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Das Klagelied des Meeres

Victoria Francés
Das Klagelied des Meeres
Cross Cult, Ludwigsburg, Juli 2013, Hardcover, reich bebilderte Geschichte, ab 12 Jahren, 64 Seiten, 16, 80 Euro, ISBN: 9783864250699

Frühes 18. Jahrhundert: Der junge Zachary ist mit seinem Vater auf Schiffsreise. Aber sein Vater stirbt an der Pest und auch Zachary weist nach ein paar Tagen Pestbeulen auf. Der junge Mann beschließt, nicht das qualvolle Ende der Krankheit abzuwarten, sondern ins Wasser zu gehen. Als er im Wasser treibt, findet ihn eine Meerjungfrau. Sie verliebt sich in den Jüngling und rettet ihn. Als Zachary aufwacht, ist er wenig begeistert davon, am Leben zu sein. Außerdem fürchtet er sich vor dem gleichzeitig schönen und monströsen Äußeren der Meerjungfrau – er weist sie zurück. Die Nixe ist todunglücklich, gibt aber nicht auf. Schließlich verliebt sich Zachary in sie und sie gibt ihm einen Kuss, der seine Krankheit heilt. Was er aber nicht weiß: Jedes Geschenk eines Fabelwesens erfordert eine Gegenleistung.

Fancés‘ Geschichte beruht auf dem Märchen Die kleine Seejungfrau von Hans Christian Andersen. Dabei nimmt sich die Autorin die Freiheit, die Geschichte nur als Inspiration zu nehmen und eine eigene Story zu entwickeln, die allerdings nicht minder tragisch endet. Dass Francés eine Gothic-Ikone ist, merkt man nicht nur an der melancholischen Story (die einmal etwas übertrieben traurig gestaltet ist, sodass man Zachary schon fast für dumm hält), sondern auch an den Zeichnungen: Dunkelhaarige, bleiche Figuren, die zudem sehr schön anzuschauen sind – auch der Mann! Francés legt dabei aber sichtbar Wert auf realistisch gezeichnete Figuren, die zwar schön sind, aber gar nicht den Mangas entsprechen, in denen man üblicherweise viel Gothic (u.a. Angel Sanctuary) findet. Diese Figuren könnte es durchaus auch in der Realität geben. Das Einzige, was man an den Zeichnungen bemängeln könnte, sind die Bilder in schwarz-weiß: Dort sieht man noch die Vorskizzen durchschimmern, was für Zeichner sicher interessant ist, aber den normalen Leser in der Bildbetrachtung irritiert. Der Kleidungsstil der Figuren tut sein Übriges zum gotenhaften Eindruck, denn die Gothic-Mode wird u.a. auch aus diesem Jahrhundert gespeist. Als Extras bietet der liebevoll aufgemachte Band ein Nachwort der Autorin, in dem sie erzählt, wie es zur Idee dieser Geschichte kam und was ihr an ihrem Werk wichtig ist, und ein Foto eines Gothic-Künstlers mit dem Motiv Meerjungfrau.

Insgesamt ein Band, der sehr schön aufgemacht und nicht nur für Gothics lesenswert ist!

(ud)