Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Im Gespräch mit Werner Kurt Giesa

Der Glauberg in Hessen. Hier befindet sich eine bekannte keltische Ausgrabungsstätte. Wir treffen uns mit dem Autor Werner Kurt Giesa. Er gibt uns die Möglichkeit, einige Fragen zu seinem Wirken als Autor zu stellen.

Geisterspiegel: Fangen wir am besten am Anfang an: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Werner Kurt Giesa: Ich habe schon als Schüler in der Schulklasse Geschichten fabriziert und hab die da rumgehen lassen. Die wurden dann auch – mehr oder weniger begeistert – aufgenommen, und ich hatte dann sogar plötzlich irgendwann noch Mitautoren und auch Zeichner. Da haben wir regelrecht Romanhefte »nachgebildet«, wenn auch allerdings nur so mit 12 Seiten Umfang. Aber das reichte ja aus. Das Ganze war handgeschrieben, und irgendwann als dann die Schule hinter mir lag, da kam ich – schon auf dem Weg zum Studium – mit einem Kumpel, dem Ernst Albert, zusammen und der hatte ähnliche Interessen, nur keine Lust zu schreiben. Aber dann haben wir uns zusammen einen Spiritusumdrucker gekauft. Ein fürchterlich teures Ding, billig geschossen für ‘n Appel und ‘n Ei. Das kam von einer Firmenauflösung. Wahrscheinlich kann sich heute unter Spiritusdrucker keiner mehr was richtig vorstellen. Da wurden Matrizen beschriftet, die sündhaft teuer waren.

Später haben wir noch normales Papier genommen und die Farbblätter dazu, das kam wesentlich billiger. Dann wurden die eingespannt, es wurde in dem Drucker ein Tank mit Spiritus gefüllt und dann wurde gekurbelt. In unserem Falle war das noch viel schöner: Da ging das elektrisch auf Knopfdruck, und dann sauste die Maschine los und schmiss so zack-zack die fertig bedruckten Seiten raus. Wir haben dann auch für Drucksachen Printaufträge angenommen und der gute Ernst Albert war so ausgefuchst an dem Gerät, der hat es geschafft, bis zu 800 lesbare Drucke aus einer Matritze zu holen, während normale Umdrucker schon so bei maximal 250 aufgegeben haben. Da kam dann nur noch irgendwas Unleserliches, weil die Farbe von der Matrize abgerieben war und so weiter. Auf jeden Fall hatten wir den besten Umdrucker im ganzen Fandom. Ich habe dann den nichtkommerziellen Verlag terrapress gegründet und Ernst Albert nannte seine »Pritsche« Rapide Druck GmbH und Co.KG. (lacht)

Ich habe dann selber weiter meine Stories geschrieben, nur musste ich jetzt eine andere Disziplin dransetzen, weil wir das auch auf die Matritzen aufbringen mussten, in Schreibmaschine, damit das lesbar war. In Handschrift wäre das ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, weil meine Handschrift zu der Zeit auch schon unlesbar war. Ich hatte sogar das Vergnügen, dass ich meine Abiturarbeit, als Einziger überhaupt, in Druckschrift schreiben konnte, weil meine Handschrift unleserlich geworden war. Na ja, ich habe dann geschrieben. Ein paar Kumpels haben auch geschrieben und dann haben wir Hefte produziert. Die hatten dann nicht mehr 12, sondern 16 Seiten, Doppelbände entsprechend mehr. Jeden Samstag waren wir dann damit beschäftigt, a) zu drucken und b) die gedruckten Seiten zusammenzulegen, zu falten, zu heften. Dann stanken wir hinterher so nach Spiritus, dass alle gedacht haben, wir hätten da ein Riesen-Besäufnis gemacht. Und manchmal waren wir tatsächlich auch, alleine von dem Dunst, besoffen. Wir haben dann nicht nur Hefte produziert, sondern auch Taschenbücher. Die Hefte waren im DIN-A4-Format und die Taschebücher auf DIN-A6. Da die Matritzen entsprechend herzurichten, da brauchte ich dann selber eine Seitenschablone für, einen Seitenspiegel, um das so hinzukriegen, wenn es sein musste. Na ja, gut, die haben wir dann verkauft, die Dinger und haben sie für 40 Pfennige angeboten plus Versandkosten, und wir haben an jedem Heft so ungefähr 20 Pfennig verdient. Innerhalb von einem halben Jahr hatten wir die Druckerkosten raus, also das, was wir dafür ausgegeben hatten. Und wir waren trotzdem billiger als die meisten anderen, die sich da die Ohren abgebrochen haben und auch nur auf DIN-A4 komplett gedruckt … Ich hab da vorhin gerade Mist erzählt: Die Hefte waren natürlich halbe A4-Größe und die Taschenbücher Postkartengröße.

So, dann kam mein Dienst dazwischen. Der unterbrach das Studium, aber nicht die Tätigkeit bei terrapress und Rapide Druck. Das endete erst alles, als ich irgendwie nicht mehr die Zeit dafür hatte, weil ich ins Profilager abgewandert bin. Ich wollte ja immer auch professionell schreiben, habe auch damals komplette Romane an Verlage geschickt. Die kamen alle mit Formblatt zurück: Vom Inhalt her zu gering. Dann habe ich irgendwann mal bei einem die Anschlagszahl ausgerechnet, der war sogar zu lang! (schelmisches Lachen)

Dann lernte ich über den ganzen terrapress-Kram einen holländischen Literaturagenten kennen, den Robert Zielschot in Utrecht. Der machte Ähnliches wie ich, wenn auch in Offset-Druck – in teuer, zu entsprechenden Preisen -, aber er übernahm dann Produkte von mir, und ich bekam dafür seine im Austausch und habe dann aus dem Holländischen ins Deutsche übersetzt. Er meinte dann irgendwann mal: »Du bist ein guter Autor, aber für Holland zu teuer, wenn ich dich hier aufbauen würde, weil dich hier praktisch keiner kennt. Da sind die Verkaufszahlen erst mal ganz weit unten anzusiedeln, das rentiert sich nicht. Aber ich kenne in Deutschland einen Agenten, mit dem bin ich gut befreundet.« Ja, und dann hat er uns bei einem Science-Fiction-Con in Kleve bekannt gemacht.

Und dieser Agent entpuppte sich als Jürgen Grasmück alias Dan Shocker. Der hat mich dann unter seine Fittiche genommen und mir meine ersten Veröffentlichungen ermöglicht, und als ich dann erst einmal drin war im Geschäft, da ging das alles von selber. Irgendwann ließ das mit der Agentur nach und, tja, ich merkte, dass ich mich selber auch besser verkaufen konnte mittlerweile, weil er (Grasmück) auch selbst mehr ins esoterische Buchhandelsgeschäft umgestiegen ist, mit esoterischen Veranstaltungen. Irgendwie glaube ich, er hatte das Interesse an der Agentur so ein bisschen verloren. Wenn er einen Roman von mir an einen Verlag schickt, und der kommt von dem Verlag zurück, und er schickt mir den ganzen Roman zurück als unverkäuflich, dann sage ich mir: Das kann ich auch selber! Dann habe ich den Agenturvertrag gekündigt und vermarkte mich seitdem selber.

Ich bin dem Jürgen immer noch sehr dankbar dafür, dass er mich ins Geschäft gebracht hat, und wir sind immer noch befreundet. Hin und wieder sehen wir uns auch mal, zwar selten, aber hin und wieder laufen wir uns über den Weg bzw. fahren uns über den Weg, denn er sitzt, seitdem er 15 ist im Rollstuhl – Muskelschwund – und alle Medikamente, die bei anderen Leuten helfen, schlagen bei dem armen Teufel nicht an.

Das war es, wie ich zum Schreiben gekommen bin – in Kurzfassung.

Geisterspiegel: Wie bist du dann zu »Professor Zamorra« gekommen? Die Serie lief ja schon eine ganze Zeit. Hast du da die Serie schon selber gelesen?

