Bunte Bücher – Sankt Urbans Krug
Hermann Kunz
Sankt Urbans Krug
Ein Schwank aus dem Vagantenleben des 16. Jahrhunderts
Enßlin & Leiblins Verlagsbuchhandlung. Reutlingen
An einem heißen Spätsommernachmittag wanderten drei Wandergesellen durch das Höllental, dessen enge Schlucht zwischen senkrechten Felswänden am rauschenden Wasser kühl zu durchwandern war. Sie brauchten die Kühle im tiefen Talgrund unter dem grauen Gestein und den überhängenden Tannenwäldern, denn sie waren alle seltsam beladen. Der Vorderste, weißköpfig, wie man es sonst nur bei den Kindern sieht, ehe ihnen die Haare im Erwachsen dunkler werden, dazu über seine Jahre beleibt und reichlichen Schweiß vergießend, trug einen gebratenen Hammelschlegel, abwechselnd bald gesenkt, bald wie einen Spieß über die Schulter gelegt. Der Zweite, schwarzhaarig und mit klugen, dunklen Augen um sich her blinzelnd, folgte mit einer großen Flasche Wein, die er mit frischem Moos umwunden hatte. Sie hatten die Wegzehrung aus einer einsamen, mit Mannsvolk just schlecht verwahrten Schenke, wo sie weidlich gezecht, halb mit guten, halb mit bösen Worten fortgetragen und ein paar Plapparte dafür hingeworfen, deren Geprägevermutlich für die Wirtschaft die Aufforderung enthielt, sotane Münze dem nächsten armen Teufel von einem Gast, der nicht so gewaltig vor dem Herrn auftreten konnte, beim Herausgeben anzuhängen.
Der Dritte, ein kleiner, etwas krumm gebauter Mensch mit zwei Augen, trug das Brot, das zu Wein und Fleisch gehörte, aber auch noch eine andere Last, die nur in so wenig zarter Zeit und Gesellschaft menschlichen Blicken begegnen konnte. Die beiden, die sich zufällig im Wirtshaus begegnet waren und sich gegenseitig zu Kunden gemacht hatten, waren auf einen seltsamen Wein zu dem dritten Genossen gekommen. Als sie von dort mit ihrer Beute aufbrachen, führte sie der Weg bald an einem Galgen vorbei, der nicht weit von der Straße auf einer Anhöhe stand. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn man nicht von Meile zu Meile einen gefunden hätte, und ein noch größeres, wenn er leer gewesen wäre …
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