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Nick Carter – Eine sensationelle Gerichtsverhandlung – Kapitel 7

Nick Carter
Amerikas größter Detektiv
Eine sensationelle Gerichtsverhandlung
Ein Detektivroman

Eine sensationelle Wendung

Alle Anwesenden schauten gespannt auf den Detektiv. Aus einer Ecke des Saales, wo er bisher unbeachtet gelehnt hatte, kam Henry Alden, welcher leichenblass im Gesicht geworden war, zum Vorschein.

Doch auch zwei Frauen verließen ihre Sitze im Zuhörerraum und traten näher an die Richterbank heran; es war Mary Alden, begleitet von Nick Carters Cousine Ida.

Als endlich mühsam die Ruhe wiederhergestellt war, begann der Anwalt der beklagten Partei mit leiser, vor Erregung zitternder Stimme unter dem atemlosen Schweigen der Versammlung: »Mr. Carter, Sie behaupten, dass, als in der kritischen Nacht Mr. Alden von seinem Laden aus in einem Cab fortfuhr, ein anderer Mann auf dem Bürgersteig stehenblieb?«

»Gewiss.«

»Und Sie behaupten ferner, dass dieser Mann noch nicht da war, bevor das Cab ankam?«

»Nein, der Mann stand noch nicht da.«

»Und Sie behaupten, dass der Mann zugleich mit dem Cab und in diesem gefahren kam?«

»Jawohl, er saß im Cab und verließ dieses, als der Wagen vor dem Alden’schen Laden hielt.«

»Ist es nicht möglich, dass der Mann von irgendeinem anderen Ort aus als dem Wageninneren den Platz auf dem Bürgersteig erreichen konnte?«, forschte der Gegenanwalt.

»Ich bin gewiss, dass dies völlig ausgeschlossen war«, betonte der Detektiv.

»Und Sie sagen unter Eid, dass dieser Mann Brooks heißt?«

»Jawohl. Peter Brooks, und Smiler Brooks genannt.«

»Sie behaupten, dieser Mann Brooks ist ein gewerbsmäßiger Brandstifter?«

Der Detektiv nickte.

»Das wissen Sie genau?«

»Es steht aktenmäßig fest«, entgegnete Nick Carter ruhig. »Er wurde wegen vorsätzlicher Brandstiftung verurteilt und ist dafür im Zuchthaus eingesperrt gewesen.«

»Der Kutscher des Cabs ist gleichfalls ein alter Sträfling und ein berüchtigter Brandstifter namens Doxey Hart?«, fuhr der Anwalt in seiner Befragung fort.

»Er ist einer der berüchtigtsten Brandstifter von ganz New York!«

»Ihrer Ansicht nach lagen der gleichzeitigen Anwesenheit dieser beiden notorischen Brandstifter verbrecherische Beweggründe zugrunde?«

»Daran ist umso weniger zu zweifeln, als beide derselben berüchtigten Verbrecherbande, bekannt unter dem Namen Black Hanks Cubs, angehören.«

Eben wollte Martin sich erregt einmischen, doch der Richter verwies ihn scharf zur Ruhe.

»Nun, Mr. Carter«, fuhr der Gegenanwalt fort, »Sie sagen, als Doxey Hart mit dem Cab angefahren kam, stieg er von dem Kutschersitz hinunter, begab sich an die halb offene Ladentür und rief durch diese nach dem im hinteren Teil des Ladens gelegenen Kontor? Dann bestieg er den Bock wieder?«

»Jawohl.«

»Sie sahen dann Mr. Alden aus der Ladentür kommen?«

»Ich sagte schon unter Eid aus, dass ich aus dem Laden einen Mann treten sah, den ich für Mr. Alden hielt«, entgegnete der Detektiv unverzüglich.

»Sahen Sie, wie er die Schlüssel ins Türschloss steckte?«

»Ich weiß, dass er dies nicht getan hat.«

»So sahen Sie ihn die Schlüssel an einen Dritten geben?«

»Nein, das sah ich nicht«, erklärte Nick unter dem Erstaunen der Versammlung.

