesprungen ist.
Dann kommt die eingangs erwähnte »Überraschung«. Zwar erfahren sowohl Harv als auch der Leser nun ein paar mehr Details, wie das Leben jenseits der Hügel aussieht, allerdings beherbergt die »Überraschung« meines Erachtens auch den größten Mangel an der Geschichte überhaupt. Das Schicksal mag unergründlich sein, Zufälle passieren, aber in diesem Zusammenhang fragte ich mich doch, ob das Zufall sein konnte oder nur Stilmittel um der Dramatik willen. Die gesamte Menschheit ist ausgelöscht, es gibt nur eine Handvoll Überlebender und dann soll ich das so glauben?
Wenigstens bekommt der Autor die Kurve und lässt die Handlung in ein sinistres Finale münden, welches auch dem letzten Leser deutlich macht, dass das Grau nur die Vorstufe von Schwarz ist …

Trotz der düsteren und beklemmenden Atmosphäre wollte es mir nicht gelingen, die Handlung als solche glaubhaft hinzunehmen. Den erschreckenden Szenen fehlte mir der Tiefgang, der durch endlose Wiederholungen hier einfach nicht erreicht werden konnte. Es bleibt allerdings ein bitterer Nachgeschmack, wenn man auf solch drastische Weise vorgesetzt bekommt, wozu Menschen fähig sein können.

Copyright © 2012 by Anke Brandt

? Zurück zur Übersicht

Michael Dissieux
Graues Land
Horror, Paperback
Luzifer Verlag, Ahlen
10.12.2011
270 Seiten, 14,95 Euro
ISBN: 978-3943408034