Adventskalender 2024 – 4. Türchen
Es war einmal ein redlicher Bauersmann, der lebte mit seiner Frau so einträchtig und gottgefällig, dass er allen Nachbarn ein Muster und eine Freude war. Aber dem Teufel war es ein Herzeleid; vergebens versuchte er seine Künste, die Liebe und Treue der beiden glücklichen Eheleute zu Fall zu bringen. Als er einst mürrisch darüber am Wege saß, fragte ihn im Vorübergehen ein altes Weib, warum er denn so ingrimmig aussehe.
Da sagte er: »Ach, Ihr könnt mir doch nicht helfen.«
»Wer weiß?«, meinte sie, »bei mir ist guter Rat noch nie teuer gewesen.«
Da klagte er ihr sein Leid, wie er die zwei Eheleute nicht auseinander zu bringen wüsste. Als sie das hörte, schalt ihn das böse Weib, dass er ein so dummer und unbeholfener Teufel sei. Für einen guten Lohn, sagte sie, wollte sie es schon zustande bringen, dass sein Wunsch sich erfülle.
Da versprach ihr der Teufel ein Paar neue Schuhe dafür.
Als sie nun handelseins waren, ging das böse Weib alsbald zu der guten Frau hin und sagte ihr mit traurigem Gesicht und als eine teilnehmende Freundin, ihr Mann übe große Untreue an ihr, indem er sich heimlich mit anderen Weibern einlasse.
Aber das wollte ihr die gute Frau durchaus nicht glauben, ob ihr jene gleich Leib und Gut für die Wahrheit ihrer Aussage verpfändete.
Da sprach das böse Weib zu ihr: »So folgt wenigstens meinem Rat, und wenn es nichts nützt, so kann es doch nicht schaden. Heute Nacht, wenn Euer Mann bei Euch eingeschlafen ist, schneidet ihm eine Locke aus seinem Bar. Dann dürft Ihr darauf zählen, dass er jedes andere Weib hassen und Euch allein getreu bleiben wird.«
Das versprach ihr die gute Frau zu tun und dankte der Alten für ihren Rat.
Die böse Hexe eilte nun zu dem Mann, der auf dem Feld hinter dem Pflug ging. »Euch wundert vielleicht«, hob sie an, »dass ich Euch hier aufsuche; aber Euch droht große Gefahr von eurem Weib, und Ihr seid mir ein lieber Mann: Darum will ich Euch gewarnt haben.«
Der Mann wollte ihr mit Schlägen danken, dass sie seine Frau so verleumde; aber die Alte fuhr fort: »Ich hörte sie ihrem Buhler geloben, Euch heute Nacht im Schlaf den Hals abzuschneiden. Darum hütet Euch wohl, nicht in Schlaf zu fallen, sondern haltet Euch wach und macht sie glauben, dass ihr schlaft; dann mögt Ihr sehen, ob ich die Wahrheit rede.«
Der betrogene Mann, ob er gleich dem bösen Weib nicht glauben wollte, tat dennoch, wie ihm geraten war und als die gute Frau meinte, dass er schliefe, kam sie mit einem blanken Schermesser und begann ihm den Bart zu schneiden.
Da fuhr der Mann mit wütendem Ingrimm auf und schlug sein gutes Weib so lange, bis sie tot zu Boden stürzte.
In demselben Augenblick trat aber der Teufel zu dem bösen Weib und reichte ihr über den Bach an einem langen Stecken die versprochenen Schuhe und sprach: »Du kluge Frau, hier hast du deinen Lohn: Nimm die Schuhe von dem Stecken, denn ich getraue mich nicht, dir zu nahen und lasse dir die Meisterschaft.«