»Aber Sie sagten doch unter Eid aus, Mr. Alden habe die Schlüssel an Brooks gegeben?«

»Gewiss, denn Smiler Brooks selbst sagte mir, dass er die Schlüssel von Mr. Alden erhielt.«

»Aber ich bitte Sie, Mr. Carter!«, rief der Anwalt befremdet. »Sie behaupten unter Eid, Smiler Brooks habe Ihnen ein derartiges Geständnis abgelegt?«

»Nicht mir selbst. Wenigstens erkannte er mich in meiner Verkleidung nicht, sondern hielt mich für den obersten Leiter der Black Hank Bande … den ehrenwerten Mr. Pullam.« Der Detektiv lachte kurz auf, als der Anwalt verständnislos mit dem Kopf schüttelte. »Well, zu einer Zeit, wo ich jenen in Mr. Martins Büro wusste, staffierte ich mich als Mr. Pullam aus und suchte in Black Hanks Saloon Brooks auf, der mich richtig für seinen Kumpan hielt und alles ausplauderte.«

Diese Antwort erregte von Neuem die unbeschreiblichste Sensation.

»Was eröffnete Brooks Ihnen sonst noch?«, fragte der Anwalt, als er sich wieder verständlich machen konnte.

»Er sagte mir, dass er sich hinter einer Kellertür verbarg, um in den Laden zu schlüpfen, sobald Mason diesen verlassen haben würde. Als nun Mason der Pinestreet zulief, steckte Brooks den Schlüssel hastig in die Ladentür und schlüpfte ins hintere Kontor, wo er sich unter einem Pult verbarg.«

»Dann wurde er so im Gebäude eingeschlossen?«, betonte der Anwalt.

»Jawohl. Doch, wie er mir sagte, hatte er eine Gelegenheit, durch das Souterrain auf die Straße zu kommen – und diese benutzte er, nachdem er Feuer gelegt hatte.«

»Sagte er Ihnen ausdrücklich, dass er den Brand angestiftet hat?«

»Nicht mit eigenen Worten. Es war selbstverständlich, dass er die Kenntnis hiervon bei mir, als seinem vermeintlichen Freund Pullam, voraussetzte. Ich konnte ihn auch nicht direkt darum fragen, ohne seinen Argwohn hinsichtlich der Person des mit ihm Sprechenden wachzurufen.«

»Ist das alles, was Sie über Brooks’ Anwesenheit in dem Gebäude wissen, nachdem ihn Mason unwissentlich in diesem eingeschlossen hatte?«

»Durchaus nicht«, antwortete der Detektiv. »Ich kann beweisen, dass er eine halbe Stunde vor dem Ausbruch des Feuers aus dem Keller gekrochen ist.«

Ein Flüstern ging durch den Saal. Mr. Alden wollte sich von seinem Stuhl erheben, wurde aber durch Martins Gehilfen fast gewaltsam niedergehalten.

»Mr. Carter«, hob der Gegenanwalt wieder an, »ich setze als bekannt voraus, dass die von mir vertretenen Versicherungsgesellschaften den Einwand der Brandstiftung in der uns hier beschäftigenden Entschädigungsklage erhoben haben.«

»So verstand ich es.«

»Wahrscheinlich wissen Sie auch ferner, dass die Nachforschungen der von mir vertretenen Gesellschaften diese zu der Annahme gebracht haben, das Feuer sei von Herbert Mason, dem früheren Vertrauensclerk von Mr. Henry Alden, dem Kläger in diesem Prozess, gelegt worden?«

»Das weiß ich. Ich weiß auch, dass Mr. Mason unschuldig ist«, erklärte Nick.

»Sie stellen da eine sehr bestimmt gehaltene Behauptung auf!«

»Der einzige Grund, welcher Mr. Herbert Mason verdächtigte, lag in der Annahme, er sei die letzte Person in dem Untergang geweihten Haus gewesen. Da ich nun nachgewiesen habe, dass nach Masons Entfernung sich noch Brooks im Haus aufhielt, muss selbstverständlich der Verdacht von Mason auf den genannten Smiler Brooks übergehen«, erwiderte Nick gelassen.

