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Nick Carter – Band 12- Eine gestörte Hochzeit – Kapitel 3

Nick Carter
Amerikas größter Detektiv
Eine gestörte Hochzeit
Ein Detektivroman

Ellisons Vergangenheit

Nick und seine Gehilfen unternahmen den Transport der Juwelen von dem Zimmer zu den von Herrn Sanborn bezeichneten Schränken.

Nachdem dies geschehen war, sagte Nick zu dem Millionär: »Meiner Schätzung nach beträgt der Wert dieser Sachen eine Million. Ihre Sicherheitskassen sind nicht ausreichend für so viele Schätze. Lassen Sie mich Maßnahmen treffen, sie noch besser unterzubringen.«

Damit verließ Nick mit Chick, Patsy und Ida das Haus, entschlossen, diesen geheimnisvollen Fall aufzuklären, wie er ihm schwieriger seit langer Zeit nicht begegnet war.

Nick und seine Gehilfen waren zu des großen Detektivs Wohnung zurückgekehrt, die nicht weit vom Haus Sanborns gelegen war.

Hier berieten sie nun über ihre neueste Arbeit und fanden gleich etwas, was ihnen zu denken gab. Nick sagte: »Wir können nicht eher beginnen, bis wir etwas über das Vorleben Ellisons wissen.«

Er ging rastlos, wie es seine Gewohnheit war, im Zimmer auf und ab, blieb plötzlich vor dem Tisch stehen und meinte: »Sein Gesicht verfolgt mich fortwährend. Ich habe es irgendwo schon gesehen, doch wo, weiß ich augenblicklich nicht. Aber es steht in Verbindung mit London, und nicht nur mit London, sondern sogar mit dem Restaurant Criterion, aber es ist alles so unklar, dass ich nichts Bestimmtes feststellen kann.«

»Ja, ja«, fiel Chick ein, »Ellison ist Engländer, und das Criterion ist eines der Restaurants, wo sich die jungen Leute treffen und die Nacht zuzubringen pflegen.«

»Ja«, erwiderte Nick. »Ich bin lange Zeit dort gewesen, dort fand ich Sommervile, den großen Banknotenfälscher, der sich dorthin geflüchtet hatte.«

Die Unterhaltung wurde nun durch die Ankunft des jungen Sanborn unterbrochen, welcher Nick mitteilte, dass seine Cousine, obwohl sie sehr schwach sei, ihn zu sprechen wünsche.

»Mister Carter«, setzte er hinzu, »die Heirat meiner Cousine mit Ellison war eine Liebesheirat, auf der Seite Elsies auf jeden Fall.«

»Wenn ich Sie recht verstanden habe«, entgegnete Nick, »war das vonseiten Ellisons nicht der Fall?«

»Das wollte ich nicht sagen. Ich habe immer gemerkt, dass Ellison sehr aufmerksam gegen Elsie war, seit er sie das erste Mal sah. Er ist der echte Typus eines Engländers, einer von der Sorte, die sich für nichts begeistern können. Wenn ihm zu Füßen eine Bombe explodierte, hätte er sich umgesehen, wo sie hergekommen wäre.«

»Billigten die Eltern von Anfang an den Verkehr der jungen Leute?«, fragte Nick.

»Frau Sanborn hat ihn immer gefördert, aber mein Onkel war dagegen«, meinte der junge Mann. »Sein Bedenken war immer, dass dieser ein Engländer war, und wenn auch nicht selbst ein Adliger, so doch sehr eng befreundet mit solchen, die in diesen Kreisen verkehrten. In der Tat«, fuhr er fort, »Ellison würde bald zu Namen und Vermögen gelangen. Dass er ein Mann von nur geringer Ehrenhaftigkeit war, darauf legte Onkel nicht so viel Gewicht wie auf die Tatsache, dass Elsie nach England ziehen würde, in ein Leben, welches sie nicht gewohnt ist.«

Er lachte spöttisch und sprach weiter. »Aber alle diese Bedenken waren nicht ernst, denn Onkel hat Elsie nie etwas versagt, und sie wünschte nun einmal die Heirat mit Ellison.«

»Wenn Frau Ellison mich sprechen will«, sagte Nick, »so werde ich natürlich kommen, aber bevor ich gehe, möchte ich Sie etwas fragen, was für meine Nachforschungen erforderlich ist.«

»Ich werde alles beantworten, was Sie mich fragen«, entgegnete der junge Sanborn.

