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Killers

Killers – In jedem von uns steckt ein Killer
Originaltitel: Killers
Guerilla Merah Films, Nikkatsu, XYZ Films, Japan/Indonesien, 2014
Sunfilm/Tiberius Film, München, 06. November 2014, 1 DVD im Amaray Case, Action/Crime/Thriller/Drama, ca. 122 Min., EAN: 4041658228206, gesehen November 2014 für 9,99 EUR, FSK: 18, Regie: Kimo Stamboel, Timo Tjahjanto, Drehbuch: Takuji Ushiyama, Darsteller: Oka Antara, Kazuki, Kitamura, Rin Takanashi, Musik: Aria Prayogi
www.tiberiusfilm.de
www.killersthemovie.com

Der ehemalige Investmentbanker Nomura Shuhei (Kazuki Kitamura) lockt Frauen in sein Haus, um sie dort vor laufender Kamera zu foltern und zu töten. Seine selbst gedrehten Snuff-Videos lädt er für Jedermann sichtbar im Internet hoch. Dort entdeckt zufällig der Journalist und Fotograf Bayu Aditya (Oka Antara) Nomuras Filme, die ihn zunächst nur verstören. Als Bayu jedoch überfallen wird und seine Angreifer in Notwehr tötet, kehrt er nach dem ersten Schock an den Tatort zurück, um das blutige Ergebnis seiner Tat zu filmen und das Video seinerseits online zu stellen, in der Hoffnung, dass Nomura darauf aufmerksam wird. Zwischen den beiden Männern entwickelt sich tatsächlich eine Korrespondenz und Bayu, angestachelt von Nomuras Fürsprache, setzt mit dem Töten fort. Doch der Reporter kann sein Gewissen nicht ablegen, und so kommt es letztendlich zum entscheidenden Treffen der beiden am Ende doch ungleichen Männer.

Die Werbung für Killers setzt in erster Linie auf den (blutigen) Serienkilleraspekt des Films und rückt diesen zu Unrecht in die eindimensionale Slasherecke, ja sie verspricht sogar ein blutiges Wettmeucheln der beiden Killer. Zwar wird man tatsächlich einige Male Zeuge von Nomuras sadistischen Spielen, doch dient dieser Aspekt mehr der Charakterisierung des Killers denn der Ergötzung des Zuschauers. Tatsächlich dringen Kimo Stamboel und Timo Tjahanto für einen Film dieses Genres ungewöhnlich tief in ihre Figuren ein, wesentlich tiefer, als es bei einem »normalen« Slasherfilm der Fall ist.

Nomura wird als elegant, kontrolliert, überlegen, ja sogar smart und doch bedrohlich und gefühlskalt charakterisiert. Dass er der Blumenverkäuferin Hisae (Rin Takanase) den Hof macht, lässt den Zuschauer förmlich in jedem Moment um das Leben der jungen Frau bangen. Eine andere, zugänglichere Nummer ist der hemdsärmlige, geschiedene und stets unter Strom stehende Reporter Bayu, dem seine Recherchen gegen einen mächtigen Politiker und Kinderschänder seine Karriere und seine Ehe gekostet haben. Auch für Bayu hält der Film ausführliche Charakterszenen parat, die ihn auch zum Sympathieträger des Films machen. Seine ersten Morde begeht er eher zufällig in Notwehr. Im Gegensatz zur Schilderung von Nomuras Morden herrscht in diesen Szenen das absolute Chaos.

Dass sich zwei Serienkiller »zufällig« im Internet treffen, mal ganz davon abgesehen, dass jemand unentdeckt mehrere Mordvideos online stellen kann, sollte man als Zuschauer dieses außergewöhnlichen Serienkillerfilms einfach hinnehmen. Denn was folgt, ist der überraschendste und beste Genrebeitrag 2014 und bestimmt nicht, was man aus einem international (noch) eher unbedeutenden Filmland wie Indonesien erwarten würde. Zwar ist Killers mit seinen 122 Minuten eine Idee zu lang geraten, doch gibt es keinen überflüssigen Leerlauf.

Die Regie der »Mo Brothers« Kimo und Timo (Macabre) ist bestechend kontrolliert und mit fast schon hitchcockscher Präzision suggestiv. Einzelne Bilder und Szenen sind mit ihrer Aufteilung in einen vorderen und einen hinteren Aktionsraum brillant durchdacht und üben eine voyeuristische Spannung aus. Auch das Sounddesign präsentiert sich mit seiner Mischung aus elektronischem Brummen, absoluter Stille und klassischer Musik als absolut außergewöhnlich und verstärkt noch den faszinierenden Sog der Geschichte.

Ebenso wie die technische Umsetzung überzeugen auch die beiden Hauptrollendarsteller Oka Antara (The Raid 2, S-VHS) und Kazuki Kitamura (The Raid 2) in jeder Sekunde mit ihrer intensiven Vorstellung. Kein Verglich mit dem oft gepflegten Overacting, das man aus vielen asiatischen Produktionen kennt. Einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran trägt auch die gelungene deutsche Synchronisation.

So ist, alles in allem, zu hoffen, dass Killers, gemeinsam mit den fulminanten Actionkloppern The Raid 1+2, die gerade weltweit Publikum und Kritik begeistern, und einigen weiteren international erfolgreichen Perlen, der indonesischen Filmproduktion einen merklichen Schub verpassen.

Fazit:
In jeder Beziehung überraschend. Das Serienkillerhighlight 2014 legt seinen Fokus auf die Figuren und überzeugt auf allen Ebenen.

(eh)