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Der Welt-Detektiv Band 6

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2012

In Indien macht 2009 der Astrophysiker Dr. Tsurutani seinen Freund und Kollegen Adrian Helmsley auf die stärksten Sonneneruptionen seit Menschengedenken aufmerksam. Die von der Sonne kommenden Neutrinos würden mutieren (!) und den Erdkern erhitzen, indem sie sich wie Mikrowellen verhalten.
Der amerikanische Präsident Wilson wird von diesem Phänomen in Kenntnis gesetzt.
2010 findet in British Columbia eine Konferenz der Regierungsoberhäupter der Welt statt, unter Leitung der Amerikaner, in der Wilson erste Informationen zum bevorstehenden Weltuntergang preisgibt und ein geheimer Katastrophenplan entwickelt wird.
2011 erlebt man, wie reiche Finanziers akquiriert und Kunstschätze, z. B. die des Pariser Louvre, ausgetauscht und in Sicherheit gebracht werden.
2012 ereignet sich ein Massenselbstmord in einer historischen Maya-Stadt, denn die Maya hätten einst prophezeit, dass am 21.12. 2012 die Welt untergehe.
In Kalifornien kommt es zu ersten Erdbeben.

Schriftsteller und Chauffeur Jackson Curtis, der von seiner Frau getrennt lebt, fährt mit seinen beiden Kindern zum Campen in den Yellowstone Nationalpark, ignoriert eine Sperrzone, wird von Regierungstruppen festgenommen und wieder freigelassen und trifft auf den Verschwörungstheoretiker und Piratensender-Betreiber Charlie Frost, der ebenfalls den Weltuntergang prophezeit.
Und tatsächlich, die Erdkruste wird instabil und Präsidentenberater Helmsley muss zugeben, dass seine Berechnungen nicht korrekt waren und weniger Zeit bis zum unausweichlichen Ende verbleibt als ursprünglich angenommen.

Mit der Zerstörung Kaliforniens beginnt schließlich für die Familie Curtis und Kates neuen Lebensgefährten Gordon die halsbrecherische Flucht vor Tod und Vernichtung.
Katastrophe reiht sich an Katastrophe. Der Yellowstone wird zu einem gigantischen Vulkan, Hawaii versinkt im Meer, die japanische Küste wird unterspült, Tsunamis entstehen von einer Größe, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat, die Kontinente verschieben sich.

In diesem Untergangsszenario kämpfen sich Jackson und Familie, nebst Anhang, bis nach China durch. Dabei kommt ihnen nicht nur die Kontinentaldrift entgegen, sondern auch der Zufall in Person des russischen Milliardärs Karpov.
Dort, in China, wartet eine Flotte von High Tech-Archen auf die Reichen und Privilegierten, die das Überleben der Menschheit sichern sollen.

Nach Stargate (1994), Independence Day (1996), Godzilla (1998), The Day After Tomorrow (2004) und 10.000 B.C. (2008) hat Regisseur, Autor und Produzent Roland Emmerich mit 2012 erneut einen Blockbuster gedreht, der ein Vielfaches der 200 Millionen Dollar teuren Produktion an den Kinokassen wieder eingespielt hat.
2012 ist ein Katastrophenfilm par excellence, der es aber mit den Gesetzen der Physik nicht allzu genau nimmt und den man keinesfalls unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten näher betrachten sollte.
Lässt man sich jedoch auf diese filmische Tour de Force der Zerstörung ein, bekommt man spannendes Popcorn-Kino vom Feinsten geboten, welches nicht mit Effekten geizt.
Nach ziemlich genau 46 Minuten beginnt die wilde Hatz zu Lande und in der Luft, die dem Zuschauer wie auch den Hauptfiguren keine Atempause lässt.
Gerade Jackson entwickelt sich zum Übermenschen, der dem Tod mehr als einmal von der Schippe springt. Dies ist zwar nicht unbedingt glaubwürdig, aber darum geht es in diesem Actioner auch nicht. In einem Film, der sogar die Polverschiebungs-Theorien eines Charles Hapgood (1904-1982), Geograf und Atlantologe (!), bemüht, ist schier alles möglich. Auch, dass selbstverständlich die Amerikaner mal wieder die Führung übernehmen und den anderen Nationen kaum mehr als eine Statistenrolle zukommt.
Die Erwähnung des Maya-Kalenders folgt nur einem aktuellen Trend, wird aber nicht weiterverfolgt.

