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Jason Todds Rückkehr

Scott Lobdell, Josh Williamson
Red Hood und die Outlaws Megaband 1
Jason Todds Rückkehr
Originaltitel: Red Hood and the Outlaws 1-14
DC-Comics, USA, November 2011 – Januar 2013

Comic, Softcover, Panini Comics, Stuttgart, Mai 2013, 284 Seiten, 26,00 Euro, ISBN 9783862016082,
Aus dem Amerikanischen von Joachim Körber
Zeichnungen: Kenneth Rocafort, Ario Amindito, Timothy Green, Pascal Alixe
Coverillustration von Kenneth Rocafort
Extras: Covergalerie
www.paninicomics.de

kennethrocafort.tumblr.com

Drei Wochen nachdem Jason Todd alias »Red Hood« mithilfe der außerirdischen Koriand’r alias »Starfire« Roy Harper alias »Arsenal« aus einem Gefängnis im Mittleren Osten befreit hat, was quasi die Geburtsstunde von Red Hood und den Outlaws markierte, erhält Jason Todd Besuch von seiner ehemaligen Geliebten Essence, die ihn um Hilfe bittet. Aktuellen Mordopfern wurden bereits Jahre vor ihrem Tod Organe entnommen, ein Vorgehen, das auf die sogenannten »Namenlosen« hindeutet. So bricht Red Hood ins Gebiet der »Alles-Kaste« im Himalaja auf, wo er nach seiner Ermordung durch den Joker (Batman-Storyline: Ein Tod in der Familie) und seiner Wiedererweckung in Ra‘s al Ghuls Lazarusgrube genesen ist und ausgebildet wurde, um dort mehr zu erfahren, denn die Namenlosen und die Alles-Kaste haben eine gemeinsame Geschichte. Dort angekommen findet er die Mönche der Kaste – u.a. seine ehemalige Lehrmeisterin – ermordet auf, sowie die Spur eines Namenlosen, die nach Colorado, USA führt. Es gelingt den Outlaws tatsächlich bald den Namenlosen zu finden und zu stellen, zugleich jedoch hat ein genetisch veränderter Mensch (nun unter dem Namen »Crux«) die Jagd auf Starfire eröffnet und versucht sie mit tamaranischer Technologie zu töten. Nach dem Sieg über Crux eignen sich die Outlaws das tamaranische Flugobjekt an, das er benutzte. Der Namenlose scheint jedoch nicht der Verantwortliche hinter der Ermordung der Alles-Kast zu sein. Offenbar wurde er nur benutzt. (Heft #1-#7)
Eine alte Bekannte lockt Red Hood schließlich nach Gotham, wo er einen Hilferuf von Alfred empfängt und dem Bat-Team während der Nacht der Eulen beisteht und Mr. Freeze vor den Talons beschützt (Heft #8 und #9).
Danach sucht Orn von Taran die Erde – genauer gesagt Koriand’r – auf, um sie zurück auf die Brücke des tamaransichen Kampfschiffes Starfire zu holen, denn »Die Plage« hat einen Angriff auf Tamaran gestartet. Mit List und Tücke kämpft Koriand’r mit ihren Freunden gegen die Invasoren und sieht endlich ihre Schwester wieder (Heft #11 – #13).
Am Ende des Bandes macht nicht nur Superman den Outlaws seine Aufwartung (Heft #14), sondern auch der seit Batman 1 (06/2012) verschwundene Joker kehrt mit einer eindeutigen Botschaft für Jason Todd zurück.

