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Paraforce Band 24

Paraforce-24Kellermanns Höllenbrut

New York City

Freitagabend

Die Gehsteige im Zentrum von Big Apple waren schwarz vor Menschen.

In der Subway drängelten die Fahrgäste und über die Highways schoben sich meilenlange Blechkolonnen.

Die Town war ein einziges Chaos aus hupenden Autos, quietschenden Bremsen und scheinbar ziellos umhereilenden Passanten. Überall herrschten Hektik und ein beinahe unerträglicher Lärm. Wie immer am Wochenende spielte die ganze City verrückt.

Fast die ganze City, denn auch in New York, der Stadt, die von sich behauptet, niemals zu schlafen, gab es hier und da tatsächlich Oasen der Ruhe und Entspannung, in denen die Welt auch an einem solchen Tag offensichtlich noch in Ordnung war.

Eine davon war das kleine Lokal von Yat Pang, dessen Asia-Restaurant nur einen Straßenzug von der Hetzerei und dem Gewühl entfernt am nördlichen Rand der United Nation Plaza lag.

Hier war nichts, aber auch gar nichts von der Rastlosigkeit, der Anspannung und dem Wirbel zu verspüren, der draußen auf den Straßen herrschte. Hier klirrten lediglich ein paar Gläser und klapperten Teller und Besteck, begleitet von den gedämpft geführten Unterhaltungen der Gäste. Aus einem Lautsprecher, der über der Theke angebracht war, klang dezente Musik und das trübe Novemberlicht auf den Straßen war durch rote und weiße Lampions ersetzt, die eine anheimelnde Helligkeit verbreiteten.

Der Duft von scharf gebratenem Fleisch hing in der Luft und erfüllte das kleine Lokal mit dem Aroma exotischer Gewürze bis in den hintersten Winkel. All das, zusammen mit den gediegenen Möbeln, den Textiltapeten und dem Teppichboden, in dem die Gäste bis zu den Knöcheln versanken, vermittelte einem neutralen Beobachter schon beim Betreten des Lokals den Eindruck perfekter Gemütlichkeit und Harmonie.

Yat Pang war gerade dabei, hinter der Theke den Inhalt einer Weinflasche in mehrere Gläser einzuschenken, als die Eingangstür des Restaurants unvermittelt aus dem Rahmen flog.

In der gleichen Sekunde, in der sie mit der Wucht einer Kanonenkugel gegen die dahinterliegende Wand knallte, verwandelte sich sein kleines Stück heile Welt in ein Inferno aus Blut und Tod.

Der glatzköpfige Wirt wirbelte als Erster herum. Seine Schlitzaugen wurden so groß wie Spiegeleier. Schweiß perlte auf seiner Stirn, als ihm klar wurde, dass soeben der Tod in Gestalt zweier maskierter Männer seinen Laden betreten hatte. Sie trugen Jeans, Turnschuhe und graue, abgewetzte Sweatshirts mit Kapuzen.

Einer von ihnen, ein hagerer, hoch aufgeschossener Kerl mit hängenden Schultern, hatte eine Pistole mit aufgesetztem Schalldämpfer in der Hand. Der andere, kaum mittelgroß, aber dafür mit einem unverkennbaren Bauchansatz, hielt eine Maschinenpistole im Hüftanschlag. Eine belgische FN-P90, ein klobiges Ding, mit dessen fünfzig Schuss fassendem Magazin ein geübter Schütze das Lokal innerhalb von Sekunden im wahrsten Sinn des Wortes in zwei Teile schießen konnte.

»Hallo Schlitzauge«, sagte der Hagere.

»Was … was wollt ihr?« Der Wirt versuchte, seine Stimme fest und sicher klingen zu lassen, aber alles, was er zustande brachte, war nur ein jämmerliches Krächzen.

»Das fragst du noch, du Wichser? Du hättest wissen müssen, dass sich der Professor nicht verarschen lässt!« Mitten im Satz hob der Maskierte seine Waffe und krümmte den Finger.

Yat Pang wurde zweimal getroffen.

Der Aufprall der Kugeln hob ihn fast aus den Schuhen. Er ruderte mit den Armen, als wollte er fliegen.

Einen Moment lang schien er tatsächlich frei in der Luft zu schweben, bis er rückwärts gegen das Flaschenregal hinter der Theke krachte. Als er mit dem Rücken dagegen stieß, versuchte er noch, sich mit den Händen irgendwo festzuhalten. Vergeblich.

