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Omen 1 – Im Netz der Betörung

Melchior von Wahnstein
Omen 1
Im Netz der Betörung

Horror, Thriller, Taschenheft, Edition Gwydion/Grotesque Verlag, Graz, Januar 2014, 82 Seiten, 4,99 Euro, ISBN 9781494710569, Logos von Jörg Vogeltanz, Covergestaltung von Classified Blueprint, Innenillustration von Michael Wittmann
editiongwydion.wordpress.com

»Pantherion ist eine geheime Organisation in Graz, die seit mehreren Hundert Jahren besteht. Wir unterliegen weder religiöser noch staatlicher Kontrolle. Unsere Aufgabe ist es, paranormale Vorfälle zu untersuchen und die Menschheit vor dem Zusammenbruch der Realität zu beschützen.«

Schleppend und ohne Erinnerung wacht Sabine Glockner aus ihrer Ohnmacht auf. Sie befindet sich in der Krankenstation von Pantherion, einer unabhängigen Geheimorganisation in Graz, die übernatürliche Vorfälle untersucht und die Sabine aus einer Opferzeremonie der Thule-Gesellschaft gerettet hat. Viktor Augenfeld, der Teamleiter von Pantherion, eröffnet ihr, dass er sie schon länger beobachtet und sie sich gerade in so etwas wie einem Bewerbungsgespräch befindet. Während sich Sabine mit den anderen Pantherion-Teammitgliedern vertraut macht, meldet das Alarmsystem einen Eindringling. Die verstorbene Ehefrau von Viktor Augenfeld ist in der Pantherion-Zentrale aufgetaucht.

»Wir haben ein Radio, mit dem wir von einer Welt zur nächsten hüpfen, ein Gerät, um das Gedächtnis zu manipulieren, und sonstige High-Tech-Medizin, ein geheimes Hauptquartier mit einem Ausgang, der uns durch Graz beamt und was weiß ich noch alles … und okkulte Neonazis und UFOs, die nicht da waren, und … und Vampire … und … jetzt findest du’s auf einmal merkwürdig, dass eine tote Frau aus einer parallelen Dimension auftaucht?«

Pantherion ist ein von starker Eigeninitiative getragenes Multimediaprojekt, das den Köpfen von Bernhard Reicher und Jörg Vogeltanz entsprungen ist und das mit einem kompletten Film, Serienfolgen (unter Amateurbedingungen entstanden, aber mit exklusivem Soundtrack), einem Hörspiel und mehreren Groschenromanen inklusive Spin-Off-Konzepten aufwartet. Zusätzlich fanden sich für jedes Medium weitere begeisterte Kollaborateure. Im Großen und Ganzen geht es dabei um phantastische Aktivitäten in Österreich – inklusive lokaler, historischer und literarischer Bezüge – und eine ganze Latte diverser Organisationen, die dafür sorgen, dass die Realität, wie wir sie kennen, im Gleichgewicht bleibt. Paralleldimensionen und Wahrnehmungsbeeinflussung nicht ausgeschlossen.

Mit Im Netz der Betörung liegt der Erste dieser Groschenromane, wie die Serie(n) von den Machern liebevoll genannt werden, vor. Zur Realisierung der Printversion bedient sich der Grotesque Verlag (ein Imprint der Edition Gwydion, wo auch das Visionarium-Magazin erscheint) des Amazon Druckdienstleisters CreateSpace, was eine ganz ordentliche Qualität bedeutet. Freilich sind die Pantherion-Fälle auch als E-Books erhältlich.

Dass in diesem ersten Fall, in dem auch die Figuren eingeführt und zumindest ein grobes Handlungsgerüst aufgebaut werden muss, ein Fall nur eine untergeordnete Rolle spielen kann, liegt in der Natur der Sache. Doch hätte diese Eröffnungsfolge um einiges geschickter realisiert werden können. Der Fall Sarah Augenfeld, der hier ziemlich wischi-waschi abgefrühstückt wird, hätte nämlich deutlich mehr Platz zur Entwicklung gehabt, wenn Melchior von Wahnstein die vorherige, unnötig umfangreiche Pantherion-Geschichtsstunde gekürzt hätte. Die Dutzende Infoteaser über Pantherion und die einzelnen Teammitglieder, die der Autor inflationär eingebaut hat, können natürlich gut als Anknüpfpunkte für zukünftige Folgen genutzt werden, wirken hier jedoch total zusammenhanglos und bremsen dazu noch die ohnehin schon schmale Handlung erheblich aus. Ohne Probleme hätte der Autor das auch nach und nach in die Folgeepisoden einbauen können. Zusätzlich werden die Ereignisse in der Grazer Pantherion-Zentrale immer wieder von einer Parallelhandlung um einen geheimen und exklusiven Lusttempel unterbrochen, die am Ende relativ schludrig und ziemlich fadenscheinig mit dem Auftauchen der toten Sarah Augenfeld verknüpft wird.

Spannung will damit nicht so wirklich aufkommen. Man bekommt stattdessen überreichlich verzichtbare Infos um die Ohren gehauen, bevor Herr von Wahnstein hoppla-hopp doch noch einen Fall aus der Schublade zieht, der ebenso überstürzt endet, wie er begonnen hat.

Was den Unterhaltungswert angeht, haben also die Kolleginnen und Kollegen, die die Spin-Off-Serie Morbus schreiben, noch die Nase vorn. Dort werden die Fälle der Schwesterorganisation »Basilisk« im Wien der 1980er Jahre geschildert. Im Roman klingt außerdem an, dass es Dutzende verschiedene Organisationen wie Pantherion und Basilisk gibt (z. B. die Prager Gruppe Golem), die untereinander vernetzt sind. Stoff also für eine nahezu unbegrenzte Menge Abenteuer, zumal schon jetzt auch verschiedene Zeitebenen genutzt werden.

Fazit:
Die Begeisterung für die eigene Schöpfung scheint mit dem Autor durchgegangen zu sein. Zu viele Infodetails bremsen die Handlung und lassen keine Spannung aufkommen. Bleibt zu hoffen, dass es mit Teil 2 nach dieser erschöpfenden Einführung richtig losgeht, weil die komplette Bande einfach mit Überzeugung, Spaß, Eifer und der notwendigen Professionalität bei der Sache ist.

(eh)