»Wenn Sie Ihre Behauptung beweisen können, so dürfte allerdings Mr. Masons Unschuld erwiesen sein«, betonte der gegnerische Anwalt.

»Gewiss kann ich es beweisen«, rief der Detektiv mit erhobener Stimme. »Smiler Brooks legte an fünf verschiedenen Stellen Feuer. Er tat noch mehr. Er öffnete den von Mr. Mason pflichtgemäß verschlossenen Kassenschrank wieder und führte dadurch die Vernichtung des gesamten Inhaltes durch die Feuersbrunst herbei.«

»Mit anderen Worten, Mr. Carter«, rief nun der Anwalt lebhaft, »Sie behaupten, dass eine auf Brandstiftung weisende Verschwörung unter verschiedenen Personen bestand?«

»Jawohl, das behaupte ich!«, versetzte der Zeuge mit äußerster Bestimmtheit.

»Wohin begab sich Brooks nach geschehener Brandstiftung?«

»Er traf mit dem von Doxey Hart kutschierten Cab, das dort auf ihn wartete, an der Ecke von Maiden Lane und Williamsstreet zusammen.«

»Und Mr. Alden saß gleichfalls im Cab und erwartete den Mann?«

»Nein, Mr. Alden befand sich nicht im Cab, wohl aber eine Person, welche sich täuschend als Mr. Henry Alden verkleidet hatte!«, rief der Detektiv.

Seine Antwort rief einen neuen Erregungssturm in dem menschenüberfüllten Gerichtssaal hervor. Der Versicherungsanwalt schaute betroffen den Zeugen an.

»Aber Mr. Carter«, versetzte er dann kopfschüttelnd, »Sie sagten unter Eid aus, Sie hätten Mr. Alden im Kontor erblickt, ihn dann auf die Straße treten und das Cab besteigen sehen!«

»Nein, ich bitte um Entschuldigung, das sagte ich nicht unter Eid aus, sondern ich betonte ausdrücklich, dass ich all dies von einem Mann sah, den ich für Mr. Alden hielt!«, entgegnete Nick Carter mit äußerster Gelassenheit.

»Soll das heißen, dass der von Ihnen im Kontor Beobachtete nicht Mr. Alden war?«

»Durchaus nicht. Der Mann, den ich in Gesellschaft von Mr. Mason im Kontor sah, als ich zuerst in dieses hineinblickte, war ganz gewiss der echte Mr. Alden«, betonte Nick.

Martin, der bisher in äußerster Spannung sich vorgebeugt hatte, lehnte sich nun aufatmend zurück und lächelte spöttisch. Doch sein Lächeln sollte schon unter dem niederschmetternden Eindruck der nächsten Minute jäh wieder verschwinden.

»Nun, dann muss doch auch der Mann, welcher den Laden verließ und das Cab bestieg, Mr. Alden gewesen sein!«, rief der Versicherungsanwalt erstaunt.

»Dessen bin ich durchaus nicht sicher«, erwiderte der Detektiv. »Ich stand in einiger Entfernung von der Tür und glaubte auch, dass Mr. Alden der Mann sei. Doch inzwischen zutage geförderte Umstände lassen mich annehmen, dass der in das Cab Einsteigende nicht Mr. Alden, sondern sein Doppelgänger war, der auch an der Ecke von Maiden Lane im Cab saß.«

»Wissen Sie, wer dieser Mann eigentlich ist?«, fragte der Anwalt.

»Jawohl, es ist Jakob Pullam, gewöhnlich Jake von seinen Kumpanen genannt.«

Man sah den Distriktanwalt eifrig Zwiesprache mit dem gegnerischen Advokaten halten; dann kehrte sich dieser wieder zu dem Detektiv.

»Können Sie Ihre erstaunlichen Behauptungen durch Beweise erhärten, Mr. Carter?«, fragte er.

»Bis ins Einzelne«, versetzte Nick Carter scharf. »Auf Bitten seiner Mutter habe ich vom Tage seiner Verhaftung an den Unschuldsbeweis für Mr. Herbert Mason zu erbringen gesucht. Dies ist mir zu meiner Befriedigung gelungen – und zugleich habe ich die für die Überführung der eigentlichen Brandstifter nötigen Beweise gesammelt.«

»So bringen Sie uns diese Beweise, Mr. Carter«, drängte der Anwalt eifrig.

