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Die Familie

Darcy arbeitet als Fremdenführerin für die Besichtigungstouren von Mordock Cave, einem Höhlenlabyrinth, das sein Besitzer als Touristenattraktion vermarktet. Gemeinsam mit seinem Sohn Kyle bewirtschaftet Mordock übrigens noch ein Hotel, das die zahlungskräftigen Touristen beherbergen soll. Doch die Mordocks hüten ein schreckliches Geheimnis, das sich hinter der Tür zu Zimmer 115 verbirgt. Bei einer Führung mit fast vierzig Gästen kommt es schließlich zu einem Zwischenfall. Der Strom fällt aus und bei dem Versuch zurück zu den Aufzügen zu gelangen wird Darcys Kollege Tom verletzt. Als sie schließlich die Aufzüge erreichen und darauf warten, dass der Strom wieder angestellt wird, werden die Fahrstühle von einer Explosion zerstört. Der einzige Ausweg ist die andere Seite der Höhle, die jedoch von einer Mauer verschlossen ist, die Ely Mordock, Kyles Urgroßvater, im Jahr 1923 errichtet hat, nachdem seine Frau in dem unwirtlichen, hinteren Teil von Mordock Cave ums Leben kam. Gemeinsam mit fünf Freiwilligen beschließt Darcy die Mauer zu durchbrechen, um auf diese Weise die Höhle zu verlassen und Hilfe zu holen. Ein schwerwiegender Fehler …

Ja, Richard Laymon konnte sich tatsächlich auch kürzerfassen. Abzüglich des Werkverzeichnisses am Ende des Buches kommt der Roman gerade einmal auf 335 Seiten, alle in der bekannten, gefälligen Schriftgröße, die man von Heyne Hardcore gewöhnt ist. Ironischerweise hätte man gerade bei diesem Titel gerne 100 bis 200 Seiten mehr zur Verfügung gehabt, denn die düstere Atmosphäre der Höhle ist wirklich großartig. Während der Lektüre des Romans wird man unweigerlich an bekannte Filme des sogenannten Survival-Horror-Genres erinnert wie beispielsweise The Descent oder Wrong Turn. Bevor man den Autor jedoch des Plagiats bezichtigt, sollte man sich unbedingt vergegenwärtigen, dass der vorliegende Roman bereits im Jahr 1988 verfasst wurde, also, lange bevor die oben genannten Filme überhaupt geplant waren. Inhaltlich war Laymon ja gerne bereit zu experimentieren und zu variieren, in der Wahl seiner stilistischen Mittel jedoch ist er jederzeit einwandfrei erkennbar. So auch hier. Die Familie überzeugt durch ein überraschendes Tempo, lebensechte Charaktere, brutale Morde und sehr viel nackte Haut. Die Tatsache, dass die Story aus der Sicht mehrerer Protagonisten geschildert wird, gestaltet die Lektüre sogar noch kurzweiliger. Im Film würden einen das düstere Setting und das ständige Herumgefuchtele mit den Taschenlampen schnell nerven, als Roman entfaltet die Szenerie dadurch erst ihre gesamte Atmosphäre. Dabei sind die Szenen so bildhaft beschrieben, dass man sie sich spielend leicht vorstellen kann. Entstehung und Entwicklung der Familie hätten ruhig noch ein wenig ausführlicher behandelt werden können. Inklusive einer längeren Gefangenschaft des einen oder anderen (weiblichen) Protagonisten. Nichtsdestotrotz kann man mit der Lektüre dieses Romans keinen Fehler machen und Laymon-Fans kommen voll auf ihre Kosten.

Das Cover gehört zu den besten der gesamten Laymon-Werke in der Heyne-Hardcore-Reihe. Klinke und Schlüssel sind wie der Titel leicht erhaben und verleihen dem Taschenbuch einen edlen Anstrich. Die Übersetzung von Marcel Häußer ist absolut sattelfest, ebenso wie das Lektorat.

Fazit:
Ein im wahrsten Sinn des Wortes düsterer Horror-Roman von enormem Tempo. Im Gegensatz zu vielen anderen Romanen des Autors hätte man sich ein wenig mehr Umfang gewünscht, denn die Story ist hart, brutal, schnörkellos und äußerst spannend umgesetzt worden. Ein echter Laymon, bei dem man bedenkenlos zugreifen kann.

Copyright © 2013 by Florian Hilleberg

 

Richard Laymon
Die Familie
Midnight’s Lair, USA 1988
Heyne Verlag, München
März 2013
Horror, Taschenbuch
352 Seiten, 9,99 Euro
ISBN: 9783453676251
Aus dem Amerikanischen
von Marcel Häußler

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