Werner Kurt Giesa: Ich habe da hin und wieder mal reingeguckt und habe mir jedes Mal wieder gesagt: Mann, ist das ein Scheiß! Und dann ruft mein Agent, Jürgen Grasmück, also Dan Shocker, an und sagt: »Sie kennen doch die Serie Professor Zamorra«.

Ich sagte: »Ja, ja, kenn ich.«

»Ja, schreiben Sie doch mal einen Roman dafür!«

Und ich so: »Waaas? Ich will doch nicht!«

»Schreiben Sie einfach.«

Na ja, und dann hab ich mich hingesetzt, zähneknirschend, und habe einen Roman geschrieben, so wie ich ihn mir für die Serie vorgestellt habe. Als ich den abgeliefert hatte, kam mir der Gedanke, Mensch, das Thema ist ja noch gar nicht ausgereizt. Da muss noch ein zweiter Band hinterher, hab das auch angekündigt und da wurde ein Doppelband draus. Das war Band 113 / 114, glaube ich. Mit 111 hatte ich angefangen, den hatte ich zwar zu allererst geschrieben, aber der ist dann vorgezogen worden. Beziehungsweise, den hatte ich zwischen den beiden geschrieben. Na ja, wie auch immer. Auf jeden Fall ist der vorgezogen worden, damit der Zweiteiler hinterher zusammen eingeplant werden konnte. Dann habe ich mich so ein bisschen darüber geärgert, dass kein Autor den anderen kannte und auch vom Redakteur her in der Hinsicht nichts kam. Das ursprüngliche gesamte Serienexposé umfasst übrigens zwei DIN-A4-Seiten, Schreibmaschine, anderthalbzeilig – mit Kaffeeflecken! (lacht) Daraus ging praktisch noch gar nichts hervor. Dann habe ich weitergemacht, hab so geschrieben, wie ich schreiben wollte und schrieb immer mehr, und die anderen Autoren konnten da nicht mehr mithalten. Die konnten sich da irgendwie nicht reinfinden und sind der Reihe nach ausgestiegen. Ja, und da war ich der Hauptautor der Serie.

Geisterspiegel: Das wäre auch meine Frage gewesen, ob du schon von deinem allerersten Zamorra an gedacht hättest, dass du die Serie dann irgendwann mal komplett übernimmst …

Werner Kurt Giesa: Nein. Da habe ich nicht mal von zu alpträumen gewagt. Das hat sich einfach alles so ergeben.

Geisterspiegel: Die Co-Autoren sind dann nach und nach verschwunden. Du hast lange Jahre die Serie alleine geführt. Als dann wieder Co-Autoren dazu kamen, hast du die selber ausgesucht?

Werner Kurt Giesa: Ich habe die Serie damals auch noch nicht sofort alleine geschrieben, sondern habe mir Kollegen reingeholt, die dann allerdings auch alle unter dem Sammelpseudonym Roberto Alimento – quatsch, Robert Lamont, geschrieben haben – schreiben mussten. Manfred Weinland und Rolf Michael. Und dann war irgendwann auch noch mal Wilfried Hary dazwischen, mit einer eigenen Serie in der Serie, die aber wohl beim Redakteur nicht so richtig ankam, bis er dann gesagt hat: »Is nich mehr.« Ja, und Wolfgang Hohlbein hat auch ein oder zwei Romane, ich weiß nicht genau, geschrieben. Dann haben wir drei, Rolf, Manfred und ich, den Rest ein paar Jahre lang unter uns ausgemacht.

Dann kam 1986 das große Katastrophenjahr, in dem praktisch alle Projekte an denen ich mitgearbeitet hatte, eingestellt und teilweise sogar die Verlage komplett dichtgemacht wurden. Manfred war vorher schon gegangen. Rolf hat dann deswegen, damit ich Arbeit hatte, einen Rückzieher gemacht. Er war ja hauptberuflich Beamter. Er hatte sich zwar gerade vorher, weil diesen Zusammenbruch kein Mensch vorausgesehen hatte – es ging ja alles höher, schneller, weiter -, für ein Jahr vom Dienst freistellen lassen und stand nun auch erst einmal ohne Geld da. Aber er sagte: »Ich kann ja jederzeit nach einem Jahr in meinen Beamtenjob zurück, und du hast nichts anderes.« Da war ich ihm dafür dankbar und habe weitergemacht.

Irgendwann habe ich dann das Arbeitspensum nicht mehr richtig geschafft. Dann kamen Co-Autoren wieder dazu. Die Ersten beiden wurden mir vom Verlag vorgesetzt, das war der Andreas Kasprzak, geschrieben K-A-S-P-R-zak – und ein Kasper war der auch, der hat erst einmal völlig an der Serie vorbeigeschrieben und dann hat er auch noch mit einem Roman ein so sagenhaftes Plagiat abgeliefert, dass das nicht mehr feierlich war. Dummerweise hat der Lektor das nicht gemerkt und dummerweise habe ich den Roman erst gesehen, als er in Druck ging. Es war also nicht mehr zu verhindern. Aber da habe ich dann gesagt: »Der schreibt mir keinen Zamorra mehr – und wenn die Serie eingestellt wird mangels Autoren! Aber der nicht mehr!« Soviel zur Kollegenschelte.

Und dann kam als nächster Ersatz der Roger Clement, Martin Barkawitz, der hat sich sehr schnell und sehr gut in die Serie eingefunden. Mit dem habe ich auch immer gerne zusammengearbeitet.

Dann habe ich mir im Laufe der Zeit so ausgeguckt, was an talentiertem Nachwuchs da ist und habe die Leute ins kalte Wasser geschmissen. Ein bisschen geholfen: Macht das so, macht das besser, das lasst sein. Irgendwann zeigte sich dann, dass das auch alles nicht so das Gelbe vom Ei war. Dass sie zwar hochfliegende Hoffnungen hatten, aber das irgendwie nicht gepackt haben. Dann haben wir uns gesagt, der Verlag und Giesa, wir machen jetzt einen Schnitt – Wir reduzieren wieder auf drei, dreieinhalb Autoren. Und dabei ist es dann geblieben. Das war schon zu der Zeit als auch die Hardcover kamen vom Zaubermond-Verlag.

Wie sagt, wir haben dann den Schnitt gemacht. Übrig blieben Christian Montillon, Andreas Balzer, der aber immer sehr wenig schreibt, weil er hauptberuflich Zeitungsredakteur ist und voll ausgelastet ist – aber wenn der einen Roman abliefert, dann ist der sa-gen-haft gut. Da muss ich nichts dran verbessern, nichts dran ändern, der ist einfach spitze. Das Einzige, was ich vielleicht muss, ist zusehen, dass ich ein bisschen kürze, weil der auch immer so lange Manuskripte liefert, furchtbar lange. Aber das geht alles irgendwie. Wer war da noch, das fällt mir jetzt gar nicht ein …

Geisterspiegel: Volker Krämer?

Werner Kurt Giesa: Richtig! Volker Krämer, den habe ich reingeholt. Dem habe ich die Idee geliefert, was er schreiben soll und dann hat er sich hingesetzt und hat das gemacht – und natürlich auch erst einmal ‘ne Menge Scheiße gemacht. Aber da war und ist heute noch richtig lernfähig. Das, was ich ihm gesagt habe, das hat er verinnerlicht. Das Einzige, wo er immer noch nicht mit klarkommt, das ist die Zeichensetzung, aber das ist ja ein anderes Problem. Aber der Volker baut interessante Themen auf, bringt interessante Figuren, die auch überall gut ankommen. Als wir dann beim Hardcover bei der Nummer acht, »Dhyarra-Jäger« angekommen waren, da haben Heike und ich uns angeguckt und haben gesagt: »Boah! Wo ist der Nobelpreis?« Das Buch war dermaßen klasse, das hat mich bis heute nicht wieder losgelassen. Das ist so spannend, so schön, so tief greifend, vielschichtig und tiefschürfend, das ist einfach sagenhaft. Tja, nun ist er dabei und ich hab ihn als meinen Nachfolger aufgebaut, für den Fall, dass ich irgendwann mal umkippe und weg bin und meiner Frau in die andere Welt folge, oder aus anderen Gründen nicht mehr schreiben kann, weil das Hirn aussetzt oder sonst was.