Mit aufgehobenen Händen wendete Martin sich an den Richter.

»Euer Ehren, das gehört nicht zum Prozess … Ich lege Verwahrung ein und …«

»Doch, das gehört sehr wesentlich in den Rahmen dieser Verhandlung!«, unterbrach ihn der Vorsitzende scharf.

»Ich kann nur sagen, was ich weiß und entdeckt habe«, fuhr Nick lächelnd fort. »Mr. Alden befand sich in schlechten Vermögensverhältnissen.«

»Das ist eine Lüge!«, schrie in diesem Moment Martin dazwischen, weiß wie eine Kalkwand.

»Martin hat dies einer meiner Gehilfinnen gegenüber selbst eingeräumt«, fuhr Nick seelenruhig fort, ohne sich im Geringsten durch jene Unterbrechung beeinflussen zu lassen. »Sie ist im Saal und zur eidlichen Zeugenaussage bereit. Pullam, Brooks und Black Hank sagten mir und meinem Vetter Chickering Carter eines Nachts, als wir sie in Black Hanks Saloon aufsuchten – natürlich nicht in unserer wirklichen Gestalt, sondern in der Verkleidung von zwei eben aus dem Zuchthaus entlassenen Mitgliedern der Bande, Mike und Johnny genannt, dass das Geld für die Arbeit der Brandlegung aus den zu erwartenden Versicherungsgeldern bezahlt werden sollte – und zwar habe Mr. Martin für die pünktliche Bezahlung garantiert. Desgleichen auch für die Chick und mir zugewiesene Beschäftigung … Wir sollten nämlich Nick Carter und dessen Gehilfen Chick ermorden«, schloss er unter dem betäubenden Lachen des Auditoriums.

Auf den hintersten Bänken im Raum erscholl ein unterdrückter Schreckenslaut, doch Nick achtete nicht darauf, sondern fuhr fort: »In der Brandnacht verweilte Mr. Alden mit seinem Vertrauensclerk im Kontor und sprach mit ihm eine von Mr. Mason gezogene Bilanz durch. Darüber kann nicht der geringste Zweifel herrschen. Hier nun weist die Beweiskette eine kleine Lücke auf, welche ich jedoch bald schließen zu können hoffe. Tatsache ist jedenfalls, dass entweder Mr. Alden oder der von mir für ihn gehaltene Mann die Schlüssel vom Pult, auf welchem sie den ganzen Abend gelegen hatten, nahm, auf den Anruf des Kutschers Doxey Hart sich entfernte und die Schlüssel an Brooks weitergab, damit dieser in den Laden gelangen konnte, falls es Mr. Mason gelingen sollte, trotzdem das Geschäft zu verschließen. Nun geschah es, dass Brooks in einem unbewachten Moment, als Mason zu der Pinestreetecke lief, in den Laden schlüpfen und sich hinten im Kontor verbergen konnte. Nachdem Mason einen Policeman herbeigerufen und ich die Schlüssel im Türschloss vorgefunden hatte, wohinein sie Brooks zweifellos gesteckt hat, um den Verdacht auf den Buchhalter zu lenken, verschloss Letzterer den Laden. Brooks aber blieb in diesem zurück, legte das Feuer und entkam alsdann durch das Kellerfenster. Für diese Tatsachen kann ich den vollständigen Beweis führen. Meine ferneren Vermutungen, die ich ebenfalls bald zu beweisen imstande zu sein hoffe, sind: Ich glaube, dass unter der Beeinflussung von Anwalt Martin die berüchtigten Black Hanks Cubs, dessen Oberleiter Pullam und Brooks sind, gewonnen wurde, um die Brandstiftung zu besorgen … und zwar war der ganze Plan so ersonnen, dass der Verdacht notwendig an Mr. Herbert Mason haften bleiben musste … Und ich glaube, dass diese Verbrecher von Mr. Henry Alden angeworben worden sind!«

