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Grippe

Irland: Eine Grippe-Pandemie hat einen Großteil der Bevölkerung dahingerafft. Doch die Toten sind wieder auferstanden, hungrig nach dem Fleisch der Lebenden. Die Infrastruktur ist komplett zum Erliegen gekommen, die Regierung ist zerfallen. Nur ein paar militärische Stützpunkte haben die Hierarchie und Befehlskette eingehalten. Unter anderem auch in Portadown, einer Stadt dreißig Meilen südlich von Belfast. Der Kommandant der Militärbasis ist ebenfalls an der Grippe erkrankt, sodass Major Connor Jackson ihn ablösen soll. Auch ein gewisser Dr. Gallagher ist anwesend, der das Zombie-Phänomen zu untersuchen beabsichtigt. Und dazu ist ihm jedes Mittel recht, wie Major Jackson bald feststellen muss.
Währenddessen versucht eine junge Frau namens Geri in den Straßen von Belfast zu überleben, ohne den Zombie-Horden in die Arme zu laufen. Dabei trifft sie auf McFall, einen Mann, der sich zusammen mit seinem Kumpel Lark in einem verlassenen Einfamilienhaus eingenistet hat. Wenig später stoßen die beiden Polizisten George und Norman zu der ungleichen Gruppe, die sich nicht nur gegen die ewig hungrigen Leichen zur Wehr setzen muss, sondern auch gegen die wachsende Nervenanspannung und Gereiztheit einzelner Mitglieder innerhalb dieser Zweckgemeinschaft. In einem Hochhaus indes warten eine junge Frau namens Karen Wilson und der ältere Patrick auf ein Ende der Apokalypse. Die Einsamkeit und Eintönigkeit ihres Daseins zermürbt die beiden Menschen zusehends. Und Rettung ist nicht in Sicht. Erst als die Schicksale der Überlebenden sich kreuzen, scheint Hoffnung zu bestehen, doch die Zombies sind mittlerweile überall …

Auch der Voodoo-Press-Verlag hat es sich nicht nehmen lassen einen Zombie-Roman ins Rennen zu schicken und somit auf die anhaltende Welle mit aufzuspringen. Die kannibalischen Untoten erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit, selbst wenn die Storys nur wenig Neues zu bieten haben und sich das Setting zu wiederholen droht. Wayne Simmons indes hat sich dazu entschlossen die Handlung seines Romans nach Nordirland zu verlegen und sich im Übrigen bei den Klassikern des Subgenres bedient, um das Geschehen mit (untotem) Leben zu füllen. So erinnern die Szenen in der Militärbasis mit dem sinistren Dr. Gallagher frappant an George A. Romeros Day of the Dead und die Grippe gemahnt an David Moodys Herbst-Bände, bis hin zu dem Kind, das immun zu sein scheint und Rettung verspricht (siehe 28 Weeks Later). Der Leser muss insgesamt drei Handlungsstränge verfolgen: Major Connor Jackson, die Gruppe um Geri sowie Karen Wilson und Patrick. Letzterer ist als ehemaliger IRA-Terrorist den staatlichen Exekutiv-Organen alles andere als wohlgesonnen, was im Verlauf der Handlung zu prekären Situationen führt. Tatsächlich ist die Charakterisierung der einzelnen Personen die größte Stärke des Romans. Die Zombies gehören zu den langsam dahintorkelnden Untoten, was besonders die Romero-Anhänger freuen dürfte. Die Angriffe der Zombies sind brutal und blutig, ohne wirklich anstößig zu sein. Immerhin gehört es zum guten Ton eines jeden Zombie-Romans, dass auch derbe Splatter-Szenen darin vorkommen. Obwohl einige Handlungsstränge endgültig abgeschlossen werden, bleibt das Ende offen, sodass man unweigerlich Lust auf die Fortsetzung bekommt.
Wirklich ärgerlich ist nur die Fülle an Druckfehlern, die bei einem Buch dieser Preisklasse nicht vorkommen sollten. Teilweise fehlen einzelne Wörter, teilweise werden sie auch einfach verunglimpft: »… als täten sie gerade etwas Unerlaubtes« oder »die unverschleiert gleißende Sonne …«

Das Covermotiv des Romans stammt von iStockphoto.com, einer Datenbank für Grafiken und Fotos, bei der sich mittlerweile viele Verlage bedienen. Für den vorliegenden Roman wurde ein sehr stimmiges Motiv gefunden, dessen Farbgebung dem Antlitz einen leichenhaften Anstrich verleiht. Papierqualität und Verarbeitung des Taschenbuchs sind von hoher Qualität und als Szenentrenner fanden kleine Zombie-Silhouetten Verwendung. Eine sehr liebevolle Gestaltung für einen Zombie-Roman.

Fazit:
Obwohl Grippe nicht viel Neues zum Subgenre beitragen kann, ist Wayne Simmons Buch ein stimmiger und spannender Zombie-Roman mit interessanten Charakteren und einem offenen Ende, das auf eine baldige Fortsetzung hoffen lässt.

Copyright © 2013 by Florian Hilleberg

 

Wayne Simmons
Grippe
Flu, England, April 2010
Voodoo Press, Traiskirchen
Dezember 2011
Taschenbuch, Horror
278 Seiten, 13,95 €
ISBN: 9783902802309
Aus dem Amerikanischen
von Andreas Schiffmann
Titelillustration von
iStockphoto.com

www.voodoo-press.com