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Die Eisbärin

Matthias Gereon
Die Eisbärin

Kriminalroman, dotbooks, München, April 2013, E-Book/ePUB, 397 Seiten, 5,99 Euro, ISBN: 9783955201869

Sabine führt ein glückliches Leben mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter. Die Vergangenheit hat sie hinter sich gelassen, glaubt sie.

Bis zu dem Tag, als sie ihrem Peiniger aus Kindertagen plötzlich im Supermarkt begegnet. Und da weiß sie, dass ihre Tage als Opfer endgültig vorbei sind. Sie fasst einen ungeheuren Entschluss …

Womit Sabine allerdings nicht gerechnet hat, ist, dass auch ihr Peiniger sie erkannt hat. Und damit beginnt ein Katz- und Mausspiel, in dem die Rollen nicht festgelegt sind.

Die Eisbärin ist ein Buch, das den Leser bis ins Innere tief berührt. Und das aus mehreren Gründen. Da sind zum einen die abscheulichen Szenen, in denen Sabine hilflos ihrem Peiniger ausgeliefert ist. Eine Vorstellung aus den schlimmsten Albträumen, die man sich vorstellen kann. Aber dann tritt eben die entscheidende Wende ein, in der man sich die ganze Zeit fragt, warum Sabine so handelt und nicht anders.

Kein Mensch, der Sabines Qualen durchlebt hat, kann sich vorstellen, wie solch ein Opfer reagiert. Warum redet sie nicht? Warum will sie keine Hilfe? Rechtfertigt die Tat ihres Peinigers ihr späteres Verhalten?

Matthias Gereon nimmt sich in Die Eisbärin all dieser Fragen an, ohne tatsächlich eine Patentlösung anbieten zu können. Die es auch gar nicht geben kann. Aber er lässt den Leser teilhaben an Sabines Gedankengängen, an ihren Motiven, an ihren Gefühlen. Und natürlich an dem traurigen Wendepunkt, der mich als Leser sehr betroffen machte, aber auch unausweichlich schien.

Selten rührte ein Kriminalroman so an die Gefühle der Leser wie dieser, denn es geht letzten Endes um die simple Frage, wie schnell aus einem Opfer ein Täter werden kann.

Die Eisbärin ist ein Roman, der nicht nur unterhält, sondern auch sehr betroffen macht. Dabei ist die Story sehr spannend geschrieben und lässt den Leser Anteil nehmen an den Gedanken und Gefühlen einer jungen Frau, die als Kind unmenschliche Gräuel erleben musste, über die sie mit niemandem reden konnte. Nur die Leser hören und erfahren, was Sabine tief in sich verschlossen hält, und müssen sich am Ende die Frage stellen, wer nun ein Täter und wer ein Opfer ist.

(ab)