Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges 16
Max Klose
Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges
Mit zahlreichen Abbildungen aus dem Riesengebirge
Verlag von Brieger & Gilbers. Schweidnitz (Świdnica). 1887.
Überarbeitete Fassung
III. Greiffenstein und Liebenthal
14. Der Bierborn
In dem Bad Flinsberg befindet sich ein Brunnen, der schon seit 1559 bekannt ist und der Oberbrunnen genannt wird. Das Wasser desselben soll von den Entdeckern für ein Gebräu gehalten und der Brunnen deshalb lange Zeit der Bierborn geheißen worden sein.
15. Meffersdorf
Nordöstlich von Flinsberg liegt das Dorf Meffersdorf, welches ehedem ein Wallfahrtsort gewesen sein und Maifahrtsdorf (Wallfahrt im Mai) geheißen haben soll.
Eine andere Sage berichtet, dass sich am Beginn des 14. Jahrhunderts dort der erste Anbauer niedergelassen habe. Derselbe hieß Meffers und nach ihm der Ort Meffersdorf.
16. Der alte General
In Meffersdorf soll einst ein alter General gelebt haben, welcher in den Schwedenkriegen seine Soldaten allerorts scheußliche Grausamkeiten verüben ließ. Zur Strafe für seine unzähligen Sünden findet derselbe im Grab keine Ruhe und schreckt durch sein Erscheinen in der Schwarzen Allee die von dem Dominium nach Scheibe führt, den friedlichen Wanderer.
Als er gestorben war, hatte er von einer Dachluke des alten Schlosses seinem Sarg nachgesehen und sich später in verschiedener Gestalt gezeigt. Teuflisch sah er aus, wenn er in blitzblankem Harnisch, aber ohne Kopf, durch die schwarze Allee sprengte. Auch in reichvergoldeter, roter Uniform zeigte er sich dort.
Oft schlich auf der verrufenen Straße auch eine große Mönchsgestalt umher, die schauderhaft anzusehen war; denn der Gestalt fehlte der Kopf und man gewahrte denselben unter ihrem rechten Arme Ein großer schwarzer Pudel mit glühenden Augen, der sich zeitweise zeigte, vollendet den unheimlichen Geisterspuck, der ebenfalls dem Alten General zugeschrieben wird.
Nach einer anderen Auslegung soll die Sage nicht in dem Dreißigjährigen Krieg, sondern schon nach der Mongolenschlacht auf der Wahlstatt entstanden sein.
17. Der Trauersteg
Von Meffersdorf führt der Weißbacher Weg über die Grenze und wird auf böhmischer Seite der Trauersteg genannt. Derselbe soll davon seinen Namen erhalten haben, weil viele Flüchtlinge aus Böhmen (1621 und 1653) über denselben kamen, die dort ihre liegende Habe zurückgelassen hatten.
18. Wigandsthal
Südlich stößt an Meffersdorf der Marktflecken Wigandsthal an. Derselbe ist von böhmischen Flüchtlingen in der Mitte des 17. Jahrhunderts gegründet worden und soll das Städtel geheißen, nach einem Herrn Wigand von Gersdors, aber 1679 Wigandsthal benannt worden sein.
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