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Batman & Robin Eternal 1

Scott Snyder (Story), James Tynion IV (Story & Skript), Tim Seely, Steve Orlando (Skript)
Batman & Robin Eternal 1
Batmans Geheimnis
Originaltitel: Batman & Robin Eternal 1-6 (Batman & Robin Eternal, Ducks in a row, Seeing red, Death in a pot, Arms of the thunderer, Never enough), DC Comics, USA, Dezember 2015 – Januar 2016

Comic, Softcover, Paninicomics, Stuttgart, Juli 2016, 184 Seiten, 16,99 Euro, ISBN 9783957989772, Zeichner: Tony S. Daniel, Paul Pelletier, Scot Eaton, Ronan Cliquet, Steve Pugh, aus dem Amerikanischen von Marc Schmitz, Covermotiv von Tony S. Daniel
www.paninishop.de

Vergangenheit:
Bei seinem ersten Einsatz als Robin verfolgt Dick Grayson mit Batman Jonathan Scarecrow Crane, der mit seinem Angstgas Gotham unsicher macht. Als Dick eine Ladung des Gases abbekommt, wird plötzlich seine größte Angst lebendig; eine Enttäuschung für Batman zu sein, weil er als Robin nicht gut genug ist. Überhaupt erweist sich Dick als impulsiv und eigensinnig und bringt sich damit oft selbst in Gefahr. Nachdem er nur knapp eine tödliche Falle von Scarecrow überlebt hat, erfährt Bruce Wayne von einer Frau namens Mutter, über die einer seiner Freunde seine Ehefrau regelrecht gekauft hat. Eine Frau nach seinen Vorstellungen, ohne Vergangenheit und perfekt für ihn geformt. Als Bruce Wayne mehr über diese geheimnisvolle Ehefrau herausfinden will, kann er nur noch die Ermordung des Ehepaares durch einen maskierten Killer mit ansehen. Umgehend macht er sich mit Dick auf den Weg nach Prag, wo die geheimnisvolle Ehefrau angeblich herstammt.

Gegenwart:
Gotham hat sich verändert, seit Bruce Wayne sein Gedächtnis verloren hat (und so unbelastet ganz glücklich zu sein scheint) und Jim Gordon in einer Robo-Batman-Rüstung leidlich erfolgreich für Ordnung sorgt.

Wegen einer Bombendrohung an der Gothamer Universität befindet sich Dick Grayson im Auftrag von Spyral vor Ort. Eben dort fand auch sein erster Einsatz mit Batman gegen Scarecrow statt. Doch für Erinnerungen bleibt Dick nicht viel Zeit, denn urplötzlich sieht er sich von einer Horde Kinder umkreist, die nicht nur seine Identität als ehemaliger Robin kennen, sondern ihn auch töten wollen, ebenso wie kurz darauf seine Spyral-Partnerin Poppy. Auf seiner Flucht wird Dick von einem weiteren maskierten Mädchen, Cassandra Cain, angegriffen, die ihm einen Bat-USB-Stick übergibt. Alle diese Angreifer erwähnen eine gewisse Mutter. In der Bathöhle kann Dick den USB-Stick aktivieren, der eine aufgezeichnete Botschaft von Batman enthält. Offenbar hat dieser mit jener Mutter Geschäfte gemacht und bezeichnet sie als sein größtes Geheimnis. Außerdem enthält der Stick eine Namensliste unter anderem die Namen Richard Grayson, Jason Todd, Tim Drake, Harper Row und Cassandra Cain sowie eine eindringliche Warnung vor Mutters weitreichendem Einfluss und den dringenden Rat, niemandem zu vertrauen. Die ehemaligen Robins tun sich mit Harper Bluebird Row und Cassandra Cain zusammen, um dieses Rätsel zu lösen. Immer wieder kreuzt ein maskierter Killer namens Orphan ihren Weg. In den Spyral-Archiven – in den Tagebüchern des ersten Spyral-Spions – gibt es ebenfalls einen Hinweis auf Mutter, die angeblich auf Bestellung Menschen für jeden Zweck erschaffen kann. Eine Spur der Verräterin Poppy führt zu einer Bruce Wayne-Ehrengala, wo dieser von Mutters Geschöpfen getötet werden soll. Cassandra führt ihre neuen Verbündeten in eine ehemalige Kirche, wo sie offenbar gemeinsam mit Orphan gelebt und trainiert hat und wo Jahre zuvor bereits Batman und Dick Scarecrow knapp verpasst haben. Für Dick wird es immer deutlicher, dass der Fall Mutter mit dem ersten Scarecrow-Fall aus seiner Vergangenheit zusammenhängt. So machen sich auch die ehemaligen Robins, Harper und Cassandra auf den Weg nach Prag, um herauszufinden, warum Bruce Wayne damals wirklich dort war.