So eine Art Aussetzen habe ich ja schon einmal gehabt, damals als ich aus dem Krankenhaus kam. Da hatte ich teilweise Blackouts und konnte mich hinterher an nichts mehr erinnern, konnte teilweise nicht sprechen, konnte teilweise nicht mehr als maximal vier Ziffern auf dem Telefon eingeben.

Ich habe vorm Bildschirm gesessen und ganz konzentriert auf die Tasten gedrückt, um was zu schreiben. Wenn ich mir das dann hinterher angeguckt habe, dann war das ein Zeichensalat sonder gleichen. Löschen – Das Ganze noch mal! Und noch genauer drauf geachtet, ob alles richtig war – und es war wieder Zeichensalat und so weiter. Ich konnte also wochenlang nicht schreiben. Irgendwann hat dann meine Frau die Medikamente anders dosiert ohne das Wissen des Arztes. Der weiß das heute noch nicht, dass ich nicht mehr seine ursprüngliche Dosierung nehme. Da ging’s dann plötzlich, da war wieder alles klar. Manchmal merke ich noch, dass so ein Blackout kommt, aber ich merke es diesmal rechtzeitig und kann vorbeugen. Für so einen Fall habe ich mir Volker ausgeguckt, als Nachfolger.

Der Christian Montillon ist ja abgewandert zu Perry Rhodan und zu anderen Projekten. Ich habe ihn noch als Gastautor dabei, ich werde auch gerne wieder Romane von ihm nehmen, wenn er sie schreibt. Aber wenn schreibt er denn mal noch? (lacht) Stattdessen habe ich jetzt den Christian Schwarz drin, der ist auch sehr gut. Im Bereich Frauenroman wurde er entdeckt. Er ist die schönste Frau des Bastei-Verlages! (lacht)

Geisterspiegel: Kommt denn vielleicht Claudia Kern noch einmal zurück – oder ein Gastroman von ihr?

Werner Kurt Giesa: Keine Chance – leider. Ich hätte sie ja auch gerne wieder dabei, die war ja auch spitze. Aber die verdient anderweitig wesentlich mehr, durch Übersetzungen und Lektorate. Vor allem Übersetzungen. Sie ist ja, was die USA und England angeht, »native speaker«, genauso wie der Timothy Stahl. Sie spricht englisch bzw. amerikanisch so gut wie deutsch, oder teilweise noch besser, und entsprechend ist sie da natürlich im Geschäft und wird auch sehr gut bezahlt. Die Honorare bei Bastei sind lausig dünn. Ich bleibe dem Verlag allerdings treu, weil Bastei mich nie fallen gelassen hat, andere Verlage dagegen öfters. Wenn der Verlag mir die Treue hält, dann halte ich auch dem Verlag die Treue, denn Geld ist nicht alles.

Geisterspiegel: Du sagst, Volker Krämer würdest du als deinen Nachfolger sehen. Das ist also nicht wie bei Jason Dark, der sagt: Ich bin John Sinclair und nach mir ist dann Schluss?

Werner Kurt Giesa: Das kann ich den Zamorra-Fans nicht antun. Wir wollen ja wissen, wie es weitergeht. Ich kann ja nicht, wenn ich irgendwie daneben hänge, noch auf die Schnelle was zusammenstoppeln, um diese ganze komplizierte Serie innerhalb von einem oder zwei Heften auf den Schlusspunkt zu bringen. Das geht nicht. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Selbst wenn es wegen Verkaufszahlen eingestellt werden müsste, habe ich mir ausbedungen, dass wir noch mindestens fünf Hefte haben, um alles abzuschließen. Aber danach sieht es nicht aus. Zamorra verkauft sich gut. Die Auflage steigt zwar langsam, sehr langsam, aber sie steigt. Wenn wir einen besseren Vertrieb hätten, dann könnten wir noch weit mehr verkaufen, denn dann würden wir das Doppelte, Dreifache, Vierfache machen. Aber leider werden die Hefte ja von der Vertriebsfirma nicht überall ausgeliefert. Was soll ich machen? Immer wieder bemängeln, immer wieder meckern – und es bleibt dabei.

Geisterspiegel: Wie lange schreibst du denn durchschnittlich so an einem Roman? Gibt es da so eine Richtzeit?

Werner Kurt Giesa: Ich muss, um leben zu können, mindestens zwei Romane im Monat schreiben. Die Zeit, in der eine Menge Co-Autoren dabei waren, hat mich auch ‘ne Menge gekostet. Das, was da vorher zusammenkam, ist jetzt aufgebraucht. Das heißt, ich muss – ob ich will oder nicht – auch selber wieder mehr schreiben. Wie gesagt, zwei Romane mindestens im Monat.

Früher bin ich wesentlich schneller gewesen, vor meiner Erkrankung. Der Rekord liegt bei 22,5 Stunden nonstop für einen Roman. Das habe ich dann aber auch nie wieder geschafft und danach habe ich erstmal ein paar Tage lang von links nach schräg geguckt und wusste nicht mehr: Bin ich Männlein oder Weiblein oder was bin ich überhaupt? Das war ein Roman zur Stargate-Serie, die jetzt bei Wilfried Hary, also bei Hary-Productions, neu aufgelegt wird.

Geisterspiegel: Bekommst du oder bekommt der Bastei-Verlag öfter mal Manuskripte eingesendet von Fans, die sagen: Ich lese Zamorra und ich kann das auch?

Werner Kurt Giesa: Die meisten werden da im Verlag abgefangen und so – wie damals meine ersten Werke – mit Formblatt zurückgeschickt, weil sie einfach nicht gut genug sind. Die wenigsten sind wirklich gut. Irgendeiner, der meine Privatadresse herausgekriegt hatte, hat mir dann mal privat ein Manuskript zugeschickt, mit dem Begleitbrief: »Dieser Roman ist so gut, den müssen Sie einfach drucken. Und Sie werden ihn auch drucken. Ich habe das in einem Zukunftsblick gesehen.« Der Roman liegt immer noch bei mir in der Ablage, weil er so unheimlich gut ist. (triefend vor Ironie, gedehnt) So wahnsinnig gut. Aua, aua.

Aber was Zamorra angeht, da überschätzen sich auch viele der Autoren, denn das sind keine XY-Romane. Da geht es nicht nur darum, dass man etwas so runterzuschreiben und durchaus auch gut schreiben kann, sondern der Autor muss sich in die Serie eingefunden haben, er muss recherchieren können, so wie ich das auch mache.

Ich habe mal einen Roman geschrieben, da sagte hinterher jemand: »Sagen Sie mal, sind Sie mal in der Gegend gewesen? Wir waren da, in dem-und-dem Restaurant. Sogar die Speisekarte stimmt bis aufs Letzte!« – Ich bin nicht da gewesen. Ich habe nur nachgefragt. Und so was verlange ich einfach auch von meinen Autoren. Wenn dann auch noch jemand kommt und sagt: »Ich lese die Manuskripte meiner Kollegen nicht, ich habe nicht die Zeit dafür«, dann sage ich ihm: »Da ist die Tür. Raus!« Das sollte schon sein, dass der eine weiß, was der andere schreibt. Deswegen verschicke ich auch grundsätzlich die Manuskripte, die ich bearbeitet habe, an das gesamte Team weiter.

