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Westernkurier 09/2013

Der erste weibliche Häuptling der Cherokee Nation

Auf ein Wort Stranger, ich verwende das Wort Häuptling, da es sich in unseren Sprachgebrauch eingebürgert hat.
Der Name, mit dem sich die Cherokee bezeichneten, war Aniyvwiyai (Wirkliches oder Erstes Volk). Die Eroberer, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf Indianer des Elati-Dilektes stießen, die sich Tsa-ra-gi nannten, formulierten es als Cherokee. Das Siedlungsgebiet der Cherokee umfasste ursprünglich das Gebiet vom Ohio River bis in die heutigen Staaten Georgia und Alabama. Die Chicksaw, Choctaw, Muskogee, Seminolen und Cherokee wurden 1820 zu den fünf zivilisierten Nationen gezählt. Heute nennen sie sich Tsi-tsa-la-gi (Ich bin ein Cherokee). 1907 wurde die Stammesregierung von der US Regierung aufgelöst und die Cherokee Sprache wurde verboten. Mit der Unterzeichnung des Congressional Act 1990 durften sich die Cherokee wieder selbst verwalten. Von nun an bildeten sie eine der erfolgreichsten Organisationen der indianischen Bevölkerung.

Wilma Pearl Mankiller wurde als eines von elf Kindern eines Cherokee Vollblut und einer irisch-niederländischen Mutter am 18. November1945 geboren. Ihr Ur-Großvater gehörte zu den Menschen, die in den 1830ern auf dem sechsmonatigem Nunna daul Tsuny (Der Weg auf dem wir weinten) nach Oklahoma deportiert wurden. Die ungefähr 1000 Personen, denen vor der Zusammentreibung die Flucht gelungen war und die sich in den Appalachen versteckten, sind die Vorfahren der heutigen Eastern Band of Cherokee Indians.
Wilmas Familie musste ebenfalls den Pfad der Tränen gehen, als die US Regierung das Land von 45 Familien enteignete um ein Trainingsgelände zu erweitern. Sie ließen sich in Kalifornien nieder. Wilma besaß das Privileg, gute Schulen zu besuchen und an der Universität zu studieren, doch sie lernte früh, was es bedeutete eine Native zu sein und mit welchen Nachteilen man behaftet war. Mit 17 heiratete sie, engagierte sich in der politischen Aktivistenbewegung und nahm 1969 an der Besetzung von Alcatraz teil. Seit 1963 kämpften Indianer um die Insel und wollten sie um denselben Preis erwerben, den die Regierung Kaliforniens den Indianern für unrechtmäßige Landnahme im vorhergehenden Jahrhundert bot – 47 Cent pro Acre. Die Regierung ließ die Insel gewaltsam räumen. Der Vertrag von 1868, der Indianern die Nutzung von Bundesgebiet zusagte, wenn dies nicht mehr benötigt wurde, schien vergessen. Das Interesse der Medien und die Unterstützung der Rockband Creedence Clearwater Revival änderten daran nichts.
Nach ihrer Scheidung 1977 zog Wilma mit ihren beiden Töchtern nach Oklahoma, um ihrem Volk zu helfen. Sie arbeitete für die Cherokee Nation, erwarb den Bachelor Abschluss in Sozialwissenschaft und arbeitete anschließend an der Universität of Arcansa. 1983 wurde sie zur Stellvertreterin von Häuptling Ross Swimmers gewählt. Als er zwei Jahre später zum Leiter des US Bureau of Indian Affairs ernannt wurde, trat sie an seine Stelle, als erster weiblicher Häuptling der Cherokees der Neuzeit. Besaßen früher beide Geschlechter Führungspositionen mit unterschiedlichen Funktionen, hatte sich dies im Laufe der Jahre geändert. Eine Frau an der Spitze war in diesem Jahrhundert ungewohnt und sie begegnete zahlreichen Hindernissen. 1986 heiratete sie den Cherokee Charly Soap.
Während ihrer drei Amtszeiten bewegte sie einiges in der Cherokee Nation. Selbsthilfe-Programme finanzierten gemeinschaftliche Projekte, an denen Frauen und Männer gemeinsam für das Wohl der Nation arbeiteten; Gartenbaubetriebe, Fabriken, der Bau eines Wasserkraftwerks und die Verbesserung der Infrastruktur. Sie strebte Verhandlungen zwischen Regierung und der Cherokee Nation an. 1995 entschied sie sich wegen gesundheitlicher Probleme sich aus dem Häuptlingsamt zurückzuziehen. Sie unterrichtete am Dartmouth College, das ihr 1991 einen Ehrentitel verlieh.
Von Präsident Bill Clinton erhielt sie die höchste zivile Auszeichnung der USA, die Presidential Medal of Freedom.
Am 6. April 2010 starb Wilma Pearl Mankiller an Krebs in Adair County, Oklahoma. Über 1000 Menschen kamen zu ihrer Trauerfeier, die am 10. April auf dem Cherokee National Cultural Grounds in Tahlequah stattfand. Präsident Obama würdigte in einer Rede ihr Lebenswerk.

In ihren Büchern erzählt Wilma Mankiller über ihr Leben und die Geschichte ihres Volkes. Empfehlenswert!

Über das Schicksal der Cherokee hat John D. Loudermilk 1959 das sozialkritische Lied Indian Reservation verfasst, das mit dem Versionen von Don Fardon und Paul Revere the Raiders ein großes Publikum erreichte.
Der Dokumentarfilm von Chris Eyre Wir bleiben bestehen erzählt in fünf Teilen die Geschichte der Cherokee.
Leider ist der Pfad der Tränen noch heute für keinen Indianerstamm beendet.

Quellen:

(m)