Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Die Entführung der Delia Wright

Lyndsay Faye
Die Entführung der Delia Wright
Originaltitel: Seven for a Secret (2013)

Krimi, Taschenbuch mit Klappbroschur, dtv, München, März 2015, 464 Seiten, 14,90 Euro, ISBN 9783423260435, Übersetzung: Peter Knecht, Titelbild: Susan Fox
www.dtv.de

Als ich das Buch von dtv zugeschickt bekam und las, dass es sich dabei um einen historischen Kriminalroman handelt, legte ich es erst einmal ganz unten in den Stapel. Historische Bücher haben mich nie sonderlich interessiert und so schob ich das Lesen dieses Buches, solange es ging, hinaus. Aber dann wollte ich doch meine Rezension dazu schreiben und fing an. Und was soll ich sagen? Die Story hat mich von der ersten Zeile an gefesselt. Wie auch immer dies die Autorin hinbekommen hat, ich konnte gar nicht aufhören, darin zu lesen.

Dass es sich dabei um den zweiten Band dieser Reihe handelte, habe ich gar nicht gemerkt. Das Werk ist in der Ich-Erzählperspektive des Ermittlers Timothy Wilde geschrieben. Dadurch bleibt die Handlung bei ihm, es gibt keine verworrenen Nebenstränge, deren Zusammenhänge man erst langsam versteht.

Aber nun zum Inhalt.

Eines Tages kreuzt die Farbige Lucy Adams auf dem gerade mal sechs Monate alten Polizeirevier in New York auf und bittet Timothy um Hilfe. Ihr kleiner Sohn und ihre Schwester sind im Haus überfallen und von Sklavenjägern entführt worden.

Timothy kann mithilfe seiner schwarzen Freunde schnell die Spur der Vermissten aufnehmen und sie retten. Er versteckt sie bei seinem Bruder Valentine, der selbst als Polizist und Feuerwehrmann arbeitet. Valentine hat Nachtschicht und gibt seine Wohnung gern her. Als Timothy am nächsten Morgen nach den Frauen sehen will, findet er Lucy ermordet im Bett seines Bruders. Ihre Schwester Delia und der kleine Jonas sind wieder verschwunden.

Nun haben die Wilde-Brüder alle Hände voll zu tun, Valentins Unschuld zu beweisen und die Verschwundenen zu finden.

Lindsay Faye beschreibt sowohl die Figuren in ihrem Roman als auch das New York Mitte des 19. Jahrhunderts so authentisch und lebendig, als wäre man mittendrin. Ich hatte die ganze Zeit beim Lesen Bilder vor Augen und konnte unheimlich gut mitfühlen.

Kupfersternträger Wilde wird als warmherziger Polizist dargestellt, der immer versucht, für das Gute zu kämpfen und gegen die Versklavung der Schwarzen ist. Er arbeitete früher als Barmann und sein Gesicht wurde bei dem großen Feuer in New York etwas entstellt. Er liebt seinen Bruder Valentin, der einen tollen Gegensatz zu ihm bildet. Valentin ist nicht nur Polizist und Feuerwehrmann, sondern auch korrupter Politiker und ein Frauenheld, der aber auch Männern gegenüber nicht abgeneigt ist. Was Anfang des 19. Jahrhunderts natürlich noch strafbar war.

In dem Werk geht es viel um Sklavenhandel, den Kampf der Süd- und Nordstaaten, um die Massen an Iren, die scharenweise auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben in New York einfallen.

Sehr gut fand ich auch, dass am Anfang jedes Kapitels kleine Zitate zu lesen sind, mal aus Büchern, dann aus Zeitungen und aus Sicht der Sklaven. Darunter steht jeweils die Quelle, aus der die Zitate stammen.

Dieses Buch ist ein Muss für jeden, der gern ein gutes Buch liest. Es besticht nicht durch puren Nervenkitzel oder brutale Szenen, sondern vielmehr mit dem schriftstellerischen Talent der Autorin.

Lindsay Faye lebt mit ihrem Mann und den beiden Katzen in Manhattan und arbeitete früher als Schauspielerin. Bereits 2014 erschien der erste Band um den Kupfersternträger Wilde: Der Teufel von New York.

(sg)