Die Frauenquote ist ja im Moment sehr geschrumpft. Vielleicht sollte ich mich mal an einem Frauenpseudonym versuchen. (lacht) Ich hab’ ja einige, Tanja Rion zum Beispiel, für erotische Liebesromane. Die hatte ich auch früher schon mal, in terrapress-Zeiten, für meine Science-Fiction-Sachen, und da sagte dann der Robert Zielschot: »Also du bist ja gut, aber die Tanja Rion, die kann überhaupt nicht schreiben – gar nicht!« (lacht)

Wo war ich? Ach ja, ich schicke die Manuskripte rum, damit die Jungs und Mädels nachlesen können, wie die Romane ihrer Kollegen aussehen, was da drin steht. Teilweise geht ja manches auch über das Exposé hinaus und erweitert das so ein bisschen, mit meiner stillschweigenden – oder auch fröhlich nickenden – Genehmigung, wenn es gut ist. Es sind dann auch Anmerkungen drin, aus denen ersichtlich wird: Wo habe ich was geändert und warum. Oder: Freundchen, das machst du mir nicht noch mal! Oder: Zu der Szene fällt mir eine Anekdote ein, die ich selber mal erlebt habe. Oder sonst irgendwas. Auf jeden Fall sollen die Leute wissen, was im Team abgeht, was geschrieben wird und nicht nur, was im Exposé steht, sondern einfach, was vorhanden ist, was die Substanz ist.

Geisterspiegel: Gibt es einen Roman von dir, von dem du selber heute noch sagst: Das ist mein Meisterstück? Oder gibt es auch andersherum welche, wo du sagst: Was habe ich da für einen Murks geschrieben und das wurde auch noch gedruckt?

Werner Kurt Giesa: Mein Meisterstück, das ist kein Zamorra-Roman, sondern der ist damals im Gespenster-Krimi erschienen: Eine Welt für Vampire. Den finde ich immer noch selber schweinegeil. Und der größte Klopper, den ich jemals gebracht habe, das war in meiner Anfangszeit für Zamorra. Da hieß es: Schreiben Sie doch mal einen Dreiteiler über die Entstehung des Amuletts. Ja … Nun hatte ich natürlich nicht alle Zamorra-Romane gelesen, mein Agent offenbar auch nicht, sonst hätte er gewusst, dass die Susanne Wiemer genau dieses Thema, Entstehung des Amuletts, schon in der Serie aufgegriffen hatte. Nun komme ich in meinem jugendlichen Leichtsinn daher und bringe das Thema in einem Dreiteiler noch mal! Natürlich wesentlich ausführlicher, dadurch, dass ich drei Romane zur Verfügung hatte, aber ganz anders und nebenbei auch noch sauschlecht recherchiert. Da stecken Fehler drin – geographische, historische – noch und nöcher. Wie gesagt, das war meine Anfangszeit. Da wusste ich auch selber noch nicht so genau, wo der Weg hingeht und hab da für den Roman einfach drauflos geschrieben. Aber der ist so saumäßig, wenn der in der Liebhaber-Edition neu aufgelegt wird, der Dreiteiler, den muss ich ganz gründlich überarbeiten und das muss ich auch selber machen, da kann ich keinen Kollegen dranlassen. Im Moment wird das ja von Manfred Rückert lektoriert, die LE. Aber auch der, der sozusagen mein Zamorra-Zusatz-Gedächtnis geworden ist – noch neben der Faktendatei bzw. Serienbibel und über die hinaus -, selbst den kann ich da nicht ranlassen. Das muss ich selber machen und da graut mir schon vor. Am liebsten möchte ich diesen Dreiteiler ganz rausschmeißen, aber das wäre sicher nicht gut, weil sich später viele Sachen auf diese Amulettentstehung beziehen. Wie ich das nun auch noch irgendwie regle, damit, dass das vorher schon mal geschildert wurde … (gespielt verzweifelt) Ich weiß es nicht! Rettet mir!

Geisterspiegel: Welche Heftnummern sind denn das?

Werner Kurt Giesa: 124 – 126, glaube ich. Ich kann es nicht auswendig sagen, ich habe da noch ein bisschen Zeit. Wer weiß, ob es dann die Liebhaber-Edition noch gibt. Ich hoffe es sehr, aber kann ja sein, dass dann die Leute sagen: Wir sind die Giesa-Sammler, wir haben alle Romane von Giesa, wir lassen es jetzt.

Geisterspiegel: Du hast die Liebhaber-Edition schon angesprochen. Wie ist es dazu gekommen?

Werner Kurt Giesa: Es war ja immer im Gespräch: Zweite Auflage oder nicht? Und es hieß immer, eine zweite Auflage rechnet sich nicht, weil die erste in den Verkaufszahlen zu niedrig ist. Das heißt, die zweite Auflage würde am Kiosk maximal 75 Prozent der Erstauflage erwirtschaften, und sie würde nebenbei an der Erstauflage knabbern. Das heißt, bei nur 75 Prozent könnte man die Zweitauflage auch direkt wieder einstellen, weil sie nur Verlust bringt. Da ist also nie was draus geworden und da wird auch auf lange Sicht künftig noch nichts draus, auch wenn die Auflage jetzt höher ist als damals.

Aber dann kam der Joachim Otto und hat sich mit dem damaligen Cheflektor Peter Thannisch zusammengetan, und die haben dann einen Deal gemacht. Joachim Otto hat die Lizenz für die Zamorra-Nachdrucke bekommen und hat dann die Liebhaber-Edition ins Leben gerufen. Die ersten der Exemplare sind auch noch von Thannisch und Andreas Franz in der Rätselredaktion redigiert und produziert worden, bis dann mal einer im Verlag gesagt hat: »Wieso macht ihr eigentlich die Arbeit von dem Joachim Otto? Wenn der schon die Lizenz hat, dann soll der das gefälligst auch selbst auf die Beine stellen!« Damit war dann die Sache praktisch auf der Kippe. Vorher hatte es drei Altromane in einer LE gegeben. Jetzt musste Joachim Otto selber erheblich mehr investieren und da blieb nur vom Honoraraufkommen und der Stärke des Paperbacks her, wegen der Druckkosten und so, es auf zwei Romane zu reduzieren. Der Preis bleib der gleiche, was natürlich den Lesern ganz und gar nicht gefallen konnte. Klar, weniger Inhalt fürs gleiche Geld, das ist praktisch eine Preiserhöhung um ein Drittel. Das war eine Riesenmeckerei damals, da sind auch viele Kunden abgesprungen.

Na ja, es sind ja noch ein paar dabei. (lacht) Und es sind so viele, dass aus der sporadischen Erscheinungsweise jetzt immerhin eine zweimonatige feste Erscheinungsweise geworden ist. So kam es zu der LE.

Geisterspiegel: Eine zweite Auflage wird es also nicht geben, hast du gesagt. Wie wäre es denn dann mit einem Spin-off, so wie »Mission Mars« bei Maddrax? Da wird ja auch demnächst noch was Neues kommen. Vielleicht wäre das auch ein Weg, noch mehr Fans dazuzuholen …

Werner Kurt Giesa: Ja, das wäre ein toller Weg …

Geisterspiegel: Dann laufen ja noch die Hardcover im Zaubermond-Verlag …

Werner Kurt Giesa: Ja, ich nehme an, sie laufen …

Geisterspiegel: Also wird es da von dir auch nichts mehr geben …?

Werner Kurt Giesa: Nichts mehr. Ich habe mich da von dem Verleger endgültig getrennt. Bei Zaubermond würde ich erst wieder einsteigen, wenn der Suizid begeht, aber den Gefallen tut er uns nie.

Geisterspiegel: Hast du eigentlich jemals gedacht: Jetzt höre ich mit Zamorra auf und mache was ganz anderes?