Im selben Moment taumelte auch Mr. Alden von seinem Stuhl auf. Er versuchte, auf die Richterbank zuzueilen, schwankte jedoch und wäre gefallen, wenn nicht die Nächststehenden ihn gehalten und gestützt hätten. Doch schon in der nächsten Sekunde hatte er sich wieder gefasst und schrie nun mit erstickter Stimme: »Ich will sprechen! Lasst mich um Gotteswillen reden … Ich will alles sagen! Ich bin nicht so verworfen, wie man mich hinstellt. Was ich tat, ist schlecht genug … Doch nur das nicht, nur das nicht!«

»Zur Ordnung – zur Ordnung!«, donnerte der Richter mit Stentorstimme.

Flehend streckte Henry Alden die gefalteten Hände zum Richter empor. »Lassen Sie mich reden … Ich ziehe die Klage zurück!«, schrie er. »Ich wusste nichts von seinem Höllenanschlag!«

»Euer Ehren«, wendete sich nun auch der Versicherungsanwalt an den Richter, »mag es auch gegen die Regeln dieses hohen Gerichtshofes verstoßen, so meine ich doch, dass besondere Umstände das Verlangen Mr. Aldens rechtfertigen. Ich bitte, ihm zu gestatten, einige Worte zu reden!«

»Well«, entschied der Richter. »Doch ich mache Mr. Alden darauf aufmerksam, dass jedes Wort von ihm von dem anwesenden Distriktanwalt gehört und gegen ihn an anderem Ort verwendet werden mag. Beschlossen und verkündet: Der Gerichtshof unterbricht die Zeugenvernehmung und hört die Aussage des Klägers an.«

»Ich will nur die Wahrheit sagen!«, stammelte Alden mit leichenblassem Gesicht. »Es ist wahr, ich beauftragte vor mehr als sechs Monaten den Anwalt Martin mit der Ordnung meiner misslichen Vermögensverhältnisse. Wahr ist es auch, dass ich eine große Menge Tabak kaufte und über ihren derzeitigen Marktwert versicherte, aber nur zu einem Preis, den der Markt in wenigen Monaten notieren wird, das wird mir jeder Sachverständige bezeugen. Wahr ist es auch, dass mein Haus mitsamt allen Vorräten abbrannte und dass die Versicherungssumme genügen würde, um mich aus aller Verlegenheit zu retten. Ebenso ist es wahr, dass ich mich vor Ausbruch des Brandes im Kontor mit meinem Clerk Herbert Mason befand und wir die von diesem gefertigte Bilanz durchsprachen. Wahr ist es auch, dass ich nach vollendeter Arbeit fortging, nachdem ich zuvor noch Masons Aufmerksamkeit auf die Schlüssel gelenkt hatte. Wahr ist es auch, dass ein Mann, der in meiner Maske erschien, alsdann nochmals zum Kontor zurückkehrte … Doch das war nicht ich, denn ich begab mich ungesäumt nach Hause. Aber unwahr ist es«, fuhr er unter einem tiefen Atemzug fort, »dass ich jemanden dazu mietete, um Brand zu stiften. Nein, tausendmal nein; ich hatte keine Ahnung von solch teuflischem Vorhaben! George Martin sagte mir, dass nur die Anwendung drastischer Mittel mich vor dem Untergang erretten könnte. Doch er gelobte mir, mich aus allen Schwierigkeiten befreien zu wollen, falls ich ihm unbeschränkte Vollmacht erteilte, ihn nach eigenem Ermessen schalten und walten ließ und ihm auch meinen Beistand zusagte, um einen mir ähnlich sehenden Mann zu finden, der an meiner statt ins Kontor zurückgehen sollte, während ich mich entfernte. Aber es ist unwahr, dass ich wusste, wohinaus die ganze Veranstaltung zielte, denn Martin hatte mir ausdrücklich gesagt, es wäre besser für mich, von alledem nichts zu wissen.