Emmerich versteht sein Handwerk und vergisst auch während der größten Destruktion nicht, emotionale Aspekte einzubauen wie z. B. das letzte Telefonat von Vater und Sohn Helmsley oder das Opfer Präsident Wilsons. Für humoristische Szenen ist ebenfalls gesorgt, ob in der Person Frosts oder durch Pseudo-Cameos wie die Auftritte der britischen Queen oder Gouverneur Schwarzeneggers.
Und eine Prise Gesellschaftskritik darf natürlich auch nicht fehlen, werden doch die Arbeiter, die die Archen in Rekordzeit erbaut haben, wie einst die ägyptischen Sklaven beim Pyramidenbau, dem großen Ziel geopfert. Ein Ziel, das im Überleben einiger Weniger, einer selbst ernannten Elite, besteht, die sich entweder allein durch ihre Machtposition oder ihren Reichtum für ein Ticket in die neue Welt qualifiziert haben.
Der Großteil der Menschheit hingegen geht mit der Erde unter, bleibt gesichtslos und wird bis zum bitteren Ende im Unklaren gelassen.
Schön sarkastisch wird es hingegen, wenn der Petersdom die versammelten Gläubigen erschlägt.
Bei 2012 wird nicht gekleckert, sondern geklotzt, wozu nicht nur der Effekte-Overkill beiträgt, sondern auch der opulente Sound, der die Katastrophe quasi fühlbar macht.
Die Story ist natürlich vorhersehbar und verläuft sehr geradlinig, wie die Handlungszusammenfassung zeigt. Hier wird, fast wie bei einer Checklist, Punkt für Punkt abgearbeitet, von der ersten Kamerafahrt in die Sonnenkorona bis zur biblisch gereinigten Erde.
Bleiben noch die Schauspieler: John Cusack, egal ob z. B. in Zimmer 1408 oder eben hier, bleibt für mich ein farbloser und ausdrucksarmer Darsteller, egal welche Gefahr ihm widerfährt. Burics Karpov ist total überzeichnet und lässt kein Klischee aus, was aber sicher von der Regie so gewollt ist. Thomas McCarthy ist leider schon aufgrund seiner Rolle, in der er sich vom spießigen Schönheitschirurgen zum Risikopiloten entwickeln muss, unglaubwürdig und sein Filmtod letztendlich unnötig. Aber schließlich muss zumindest die heile Familienwelt wiederhergestellt werden. Der restliche Cast, wie Glover und Platt, macht seine Sache ordentlich und professionell. Herausstechen tut einzig Woody Harrelson mit seiner Figur des paranoiden und abgedrehten Charlie Frost.

2012 ist ein gelungener Katastrophenfilm, der sein Ziel, spannende und familientaugliche Unterhaltung zu bieten und dabei noch wirtschaftlich erfolgreich zu sein, definitiv erreicht hat. Tiefgang oder wissenschaftliche Genauigkeit sollte man hier jedoch nicht erwarten.

Angaben zum Film:

Regie: Roland Emmerich
Drehbuch: Roland Emmerich, Harald Kloser
Musik: Harald Kloser, Thomas Wander
Kamera: Dean Semler

Darsteller: John Cusack (Jackson Curtis), Chiwetel Ejiofor (Adrian Helmsley), Amanda Peet (Kate Curtis), Thomas McCarthy (Gordon Silberman), Oliver Platt (Carl Anheuser), Thandie Newton (Laura Wilson), Danny Glover (Präsident Wilson), Woody Harrelson (Charlie Frost), Zlatko Buric (Yuri Karpov), Beatrice Rosen (Tamara), Jimi Mistry (Satnam Tsurutani)
USA 2009
Deutscher Kinostart: 12.11.2009
DVD-Veröffentlichung: 25.03.2010
Laufzeit: 151 Minuten
FSK: 12
Genre: Katastrophenfilm

Copyright © 2012 by Stefan Bellack