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Phoenix – Tochter der Asche

Ann-Kathrin Karschnick
Dark-Edition
Phoenix – Tochter der Asche

Teslapunk-Dystopie-Krimi, Taschenbuch, Papierverzierer Verlag, Essen, Oktober 2013, 400 Seiten, 14,95 €, ISBN: 9783944544052

Europa liegt nach einem fehlgeschlagenen Experiment im Jahr 1913 und diversen Kriegen mit Amerika in Trümmern. Mithilfe des damals führenden Wissenschaftlers Nicola Tesla bauten die Saiwalo, eine überirdische Macht, Europa langsam wieder auf. 120 Jahre später erschüttert eine Mordserie Hamburg, die sich niemand erklären kann. Leon, ein Anhänger der Saiwalo und Mitglied der Kontinentalarmee, wird auf die Fälle angesetzt und trifft bei seinen Ermittlungen auf die rätselhafte Tavi. Wer ist sie und wieso ist sie so fest von der Schuld der Saiwalo an den Morden überzeugt?

Die Welt in Phoenix – Tochter der Asche ist nicht so, wie wir sie kennen. Wäre sie es, dann hätten wir es hier nicht mit einem Teslapunk-Dystopie-Krimi mit romantischen Ansätzen zu tun. Anfänglich hatte auch ich zu tun, um einen Einstieg in die neue Dark-Edition zu finden. Vielleicht lag es am ungewohnten Genremix, den die Autorin gewählt hat, oder an der im Vorfeld aufgebauten Erwartungshaltung ob des freundschaftlichen Bekanntheitsgrades zur Autorin.

Ann-Kathrin Karschnick wagt mit Phoenix – Tochter der Asche etwas Neues und hebt sich damit deutlich vom allgemeinen Mainstream ab. Sie führt den Leser in eine nach einem missglückten Experiment total veränderte Welt, in welcher die Saiwalo für Recht und Ordnung sorgen. Obwohl die Autorin mit Informationen über dieses Experiment recht sparsam umgeht, erinnern die Saiwalo ein wenig an das Dominion aus Star Trek: Raumschiff Voyager, welche vorgaben, mit allen anderen Spezies in friedlicher Koexistenz leben zu wollen. In Wirklichkeit jedoch strebten sie die totale Kontrolle an.

Ann-Kathrin entwickelt innerhalb ihres Romans zunehmend innovative Ideen, deren Umsetzung mich neugierig gemacht hat. Die Story nimmt zum einen durch wechselnde Perspektiven, zum anderen durch die komplex wirkenden Charaktere mit all ihren Stärken und Schwächen stetig an Fahrt auf, wobei die Hauptprotagonisten Tavi und Leon etwas zu vorderlastig dargestellt werden. Manchmal wirkt in diesem Zusammenhang weniger mehr, auch wenn beide über sehr viel Lebenserfahrung verfügen und die Autorin diese bei der Charakterisierung der beiden Figuren einfließen ließ. Demgegenüber wirken ihre Nebenfiguren reifer und vor allem gefestigter. Gerade diese sollte die Autorin weiter ausbauen und in den Folgebänden nicht über die Klinge springen lassen.

Dass Ann-Kathrin Karschnick über einen guten Schreibstil verfügt, dokumentiert sich in sehr vielen Passagen des Romans, welche mit Herzblut jugendlich-spritzig fabuliert Bilder vor dem geistigen Auge entstehen lassen. Gerade diese machen andere, in denen die Autorin durch wulstige Beschreibungen die Pfade ihres eigenen Konzepts zu verlassen scheint, vergessen.

Zusätzlich punkten können sowohl die Autorin als auch der Verleger Schemajah Schuppmann mit dem außergewöhnlichen Brief des Buches und kann als Schulterschluss von Autorin, Verleger und Leser angesehen werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass das stimmig zum Text gestaltete Cover und die den Vorderschnitt zierende schwarze beziehungsweise orangefarbene Feder den Roman aufwerten.

Fazit:
Phoenix – Tochter der Asche wirkt in sich geschlossen, obwohl am Ende einige Fragen noch nicht beantwortet sind und garantiert im zweiten Band von der Autorin geklärt werden. Trotz schleppendem Anfang genoss ich Seite für Seite und fühlte mich bestens unterhalten.

(wb)