Wahr ist es wiederum, dass ich nach geschehenem Schadenfeuer Argwohn fasste, ihn aber für mich behielt und versuchte, die Versicherungssumme zu erlangen, denn ich hielt mich dazu berechtigt. Gott weiß, dass ich von dem geplanten Verbrechen nichts wusste. Ebenso geschah es auch auf Martins Veranlassung, dass ich Anklage gegen Herbert Mason erhob, obwohl ich ihn im Herzen für schuldlos hielt. Das ist die ganze, bittere Wahrheit!«

Kaum hatte er die letzten Worte hervorgestoßen, als Henry Alden auch schon, von fürchterlicher Aufregung überwältigt, bewusstlos niedersank.

Wiederum herrschte wildes Durcheinander im Gerichtssaal. Doch der den weiten Raum erfüllende Lärm wurde durch die machtvolle Stimme Nick Carters übertönt, der ausrief: »Chick – Patsy … habt Acht auf Eure Leute!«

Wilder Tumult entstand. Man sah Revolver blitzen. Männer kämpften miteinander im offenen Gerichtssaal und wanden sich ringend auf der Diele. Dann aber sah man auch schon Chick, der mit seiner Bärenkraft Brooks und Pullam beim Genick gefasst hielt und die vergeblich sich Sträubenden zum Richtertisch voranstieß. Unmittelbar hinter ihm her kam Patsy, der mit sicherem Griff Doxey Hart gepackt hatte.

Energisch schlug der Richter mit dem silbernen Hammer auf den Tisch und seinen Bemühungen gelang es, schließlich wieder die Ruhe im Gerichtssaal herzustellen.

»In meiner ganzen Praxis ist mir solch ein Fall nicht vorgekommen«, meinte er unwillig. »Die Würde des Gerichtshofes ist in gröbster Weise verletzt worden. Nur der Umstand, dass die Vorgänge selbst außerordentlich waren, die Entwicklung, welcher dieser Fall genommen hatte, auch von niemand vorausgeahnt werden konnte, und schließlich selbst dieser wilde Tumult dazu beigetragen hat, der Gerechtigkeit zu dienen, lässt mich von Ordnungsstrafen absehen. Wir fahren in der Verhandlung fort.«

»Der Fall ist zu Ende, Euer Ehren«, meinte der Versicherungsanwalt. »Habe ich Mr. Alden recht verstanden, so zieht er die aussichtslos gewordene Klage zurück.«

»Das tue ich, Euer Ehren«, brachte Alden, der inzwischen wieder zu sich gekommen war, mit matter Stimme hervor, indem er sich während des Sprechens schwer auf den Arm seiner Tochter stützte. »Ich ziehe die Klage zurück!«

»Dann kann ich die Jury nur anweisen, ein Verdikt für die beklagte Partei einzubringen«, eröffnete der Richter.

»Euer Ehren«, wendete sich Nick Carter nun an den Vorsitzenden. »Darf ich mich in Ihrer Eigenschaft als Polizeirichter an Sie wenden?«

»Gewährt«, erklärte der Richter, der wohl ahnen mochte, was Nick Carter beantragen würde.

»Unter Arrest stehen hier drei von den Männern, welche ich der gemeinschaftlichen Brandstiftung anklage«, hob der Detektiv an. »Der Vierte ist nahebei. Vorläufig beantrage ich Haftbefehle gegen Jakob Pullam, Peter Brooks und einen Mann, der unter dem Namen Doxey Hart bekannt ist.«

»Gewährt mit dem Hinzufügen, dass der Gerichtshof Mr. Nick Carter den Dank des Volkes von New York ausspricht«, erklärte der Richter feierlich, indem er einen warmen Händedruck mit dem Detektiv wechselte.

Sofort wurden die drei Verhafteten unter sicherer Obhut zu den Tombs abgeführt.

Nach kurzer Zwiesprache zwischen dem Distriktanwalt und Nick verlangte Ersterer einen Haftbefehl für George Martin. Dieser wurde gewährt und sofort vollstreckt. Trotz seines wütenden Protestes wurde der entlarvte Linksanwalt ebenfalls den Tombs überwiesen.

Ende

Als Band 8 dieser Serie erscheint:

Arizona-Jack als Detektiv