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Das Aschenkreuz

Astrid Fritz
Das Aschenkreuz

Historischer Roman, Taschenbuch, rororo, Reinbek, Juli 2013, 320 Seiten, 9,99 Euro, ISBN 9783499266492

Freiburg im Jahre 1415. Serafina ist auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit in die freie Stadt gekommen und dem Schwesternhaus Sankt Christoffel beigetreten. Das Leben bei den Schwestern im Dienste der Armen und Bedürftigen gibt ihr eine gewisse Befriedigung und lässt sie all das, was sie bisher erlebt hat, ein Stück weit vergessen. Und es gibt viel, was Serafina vergessen möchte. Als Hannes Pfefferkorn, der Sohn eines einflussreichen Händlers, tot aufgefunden wird und schnell, in Serafinas Augen vorschnell, Freitod festgestellt wird, kommt die Welt der nicht mehr ganz jungen Frau durcheinander. In dem verzweifelten Versuch, der Mutter des angeblichen Selbstmörders in ihrer Schande und ihrer Trauer beizustehen, bringt sie in eine Situation, mit der sie nie im Leben gerechnet hätte: Sie begegnet dem neuen Stadtarzt Adalbert Achaz. Dieser Mann kennt Serafina nicht nur flüchtig, er kennt ihre finstersten Geheimnisse. Und dazu steht zwischen ihnen die unausgesprochene Frage, ob und wenn ja welche Gefühle sie füreinander empfinden. Wenn da nicht der bohrende Gedanke an einen Mord wäre, dem der arme Hannes zum Opfer gefallen sein könnte, hätte Serafina vielleicht die notwendige Zeit, um ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen, doch so bleibt ihr nichts anderes übrig, als beides gleichzeitig anzugehen: das Rätsel um den Tod des jungen Kaufmannssohnes und der Versuch, Achaz auf Abstand zu halten, ohne ihn dabei zu reizen.

Fritz schafft es im vorliegenden Buch mit Serafina wieder einmal eine charismatische und starke Frauenfigur vorzulegen, die aber trotz aller weiblichen Stärke und trotz aller Unabhängigkeit in die Zeit passt, in welcher der Roman spielt. Ein gängiges Problem historischer Romane mit starken Frauengestalten ist das Phänomen, dass Autoren gern dazu neigen, eine Frau zu nehmen, wie sie heute wäre und sie einfach in die jeweilige Zeit versetzen. Diesen Vorwurf muss Fritz sich zu keiner Zeit gefallen lassen. Sowohl der Lebenslauf als auch die Aktionen Serfinas sind nachvollziehbar und realistisch, wunderbar vor der Kulisse des historischen Freiburgs vor dem Leser ausgebreitet.

So interessant wie die Figuren der Geschichte, so serviert Fritz auch die Geschichte selbst. Weiß der Leser zu Beginn bereits mehr als die handelnden Figuren, kommt man schnell zu einem Punkt, an dem Serafina deutlich aufholt. Und zum Ende hin stellt sich nicht mehr nur die Frage nach dem Mörder und der Strafe, die ihn erwartet, sondern auch die nach der Zukunft der Hauptfiguren.
Letztlich kann man der Autorin hier einen gelungenen, unterhaltsamen und flüssig zu lesenden historischen Roman attestieren. Dabei gelingt es ihr, die Zeit über die sie schreibt, lebendig werden zu lassen.

Fazit:
Mehr als nur ein historischer Frauenroman. Die starke Frauenfigur wird wunderbar durch die anderen handelnden Figuren ergänzt, sodass jeder Leser historischer Romane hier absolut auf seine Kosten kommt.

(jp)