Werner Kurt Giesa: Nein. (nachdrücklich) Ich habe soviel von mir in den Zamorra reingesteckt, das könnte ich nicht einfach wegwerfen. Ich könnte zwar eine identische Serie mit anderem Namen weiterführen, die aber dann doch Zamorra wäre, nur das dann meinetwegen der Held nicht mehr Zamorra heißt, sondern Meisenkaiser, oder Fritz Lakritz, der Herrscher der Magie, oder sonst was. Aber ich habe nie vorgehabt, damit aufzuhören, nachdem ich mich erstmal reingearbeitet habe. Ich werde auch nicht aufhören, bis das der Tod mich scheidet.

Geisterspiegel: Hast du eine Lieblingsfigur, die du am liebsten in jedem Zamorra mitspielen lassen möchtest, oder nimmst du da Rücksicht auf Fans, die dann im Forum schreiben: »Teri war schon X-Bände nicht mehr dabei.« Kannst du da überhaupt Rücksicht drauf nehmen?

Werner Kurt Giesa: Da kann ich Rücksicht drauf nehmen, im Rahmen des Möglichen. Eine wirkliche Lieblingsfigur habe ich selber nicht. Aber wenn die Leser antragen, was ist mit der-und-der Figur, dann überlege ich mir: Passt die in den momentanen Handlungsrahmen? Passt die in den Zyklus oder muss der Leser noch ein Jahr warten, bis die Figur wieder auftaucht? Oder baue ich sie irgendwie in einer der nächsten Sachen ein? Da habe ich mich jetzt teilweise auch selber überrascht. Bei dem Roman, an dem ich gerade schreibe, da wurde zwischendurch auch mal nach Ssacah gefragt, und der passte irgendwie nicht in die Erbfolger-Story rein – aber jetzt habe ich ihn plötzlich drin! Der hat sich da reingeschlichen! Der ist da. Der Leser wird jubeln, und ich freue mich, dass ich wieder einen Menschen glücklich gemacht haben werde.

Geisterspiegel: Hast du dich schon mal geärgert, dass du eine Figur aus der Serie rausgeschrieben hast, wo du später vielleicht noch gute Ideen dafür hattest?

Werner Kurt Giesa: Nein. Wenn ich eine Figur rausschreibe, dann weil mir dazu nichts mehr einfällt, weil die für mich ausgelutscht ist, nichts mehr erbringt und ich sie dann auch nicht ‘ne Ewigkeit lang noch als Karteileiche rumschleppen will. Das bringt die Handlung nicht voran, sondern ist dann nur noch ‘ne Nachschlagenummer im Telefonbuch.

Geisterspiegel: Also war die Spiegelwelt dann auch nicht dafür da, dass man solche Figuren wieder nehmen könnte, die schon länger weg sind?

Werner Kurt Giesa: Nein, das war sie nicht. Die Spiegelwelt bzw. die Spiegelwelten waren von Anfang an geplant, um den großen Knall zu bringen, bei dem unter anderem auch die anderen Amulette zerstört wurden. Dass es da natürlich dann zu Kollateralschäden gekommen ist, das ist so, wie Asi (Asmodis) zu sagen pflegt: Mit Schwund muss man rechnen!

Geisterspiegel: Die Spiegelwelten sind ja jetzt weg. Bist du im Nachhinein froh, dass sich das Thema erledigt hat, weil es wurde ja dann später immer etwas kritisiert, dass es da nicht richtig voran geht …?

Werner Kurt Giesa: Ja, da haben wir von Anfang an den Fehler gemacht nicht konsequent dabei zu bleiben, sondern haben das immer so schön vor uns her geschoben und geschoben und geschoben – und dann zum Schluss ging es alles Hau-Drauf. Die Spiegelwelten hätten Etliches bringen können, aber es sollte aber nun eben mit diesem Zyklusende Schluss sein. Und jetzt sind sie weg – Peng! Aus! Und kommen nicht mehr wieder.

Geisterspiegel: Der Siegel-Zyklus nimmt ja nicht so richtig viel Tempo auf, alles Mögliche in 50 Heften, kann man sagen. Da ist ja jetzt ab Band 851 noch nicht ganz zu erkennen, wohin da die Richtung geht. Kommen die Riesen aus dem Weltraum wieder oder geht es um den Erbfolger, Stygia und die Höllenhierarchie – oder von allem ein bisschen?

Werner Kurt Giesa: Von allem ein bisschen und demnächst forciert. Ich wollte etwas langsamer, etwas ruhiger wieder anfangen mit dem neuen Zyklus und so peu à peu aufbauen, was kommt. Wie lang der genau wird, das steht ja sowieso noch nicht fest, ob der schon mit Band 900 zu Ende ist, oder bis 925 geht oder sonst was. Es muss ja nicht immer mit ‘ner runden Null am Ende enden oder verenden. Aber Stygia bauen wir auf, als Intrigantin, die will ja den Thron von Lucifuge Rofocale. Lucifuge will hinter die Flammenwand, will dem Luzifer in den Arsch treten und, ja, was haben wir sonst noch? Ja, den Erbfolger natürlich. Bei dem erwacht seine Erinnerung jetzt und es wird infolge dessen auch Zeitreisen geben oder Erinnerungen und Erzählungen, was er alleine erlebt hat. Oder er nimmt Zamorra mit auf eine Zeitreise. Es ist zum Beispiel ein Roman eingeplant, wo es um das Ungeheuer von Loch Ness geht. Das hatten wir zwar schon mal, vor Band 300 glaube ich. Da muss ich noch mal nachlesen, ob Zamorra Nessie nicht schon kennt. Wenn das nicht der Fall ist, dass er Nessie vorher schon durch die Zeitreise gekannt hat, dann wäre das jetzt ein Kennenlern-Roman, ein Kennenlern-Abenteuer. Da kriege ich auch von der Candy Cay ein wunderschönes Titelbild, wo eine Wasserfläche zu sehen ist, darin stehen der Erbfolger, und zwar richtig als Lord von damals, also nicht der junge, der er heute ist, und Zamorra oder Nicole daneben. Vor ihnen das Ungeheuer von Loch Ness. Und dann kommt eine Wasseroberfläche. Also die Wasserwelt in der Wasserwelt. Das ist ein interessantes Bild. (erschien als Band 871: Zwischen den Wassern, Anm. des Abschreibers) Der Erbfolger kommt da zum ersten Mal richtig in den Genuss seiner Erinnerungen und Fähigkeiten, die immer wieder sporadisch aufbrechen und wieder verschwinden, in Band 865 – »Aus Tinte geboren«, wo er selber einen Dämon erschafft. Er schmeißt ein Tintenfass an die Wand und aus dem Klecks wird ein Dämon, und weil der innerhalb von Château Montaigne ist, ist da auch weiße Magie. Tja, wie bringen wir den jetzt um? (lacht) Mit Vergnügen! Die Airen (Anmerkung des Abschreibers: Nachfragen bei Lektorin Susanne Picard und PZ-Autor Manfred Rückert haben nicht zutage fördern können, was Werner hier mit »Airen« meinte. Möglicherweise handelt es sich dabei um einen Eigennamen für die Riesen, den Werner nie im Beisein anderer geäußert hat. Ansonsten muss unklar bleiben, wovon Werner hier sprach) habe ich auch nicht eingeführt, um sie wieder in der Versenkung verschwinden zu lassen, sondern hinter denen steht auch noch so einiges. Die kommen auch bald wieder. Unter Umständen in einer Konfrontation mit der Dynastie der Ewigen, nach dem Motto: Wir kommen in Frieden, Airen – Wir nicht! (lacht) Peng! (lacht) Und was sich dann halt sonst noch so alles ergibt, was noch so reinpasst.

Geisterspiegel: Du hast Candy Cay angesprochen. Das ist ja mittlerweile wohl die Stammzeichnerin?

