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Perry Rhodan Band 2909 – Adam von Aures

Wim Vandemaan
Perry Rhodan Band 2909
Adam von Aures

Ein Agentenroman sieht eigentlich anders aus. Der TLD-Agent Opiter Quint ist denn auch nur der Fahnder, den der Leser begleitet, um Adam von Aures zu treffen, Homer G. Adams und Ernst Ellert, wobei er die Alltagswelt in 3000 Jahren durchwandert und erlebt, wie sie der Realität unserer echten sechziger Jahre begegnet.

Adam von Aures ist der Adaurest, jener ominöse Dritte, der mit Perry Rhodan und dem arkonidischen Imperator Bostich vom Atopischen Tribunal als zukünftiger Auslöser des Weltenbrands verurteilt wurde. Nun, mit der dyschronen Scherung, einer Trennung der Zeitlinien, verschwand das Tribunal, Superintelligenzen müssen sich der Milchstraße in weitem Umkreis fernhalten und von der Anklage ist keine Rede.

Es ist eine friedliche, schöne, hoch technisierte Welt entstanden. Sie ist so fraglos da wie Adam von Aures, als er aus dem Transmitter stieg und mir nichts, dir nichts erkannt wurde, ohne dass es Gründe dazu gab. Auf diese Ebene muss man sich einlassen, will man den Roman genießen. Es lohnt sich.

Auf den Perry-Rhodan-Tagen 2017 in Osnabrück erzählte Wim Vandemaan, der nicht nur Autor des Romans, sondern auch Expokrat der Serie ist, also die Handlungslinien im Zusammenhang und für die Einzelromane entwirft, dass er die Zukunft genau so sieht, wie er sie in diesem Roman zeichnet: vollständig friedlich und ohne materielle Not. Allerdings gab es im Autorenteam ausgeprägte Wünsche nach einer finsteren, zwielichtigen Zukunft, denen er Rechnung trug.

Wer wie ich das Zwielicht und den Schatten mehr liebt als das aufgeräumte Helle, atmet an dieser Stelle auf. Der Anfang des Romans war mir suspekt, zu spießig, zu brav. Ich brauchte mehrere Anläufe. Sobald ich drin war, las die Geschichte sich jedoch ganz ausgezeichnet.

Einer der Schwerpunkte liegt in der Beschreibung des Adam von Aures, dem in der Stadt Aures geborenen Sohn der verschollenen Shanda Sarmotte und – jemandem. Wer sein Vater ist, das verschweigt er. Aber ein richtiger Mensch ist er nicht. Das Gespräch mit Quint findet statt, als er den Agenten unter Drogen gesetzt und entführt hat, und der Ertruserabkömmling kann sich dank seiner enormen Körperkraft befreien, er kämpft. Doch nach den Schlägen formt sich Adams Gesicht einfach wieder neu. Und: Er sympathisiert mit dem Techno-Mahdi. Auch diese Agentenhandlung ist in alltägliche Situationen eingebettet und vollständig ruhig erzählt.

Quint findet heraus, dass Adam Mediotheken besuchte und übermenschlich viel über historische Persönlichkeiten und Zeitwissenschaftler las, vor allem über den Unsterblichen aus den Anfangstagen der Serie, das Finangenie Homer G. Adams. Quint besucht ihn in seinem altmodischen Landhaus. Viel ist altmodisch an den ultratechnisierten Orten dieses Romans. Adams hat ein fotographisches Gedächtnis, kann sich kleinste Details merken, vergleicht Adams Aufnahme mit seiner Erinnerung an eine Jahre zurückliegende Begegnung und stellt fest, dass er sich kein bisschen verändert hat. Obwohl sich alle verändern.

Zur echten Zeitreise wird der Roman, als es ins Mausoleum des Zeitreisenden Ernst Ellert geht. Der war in den Anfangstagen der Serie gestorben, sein Bewusstsein durch Raum und Zeit geschleudert, hatte im Verlauf der Jahrtausende viele Entwicklungen durchlaufen und war schließlich in der Superintelligenz ES aufgegangen. Jetzt, wo ES wegen der dyschronen Scherung weg ist, liegt plötzlich die Leiche wieder da. Und Ellert wird wach, hat ein Amulett aus Eiris dabei, das, woran eine Superintelligenz sich festhalten kann, und ist genau der normale, arglose Mann, der in den 60er Jahren starb, um andere zu retten.

Ellert erinnert sich nur an die Zeit vor seinem Tod, die in den ersten Heften der Serie stattfand, verlangt handelsübliche Zigaretten und hat vor der bodenlosen Leere der Antigravlifte Angst. Unbefangen befremdet erkundet er die Welt 3000 Jahre später. Die größte Neuerung: Man siezt sich nicht mehr. Da lacht er. Lernt blauhäutige Menschen kennen und einen Schneider, der eine Echse ist. Erfährt, dass jetzt alles Lebensnotwendige umsonst erhältlich ist. Fragt, ob es München noch gibt. Und weiß nicht, was er in dieser Welt tun soll.

Wie gesagt: Der Roman lohnt sich. Wenn man sich dafür Zeit nimmt.

 (at)