»Zuerst, was wissen Sie sonst noch über Ellison?«

Sanborn erwiderte achselzuckend: »Ich weiß sehr viel über ihn, und doch weiß ich nicht viel. Ich begegnete ihm zuerst vor vier Jahren in London. Wir waren von einem jungen Engländer eingeladen worden, welcher eine Zeitlang hier zugebracht hatte und den ich sehr gut kannte. Ellison führte mich in London herum und zeigte mir alle Sehenswürdigkeiten. Er reiste mit mir nach Paris, und auf dem Rückweg nahm er mich mit in das Schloss seines Verwandten, des Grafen von Kerleigh. Sie sehen, es liegt kein Geheimnis in seiner Vergangenheit. Er ist einer von denen, die immer kühl und ruhig sind, so dass man nie weiß, woran man eigentlich ist.«

»Wann sahen Sie ihn wieder?«, unterbrach ihn der große Detektiv.

»Vor zwei Jahren«, antwortete prompt der junge Sanborn. »Er passierte mit einer Jagdgesellschaft New York, und da er mir geschrieben hatte, dass er mit einigen Bekannten käme, die ich alle kenne, machte ich meinen Einfluss bei meinem Onkel geltend, sie gut aufzunehmen. Als sie anlangten, nahmen sie mich mit auf die Jagd.

Nach New York zurückgekehrt, gab ich mir die größte Mühe, sie gut zu unterhalten, und da war es, als Ellison mit Elsie zusammentraf. Als die Gesellschaft wieder nach England aufbrechen wollte, blieb Ellison, und seitdem ist er nie zurückgekehrt.«

»Wodurch bestritt er seinen Lebensunterhalt?«, fragte der Detektiv interessiert.

»Er lebte von seinen Zinsen«, antwortete der andere.

»War er aufmerksam gegen Fräulein Sanborn?«

»O ja, von Anfang an. Er wollte sie schon im ersten Jahr heiraten, sie schickte ihn aber zu ihrem Vater. Ich sagte Ihnen schon, dass mein Onkel die Verbindung nicht wünschte. Aber er gewährte dem jungen Mann eine Unterredung, in welcher dieser einen besseren Eindruck auf ihn machte als zuvor. Der Onkel bestand darauf, dass die Hochzeit erst nach einem Jahr stattfinden sollte, und so blieb Ellison in New York, bis das Jahr vorüber war.«

»Aus Ihrer Erzählung finde ich nicht viel, was mir einen Anhaltspunkt geben könnte«, meinte Nick nachdenklich. »Noch eine Frage möchte ich an Sie richten, der Sie nicht ausweichen dürfen, in Rücksicht auf Ihre Cousine oder aus Freundschaft für Ellison. Wissen Sie irgendetwas Unkorrektes oder Geheimnisvolles aus dem Leben Ellisons?«

»Mr. Carter«, sagte Sanborn, »ich habe mich selbst schon an die zwanzig Mal danach gefragt, und ich habe keine andere Antwort gefunden, als dass sein Leben mir gegenüber ein aufgeschlagenes Buch bildete.« Nachdenklich senkte er den Kopf und fuhr fort: »Ich sehe, wohin Sie durch Ihre Fragen zielen. Es ist mir ernst um das, was ich sage. Wenn ich klarere Gedanken gefasst habe, und ich besinne mich auf etwas, was mir jetzt nicht eingefallen ist, werde ich sofort kommen und es Ihnen mitteilen.«

»Gut«, sagte Nick. »Da der Gegenstand für heute erledigt zu sein scheint, will ich mit Ihnen zu Frau Ellison gehen.«

Er trug seinen Gehilfen auf, auf seine Rückkehr zu warten, und begab sich mit Sanborn zum Haus des Millionärs.

Dort angekommen, wurde der Detektiv sofort zu Mrs. Ellison geführt, die schon mehrere Male nach ihm gefragt hatte.

Die junge Frau kam ihm entgegen, als er ihr Zimmer betrat, und sagte unter verhaltenem Schluchzen: »Mein lieber Herr Carter, ich möchte Ihnen mitteilen, dass ich nicht an der Treue meines Mannes zweifle. Glauben Sie nicht, dass er ein schlechter Mensch ist. Er hat es nicht in der Absicht getan, mich zu verlassen. Ich weiß, dass er mich liebt, so sehr, wie ich ihn liebe. Nun, da ich Sie gesehen habe, kann ich hoffen, dass Sie alles tun werden, was getan werden kann.«

Die junge Dame hatte sich in eine derartige Erregung hineingesprochen, dass sie nach Beendigung ihrer Worte in Ohnmacht fiel und Nick schleunigst nach dem Kammermädchen klingelte.

Sobald Mrs. Ellison wieder zu sich gekommen war, nahm der Detektiv von ihr Abschied und begab sich zu den unteren Räumen, um eine eingehende Unterredung mit dem alten Mr. Sanborn zu pflegen.