Obwohl die Serie Batman & Robin Eternal heißt, könnte sie auch (Ex-)Robin Eternal heißen, denn Batman hat zu den aktuellen Ereignissen nichts beizutragen. Allerdings wurzelt die Story in der gemeinsamen Vergangenheit von Batman/Bruce Wayne und dem ersten Robin Dick Grayson. Damit hat Scott Snyder nach Die Nacht der Eulen (und auch nach Die Pforten von Gotham) erneut das Kunststück vollbracht, ein neues Kapitel der Bat-Geschichte zu erzählen, das bereits passiert ist. Wieder modifiziert er die Vergangenheit, um dort den Samen zu pflanzen, der nun, in der Gegenwart, aufgeht und vor allem Dick Grayson aber auch die anderen ehemaligen Robins kalt erwischt. Ohne Vorwarnung werden Dick, Jason und Tim plötzlich zusammengeschweißt und müssen in nahezu ständiger Lebensgefahr das Rätsel um eine gewisse Mutter lösen. Immerhin deuten die mühsam zusammengetragenen Informationen darauf hin, dass es sich um eine Art Menschenhändlerin handeln muss. Doch mehr noch scheint sie Menschen nach bestimmten Vorstellungen regelrecht formen zu können. Doch wie funktioniert das? Was hat Batman mit so jemandem zu schaffen und warum hat er sie nicht aus dem Verkehr gezogen, sondern lediglich eine kryptische Warnung hinterlassen? Zwischen den Zeilen sickert der Verdacht durch, dass Batman möglicherweise selbst Mutters Dienste in Anspruch genommen hat. Etwa um sich einen neuen Robin designen zu lassen, nachdem er von Dick als Partner enttäuscht war? Und sind Jason und/oder Tim dann ebenfalls tickende Zeitbomben, wie Mutters Schläferagenten, die Bruce Wayne umbringen sollten? Und warum tritt sie ausgerechnet jetzt wieder auf den Plan? Und wurde Batman tatsächlich in Mutters Auftrag zum Mörder, wie es das einige Bilder von Heft 1 eigentlich glasklar zeigen?

Puh … man muss den Band fast zweimal lesen, um bei dem Tempo, das Scott Snyder erneut vorlegt, nichts zu verpassen. Außerdem ist Snyder, der gemeinsam mit James Tynion IV die Story vorgibt, für seine durchdachten und vergleichsweise komplexen Geschichten bekannt. Und auch hier peitscht er die drei ehemaligen Robins gemeinsam mit Harper Row und Cassandra Caine durch eine recht vollgepackte Handlung, die an verschiedenen Stellen immer wieder an Ereignisse aus der Vergangenheit anknüpft. Dass das alles in sich auch noch logisch und folgerichtig erscheint, und dass auch die unterschiedlichen Robin-Charaktere so schön herausgearbeitet sind, ist beileibe keine Selbstverständlichkeit Dazu kommt die latente Unsicherheit, wem die Helden noch trauen können. Können sie sich überhaupt selbst gegenseitig trauen? Wie eine offenen Wunde quält Dick Grayson außerdem durchgehend die Frage, ob er tatsächlich als Robin nicht gut genug für Batman war. So stellt Scott Snyder seine Story auch psychologisch auf belastbare Füße und macht die ganze Geschichte zu einer persönlichen Angelegenheit für alle ehemaligen Robins.

Mal die Geschichte außen vor gelassen, stolpert man als Altleser immer wieder darüber, dass man Figuren kennt, die im neuen DC-Universum ihren offiziellen Erstauftritt haben. So kennt der Altfan natürlich Cassandra Cain und weiß um die Beziehung zu ihrem Vater. Ebenso weiß man natürlich mit dem Orden von St. Dumas etwas anzufangen (Näheres folgt in Batman & Robin Eternal 2). Mit diesem Vorgehen hat DC den treuen Lesern spürbar keinen Gefallen getan. Umgekehrt ist die Serie mit Dick Graysons ursprünglichem Spyral-Auftrag und einem Auftritt der Robins (aus We are Robin) immerhin sehr gut ins neue DC-Universum eingeflochten und die vorherige Lektüre von Grayson (bei Panini als Megabände) und We are Robin (bei Panini als Paperbackserie) ist empfohlen.

Ebenso wie die Vorgängerserie Batman Eternal erschien Batman & Robin Eternal in den Staaten wöchentlich, was wegen des schieren Arbeitspensums mit dem Einsatz wechselnder Autoren und Zeichner realisiert wurde. Die Künstlerreihe eröffnet der über alle Zweifel erhabene Tony S. Daniel, gefolgt vom etwa ebenso dynamischen Paul Pelletier. Die Bilder von Scot Eaton fallen dagegen reichlich steif aus.

Fazit:
Grandioser und temporeicher Einstieg in die Batman Eternal-Nachfolgeserie. Diesmal wird es für Dick Grayson zu einer persönlichen Angelegenheit, der gemeinsam mit seinen Nachfolgern das größte Geheimnis seines Mentors lösen muss.

(eh)