Werner Kurt Giesa: Die habe ich als Stammzeichnerin bzw. Hauptzeichnerin reingenommen. Die Frau ist gut, auch wenn sie oft bemeckert wird, und sie wird von Bild zu Bild immer besser. Teilweise sind ihre neuen Bilder schon kaum noch von der Realität zu unterscheiden, oder von einem gemalten Bild. Das Einzige, womit sie noch Probleme hat, sind Gesichter. Aber das bringe ich ihr auch noch bei. Wir haben nämlich die gleichen Grafikprogramme. Das ist ein Computerprogramm, mit dem wir an Zeichnungen arbeiten. Das ist die Sache, die ich drauf hab, und die sie nicht draufhat – alles andere, da ist sie wesentlich besser als ich. Aber das bringe ich ihr, wie gesagt, noch bei, die kleinen Feinheiten. Die Frau ist ja lernfähig. Was sie heute malt, ist ja mit dem von Bad Earth damals absolut nicht mehr vergleichbar. Da lohnt es sich übrigens auch mal, ihre Webseiten mal anzugucken: www.virtual-candy.de.

Geisterspiegel: In deinen beiden letzten Hefen war Astaroth mit dabei. Taucht der jetzt wieder öfter auch? Im letzten Heft sah es so aus, als bräuchte er jetzt erst einmal eine Ruhephase …

Werner Kurt Giesa: Astaroth ist in Band 868 auch wieder mit von der Partie, mit Zarka gemeinsam heckt der da was aus, und es wird in dem Heft auch erklärt, warum er in den beiden anderen Romanen Fehler gemacht hat und so vergesslich geworden ist. Abwarten – Zamorra lesen!

Geisterspiegel: Ich glaube, das wird auch die Antwort auf die nächsten Fragen. Wo bleibt Luc Avenge alias Kerr?

Werner Kurt Giesa: Erstmal tief in der Versenkung. Der passt augenblicklich nicht ins Konzept.

Geisterspiegel: Julian Peters?

Werner Kurt Giesa: Julian Peters ist eher so eine Randfigur, die mal als Joker auftauchen kann.

Geisterspiegel: Gibt es schon eine Lösung für die »Blauen Städte?« Oder ist noch offen, was da passiert?

Werner Kurt Giesa: Das ist noch offen. Abwarten und Zamorra lesen!

Geisterspiegel: Wie weit reicht im Moment der Rahmen voraus und sind Lösungen für Sachen wie Armakath, das Gespräch hinter der Flammenwand und jetzt ganz aktuell Merlin und Asmodis schon festgelegt? Oder ist auch da alles eigentlich noch offen?

Werner Kurt Giesa: Teilweise ist das festgelegt. Also was Armakath angeht, da weiß Volker sehr genau, wo er mit dem Thema hinwill. Der wird das irgendwann, so die Götter wollen, zu einem schlüssigen, runden Ende führen. Und dann nimmt er sich wieder was anderes als Nächstes vor. Der grobe Rahmen geht bis Band … die nächsten 850 Hefte! – und innerhalb dieser 850 Hefte sind wir ein wenig flexibel.

Geisterspiegel: Mal abgesehen von Zamorra – welcher eingestellten Serie trauerst du nach?

Werner Kurt Giesa:Tja, dem »Mythor« und dem »Trucker King«, weil ich an beiden Serien sehr intensiv mitgearbeitet habe, am »Trucker King« zum Schluss sogar federführend. Der sollte ja sogar schon oft eingestellt werden und ich hab’ ihn immer wieder gerettet, immer wieder durchgekämpft, das weitergemacht wurde. Von daher ist es doch ein bisschen traurig, dass der nicht mehr existiert.

Geisterspiegel: Wenn du dir den Heftromanmarkt heute ansiehst … Glaubst du, da ist noch Platz für eine andere Serie oder eine andere Reihe? Und wenn ja, als welchem Bereich? Noch mal Grusel oder doch eher Science-Fiction – oder vielleicht mal wieder Fantasy?

Werner Kurt Giesa: Für Fantasy könnte noch am ehesten Platz sein, würde ich aber selber nicht lesen. Es gibt so viele Fantasybücher mittlerweile mit denen man totgeschmissen wird und die einfach unlesbar sind, dass ich es mir leidgelesen habe. Wenn ich einen Fantasyroman im Jahr kaufe, dann ist das schon viel. Aber in Sachen Grusel und Science-Fiction ist meines Erachtens alles so ziemlich ausgereizt. Wo noch was möglich wäre sind Frauenromane und historische Romane. Auch als Serie, warum nicht? Den Versuch haben wir ja auch mal gemacht, der ist nur an die falsche Zielgruppe gegangen, mit »!Amerika!« von Jörg Kastner (22 Ausgaben, 1995-1996, Bastei-Verlag, Anm. des Aufschreibenden). Und beim Western müsste auch einiges gehen, aber da machen die im Moment gerade die »Western-Legenden« zu. Die waren wohl nicht so erfolgreich. Da wollte ich auch noch dran mitschreiben, hatte schon eine Idee, aber das Exposé noch nicht fertig, da wurde gesagt: Das kannst du vergessen, die Western-Legenden sind dicht. Gut, dass ich das Exposé noch nicht geschrieben hatte …

Geisterspiegel: Vielleicht mal wieder etwas die »Grusel-Western« (40 Ausgaben, 1975-1976, Marken-Verlag, Anm. des Aufschreibenden) als eine Art Versuch …

Werner Kurt Giesa: Au! Bitte nicht! Ich habe da etliches von gelesen und hab’ mich gegruselt – Vor allem auch über die tollen Pseudonyme wie »Soho M. Messer« oder Ähnliches. Mann, mann …

Geisterspiegel: Du hast ja bei sehr vielen Serien mitgeschrieben. Wenn jetzt wirklich eine neue Serie oder Reihe starten würde – Wenn du die Zeit hättest, hättest du Lust, daran mitzuschreiben?

Werner Kurt Giesa: Wenn sie mir gefällt, ja, warum nicht? Man muss natürlich irgendwie eine Beziehung dazu finden. Aber wenn es halt irgendwie in Richtung Grusel-Western geht, zum Beispiel, würde ich sagen: Ihr könnt mich mal!

Geisterspiegel: Ich habe bei dir auf der Homepage eine Rezension zu John Sinclair Band 1290 »Meisterwerk des Teufels« gelesen. Liest du denn auch öfter andere Heftromane, oder lag das hier an dem Cover, das wohl einen Autofan interessiert haben dürfte?

Werner Kurt Giesa: Beides. Ich lese den Sinclair eigentlich recht häufig, mit großem Vergnügen. Ich bewundere die Leistung meines Kollegen, über so viele Jahre durchzuhalten. In dem Moment war es aber tatsächlich dieses Auto, was ja ein Opel Diplomat, wie ich ihn selber gefahren hab, mal zeigt. Und das Auto, das im Roman beschrieben wurde, war ein ganz anderes. Das hatte ja weder mit Opel, noch mit Diplomat was zu tun. Und das hat mich dann doch soweit erheitert, dass ich unbedingt, im »Zahn der Leseratte« (Rubrik auf der Homepage von Werner Giesa, mit dem Untertitel »Boshafte Rezensionen und Verrisse«, zu finden hier: http://www.wk-giesa.de/Jagdrevier.html#JohnSinclair1290 – Anm. des Aufschreibenden), eine (triefend vor Ironie) lobende Rezension bringen musste. Ich musste einfach, ich konnte nicht anders. Ich wurde dazu gezwungen, von meinem besseren Ich. Oder von meinem schlechteren Ich. Je nachdem.

Geisterspiegel: Wie wichtig sind dir denn Rezensionen oder Kommentare zu deinen Romanen? Liest du die? Nimmst du dir da die Kritik zu Herzen oder sagst du dir: Von den Massen, die Zamorra lesen ist der Teil, der in den Foren oder eine Rezension schreibt, so gering, dass ich auf die wenigen nicht soviel Rücksicht nehmen kann?