In seinen Augen lag ein Ausdruck grenzenloser Verwunderung, als er einen Herzschlag später in einem Regen aus Flaschen und Gläsern zu Boden ging.

In diesem Augenblick kam Ben Thorpe aus der Herrentoilette.

Der Mann mit der Maschinenpistole wirbelte auf dem Absatz herum.

Thorpe überlegte keine Sekunde. Geistesgegenwärtig zog er seine Dienstwaffe aus dem Schulterhalfter, hechtete zur Seite und riss dabei gleichzeitig einen Tisch mit zu Boden.

Der Kapuzenkiller feuerte aus der Hüfte heraus. Ein Dutzend Schüsse krachte in rasender Folge.

Die belfernden Detonationen schienen das kleine Lokal zu sprengen. Dazwischen waren die Schreie und Schritte der Gäste zu hören, die in wilder Flucht nach draußen rannten. Thorpe hörte darüber hinweg, er hatte im Moment ganz andere Sorgen.

Die Projektile aus der Maschinenpistole klatschten im Stakkato gegen den Marmor der Tischplatte, und es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis das Möbelstück als Deckung nicht mehr zu gebrauchen war.

Instinktiv rollte sich Thorpe hinter dem Tisch hervor, brachte seine halb automatische Pistole in Anschlag und feuerte auf den Kerl mit der Maschinenpistole, der keine zehn Schritte von ihm entfernt war.

Die Kugeln seiner Glock 35 stanzten dabei ein makabres Muster in die Brust des Killers.

Er sah, wie der Mann die Arme hochriss und rücklings gegen die Theke krachte.

Während er langsam daran hinunterrutschte, begannen seine Finger zu zucken und lösten dadurch einen letzten Feuerstoß aus, der die Lampions an der Decke in centgroße Teilchen verwandelte. Durch den Rückstoß entglitt die Waffe seiner Faust und polterte zu Boden.

Einen Moment lang verharrte er noch in sitzender Haltung vor der Theke, dann kippte er jäh zur Seite. Vorsichtig kam Thorpe wieder auf die Beine und blickte sich mit der Glock im Anschlag in dem Lokal um.

Für den Bruchteil einer Sekunde war er der Meinung, ein huschendes, blaugraues Etwas hinter der Theke gesehen zu haben. Ein zweiter, genauerer Blick sagte ihm das Gegenteil, wahrscheinlich hatten ihm seine Augen einen Streich gespielt. Schließlich hatte er bis vor ein paar Sekunden noch direkt in das Mündungsfeuer einer Maschinenpistole geblickt, während über ihm die Deckenbeleuchtung unter grellen Lichtblitzen ihren Geist aufgegeben hatte. Jedenfalls war nach einem weiteren Hinsehen nichts mehr von diesem Etwas zu erkennen.

Überhaupt befand sich außer ihm, dem toten Wirt und dem erschossenen Killer niemand mehr im Restaurant. Dafür wimmelte es draußen auf dem Gehsteig inzwischen vor Menschen. Sie drängten sich vor der offen stehenden Eingangstür, starrten entsetzt auf die Leichen und schrien und gestikulierten wild durcheinander.

Von dem anderen Killer war nichts mehr zu sehen. Etwas anderes hätte Thorpe aber auch überrascht. Die beiden waren auf einen solchen Zwischenfall ganz sicher nicht vorbereitet gewesen. Trotzdem verzichtete er auf eine Verfolgung. In seinem Fall war sie ebenso sinnlos wie gefährlich.

Im Feierabendgewühl von New York einen einzelnen Mann ausfindig zu machen, gelang vielleicht einem Ortskundigen, aber nicht jemandem wie ihm. Er war erst seit einigen Tagen in der Stadt. Viel mehr als den Weg vom Hotel zu seinem neuen Arbeitsplatz kannte er noch nicht. Also setzte er sich neben der Leiche des Killers an die Theke und wartete, bis die von ihm alarmierte Polizei mit dem ersten Streifenwagen eintraf. Schließlich war er nicht nur der einzige, sondern als ehemaliger Detective Lieutenant der Mordkommission von Amarillo mit Sicherheit auch der hilfreichste Zeuge, mit dem es die Cops von Big Apple in letzter Zeit zu tun bekommen hatten.

Jedenfalls dachte er das bis zu ihrem Eintreffen.


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