Um diesen Megaband richtig genießen zu können, sollte man einiges Vorwissen im DC-, vor allem im Batman-Kosmos mitbringen. Nur so sind vor allem die dramatischen Aspekte der Geschichte zu erfassen. Dass Red Hood der ehemalige unbeliebte Robin Jason Todd ist, der 1988 – als Ergebnis eines Leservotings – getötet wurde und nun dank Talia al Ghul wieder unter den Lebenden weilt, dürfte hinreichend bekannt sein. So erklärt sich das gespannte Verhältnis zwischen Red Hood und Batman, dem er nach seinem ersten Auftauchen als Red Hood das Leben schwer gemacht hat. Dass allerdings Starfire mal mit Todds Robin-Vorgänger Dick Grayson liiert war, ist vielleicht nicht jedem bekannt und sorgt hier in der Rückblick-Episode Bring mich nach Paradise City für einen interessanten moralischen Zwiespalt. Überhaupt wurde die gesamte (mehrfache) Genese von Jason Todd hiermit fantastisch in dem gesamten Batman-Kosmos eingefügt und macht Red Hood zu einer äußerst ambivalenten und damit interessanten Figur.
Inzwischen geht Jason Todd Batman und seinen Verbündeten nach Kräften aus dem Weg (hier bildet die Ausnahme die Story Wer bist du? Hu? Hu?, in der die Outlaws dem Bat-Team in der Nacht der Eulen beistehen) und bildet also mit dem ehemaligen Green Arrow-Sidekick Arsenal und Starfire die Outlaws, die eher eine Zweckgemeinschaft der Ausgestoßenen, denn ein organisiertes Team darstellen.

So wenig wie die Figuren sich um Gesetzte scheren, kümmert sich auch Autor Scott Lobdell (X-Men, Generation X) hier um Superheldenkonventionen und Red Hood wirkt fast wie ein Experimentierfeld für den Autor. Außerordentlich gut kommt dabei, dass man in diesem Megaband gleich 14 US-Ausgaben am Stück lesen kann. Hier entfaltet die außergewöhnliche, etwas verschachtelte Erzählweise Lobdells seine ganze Wirkung.
Einige Episoden, wie der Kampf gegen Crux, erweisen sich zwar »nur« als übertriebenes Mittel zum Zweck (um an ein standesgemäßes Fortbewegungsmittel zu kommen), andere sind notwendigerweise im Sinne der Bat-Chronologie eingefügt, wie die Nacht der Eulen-Folge, doch insgesamt gefällt Red Hood durch seine Mischung aus treibender Action, Mystery und den ambivalenten Charaktere, die langsam zusammenwachsen. Die Serie wartet außerdem mit unerwartet ernsten Tönen und moralischen Zwickmühlen auf, die allerdings fast zwischen den Zeilen versteckt sind. Oftmals, wenn die »Helden« sich unbeobachtet fühlen, schiebt Lobdell ihre Gedanken ein, die das Geschehen als Off-Kommentare begleiten und so eine zweite Erzählebene schaffen. Dabei wechselt er stets zwischen den unterschiedlichen Charakteren, was verschiedene Sichten auf das Geschehen erlaubt.
Für die passende Optik sorgt der gebürtige Puerto Ricaner Kenneth Rocafort (Hunter-Killer, Madame Mirage, Superman), der die Abenteuer der Outlaws in einem genial-dynamischen Euro-Manga-Stil präsentiert. In diesem Zusammenhang könnte man dem Band lediglich ankreiden, dass Rocafort (der danach als Zeichner Superman übernommen hat) nach Band 11 den Zeichenstift an andere Zeichner abgegeben hat, sodass der Megaband zum Ende hin einen merklichen Stilbruch aufweist. Band 14 ist außerdem nicht vollständig enthalten, da dort bereits die ersten Seiten des Bat-Events Der Tod der Familie eingeläutet werden, das sich schon im Titel auf Ein Tod in der Familie bezieht und in dem Jason Todd sicherlich eine ganz besondere Rolle zukommt.

Fazit:
Sexy, rotzig, toll erzählt und unter der actionreichen Oberfläche mit moralischen Zwickmühlen versehen. Und mit 26,- EUR für 14 US-Hefte ein echtes Schnäppchen.

(eh)