Werner Kurt Giesa: Ich nehme mir schon zu Herzen, was die Leute schreiben, sowohl im Forum als auch in Leserbriefen und sonst wo, und versuche das auch mir zu verinnerlichen. Oft haben die Leute ja einfach recht. Oft haben sie es auch einfach nur missverstanden, was ich geschrieben habe. Auch das kommt vor. Na ja, jetzt hat sich ja gerade im Bastei-Forum, in den letzten ein oder zwei Wochen ein regelrechter Hetzstreit ausgeweitet, den ich nun nicht mehr mag, der sich auf eine einzige Bemerkung im Roman rausging. Und dann hat sich da das halbe Volk dran hochgezogen, und immer wieder, ohne jemals ein Ende zu finden, bis ich dann mal ausgerastet bin. Oder auch Freund Harantor, der nichts anderes zu tun hatte, als persönliche Angriffe gegen mich zu starten. Den habe ich dann rausgelöscht, schlicht und ergreifend – nach zweimaliger Vorwarnung allerdings. Ich schmeiße ja nicht ungewarnt raus. Ich kenne den Typen seit ewigen Zeiten. Wir haben so einiges miteinander auf die Beine gestellt, so ein bisschen suspekt war der mir immer, und wurde mir immer suspekter. Und jetzt mit der Zeit wird er regelrecht wunderlich und bösartig. Und dieses Bösartige, das mag ich nicht – und dann fliegt er halt, so wie er es sich erarbeitet hat. Was ansonsten die Menge der schreiben Fans angeht, sowohl im Forum als auch in den Leserbriefen, das ist marginal. Das ist weit weniger als ein Prozent und das würde nie im Leben eine Auflage tragen. Ich könnte also theoretisch das alles wegschieben und sagen: Ihr könnt mich mal. Mach ich aber nicht. Ich mach mir trotzdem meine Gedanken drum. Aber was für die Auflage schließlich zählt, das ist die schweigende Mehrheit. Das sind die Leute, die nichts dazu sagen, sondern die ihr Abo verlängern oder die alle zwei Wochen an den Kiosk gehen und die Hefte weiter kaufen, weil sie ihnen einfach gefallen und weil sie nichts zu meckern haben. Das ist es, was im Grunde zählt. Wie gesagt, ich will die schreibenden Fans nicht abwerten – Im Gegenteil: Ich nehme es durchaus erst. Aber es ist eben dünn gesät. Wenn ich sie ignorieren würde, was ich nicht mache – dafür bin ich selber Fan gewesen, ich komme ja aus dem Fandom – Das könnte ich mir selber nicht antun, dann könnte ich nicht mehr in den Spiegel gucken, wenn ich da Fans einfach ignorieren würde. Aber was zählt, ist wirklich die schweigende Mehrheit bzw. schweigenden Käufer. Und wenn von den schreibenden Fans irgendeiner so entrüstet ist, dass er sagt: Ich kaufe den Zamorra nicht mehr – Da hat er Pech. Dann kauft er ihn nicht mehr. Kann ich auch nicht ändern.

Geisterspiegel: Du hast die Fans angesprochen. Wenn du die Fanszene heute betrachtest und vielleicht die vor 15 oder 20 Jahren, ist da ein Unterschied?

Werner Kurt Giesa: Ein gewaltiger! Vor 15 bis 20 Jahren, da gab es das Internet ja noch nicht, da war das alles noch bodenständiger und die Fans waren auch noch zahlreicher. Dann gab es viel mehr Serienvielfalt. Im Grunde gibt es ja jetzt praktisch nur noch Bastei-Fans. Und sie waren auch sehr sehr rührig, in jedem kleinen Kuhkackendorf wurde ein Fanclub gegründet und jeder war dann bundesweit in jedem Fanclub irgendwie Mitglied und so weiter und so fort. Ich weiß nicht mehr, in wie vielen Clubs ich Ehrenmitglied gewesen bin. Das müssen um die dreißig gewesen, ich weiß es nicht mehr. Das Schöne ist, man kann nach deutschem Recht eine Ehrenmitgliedschaft nicht ausschlagen, wenn sie einem angetragen wird (lacht). Ich hätte also nicht mal sagen können: »Euer Verein ist mir einfach zu kleckerig. Ich will nicht. Lasst mich in Ruhe.« Nö, das konnte ich ja gar nicht. Also war ich automatisch mit drin. Der große Vorteil war, ich kriegte alle Publikationen gratis. Und der Nachteil war, jeder machte irgendwo sein Treffen und überall sollte man dann natürlich auch aufkreuzen als Ehrenmitglied und Vorzeige-Gallionsfigur. Es ging einfach nicht. Da musste ich einfach absagen. Irgendwann waren wir so schlau und haben die Dachorganisation der Fanclubs gegründet. Den Vorsitz hatte Joachim Otto, der dann so ein bisschen organisiert hat, dass sich die ganzen Treffen nicht zu sehr überschnitten, dass vielleicht zwei oder drei Sachen auch zusammen gemacht wurden, und das und jenes. Dann verschwanden die Clubs alle, so der Reihe nach, wie die Serien verschwanden. Joachim Otto blieb übrig und hat mit seinen Kontakten aus der Dachorganisation die »Romantruhe« gemacht. Und die läuft immer besser und immer besser.

Geisterspiegel: Eine Frage, die uns so zugeschickt wurde: Müssen die extremen Albernheiten in deinen Romanen sein?

Werner Kurt Giesa: Ja, sicher! Die müssen sein! Sonst wird es ja langweilig! Der Leser muss auch mal ein bisschen was zum Schmunzeln vorgesetzt kriegen, egal ob das nun albern ist oder witzig oder sonst was, damit er sich entspannen kann. Damit er einen Punkt hat, an dem er ruhig sagen kann: So, jetzt lehne ich mich erstmal zurück und kann das Heft auch mal zuklappen und zum Klo gehen … Obwohl, da sollte er es lieber mitnehmen, da hat er die meiste Ruhe beim Lesen, und das Papier ist beidseitig verwendbar (lacht). Aber er kann dann auch mal zwischendurch pausieren und sagen: Jetzt erstmal Schluss und morgen lesen wir dann weiter, und dann geht’s wieder ernsthaft zur Sache. Ein bisschen Albernheiten sollten auch im wirklichen Leben sein. Man sollte auch manchmal lachen. Ich habe selber trotz aller Nackenschläge versucht, das Lachen nicht zu verlernen. Selbst wenn es um banale Kleinigkeiten geht, über die andere Leute nur den Kopf schütteln und sagen: Was findest du da eigentlich dran witzig? – Ja, dass es sie gibt!

Geisterspiegel: Dann habe ich noch eine Standardfrage, um die wir nicht drum herum kommen …

Werner Kurt Giesa: Lieber Autor, was ist deine Lieblingsspeise? (lacht)

Geisterspiegel: Nein, fast. Wie heißt Zamorra mit Vornamen?

Werner Kurt Giesa: Das werden wir in Band 3000 lüften.

Geisterspiegel: Das ist ja nicht mehr so lange …

Werner Kurt Giesa: Außerdem stand es ja schon mal in Band 1 der Hardcover.

Geisterspiegel: Wurde der Name da erwähnt? Hat da Nicole nicht nur auf den Ausweis geguckt …?

Werner Kurt Giesa: Nicole hat auf den Ausweis geguckt. Sie weiß es. Frag Nicole, frag nicht mich! Ich hab den Ausweis nicht gesehen.

Geisterspiegel: Ja, dann ein kleiner Blick in die Zukunft: Zamorra Nummer 871, angekündigt als »Die Rückkehr der Wehrschnecke«. Wie kommt es dazu, und sehen wir vielleicht sogar Colonel Sparks wieder?

Werner Kurt Giesa: (lacht) »Die Rückkehr der Wehrschnecke« … ja ja. Und keiner hat gemerkt, dass das eine ganz große Verarschung ist. Es wird keinen weiteren Wehrschnecken-Roman mehr geben. Außerdem, damals mit dem Amoklauf … Sparks wird nicht wiederkommen, der ist tot, töter, am tötesten. Die Wehrschnecke ist tot, töter, am tötesten. Aber ich merke immer wieder, wie viele Leute drauf reinfallen. Neuerdings ja sogar der »Geisterspiegel« …

Geisterspiegel: Ja, in meiner Person …

Werner Kurt Giesa: Ja ja.

Geisterspiegel: Dann brauche ich gar nicht fragen, wer der ominöse Friedrich Meisenkaiser ist …

Werner Kurt Giesa: Friedrich Meisenkaiser ist ein Bühnenpseudonym von Rolf Michael. Wenn der Musik macht, und er nimmt ja Geld nur cash entgegen, und der Veranstalter will ‘ne Quittung sehen, dann unterschreibt Rolf schwungvoll mit Friedrich Meisenkaiser.

Geisterspiegel: Dann hoffe ich mal, dass die anderen angekündigten Nummern wenigstens stimmen: PZ 872 – Meegh-Raumschiff außer Kurs, PZ 873 – Die Erde im Würgegriff und PZ 874 – Die Planetenbombe. Das klingt nach einem Dreiteiler.

Werner Kurt Giesa: Da lasst euch alle mal überraschen.

Geisterspiegel: Wird es denn generell wieder mehr Mehrteiler geben?

Werner Kurt Giesa: Also mehr als Dreiteiler nicht. Zweiteiler ja, öfters mal. Aber solche Exzesse wie früher, Achtteiler beim 300er und 400er, Siebenteiler und Sechsteiler, das werde ich den Lesern nicht mehr antun. Da sitzen dann zu viele Leute, die kauen an ihren Nägeln und weinen in ihr Bier, weil sie warten, alles am Stück lesen wollen und ein Vierteljahr warten, bis der letzte Roman da ist – und kommen natürlich nicht auf die Idee, die alten Romane mal wieder nachzulesen in der Zwischenzeit. Aber wie gesagt, das kann ich den Lesern nicht mehr zumuten, habe ich festgestellt. Die Zeit, die dazwischenliegt, ist einfach zu lang. Früher habe ich gedacht: Ok, die lesen, wie es kommt, und reihen das aneinander. Aber es gibt sehr viele, die dann tatsächlich warten, bis alles zusammen ist. Ja, und was machen die in der Zwischenzeit? Däumchen drehen? Dämonen jagen?

Geisterspiegel: Das habe ich zwar eigentlich schon gefragt, und es wurde auch schon beantwortet, aber es wurde uns noch zugeschickt: Wird Christian Montillon weiterhin öfter Professor Zamorra-Romane schreiben?

Werner Kurt Giesa: Wenn er sie denn schreibt, soll er sie schreiben. Ich kann ihn nicht zwingen.

Geisterspiegel: Wird sich Ssacah nach seiner Rückkehr eine Weile in der Serie halten?

Werner Kurt Giesa: Jetzt kriegt er ja erstmal einen auf den Deckel, wieder mal und gründlich, und wird sich wieder erneut hochzischeln müssen. Im Moment ist es noch unsicher, ob alle für seine Existenz nötigen Ableger – der Roman erscheint ja erst noch, glaube ich – vernichtet worden sind, oder ob es noch in Indien jede Menge gibt. Das wären dann auch mal wieder ein paar Indien-Abenteuer. Das wird sich zeigen. Es steht alles auf der Kante, mal sehen, wie’s kommt. Da lasse ich mich auch selber überraschen. Was übrigens die Bemerkung von mir anging, von wegen die beliebteste Leserfrage: Was ist deine Lieblingsspeise? Das war mal eine Zeit lang in der Zeit der vielen Tausenden Clubs, in den Print-Fanmagazinen eine solche Standardfrage. »Lieber Autor, was ist deine Lieblingsspeise? Was ist deine Lieblingsmusik? Spielst du gerne Fußball? usw.« Das hängt mir irgendwie immer noch nach, dass ich praktisch bei jedem Interview, drauf warte, dass die Frage kommt. (lacht)

Geisterspiegel: Dann ist es ja gut, dass wir sie nicht dabei haben …

Werner Kurt Giesa: Ja, tätschel, tätschel, tätschel!

Geisterspiegel: Aber sie kann gerne vorbeugend beantwortet werden …

Werner Kurt Giesa: Nein, ich werde sie nicht beantworten. Ich werde diese Frage höchstens fressen!

Geisterspiegel: Auch zugeschickt wurde: Wird Merlin in absehbarer Zeit wieder aus der Regenerationskammer auftauchen oder wenigstens sein Zustand geklärt werden?

Werner Kurt Giesa: Tja. Das mit Merlin ist wie mit Schrödingers Katze. Keiner weiß, ob er noch lebt oder nicht. Machst du den Deckel auf, kann sie tot sein oder noch leben.

Geisterspiegel: Also: Abwarten und PZ lesen.

Werner Kurt Giesa: Das wird erstmal noch ein Geheimnis bleiben.

Geisterspiegel: Weißt du etwas über den Altersdurchschnitt der Leser und sind es da mehr Altleser oder eher mehr neu dazugewonnene, und wie ist der Frauenanteil?

Werner Kurt Giesa: Oh, der Frauenanteil ist sehr hoch, verblüffend hoch für eine »Männerserie«. Das mag so bei mindestens 15 Prozent, wahrscheinlich sogar 20 Prozent liegen. Altersdurchschnitt … Das Spektrum dürfte so bei 13-15-Jährigen liegen – das ist dann, wenn sie bei John Sinclair aussteigen und zum Zamorra kommen, weil sie nichts Besseres finden – und es gibt auch ganz alte Leser und vor allem Leserinnen, die so jenseits von Gut und Böse schon sind und denen ich noch ein langes Leben wünsche, vor allem in Gesundheit. Die Mitte liegt so ungefähr bei 20 bis 30 Jahren. Was den Frauenanteil angeht, da hat mich so einiges durchaus verblüfft. Wenn Kritik an den nackten Mädels bei Zamorra kommt, dann kommt die meistens von den Jungs. Von den Frauen hat mal eine mir persönlich gesagt: »Also meine Lieblingsfigur ist ja die Teri. Weißt du warum? Weil die immer alle Klamotten wegschmeißt. Ich würde mich das nie trauen, aber ich find’ das klasse.«

Geisterspiegel: Eine einzige Frage habe ich noch …

Werner Kurt Giesa: Huch!

Geisterspiegel: Wir haben es also fast geschafft …

Werner Kurt Giesa: Huch!

Geisterspiegel: John Sinclair läuft erfolgreich als Hörspiel, Tony Ballard kommt auch dazu. Wann hören wir Zamorra?

Werner Kurt Giesa: Tja, wenn denn sich unsere Lizenzabteilung mal dazu durchringt, da was zu machen. Die Idee liegt seit ewig und drei Tagen auf dem Tisch. Mehr als immer wieder dran erinnern kann ich da auch nicht. Das bleibt alles irgendwie immer auf dem langen, langen Dienstweg hängen. Dann ist gerade der oder die Zuständige im Urlaub und der Stellvertreter weiß von nichts und es ist auch keiner zu erreichen. Wenn ich dann wieder mal nachfrage, dann ist das umgekehrt. Dann ist der Stellvertreter im Urlaub, aber nur der hat gewusst, dass ich da was gesagt habe und … Ach mann, ach mann. Nein. Ich sag’ da nichts mehr zu. Ich hab’s mittlerweile aufgegeben, mich darüber aufzuregen, was bei Bastei alles gemacht werden könnte und nicht gemacht wird.

Geisterspiegel: Ja, das war’s von mir aus. Ich sage: Vielen Dank für die Antworten, für die genommene Zeit. Ein paar Fragen werden wohl noch folgen.

Werner Kurt Giesa: Nee, nee! Was da jetzt drin ist, ist da jetzt drin, in der Kamera!

Ende des Interviews

Unser Dank gilt Sascha »Andro« Vennemann, der dieses Interview mit Werner Kurt Giesa in die Textform brachte.